Bundeskongress: Schulsozialarbeiter fordern bessere Absicherung ihrer Arbeit

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JENA. Mobbing, Drogen, Liebeskummer: Sozialarbeiter an Schulen sind für Kinder und Jugendliche Anlaufstelle für Sorgen und Nöte. Bei der Absicherung ihrer Arbeit sehen sie jedoch deutliche Mängel.

Sozialarbeiter sind an vielen Schujlen in Deutschland unentbehrlich. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Sozialarbeit an Schulen muss nach Ansicht von Sozialpädagogen besser finanziell und rechtlich abgesichert werden. «Schulsozialarbeit braucht Kontinuität und Verlässlichkeit, damit sie qualitätsvoll zu mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit beitragen kann», heißt es in einer am Freitag in Jena beschlossenen Erklärung des Bundesfachkongresses. Die Experten beklagen einen Flickenteppich verschiedener Regelungen in den Bundesländern. Zudem sei derzeit die Qualität der Schulsozialarbeit sehr von einzelnen Fachkräften vor Ort und ihren Trägern abhängig. Deswegen wird angemahnt, Mindeststandards zu vereinbaren und umzusetzen.

Erwartungen an die Sozialarbeiter in den Schulen steigen

Die Erwartungen an die Schulsozialarbeit seien in den vergangenen Jahren gestiegen. So haben sich die Sozialpädagogen an vielen Schulen als wichtige Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Schüler etabliert. Die Themen reichten von psychischen Problemen, die teils mit Selbstmordgedanken einhergingen, über Mobbing bis hin zu Fragen der Identitätsfindung, erläuterte Claudia Seibold von der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit. «Auch Drogen sind immer wieder ein Problem.»

Zwar seien in den vergangenen Jahren viele neue Stellen für Sozialarbeiter an Schulen geschaffen worden. Nach Darstellung von Vertretern des Bundeskongresses profitieren davon aber längst nicht alle Schüler in angemessener Weise. In einer Mitteilung forderten sie, dass Sozialarbeit «an allen Schulen für alle jungen Menschen etabliert» werde – also von der Grund- bis zur Berufsschule. «Schulsozialarbeit fördert die individuelle und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ganz aktiv mit», betonte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke). Er bekräftigte das Vorhaben, 2020 mit zusätzlichen 10 Millionen Euro weitere 180 Stellen für Schulsozialarbeiter in Thüringen zu schaffen.

Am Donnerstag und Freitag haben sich etwa 550 Fachkräfte beim Bundeskongress Schulsozialarbeit in Jena in Vorträgen, Foren und Workshops mit der Weiterentwicklung ihrer Arbeit befasst. dpa

Schulsozialarbeit an allen Schulen für alle jungen Menschen

Die Erklärung des Bundeskongress Schulsozialarbeit 2019 im Wortlaut:

Schulsozialarbeit ermöglicht ganzheitliche Bildung junger Menschen zur Förderung der Persönlichkeit und ihrer sozialen Entwicklung. Sie eröffnet Chancen am Lern- und Lebensort Schule und engagiert sich für mehr Gerechtigkeit beim Aufwachsen junger Menschen. Knapp 100 Veranstaltungen auf dem Bundeskongress Schulsozialarbeit 2019 in Jena verdeutlichen dies. Die vielfältigen gesellschaftlichen Entwicklungen erhöhen die Erwartungen an die Schulsozialarbeit, deren Bedeutung insbesondere von allen am Schulleben Beteiligten anerkannt und gewürdigt wird. Der Stellenausbau in den letzten Jahren belegt dies anschaulich. Dieser geschieht in Abhängigkeit von kommunalen Ressourcen, Landesprogrammen und Landesgesetzen. Schulsozialarbeit wird mit einer großen Aufgabenvielfalt, in unterschiedlichen Zuständigkeiten und mit teils komplexen Finanzierungslösungen durchgeführt. Eine fehlende rechtliche und finanzielle Absicherung, die eine qualitativ hochwertige Schulsozialarbeit mit guten Arbeitsbedingungen gewährleistet, wird vielerorts beklagt. Qualität und Professionalität in der Schulsozialarbeit sind derzeit in zu hohem Maße von einzelnen Fachkräften vor Ort und ihren Trägern abhängig. Der Bundeskongress Schulsozialarbeit 2019 fordert: Schulsozialarbeit muss als professionelles Angebot systematisch weiterentwickelt und abgesichert werden!

Konkret bedeutet das:

  • Schulsozialarbeit braucht Kontinuität und Verlässlichkeit, damit sie qualitätsvoll zu mehr Chancen-und Bildungsgerechtigkeit beitragen kann.
  • Die jeweiligen Rollen der Bildungs-und Jugendhilfesysteme für die Schulsozialarbeit sind zu definieren.
  • Jedes Bundesland muss Schulsozialarbeit als Arbeitsfeld systematisch entwickeln.
  • Mindeststandards für die Umsetzung der Schulsozialarbeit sind zu vereinbaren und umzusetzen.
  • Eine klare rechtliche Verankerung der Schulsozialarbeit ist notwendig.
  • Vor Ort sind Kooperationsvereinbarungen zwischen den verschiedenen Akteur*innen zu schließen und Konzepte abzustimmen, die Aufträge und Zuständigkeiten klären und abgrenzen.
  • Multiprofessionelle Zusammenarbeit ist als konstitutives Element in Schule zu verankern.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

In diesem Falle fände ich maßvolle Gehaltserhöhungen nicht mal ausverschämt, sondern angebracht. Ich glaube, die bekommen gerade mal E 9 oder E 10.

Welche Lehrer wären bereit, dafür auf A 13 oder A 14 zu verzichten? Wäre das nicht echte Kollegialität/Solidarität, Palim, ysnp, mississippi?

Küstenfuchs
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Merken Sie eigentlich, was für dummes Zeug sie von sich geben? Was hat das Gehalt von Lehrkräften mit dem von Schulsozialarbeitern zu tun? Die werden ja nicht einmal vom gleichen Arbeitgeber bezahlt (Land/Schulträger), als dass man falsch argumentieren könnte, es sei nicht genug Geld für beide da (in einem der reichsten Länder der Erde).

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

@ Küstenfuchs, merken Sie eigentlich, was für dummes Zeug Sie von sich geben? Die A-13-für-alle-Verfechter argumentieren u.a., dass ja aufgrund der Steuerüberschüsse genügend Geld da sei, um allen Lehrern A/E 13 zu gewähren, wenn man sie fragt, woher das Geld kommen soll, um aus Gutverdienern Besserverdiener zu machen.

Haben dann Schulsozialarbeiter dann nicht eher noch das „Recht“, von diesen Steuerüberschüssen auch mal zu profitieren (und wer eigentlich nicht?) – entweder direkt, weil sie beim Staat angestellt sind oder indirekt, weil der Staat die Leistungen der/privater Träger besser vergütet, sodass diese sie auch besser bezahlen können bzw. sogar müssen (Mindestlohn und sonstige gesetzliche Vorgaben).

Ein (steuereinnahmen-)armer Staat versucht eben auch, alle Leistungen von anderen möglichst billig „einzukaufen“ und möglichst wenig auszugeben. Sie sollten mal über ihren „ÖD-Tellerrand“ hinausschauen!

Pälzer
4 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Bitte auf hate speech verzichten!

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Hassrede?

Also was mich betrifft, habe ich Küstenfuchs nur das „Kompliment“ zurückgegeben, das er mir gemacht hat. Manche verstehen erst dann, was sie selber (ständig) tun.

Ansonsten stimme ich Ihnen aber zu!