Klimaschutz: Am Freitag „streiken“ Schüler in 400 deutschen Städten – VBE fordert Regelungen, wie Schulen darauf reagieren sollen

11

BERLIN. In mehr als 2000 Städten weltweit will die Fridays-for-Future-Bewegung am Freitag für mehr Klimaschutz demonstrieren. Manche Unternehmen rufen sogar ihre Mitarbeiter auf, statt zur Arbeit auf die Straße zu gehen. Der VBE fordert unterdessen von der Politik, endlich klare Ansagen zu machen, wie Schulen mit „streikenden“ Schülern umgehen sollen.

Die Vorbereitungen der Schüler zum großen Aktionstag am Freitag laufen. Foto: Shutterstock

Für ihren Aufruf zum globalen Streik für mehr Klimaschutz an diesem Freitag bekommt die Bewegung Fridays for Future breite Unterstützung. Mit dabei sind Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wie Greenpeace und Brot für die Welt, aber auch die Evangelische Kirche, die Gewerkschaft Verdi und der Deutsche Kulturrat. Sie riefen am Montag alle Bürger auf, an den bislang mehr als 400 bundesweit geplanten Demonstrationen teilzunehmen. «Junge und Erwachsene gemeinsam können die Regierung zum Handeln antreiben. Bisher hat die Bundesregierung versagt», erklärten sie.

Verdi ruft Arbeitnehmer zur Beteiligung auf – nicht zum Streik

Verdi-Chef Frank Bsirske rief explizit zur Beteiligung auf, aber nicht zum Streik: «Wenn wir zum Streik aufrufen würden, müssten wir damit rechnen, dass wir in Regress genommen werden als Gewerkschaft von verschiedensten Arbeitgebern.» Er könne sich aber vorstellen, dass sich das irgendwann ändere, sagte Bsirske im Gespräch. «Denn eins ist natürlich auch klar: Wenn ganz, ganz, ganz, ganz viele sich dann während der Arbeitszeit an Aktionen beteiligen, dann wird es den Arbeitgebern sehr, sehr schwer fallen, das mit Sanktionen zu belegen.»

Auch gut 200 Mitgliedsfirmen des ökologisch orientierten Verbands UnternehmensGrün beteiligen sich aktiv an den Protesten. Sie wollen ihre Geschäfte schließen und rufen ihre Mitarbeiter auf, für mehr Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Dazu gehören die GLS Bank mit 500 Beschäftigten und Naturstrom mit 400 Mitarbeitern sowie viele weitere kleine und mittelständische Unternehmen. Aus den Reihen umweltbewusster Unternehmer beteiligt sich auch die Initiative «Entrepreneurs for Future» am Streik. Sie fordert unter anderem einen spürbaren Preisaufschlag auf Öl, Gas und Kohle.

Die Umweltbewegung Extinction Rebellion will am Freitag außerdem strategisch wichtige Punkte in der Hauptstadt Berlin blockieren. Geplant seien friedliche und kreative Aktionen unter dem Motto «Ungehorsam für alle», erklärte die Gruppe. Die Extinction Rebellion – zu Deutsch «Rebellion gegen das Aussterben» – macht seit Ende 2018 immer wieder mit Protestaktionen auf sich aufmerksam.

Anzeige

Für die globale Streikwoche für mehr Klimaschutz, die am Freitag beginnt, haben Aktivisten schon Proteste in mehr als 2000 Städten in 129 Staaten angekündigt. Die von der Schwedin Greta Thunberg angestoßene Protestbewegung wird von Schülern und Studenten getragen. Für Deutschland fordert Fridays for Future unter anderem, dass der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase spätestens 2035 unterm Strich auf null sinkt – also 15 Jahre früher als bisher geplant. Der Kohleausstieg soll demnach schon bis 2030 vollzogen und eine 100-prozentige erneuerbare Energieversorgung bis 2035 erreicht sein.

VBE: „Die Politik macht die Schulen zum Sündenbock“

Die Lehrergewerkschaft VBE sieht die Schulen unterdessen im Umgang mit Fehlstunden der streikenden Schüler allein gelassen und warf Politikern in einem Schreiben «Doppelzüngigkeit» vor. Es dürfe nicht sein, dass das Engagement der Schüler auf der einen Seite unterstützt werde, «aber auf der anderen Seite den Schulen die Verantwortung aufzubürden, zu entscheiden, wie und ob sie Verletzungen der klar gesetzlich geregelten Schulpflicht ahnden», erklärte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. «Damit macht die Politik Schulen zum Sündenbock.»

Wenn der Politik das Engagement der Schülerinnen und Schüler so wichtig sei, wie sie es durch ihre verbale Unterstützung und vor Ort zeige, dann müsse sie auch für den  sogenannten „Globalen Klimastreik“ am Freitag Lösungen schaffen auf die Fragen, wie tatsächlich damit umgegangen werden soll, wenn sich Schülerinnen und Schüler während der Unterrichtszeit an dieser Demonstration beteiligen. Sollen Schulpflichtverletzungen an diesem Tag nicht erfasst werden? Und wenn doch: Sollen Konsequenzen aus der Abwesenheit vom Unterricht erwachsen? „Politik darf sich nicht länger aus der Verantwortung stehlen. Wir erwarten dringend Antworten für Freitag, denn wir wissen, dass sich weltweit und eben auch in Deutschland viele Schülerinnen und Schüler an dieser besonderen Großveranstaltung beteiligen werden“, sagte Beckmann. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Fridays for Future: Eisenmann droht streikenden Schülern mit schlechten Noten

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

11 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Rüdiger Kalupner
4 Jahre zuvor

Die Gruppe der Lehrer und der Schüler wären eindeutig diejenigen, die von dem evolutionslogischen Exodus aus dem 2%Wachstumszwang-Régime am meisten profitierten.

Denn die ‚allseitige Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten‘ auf dem evolutionslogisch-maximalen Fortschrittspfad würde zum alles organisierenden Ziel in allen Gesellschaften werden – und nicht die Kapitalstock- und Verschuldungsmaximierung mit dem Mittel des installierten Wachstumszwang-Mechanismus.

Goethes Aussage aus dem Jahr 1832 im Brief an Wilhelm von Humboldt gilt noch immer, und das zu Lasten aller, besonders aber der im Bildungs- und Lernsektor tätigen. Goethe schrieb: ‚Verwirrende Lehre zu verwirrtem Handel waltet über die Welt‘. Mit der vom Schreiber formulierten kybernetischen Evolutionsprozess-Theorie und mit den anstehenden Implementierung der Fortschrittsordnung des KREATIVEN Evolutionspfades wird die Welt in eine neue Ära eintreten, deren Geschichte von einer wahren, kybernetischen Theorie des Evolutionsprozesses geleitet werden wird.

Die Fridays-for-Future-Bewegung schaffte es bisher nicht, sich mit der ‚wahren Lehre‘ auszustatten. Wenn das gelänge, dann würde Angela Merkel sofort einsteigen und ihre Epochenwende-Rede halten. Sie ist seit 2005 informiert. Sie wartet auf ein Szenario a la Fukushima, das ihr ermöglichte, sich als Epochenwende-Politikerin zu outen. Dieses Szenario könnte durch die Redaktion von news4teachers via Fridays-for-Future geschaffen werden.

Pälzer
4 Jahre zuvor

Medien sind ganz wild auf den Tabubruch und berichten, wenn jemand gegen die Regeln verstößt. Das ist der zentrale Grund, warum Schüler“Streiks“ mehr wirken als Demonstrationen freitags nach dem Unterricht – wenn wir davon ausgehen, dass die Demonstranten nicht etwa deshalb zahlreicher hingehen, weil sie so unterm Deckmäntelchen edler Motive Schule schwänzen können.
Aber nun ist FridaysForFuture doch schon in aller Munde, alle äußern sich wohlwollend. Es gibt schlicht keinen rationalen Grund mehr, Unterricht ausfallen zu lassen. Und abgesehen davon hat die Schule allen Grund, das Eintreten für eine bessere Klimapolitik zu unterstützen.
Also: trefft euch 15 min nach Schulschluss zur Demo und schleppt eure Lehrer mit.

Gerd Möller
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

„Aber nun ist FridaysForFuture doch schon in aller Munde, alle äußern sich wohlwollend. Es gibt schlicht keinen rationalen Grund mehr, Unterricht ausfallen zu lassen.“
Sie hätten Recht, wenn die Handlungskonsequenzen zur Eindämmung des Klimawandels sichtbar bzw. eingeleitet wären. Die ist aber nicht der Fall.
Wohlwollen verkommt so zum Aussitzen der Proteste und Probleme.
Übrigens: Welcher Streik in welcher Branche wurde schon jemals in der arbeitsfreien Zeit durchgeführt? Ist es nicht das Wesen eines Streiks, dass er Sand ins Getriebe streut und den Normalbetrieb aufhält? Die Schüler/innen zwingen uns doch erst gerade dadurch zur vertieften Auseinandersetzung mit ihrem Anliegen.
Sie schreiben: Medien sind ganz wild auf Tabubruch? Soll das heißen, dass die Medien mehr schreiben und berichten als Probleme vorhanden wären?

Gerd Möller
4 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Noch ein Zusatz (Bericht in der WELT vom 13.9.):
„New Yorker Schulkinder haben eine offizielle Erlaubnis zum Schulstreik bekommen, wenn sie kommende Woche an einer Demonstration für mehr Klimaschutz teilnehmen wollen. Die Schulbehörde, die für mehr als 1700 öffentliche Schulen in der Ostküstenmetropole verantwortlich ist, twitterte am Donnerstag, sie werde „das Fehlen der Schüler, die am 20. September für das Klima streiken, entschuldigen“.

Auch New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio stellte sich hinter die Aktion. „New York City steht an der Seite der jungen Leute. Sie sind unser Gewissen. Wir unterstützen den Klimastreik am 20. September“, erklärte der Demokrat. Die New Yorker Demonstration für mehr Klimaschutz soll von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg angeführt werden. Die Kundgebung findet im Vorfeld des UN-Klimagipfels statt, der am 23. September in New York beginnt.“
So kann man auch reagieren!!

Aber auch so kann man reagieren:
Ebenfalls am vergangenen Donnerstag schrieb der Bayerische Schulleitungsverband in seinem Newsletter 137:
„Das Schuljahr 2018/2019 ist vorbei und es wird wohl als jenes Schuljahr in die deutsche Schulgeschichte eingehen, in denen das organisierte Schulschwänzen von zehntausenden Schülern von den Medien und von oberster Stelle der Politik für hoffähig erklärt wurde.“

Pälzer
4 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

„Sie schreiben: Medien sind ganz wild auf Tabubruch?“ im zweiten Teil des Satzes habe ich den ersten erläutert, aber ich erkläre es gerne noch einmal: Medien berichten bereitwilliger und ausführlicher über Vorgänge, bei denen Tabus gebrochen werden. Das wurde von FfF als einer der großen Gründe für den „Streik“ genannt.
„Soll das heißen, dass die Medien mehr schreiben und berichten als Probleme vorhanden wären?“ Nein, das soll es nicht heißen, und davon habe ich ja auch nichts geschrieben, woher kommt Ihnen diese Frage?
Wie in vielen Texten üblich steht ein zentrales Fazit von mir im letzten Satz. Was halten Sie davon?

Papa 51
4 Jahre zuvor

Ein Artikel in der Berliner Zeitung hat mich doch nachdenklich gemacht. Ein Schüler fragte die Lehrerin, ob er mitdemonstrieren müsse.

Zitat: „Hier beginnt der verstörende Teil der Geschichte. Denn obwohl es den Kindern offiziell freigestellt wird, ob sie klimastreiken möchten oder nicht, führte die Lehrerin den Elfjährigen vor versammelter Mannschaft, sprich seiner Schulkasse, vor.“

https://archiv.berliner-zeitung.de/politik/meinung/klimastreik-schueler-unter-druck—wer-nicht-mitmacht–hat-ein-problem-33178602

Pälzer
4 Jahre zuvor
Antwortet  Papa 51

Gibt es in den Richtlinien nicht ein „Überwältigungsverbot“?
https://de.wikipedia.org/wiki/Beutelsbacher_Konsens

xxx
4 Jahre zuvor

Über Fridays for Future ist es wieder verdächtig ruhig geworden, auch hört man Frl Thunberg nichts mehr. Vermutlich ärgert sie sich sehr, dass mit massivem medialen Buhai nach Chile gesegelt ist, nur um dann unverrichteter Dinge wieder abzusegeln, weil irgendwelche linksextremen Krawallmacher die Tagung undurchführbar gemacht haben.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Dieser Kommentar spricht für sich selbst.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

@ xxx, naja, man kann auch von Greta noch hören und lesen, wenn man danach sucht. Man hört und liest jetzt auch sehr wenig von Venezuela, fiel mir gestern auf. Wie ist die Staatskrise dort ausgegangen? Gleich google ich mal.

Die Sensationslust der Medien hat sich anscheinend verschoben.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Einige haben es anscheinend nicht verwinden können, dass der Klimaschutz zum prägenden Wahlkampfthema wurde.
Das erklärt natürlich auch, warum die nationalkonservativen Rassisten den vom Menschen gemachten Klimawandel wider besseren Wissens leugnen, und sich gerne mit einfach durchschaubarer Propaganda, an deren Inhalte diese dann auch noch selbst glauben, aus der Realität verabschieden, um in eine selbst geschaffene, eigene verträumte Scheinwirklichkeit einzutauchen.