Schock-Studie: Lehrermangel viel dramatischer als von der KMK vorhergesagt – 2025 fehlen doch mehr als 26.000 Grundschullehrer

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GÜTERSLOH. In Deutschland werden mehr Kinder geboren, die Grundschulen werden voller – aber es fehlen Lehrer. Die Bertelsmann-Stiftung hat neue, drastische Zahlen vorgelegt, die der offiziellen, deutlich optimistischeren Prognose der Kultusministerkonferenz (KMK) widersprechen. Die Kultusminister der Länder sagen: Es wird schon viel getan. Der GEW reicht das nicht. Auch der VBE hat sich schon zu Wort gemeldet.

Ohne Lehrer bleibt der Klassenraum leer. Foto: Shutterstock

Bis zum Jahr 2025 werden Prognosen der Bertelsmann-Stiftung zufolge mindestens 26.300 Lehrer an Grundschulen fehlen. Damit sei die Lage noch dramatischer, als von der Kultusministerkonferenz (KMK) erwartet, heißt es in einer am Montag vorgelegten Studie der Stiftung. Die KMK hatte im vergangenen Oktober einen Mangel von 15.300 Grundschullehrern im Jahr 2025 errechnet (News4teachers berichtete).

Die Studie der Bertelsmann-Stiftung bezieht sich auf die Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamts aus dem vergangenen Juni. Sie geht für das Jahr 2025 von 3,254 Millionen bis 3,323 Millionen Kindern zwischen 6 und 10 Jahren aus. Die Experten der Bertelsmann-Studie orientierten sich nach eigenen Angaben an der fast niedrigsten Variante – und kamen dabei bereits auf ein Plus von 168.000 Kindern zur Zahlenbasis der Kultusministerkonferenz. Die Folge, so die Studien-Macher: Für 2025 müssten noch mal 11.000 Lehrer mehr eingestellt werden, als von der KMK ermittelt. So komme man auf die Zahl von 26.300 fehlenden Grundschullehrern.

Die Kinder, die 2025 in die Grundschule kommen, sind schon in der Welt

Die Bertelsmann-Stiftung hatte im Januar 2018 bereits eine Studie mit ähnlichen Zahlen veröffentlicht, die allerdings auf einer älteren Bevölkerungsprognose aufbaute. Auch wenn die Größenordnung von damals durch die neue Auswertung weitgehend bestätigt werde, sei man von der «Dynamik doch überrascht worden», sagte Mit-Autor Dirk Zorn. Die neue Studie sei «ein Weckruf», denn die Kinder, die im Jahr 2025 in der Grundschule lernen werden, seien schon alle auf der Welt.

Eine «Herkules-Aufgabe» nannte Stiftungsvorstand Jörg Dräger die Bewältigung des Lehrermangels. Bei steigenden Schülerzahlen dauere es gleichzeitig «noch etliche Jahre», bis die zusätzlich eingerichteten Studienplätze für das Lehramt an Grundschulen auch mehr Absolventen hervorbrächten. Die Stiftung plädiere daher für schnelle Lösungen. So solle man zum Beispiel Quereinsteiger mit Fachstudium aber ohne Lehramtsabschluss einstellen oder angehende Ruheständler ermuntern, länger zu unterrichten.

KMK-Präsident räumt Lehrer-Mehrbedarf ein – meint aber: Nichts Neues

Eben dies geschehe bereits in den Ländern, sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz, Alexander Lorz, auf Anfrage. Zudem liefen verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Zahl der Lehramtsstudierenden und der Attraktivität des Berufs, so Lorz, der Kultusminister in Hessen ist. «Dass der Bedarf an Grundschullehrern größer ist als zunächst angenommen, zeigen auch unsere aktuellen Zahlen, dies ist also nichts Neues», betonte Lorz.

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Grund sei neben steigenden Geburtenzahlen vor allem die Zuwanderung nach Deutschland. «Es muss auch berücksichtigt werden, dass die Ausbildung zum Lehrer fünf bis sieben Jahre dauert. Wenn es also heute einen Mangel an Mathematiklehrern gibt, dauert es bis zu sieben Jahren bis zusätzliche neue Lehrer nachkommen», erklärte der Minister. Die Lage in den einzelnen Ländern stelle sich aber sehr unterschiedlich dar: «Es ist nicht so, dass in ganz Deutschland voll ausgebildete Lehrkräfte flächendeckend zu tausenden fehlen.»

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, die Anstrengungen müssten verstärkt werden, mehr junge Leute für den Lehrerberuf zu gewinnen. «Sicherlich müssen wir überlegen, wie wir unsere Prognoseinstrumente weiterentwickeln, um rechtzeitig gegensteuern zu können.» Es brauche auch mehr Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen. «Wir benötigen aber auch eine moderne Lehrerbildung in all ihren Phasen und eine Steigerung des gesellschaftlichen Ansehens dieses wichtigen Berufes.»

GEW: Numerus clausus fürs Lehramt an Grundschulen abschaffen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte mit Blick auf die Studie erneut, den Numerus clausus (NC) für das Lehramt an Grundschulen abzuschaffen sowie die Zahl der Studien- und Lehramtsanwärterplätze auszubauen. «Es ist eine Schande, dass junge Menschen, die sich für den wichtigen Beruf der Grundschullehrerin oder des Grundschullehrers entschieden haben, keinen Studienplatz bekommen», sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe.

„Die Rechnung ist einfach: 168.000 mehr Kinder bedeuten bei einem durchschnittlichen Klassenteiler von 24 Kindern rund 7.000 Lerngruppen. An jeder zweiten Grundschule wird es also eine zusätzliche Klasse geben, welche die Kultusministerkonferenz bei ihrer Prognose nicht eingerechnet hat“, erklärte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. „Ein erneutes Armutszeugnis für die an der Prognose Beteiligten. Wir fordern daher eine kontinuierliche Schülerzahlprognose, die endlich auf die aktuellsten Zahlen der Länder zurückgreift“, sagte er. News4teachers / mit Materiald der dpa

VBE: Lehrermangel wird zur Mammutaufgabe

Der VBE in Nordrhein-Westfalen hat sich sofort nach Erscheinen der Studie am frühen Morgen zu Wort gemeldet – kein Wunder: Die Betroffenheit ist dort besonders groß. In keinem anderen Bundesland konnten so viele Lehrerstellen zu Schuljahresbeginn nicht besetzt werden, nämlich mehr als 5.000 (News4teachers berichtete).

„Das bevölkerungsreichste Bundesland steht vor einer Mammutaufgabe“, so meint der VBE mit Blick auf Nordrhein-Westfalen. „Der Lehrkräftemangel wird höher ausfallen und länger andauern, wenn nicht jetzt perspektivisch investiert wird.“

Für den VBE ist nun ein schnelles Handeln unerlässlich. „Die schwarz-gelbe Landesregierung muss mit dem Haushalt 2020 die besoldungsrechtlichen Konsequenzen aus der schon 2009 reformierten Lehrerausbildung ziehen. Die ungleiche Bezahlung von gleichwertiger Arbeit ist eine der Hauptursachen für den Personalmangel. Zudem muss die Landesregierung für die Übergangslösung des Seiteneinstiegs eine Vorqualifizierung verbindlich einführen“, fordert VBE-Landesvorsitzender Stefan Behlau.

Die beste der schlechten Lösungen, der Einsatz schulformfremder Lehrkräfte, ist trotz geplanter Änderungen im Schulgesetz bislang nicht zu Ende gedacht. Aktuell erhalten Sek-II-Lehrkräfte das Angebot, sich für zwei Jahre an einer Grundschule zu verpflichten, um anschließend an eine Schule entsprechend ihrer Lehramtsbefähigung versetzt zu werden. „Wir begrüßen die geplante Änderung im Schulgesetz, die einen dauernden Einsatz in dieser Schulform als verbeamtete Lehrkraft ermöglichen soll. Allerdings muss dieser Schritt einhergehen mit der Beendigung der Ungerechtigkeit der unterschiedlichen Besoldung. Ohne gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, wird es für viele Kandidaten nur eine kurze Station im Lebenslauf“, erklärt Behlau.

VBE warnt vor beschleunigtem Seiteneinstieg in den Lehrerberuf

Der VBE warnt eindringlich davor, den Fehler zu machen und als Reaktion auf die dramatische Analyse jetzt den Seiteneinstieg zu vereinfachen und zu beschleunigen. „Für die Seiteneinsteiger selbst, aber nicht zuletzt für die Kinder und für die Kollegien, ist es nicht zumutbar, dass der Einsatz ohne verbindliche Vorqualifizierung erfolgt“, sagt Behlau. „Davon profitieren alle Seiten, leider wird die Qualifizierung unterschätzt.“

Der VBE kritisiert auch Überlegungen, die Teilzeit einzuschränken. Behlau: „Den Beruf unattraktiver zu machen und damit den Personalmangel bekämpfen zu wollen, das leuchtet nicht ein. Ein Schuh wird daraus, wenn mal gesehen werden würde, wie viele Stunden zum Glück durch die teilzeitarbeitenden Kolleginnen und Kollegen geleistet werden. Neue Teilzeitregelungen lassen sich nicht mit der Betreuungssituation vereinbaren – auch an Kitas erleben wir einen Personalnotstand.“

Der VBE-Landesvorsitzende fordert eindringlich dazu auf, die Situation in der Sekundarstufe I nicht zu vergessen: „Die Sek I kämpft bereits jetzt mit Personalmangel und unzureichenden Ressourcen. Es darf nicht zur Überraschung werden, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in die fünfte Klasse wechseln.“ News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Albtraum Lehrermangel: Zwei Drittel der neu eingestellten Lehrer sind gar keine richtigen – immer mehr Seiteneinsteiger in Berlin

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Reisinger850
4 Jahre zuvor

Finde gut, wie die VBE Druck macht. Man muss sich mal vorstellen : das Studium wird schwieriger gemacht bzw. länger, um die Ausbildung für Sek1/ Grundschule aufzuwerten und sie dem Gymnasium gleichzustellen.

Und 11 Jahre später gleicht die Art der Bezahlung noch immer der von vor 40 Jahren. So lange da keine Versprechen eingelöst werden, wird keiner so dumm sein und JETZT Grundschule/SEK 1 in NRW studieren zu wollen. Als ich 2009 anfing, waren wir im Seminar von 100 Leuten nur 5, die auf SEK 1 studiert haben.

Das war das letzte Jahr mit 8 statt 10 Semestern in Dortmund .

Jetzt wird es nicht besser sein….

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Reisinger850

Das ist eine These, die sich nicht bestätigen lässt. Ich könnte genauso fragen, warum Sie denn nicht selbst für Sek II studiert haben. Schließlich wären es nur 2 Semester mehr gewesen und dafür hätten Sie ihr Leben lang mehr Geld verdient. Sie sehen, dass das dann doch nicht so einfach ist. Mehr Geld wird nicht zwingend mehr Grundschullehrer hervorbringen. Ein niedrigerer NC dagegen schon.

Reisinger850
4 Jahre zuvor

Ich hab tatsächlich deshalb auf SekI studiert, weil die Stellensituation damals schon für SekII sehr schlecht war.

Die größte Motivation für die anderen, die mit mir am Tisch saßen, war allerdings A13. Dann die Wochenstundenzahl. Verständlich. So kann ich ja heutzutage den SekII Abschluss machen, an die Grundschule für 2 Jahre dann gehen, nur um dann eine A13 – Garantie zu erhalten.

All das macht es für SekI/Grundschule nicht leichter, da zusammenfassend die Arbeitsbedingungen in allen Bereichen schlimmer sind als auf dem Gymnasium.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Reisinger850

Wenn dem so ist, finde ich die Erkenntnis irgendwie erschreckend. Warum wählt man diesen Beruf? Aufgrund der Besoldung und der Wochenstundenzahl? Puh… Ich würde doch meinen Job primär an der Tätigkeit ausrichten. A12 liegt in NRW bei Steuerklasse 1 bei 3000-3600 € netto. Das ist überdurchschnittlich gut. Das sollte eigentlich kein Ausschlusskriterium für den Job sein. Inwiefern man nun die Wochenstundenzahl vergleichen kann sei mal dahingestellt. Es hat schon einen Grund warum diese an Grundschulen höher ist.

„da zusammenfassend die Arbeitsbedingungen in allen Bereichen schlimmer sind als auf dem Gymnasium.“

Und wieso soll das so sein? Sind das Vermutungen, Hörensagen oder konkrete Erkenntnisse? Vor allem in allen Bereichen scheint mehr doch sehr unwahrscheinlich.

Reisinger850
4 Jahre zuvor

Also ich verdiene mit Steuerklasse 1 2980 netto, bin seit 3 Jahren fest verbeamtet, also Stufe 6. Minus PKV macht das 2700 netto.

Da muss man als Akademiker keine Luftsprünge machen. Für gleichwertige Arbeit allerdings 300 netto mehr zu erhalten, macht schon einiges aus, finden Sie nicht ?

Also wenn die Arbeitsbedingungen auf dem Gymnasium oder auf guten Gesamtschulen nicht besser sein sollen, weiß ich auch nicht…

-Besseres Schülerklentel (ich mag meine Schüler, aber 60% Harz4 Anteil macht es oft schwieriger)
– ich habe 31 SuS inklusive 4 Förderschülern, wo wir zu
– Inklusion kommen
– sowie Wochenstudenzahl.

Hmm wer will da noch was beschönigen. Wenn A13 nicht kommt, und mein Umfeld ist sehr studentisch, ich weiß es aus erster Hand-> den wird man nicht mehr für Sek1 begeistern. Die Zahlen sprechen für sich.

Reisinger850
4 Jahre zuvor
Antwortet  Reisinger850

Es heißt natürlich Hartz4 und Klientel. Oh und vergaß ich die Ausstattung der Schule? Dies betrifft sicherlich alle Schularten, aber da würde ich doch wetten, dass Real, Haupt- und Grundschulen eher stiefmütterlich behandelt werden.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Reisinger850

Zitat Reisinger: “ … ich verdiene … 2980 netto, bin seit 3 Jahren fest verbeamtet, also Stufe 6. Minus PKV macht das 2700 netto.“

Wie ich immer sagte, das ist Jammern auf hohem Niveau.
Sich ungerecht behandelt fühlen, weil man 300,- Euro weniger bekommt, aber es ok finden, wenn die Kollegen im Nachbarland 600,- Euro weniger verdienen. Wie absurd ist das denn?

Mit A 13 in MeVo verdient man so viel wie mit A 12 in BaWü (nämlich rund 3600,- brutto EINSTIEGSGEHALT). Komisch, dass da überhaupt noch Lehrer in MeVo sind.

Reisinger850
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Das ist falsch, ich würde mit Sek1 Ausbildung und demnach A13 in Meck Pomm definitiv mehr rausbekommen als mit A12 in NRW bei ähnlicher Stufe. Darüber hinaus vergleiche ich Beamte miteinander und da bin ich gespannt, wer 600 netto weniger verdient als in NRW…

Ein Angestellter SekI Lehrer muss natürlich E13 erhalten und dann wüsste ich nicht, wie ihre Fabelrechnung auch nur annähernd stimmen sollte. Aber sie wiederholen sich ohnehin immer wieder und das, wo man ja selber A13 hat..

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Reisinger850

Das ist falsch. Das Einstiegsgehalt A 13 liegt in MeVo bei rund 3600,- Euro brutto und das Einstiegsgehalt für A 12 in BaWü ebenfalls bei rund 3600,- Euro brutto. So viel zum gleichen Lohn für gleiche Arbeit durch „A 13 für alle“.

Da Sie nichts belegen, spare ich mir meine Belege auch. Belegt hatte ich das allerdings schon kürzlich.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Reisinger850

Also mal ganz ehrlich. Ihre Aussagen sind einfach nur unreflektiert.

1. Die PKV muss jeder Arbeitnehmer oder Beamte zahlen. Da sind Sie keine Ausnahme. Insofern ist die Rechnung hirnrissig.
2. Als Akademiker sind 3000-3600 € netto absoluter Durchschnitt, also alles andere als bemitleidenswert.
3. 300 € machen insofern keinen Unterschied, wenn Sie dafür eben mehr arbeiten. Würde man die Arbeitszeitstudie aus Niedersachsen heranziehen, müsste man feststellen, dass dort Gymnasiallehrer im Schnitt ca. 2 Stunden pro Woche mehr arbeiten als Grundschullehrer. Das macht einen Nettostundenlohn von 34,64€. Das würde die Differenz durchaus wettmachen. Ich glaube kaum, dass Sie bereit wären für die 300 € 2 Stunden pro Woche mehr zu arbeiten? Könnte man ja als Option anbieten…
4. Ihr Argument bezüglich Wochenstunden ist durch Punkt 3 bereits hinfällig. Es zählt eben nicht das Stundendeputat, sondern die Gesamtarbeitszeit.
5. Ich habe aktuell auch 2 Kurse mit über 30 SuS. Das Leistungsspektrum ist dort ebenfalls sehr heterogen. Zudem habe ich in Klassen genauso kinder mit LRS, ADHS, Autismus, usw. Das ist auch an einem Gymnasium üblich. Woher sonst sollen die hohen Abiturientenquoten kommen?

Ich fasse zusammen: Ihr Job frustriert sie, und damit haben Sie in einigen Punkten sicherlich nicht unrecht, aber Sie sind damit nicht alleine. Auch andere müssen in unter schlechten Rahmenbedingungen arbeiten.

„Wenn A13 nicht kommt, und mein Umfeld ist sehr studentisch, ich weiß es aus erster Hand-> den wird man nicht mehr für Sek1 begeistern.“

Dann ist das so und das ist auch gut so. Wir brauchen keine Lehrer, die eigentlich gar keine Lehrer sein wollen. Ich bin Lehrer aus Leidenschaft. Ich zähle nicht jeden Abend meine geleisteten Stunden und wiege das auf. Wenn man damit nicht klar kommt, sollte man es einfach sein lassen. Wenn es anderswo doch so viel besser ist, gehen Sie doch einfach in die Wirtschaft oder wechseln die Schulform. Auf dieser Plattform heulen viele Grundschullehrer ständig rum, aber alle vergessen dabei, dass Sie niemand zwingt ihren Job auch weiterhin zu machen.

„Oh und vergaß ich die Ausstattung der Schule?“

Ich bin Informatiklehrer und wir haben nicht mal einen gescheiten Computerraum. Schüler teilen sich in einem alten, miffigen Raum zu zweit einen veralteten Computer, die kaum noch richtig funktionieren. Da unser Gebäude aber auseinander fällt ist das also nicht unsere größte Baustelle.

„Dies betrifft sicherlich alle Schularten, aber da würde ich doch wetten, dass Real, Haupt- und Grundschulen eher stiefmütterlich behandelt werden.“

So viel dann dazu.

Statt also unreflektierten Hass gegenüber Gymnasien zu schüren, könnte man auch mal an einem Strang ziehen, Probleme konkret benennen und sich nicht ständig in die Opferrolle schmeißen.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Zitat FElixa: „Dann ist das so und das ist auch gut so. Wir brauchen keine Lehrer, die eigentlich gar keine Lehrer sein wollen.“

So ist es !!!

Reisinger850
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Also allein „die PKV müsse jeder Arbeitnehmer zahlen“ ist ja schon so eine komische Behauptung, dass der ganze Rest eiglt für die Tonne ist.

Und selbst wenn sie sich da verschrieben hätten und nur Beamte meinen: ist doch wohl logisch, dass diese 3000-3600 netto von Ihnen völlig falsch sind und nicht vergleichbar , wenn nicht die PKV eingerechnet wird…. mein netto ist immer abzüglich der PKV zu sehen um mit allen anderen Arbeitnehmern annähernd vergleichbar zu sein.

Und auch witzig , wie sie sagen, dass Grundschullehrer ja hier jammern und sie das nervt. Vlt haben die ja auch einen Grund dazu im Gegensatz zu manch anderen…

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Zitat: „2025 fehlen doch mehr als 26.000 Grundschullehrer“

Ja, und auch diese Studie belegt, dass es nie am Gehalt lag, dass wir jetzt einen Lehrermangel haben, sondern an Fehlplanungen und vorhergesehenen Entwicklungen (2015).

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

… ups, unverhergesehenen / unvorhersehbaren Entwicklungen …

Palim
4 Jahre zuvor

Also dann: Herzlich willkommen, Gymnasiallehrkräfte (mit A13), Seiteneinsteiger (mit irgendwas) und Vertretungskräfte (mit weit weniger Geld) an den Grundschulen.

Wenn heute klar ist, dass es bis 2025 noch enger als jetzt schon wird, braucht es nicht nur Studienplätze, deren Absolvierende heute beginnen und im Sommer 2024 ins Referendariat gehen können, um im Frühjahr 2026 fertig zu sein,
es müssten MORGEN Kräfte eingestellt werden, die über die nächsten Jahre allmählich qualifiziert werden um dann den Erstunterricht in den Grundschulen übernehmen zu können.

Und da das ja „nichts Neues“ ist, sind die notwendigen Schritte dazu längst eingeleitet,
es ist nämlich durchaus so, dass grundständig ausgebildete Lehrkräfte zu tausenden fehlen, weshalb ja seit Jahren Quer- und Seiteneinsteiger sowie Vertretungen die Unterrichtsversorgung abdecken, die ansonsten noch viel geringer wäre, als sie tatsächlich ist oder in Zahlen schön gerechnet wird.

Es braucht dringende und unnachgiebige Forderungen dahingehend, dass es Qualfizierungen für diese neuen Lehrkräfte an Grundschulen gibt, die bisher in einigen Bundesländern ohne Vorlauf und ohne festgeschriebene Betreuung im Unterricht landen.

Ebenfalls braucht es zusätzliche Entlastungen für die Kollegien, die neben der ohnehin schon immensen Belastung auch noch ständig wechselnde Abordnungen und Vertretungen einarbeiten müssen und Unterrichtsstunden für Vertretungskräfte, die im Klassenraum Aufsicht führen, bereitlegen, ganz abgesehen von vielen Aufgaben, die die Stammlehrkräfte der Schule zumeist unter sich aufteilen.

Dann müssen eben andere die weiteren Aufgaben der Organisation, der Verwaltung, der Betreuung der Medien, Frühstücks-/Pausen-/ Früh-/Spät-/Busaufsichten und Telefondienst übernehmen, Materialsammlungen u.a. pflegen, mit Hausaufgabenhilfe entlasten, für Förderung/Forderung, Konfliktschlichtung oder kleine Wehwehchen und Schlüssel-Such-Aktionen bereit stehen,
damit gestande Lehrkräfte sich um die neu gewonnenen Lehrkräfte an Grundschulen kümmern können.

PerryBQ
4 Jahre zuvor

In Niedersachsen sind ja schon viele Gymnasiallehrkräfte an Grundschulen abgeordnet, teilweise für haarsträubende Aufgaben.
Was meiner Meinung nach völlig unbeachtet bleibt: wenn 2025 so viele Kinder mehr als erwartet an den Grundschulen auflaufen, dann muss auch für 2029/30 mit mehr Schülerinnen und Schülern an den weiterführenden Schulen gerechnet werden. Aber wahrscheinlich kommt das dann auch überraschend…

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  PerryBQ

So haarsträubend können die Aufgaben gar nicht sein, ersetzen die KollegInnen vom Gymnasium doch andere Lehrkräfte im Kollegium der Grundschule und übernehmen deshalb auch deren Aufgaben.
Dabei werden sie häufig mit vielen Aufgaben gar nicht erst betraut, obwohl diese zu Kernaufgaben der Grundschulkräfte gehören, wie z.B. Förderschulgutachten (bisher), Fachkonferenzleitungen, Klassenleitungen – sofern es um Teilabordnungen geht, Erstunterricht in Kl. 1, das Verfassen von Förderplänen, Hilfeplangespräche uvm.
Das geschieht auf Kosten der Grundschullehrkräfte, die entsprechend mehr Aufgaben schultern müssen.
Schulen, deren Unterrichtsversorgung aber zu einem Großteil über Abordnungen gewährleistet wird, oder Schulen, die besonders viele weit geringer qualifizierte Vertretungskräfte oder Quer- oder Seiteneinsteiger einsetzen müssen, haben aber irgendwann keine Wahl mehr, sie müssen diese Aufgaben auch anderen übertragen.

Der Unterschied zu einem Mangel nach 2025:
– Es gibt schon jetzt nicht genug Lehrkräfte an den Grundschulen, seit Jahren überbrückt man den Mangel mit Abordnungen oder Vertretungen, für das Gymnasium jedoch weiterhin ein Überangebot, sodass Personal über Bedarf eingestellt wird, um die Rückkehr zu G9 im nächsten Sommer zu sichern und auch um die Lehrkräfte bereits ins System zu holen, damit sie nicht abwandern. Werden also mehr Lehrkräfte eingestellt, als für den Unterricht am Gymnasium notwendig, sind daraus resultierende Abordnungen eine selbstverständliche Folge.
– Selbst bei derzeitigem Ausbildungsbeginn wären neue Lehrkräfte für die Grundschule nicht bis 2025 ausgebildet, sondern erst danach fertig, während ein sofortiger Beginn des SekI-Lehramtes noch rechtzeitig käme, würden die Kapazitäten z.B. im nächsten Jahr zur Verfügung gestellt.
– Lehrkräfte der SekI können an allen weiterführenden Schulformen eingesetzt werden, schließlich sind sie alle dafür ausgebildet und unterrichten alle in der SekI, auf die Befähigung und den Einsatz an Gesamtschulen und Oberschulen wird ausdrücklich hingewiesen; die älteren Lehrkräfte, die noch das 1. Staatsexamen an der Uni abgelegt haben, haben in der Regel einen Abschluss für GS+HS oder GHR.