Vor dem „globalen Streik“: Kultusminister erhöht Druck auf junge Klima-Demonstranten

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MÜNCHEN. Ein breites Bündnis will am Freitag für das Klima auf die Straße gehen. Viele Schüler in Bayern müssten dafür die Schule schwänzen. Der Kultusminister ist wenig begeistert.

„Fehlstunden verkraftet man, den Klimawandel nicht“: Demonstrierende Schüler (im Mai in Hamburg). Foto: Shutterstock

Sie ignorieren das Gesetz und schwänzen die Schule: Seit Monaten wird darüber diskutiert, ob sich Schüler während der Unterrichtszeit an den Fridays-for-Future-Protesten beteiligen sollten. Für diesen Freitag ruft die Bewegung zu einem globalen Klimastreik auf. Vorab warnt der bayerische Kultusminister die Schüler im Freistaat, sich an den Demonstrationen zu beteiligen. Das Ziel medialer Aufmerksamkeit sei längst erreicht, sagte Michael Piazolo (Freie Wähler) am Mittwoch dem Radiosender Antenne Bayern. «Insofern sehe ich überhaupt keine Notwendigkeit, nun während der Unterrichtszeit für Fridays for Future zu demonstrieren.»

Piazolo bringt Nachsitzen, Verweise und Bußgelder ins Gespräch

Er forderte die Schulleiter auf, angemessen zu reagieren – und verwies auf die Schulpflicht in Bayern. Maßnahmen wie Nachsitzen, Verweise und Bußgelder seien im Schulgesetz ausdrücklich vorgesehen. «Dass man, wenn jemand das erste Mal fehlt, anders reagiert, als wenn jemand das fünfte Mal fehlt, liegt nahe», ergänzte Piazolo.

Der Appell der Protestbewegung Fridays for Future richtet sich erstmals auch an alle Erwachsenen, die ihre Arbeit niederlegen und sich den Protesten anschließen sollen. Unterstützung kommt von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wie Greenpeace und Brot für die Welt, aber auch von der Evangelischen Kirche, der Gewerkschaft Verdi und dem Deutschen Kulturrat.

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Bundesweit sind mehr als 500 Demonstrationen angemeldet, darunter in München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg. An gleichen Tag will die Bundesregierung ihre Strategie für mehr Klimaschutz vorlegen. Damit Deutschland die eigenen Ziele und internationalen Verpflichtungen einhält, muss der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen im Verkehr, dem Energiesektor und im Gebäudebereich deutlich reduziert werden.

Realschullehrerverband: „Nicht während der Unterrichtszeiten“

Der Bayerische Realschullehrerverband begrüßte Piazolos Warnung. «Eine dauerhafte Etablierung von Freitagsdemonstrationen während des Unterrichts darf es nicht geben», teilte Verbandschef Jürgen Böhm mit. «Wir begrüßen es zwar, dass Jugendliche sich politisch engagieren und ihr Demonstrationsrecht in Anspruch nehmen – allerdings nicht während der Unterrichtszeiten.»

«Lassen wir mal die Kirche im Dorf», sagte dagegen SPD-Fraktionschef Horst Arnold. Natürlich müssten sich auch Schüler an Recht und Gesetz halten, aber man hätte aus dem Klimaprotest auch einen Aktionstag im Sinne der politischen Bildung machen können. Piazolo hätte die Möglichkeit, dafür die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, erklärte der Jurist. Stattdessen setze er auf Strafen und Abschreckung. Das Verhalten des Ministeriums nannte Arnold «fantasielos». Von Moritz Baumann, dpa

Thunberg trifft Obama

Die Ikone der Klimaproteste, die schwedische Schülerin Greta Thunberg, hat den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama getroffen, der ebenfalls zum Kampf gegen den Klimawandel aufruft. Obama sagte bei dem Treffen am Dienstag in Washington: „Du und ich, wir sind ein Team.“ Er sei ein Fan von Greta, da die 16-Jährige die Welt verändere. Die Obama-Stiftung hat ein Video vom Treffen veröffentlicht. Am Ende fragt der frühere Präsident: „Kennst Du Fist Bumping?“ Er und Greta schlagen daraufhin ihre Fäuste gegeneinander.

Zuvor hatte die Organisation Amnesty International ihren wichtigsten Preis Ambassador of Conscience Award an Greta Thunberg verliehen – und mit ihr die ganze Fridays-For-Future-Bewegung ausgezeichnet. Amnesty-Generalsekretär Kumi Naidoo lobte den Kampf gegen den Klimawandel.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Klimaschutz: Am Freitag “streiken” Schüler in 400 deutschen Städten – VBE fordert Regelungen, wie Schulen darauf reagieren sollen

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5 Kommentare
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Pälzer
4 Jahre zuvor

Mit Schulschwänzen gibt es Konfrontation, außerhalb der Unterrichtszeit gäbe es sicher Unterstützung von fast allen Schulen. Man sollte meinen, die Wahl wäre leicht. Die F4F-Bewegung muss sich fragen lassen, ob es ihr ums Weltklima geht oder darum, Streit mit den Schulen zu suchen.

xxx
4 Jahre zuvor

Ein Saturday 4 Future fände ich viel sinnvoller. Allerdings sollten die Kinder dann nicht demonstrieren, sondern Mathematik und Thermodynamik lernen. Dann könnten sie wenigstens sinnvoll mitdiskutieren.

Gerd Möller
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Kenntnisse in Mathematik und Thermodynamik helfen sicherlich, die Folgen der Erderwärmung besser verstehen zu können. Auch ohne eigene Kenntnisse in Thermodynamik ist das Votum der überwiegenden Zahl der Wissenschaftler allerdings für alle eindeutig.
Kenntnisse alleine helfen aber nicht weiter, wenn keine Handlungskonsequenzen daraus gezogen werden. Dies haben die Kinder und Jugendlichen erkannt und deshalb gehen sie weiterhin mit Recht auch während der Schulzeit auf die Strasse, um an den mittlerweile weltweiten von Schülern angeführten Klimastreiks teilzunehmen, was Politik und Administration in Verlegenheit bringt, wie sie reagieren soll (siehe das Rumeiern der Schulminister, wie sich Schulen verhalten sollen).
Den Klimawandelleugnern, wie in der AfD, allerdings hilft bei deren ideologischer Verbohrtheit auch keine Thermodynamik.
Kinder, die heute eingeschult werden, gehen im Jahr 2080 in Rente. Sie haben ein Recht, auf ihre Zukunft Einfluss zu nehmen, insbesondere wenn es die verantwortliche Politik nicht tut.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Zu den Demonstrationen während der Unterrichtszeit sagt übrigens ein bekannter Schulrechtsexperte:

ZITAT: “Bei einem Konflikt zwischen dem Schulbesuch und dem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit hat im Regelfall die Schulpflicht Vorrang … Die wohl nicht ganz unrealistische Erwartung der Veranstalter einer Schülerdemonstration, während der Unterrichtszeit sei mit einer höheren Teilnehmerzahl als am Nachmittag zu rechnen, stellt kein Anliegen der Demonstration dar. … Die Erlaubnis der Eltern, an einer Demonstration teilzunehmen, entbindet die Schüler nicht von der Erfüllung der Schulpflicht … Entscheiden sich Eltern für einen Verstoß gegen die Schulpflicht, ist … [ein] Fehlstundenvermerk im Zeugnis zwangsläufig, erforderlich und nicht übermäßig. …” (Thomas Böhm: “Nein, du gehst jetzt nicht aufs Klo!”.- München 2018, S. 22)

Eine Ausnahme wird auch genannt, die trifft aber in diesem Falle meiner Meinung nach nicht zu. Nachmittags könnten dann ja übrigens auch zahlreiche Erwachsene teilnehmen, die ja nicht wegen des Klimaschutzes sanktionslos ihre Arbeit niederlegen, also streiken dürfen.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor

Rassisch-nationale Feigheit findet ihren Ausdruck im spontanen Abbruch öffentlicher Interviews, die die Menschen verachtende Sprache dieser Person abfragen, hinterfragen und öffentlich transportieren.

Wer sprachliche Grenzen der Art verschiebt, sich öffentlich empörend über eine vermeintliche Meinungsdiktatur bezogen auf seine faschistischen Sprachinhalte äußert, wird gemein mit einer völkisch-nationalen Vergangenheit, und dieser darf sich getrost als eben solch eine Person bezeichnen lassen, als ein demagogischer und sprachgewandten Neonazi, ein billiger Abglanz seines geistig niederträchtigen Vorbildes, der sich im euphorischen Freudentaumel seiner ebenso dummen wie einfach zu steuernden Anhänger, im Antlitz seiner abgrundtief antidemokratischen und inhumanen Wort- und Sprachhülsen sonnt, um so sein persönliches Ego zu erwärmen.
Aus den Untiefen seiner geistigen Niederungen dringen derartige akustische Abscheulichkeiten in Öffentlichkeit, und dieser wagt sich noch, diesen Frevel als Widerstand gegen einen vermeintlichen medialen und politischen Mainstream verteidigen zu dürfen.
Niederträchtige Antidemokraten unterwandern und durchsetzen eine ursprünglich konservative Partei, um dieser geistig und moralisch armseligen Strömung eine parlamentarische Manifestierung in Parlamenten eben gegen diese Demokratie, der Herrschaft des Volkes, aufzubauen.
Vom Verwesungsgeruch der Demokratie wird sich öffentlich verbal erbrochen, geradezu inhaltlich unausgegorenes, von Hasstiraden durchtränktes Wortgefasel über die Zuhörer ergossen, die in großen Teilen jubelnd und grölend in die Hasstiraden wider die Demokratie mit einstimmen und somit ihre Verachtung für das bestehende politische System damit akklamierend zum Ausdruck bringen.
Dieser Abgrund der Verachtung der Demokratie muss ausgehoben und entsprechend behandelt werden, mit allen Mitteln einer rechtstaatlichen Demokratie.
Es muss Schluss sein mit der Toleranz gegenüber diesen Gegnern der Demokratie, die sich derart verstellend in den öffentlichen Medien mittäglich in regionalen Fernsehsendern präsentieren.
Anbiederndes Herantasten an derartige Nekropoden der Demokratie ermöglichen es diesen, sich dem Bürger als harmlose Mitbürger zu präsentieren und darzustellen, um so auf Stimmenfang in ebenso biederen Wohnzimmern zu gehen.
Man will eben ein bürgerliches Äußeres medial vermitteln. Unterstützung erhält dieser Umsturzzirkel aus einer ideologisch eindeutig geprägten Sprach- und Denkschmiede, die sich daran beteiligt, derartigen völkisch-nationalen Sprachinhalte zunehmend zu einer gesellschaftlichen Akzeptanz zu verhelfen und somit diese gesellschaftsfähig zu machen. Das Unaussprechliche soll zum normalen Bestandteil der Umgangssprache werden.
Nebenbei bedroht man dann noch hinterfragend befragende Journalisten mit einer möglichen und zukünftigen wichtigen politische Rolle der eigenen Person in der Zukunft.
Auch derartige Geschichtsverdreher werden auf den Boden ihrer erbärmlichen Wirklichkeit zurückgeworfen werden, da ihr verlogenes Dasein groteske Züge angenommen hat.