Philologen gegen Abordnungen: „Lehrer sind keine Verfügungsmasse!“

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MÜNCHEN. Angesichts des sich verschärfenden Lehrermangels – und den daraus resultierenden verstärkten Abordnungen von Lehrern an Schulen mit großem Fehlbedarf – warnt der Bayerische Philologenverband die Kultusministerien davor, Lehrer als „Verfügungsmasse“ zu sehen. Dadurch werde der Beruf kaum an Attraktivität gewinnen.

Lehrer sollen ihr Handeln selbstkritisch reflektieren - im eigenen Interesse. Foto: Shutterstock
Vom Gymnasium an die Grundschule? Für die Philologen nur im extremen Ausnahmefall legitim. Foto: Shutterstock

„Lehrer zu sein ist mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung“, so heißt es in einer Pressemitteilung der Bayerischen Philologen – augenscheinlich anspielend auf die Kampagne von GEW und VBE, A13 für Lehrer aller Schulformen zu fordern. „Leider wird bei Diskussionen rund um das Lehrersein zu wenig differenziert. Da ist allgemein von Lehrermangel die Rede, von Lehrerbildung und Lehrerbezahlung. Dabei ist Lehrer nicht gleich Lehrer. So, wie Schüler nicht gleich Schüler ist. Gerade hier lohnt es sich, Verallgemeinerungen aufzulösen und vermeintlich einfache Patentrezepte zu vermeiden.“  Der Philologenverband wehrt sich entschieden gegen eine finanzielle Gleichstellung von Lehrern anderer Schulformen mit den von ihm vertretenen Gymnasiallehrern (News4teachers berichtete).

Individuell auch auf Lehrerinnen und Lehrer eingehen

Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands, warnt allerdings insbesondere vor Abordnungen von Gymnasiallehrern an Grundschulen, wie sie in einigen Bundesländern – und offenbar aktuell auch in Bayern – vorgenommen werden. „So, wie wir individuell auf unsere Schülerinnen und Schüler eingehen sollen, so muss auch der Blick der Politik und der Gesellschaft auf die Lehrkräfte differenziert erfolgen. Lehrende Frauen und Männer, die aus Liebe zu ihren Fächern, aus Liebe zu Kindern und Jugendlichen ihren Beruf ergriffen haben, sind keine Verfügungsmasse, um irgendwelche Löcher zu stopfen.“ An andere Schularten zu wechseln oder andere Fächer zu unterrichten, dürfe nur die absolute Ausnahme sein.

Mit Blick auf Forderungen der GEW, die Lehrerausbildung nach Alter der Schüler (und nicht mehr nach Schulformen) zu strukturieren, meint Schwägerl: „Wenn gefordert wird, das Lehramtsstudium zu vereinheitlichen oder gar die Bindung an die Schulart aufzugeben, dann wird das den betroffenen Lehrkräften und Schülern nicht gerecht. Solche Maßnahmen helfen außerdem nicht gegen den aktuellen Lehrermangel: Wenn die Studienzeit von Grund- und Mittelschullehrern angehoben würde, fällt erst einmal ein ganzer Jahrgang an Absolventen weg – und verschärft den Mangel an diesen Schularten.“ In Bayern sind die Ausbildungsgänge noch unterschiedlich lang, in anderen Bundesländern wurden sie bereits zeitlich angeglichen.

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Vielfalt von spezialisierten Lehrkräften

Schwägerl: „Lehramtsstudenten entscheiden sich außerdem bewusst für eine Schulart und für ihre Fächer. Und sie tun das nicht, um später in einer anderen Schulart andere Fächer zu unterrichten. Wenn Lehrer fürchten müssen, zwischen Schularten je nach Bedarf hin- und hergeschoben zu werden, macht das den Beruf für viele unattraktiv. Auf die Vielfalt unserer Schüler können wir nur mit der Vielfalt von spezialisierten Lehrkräften reagieren! Denn Lehrer brauchen das passende Rüstzeug, um in einer komplexer werdenden Welt individuell auf ihre Schüler eingehen zu können.“

Daher fordert der Bayerische Philologenverband, „die Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer differenzierter zu betrachten und passgenaue Lösungen zu finden“. Ein reines „Verschieben“ der Lehrer über die Grenzen der Schulart und Fächer hinweg, auch im Studium, würde einen massiven Verlust an Unterrichtsqualität bedeuten. „Wenn die Kollegen an der gewünschten Schulart ihre studierten Fächer unterrichten, dann profitieren davon ja die Schüler am meisten. Das ist unser Antrieb“, meint Schwägerl. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Lehrer blicken mit Sorge auf das neue Schuljahr: Drohen wieder hoher Unterrichtsausfall und Abordnungschaos?

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34 Kommentare
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Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Meiner Meinung nach gehört es zum Beamtentum dazu, dass verbeamtete Lehrer sich aus dienstlichen Gründen auch mal abordnen lassen – selbst wenn das nur ein Notbehelf ist. Beamtentum heißt ja nicht, man nimmt gerne in Anspruch, was einem gefällt und sträubt sich gegen alles, was einem nicht gefällt.

Emil
4 Jahre zuvor

Ach ja, die lieben Philologen… Halten sich für etwas Besseres als alle anderen Lehrer und sind sich zu fein, um an Grundschulen zu unterrichten. Gleichzeitig merken sie nicht, dass ihr arrogantes Auftreten und ihre Weigerung, andere Lehrämter als gleichwertig zu akzeptieren, die Abordnungswelle massiv fördert. Ganz ehrlich: Entscheidet euch! Entweder gleichwertige Lehrämter oder Abordnung!

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Die Gymnasiallehrer sind Ihrer Meinung nach doch weder für die Grundschule ausgebildet noch dafür geeignet.

Tatsächlich sind sie fachlich zu spezialisiert und didaktisch auf ihren gesunden Menschenverstand angewiesen. Das kann klappen, muss aber nicht.

Die umgekehrte Weg, also Grundschullehrer an die Gymnasien als z. B. Mathelehrer wegen des hohen Bedarfs, würde aus fachlichen und didaktischen Gründen sehr wahrscheinlich scheitern, weil die sehr breite fachliche, aber auf Kinder spezialisierte Ausbildung am Gymnasium nicht funktioniert. Einen Kinderarzt machen Sie nicht zum Radiologen – umgekehrt auch nicht.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ich bin auch der Meinung, dass die spezifisch ausgebildeten Lehrer an ihren Schularten bleiben sollten. Ich meine auch, dass man den Gymnasiallehrern mit einer Abordnung an eine Grundschule zu viel abverlangt, da sie für diese Art von Schülern und diese Altersstufe und den damit verbundenen Umgang mit dem Stoff nicht ausgebildet wurden.

Damit gleiche Bedingungen für die Studienwahl bestehen, muss man genügend Studienplätze zur Verfügung stellen und die Lehrer aller Schularten bei gleichwertigen Abschlüssen (1./2. StEX bzw. Master) ausbilden.
Dann, denke ich, verteilt es sich auch gerechter. Dazu muss man sich eben zu beidem durchringen, wenn man nicht weiter Lehrermangel an bestimmten Schularten provozieren will.

Das gymnasiale Lehramt ist von allen Schularten immer noch für diejenigen, die gerne Unterrichtsstoff in ihren Lieblingsfächern vermitteln wollen, am attraktivsten, weil da 1.) die Schüler am leichtesten im Vergleich zu handeln sind und man noch von allen Schülern die interessiertesten hat und 2.) man da sich besonders gut auf den Stoff konzentrieren kann und das soziale Drumherum nicht ganz so herausfordernd ist wie in anderen Schularten. Das ist auch genau der Grund, weshalb sie viele lieber für ein Studium Richtung gymnasiales Lehramt entscheiden. Außerdem kann man im Studium gut seine Lieblingsfächer vertiefen. Und 3.) nimmt man gerne die höchste Bezahlung von allen Lehrämtern mit.

mississippi
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

@ysnp: Um mal eine Lanze für die Philologen zu brechen: Na ja, ehrlich gesagt, bin ich froh, dass es an den Gymnasien viele Lehrer gibt, die für ihre Fächer „brennen“ und das den Kindern auch so vermitteln. Lehrer haben immer eine Vorbildfunktion. Was hat der Biolehrer, die Kunstlehrerin, der Spanischlehrer…. meine Kinder beeinflusst. FACHLICH und auch menschlich. Ich meine das im positiven Sinne.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  mississippi

Eben. Es ist die Begeisterung für die Fächer, die die Fachlehrer besonders in der Sek II an ihre Schüler weitergeben wollen. In der Sek I pubertieren die Kinder zu sehr, um begeisterungsfähig zu sein, außerdem ist der Stoff zu einfach.

ysnp
4 Jahre zuvor

„warnt allerdings insbesondere vor Abordnungen von Gymnasiallehrern an Grundschulen, wie sie aktuell verstärkt in Bayern…“

Das wäre mir neu, dass in Bayern Gymnasiallehrer an Grundschulen abgeordnet würden. Ich glaube, dass das nicht so stimmt.
Richtig ist: Ausgebildete Gymnasiallehrer, die nach dem Referendariat nicht in den Schuldienst aufgrund von Überbesetzung in ihren Fächern übernommen werden, können sich innerhalb von 1-2 Jahren im Schnellverfahren als Quereinsteiger zum Grundschullehrer ausbilden lassen. Sie unterrichten dort von Anfang an und haben dazu noch verkürzte Seminare.
https://www.km.bayern.de/lehrer/lehrerausbildung/grundschule/quereinstieg.html

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Und qualifizieren Sie sich durch die Fortbildung zur Grundschullehrkraft dann zu A12?

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Ja, genau so. Sie werden als normale Grundschullehrkraft nach A12 bezahlt und als Grundschullehrkraft geführt. Es ist nicht nur eine Fortbildung, sondern eine 1-2 jährige Ausbildung mit Seminartagen, aber nicht so intensiv wie im Grundschulreferendariat. Da wird ihnen nur das Nötigste beigebracht.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Weiter heißt es, wenn man mindestens 5 Jahre an der Grundschule war, dann erhält man bei erneuter Bewerbung zu seinem ursprünglich studierten Lehramt einen Notenbonus und – so oder so – einen Wartezeitbonus, bis man in der Warteliste nicht mehr geführt wird. Diese Zweitqualifizierungsmaßnahmen kann man also nur als höchstens mittelfristige Lösungen sehen.
Es gibt Leute, die aus Verlegenheit ein anderes Lehramt studiert haben, weil sie den NC für Grundschullehramt, der teilweise bei besser als 2,0 stand, nicht erreicht haben. Inzwischen sieht es für die Studienplätze in Bayern fürs Grundschullehramt ganz gut aus und man muss nicht mehr bei der besten Gruppe beim Abitur gewesen sein.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Das hängt davon ab, ob es sich um eine Abordnung oder um eine Neueinstellung handelt.

Die vom GY oder einer GE an eine GS abgeordneten Lehrkräfte mit Lehramt für die SekI+II erhalten weiterhin mindestens A13 einschließlich Ratszulage. Die von Yvonne G. vorgenommenen Neueinstellungen von Lehrkräften der SekI+II, die zunächst GS zugewiesen werden, erhalten zunächst A13 verbunden mit der Zusage nach zwei bis drei Jahren einer Planstelle an einem GY zugewiesen zu werden.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ja, das ist bei uns auch so.
Junge Lehrkräfte lassen sich darauf ein, weil sie hoffen, dass sie anschließend an ihrem Wunsch-Gym eine feste Stelle erhalten.

Da bei uns die Abordnungen für zumeist 1-2 Jahre sind, arbeiten sie sich zunächst 1 Jahr lang in die GS ein,
anschließend absolvieren sie ihr erstes Jahr am Gym in Vollzeit.

Dass die gestandenen Lehrkräfte, die abgeordnet werden, weiterhin A13, A14 oder A15 erhalten, hatte ich neulich schon geschrieben.
Dennoch bin ich dankbar für die, die es auf sich nehmen und sich mit viel Engagement in die Arbeit in der Grundschule stürzen.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Sicher warnt der Verband davor, da dies in anderen Bundesländern längst Alltag ist.
Während früher nur die Lehrkräfte mit der GHR-Ausbildung gegenseitig aushalfen, würde dies inzwischen geändert und auch Gym-LuL werden an andere Schulen abgeordnet, auch an Grundschulen.
Dahinter stecken mehrere Entwicklungen.
So sind die Gesamtschulen mit Oberstufe im gleichen Dezernat wie die Gymnasien angesiedelt und waren außen vor, nachdem aber das Neugründungsverbot aufgehoben und viele Schulzentren in GeSas verwandelt wurden, konnten deren Lehrkräfte nicht mehr wie zuvor abgeordnet werden. Damit würde es für die anderen Schulen immer enger.
Junge Gymnasiallehrkräfte gibt es weit mehr als die mit anderem Stufenschwerpunkt. Man kann also mehr Gymnasiallehrkräfte am Gym einstellen und den Überhang dann abordnen. So unterrichten in allen Schulen mehr Lehrkräfte, die Alternative wäre, dass man an den GHR auf nicht pädagogisch ausgebildete Vertretungen zurückgreifen müsste.
Der Überhang der GYM-LuL dient auch vorbeugend dazu, den Bedarf an LuL für die Rückkehr zu G9 zu sichern. Bis dahin sind diese Lehrkräfte in anderen Schulformen untergebracht.

Wer also fordert, dass Gym-LuL nur dort arbeiten sollen, muss gleichzeitig Lösungen präsentieren, wie man die anderen Probleme angehen will, oder nimmt in Kauf, dass andere Schulformen, einschließlich der Grundschule, mit weitaus weniger qualifiziertem Personal den Kernunterricht aufrecht erhalten oder die Stundentafel massiv kürzen müssten. Dann gibt es in Brennpunkten und abgelegenen Schulen demnächst täglich je 1 Stunde Deutsch und Mathe am Vormittag, davor und danach ist schulfrei, so kann man dann täglich mit einer Lehrkraft 2-3 Klassen versorgen. Dann erreichen wie früher auch nur die auserlesensten SuS das Gymnasium, das ist vermutlich im Sinne der Philologen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

In NRW sind Gesamt-, Sekundar-, Gemeinschafts- und PRIMUS-Schulen in einem Kapitel der Bez.-Reg. zusammengefasst. Dieses Schulkapitel hat nichts mit dem Kapitel GY zu tun.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Bei uns ist es, wie beschrieben, anders aufgeteilt.
Letztlich war das Ungleichgewicht in der Unterrichtsversorgung dann aber zwischen den Dezernaten (Kapiteln) offenbar so groß, dass man sich entschlossen hat, diese Schwelle aufzuheben und über die Dezernate hinweg Abordnungen zu ermöglichen.

xxx
4 Jahre zuvor

Der Verband hat recht. Den Mangel an den unterschiedlichen Schulformen kann man nur durch Attraktivität des Berufes beheben. A13 recht dafür nicht, Stundenentlastung und vor Allem weniger Bürokratie wären erste Schritte.

Stefan B.
4 Jahre zuvor

Bin auch massiv dagegen, Gymnasialkräfte an Grundschulen abzuordnen. An den Grundschulen, mit ihrer hohen Heterogenität und ihrer zentralen Bedeutung für das Bildungssystem, braucht es pädagogisch, didaktisch und methodisch hochqualifizierte Kräfte. Fachwissenschaftlich ausgebildete Schmalspurpädagogen sind gerade für die Gruppe von Schülerinnen und Schüler sicherlich nicht schädlich. Lasst die Studienräte weiterhin da, wo sie das einfachste Schülerklientel und die anspruchsloseste pädagogische Arbeit zu erledigen haben und sorgt dafür, dass für die echten Lehrerjobs wieder mehr Bewerber herkommen, zum Beispiel durch eine Besoldung, die an die Besoldung der pädagogisch gering qualifizierten StR und OStR angepasst wird.

Martina
4 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan B.

Genau das ist ja das Problem: eine selbsternannte Elite, die ihrem Job überhaupt nicht gewachsen ist, wird einem obskuren Verband PhV vertreten und weigert sich, Anstrengungen auf sich zu nehmen.
Hält Klasse 12 für wissenschaftliche Arbeit, ist aber in keinster Weise dazu qualifiziert, mit einem pädagogisch anspruchsvollen Klientel umzugehen.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Martina

Wieso haben dann die Grundschul- und Sek I-Lehrer keinen Lobbyverband? Es verbietet ihnen niemand, einen solchen zu gründen.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Aber die haben doch den Grundschullehrerverband und man sagt doch zumindest, dass die GEW sehr grundschullehrerorientiert sei?!?

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Stefan und Martina bestätigen indirekt, was ich meine: In der Lehrerausbildung sollte man weiterhin zwischen Grundschullehrer und Lehrer an weiterführenden Schulen (alle anderen Lehrämter) unterscheiden, weil sich die Aufgaben und Anforderungen deutlich voneinander unterscheiden.

Für mich rechtfertigt das auch eine unterschiedliche Bezahlung – wegen der unterschiedlichen Aufgaben und Anforderungen, wie auch bei Erziehern oder dann wieder bei Dozenten und Professoren an den Hochschulen. Wer aus seinem Lohn/Gehalt sein Selbstwertgefühl ableitet, hat ein Problem mit seinem Selbstwertgefühl.

Dass Lehrer weiterführender Schulen dann im Notfall auch mal die älteren Kinder an Grundschulen unterrichten, tut dem keinen Abbruch.

Martina
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Dem schließe ich mich an. Natürlich kann auch eine Grundschullehrkraft mal bis Klasse 6 unterrichten, auch eine Gymnasiallehrkraft kann mit guter Betreuung an der Grundschule assistieren.
Und die Anforderungen rechtfertigen selbstverständlich unterschiedliche Gehälter. A12 am Gymnasium ist sicherlich ausreichend, darauf muss ja niemand sein Selbstwertgefühl ableiten. An den Grundschulen wäre es wünschenswert, wenn es zumindest außerhalb der Schulleitung Aufstiegsmöglichkeiten gäbe.

ABC
4 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan B.

Mir fällt auf, dass die Gymnasiallehrer hier so gut wie nie ihre Kollegen an anderen Schulen dermaßen herabsetzen und verunglimpfen wie Sie, Stefan B. und noch mehr Martina, das tun. Für mich spricht es Bände, und zwar über Sie beide und nicht über die angeblich unengagierten und unqualifizierten StR und OStR.
Ich glaube nicht, dass Sie mit solchen Kommentaren auf Verständnis und Sympathie stoßen, auch nicht bei Grundschullehrern. Bei mir jedenfalls nicht.

Palim
4 Jahre zuvor

Was ich gut finde oder nicht ist irgendwann zweitrangig, wenn die Schule so schlecht versorgt ist, dass mehrere Klassen keinen Klassenlehrer haben würden ohne Abordnungen aus anderen Schulformen. Das ist schon seit vielen Jahren so, neue ist, dass nicht allein die HS+RS-LuL zu Abordnungen in die Grundschulen herangezogen werden, sondern eben auch Gymnasiallehrkräfte.

Der Lehrermangel ist da und beeinträchtigt an bestimmten Schulen seit Jahren mehr und mehr.
Eine schlechte Unterversorgung bedeutet nicht nur, dass es immer problematisch ist, den Unterricht aufrecht zu halten, sondern auch,
– dass Zusatzbedarfe gestrichen werden, also Förderung für DaZ, Inklusion, sozialen Brennpunkt u.a.,
– dass man unter den verbleibenden KollegInnen die unzähligen weiteren Aufgaben untereinander aufteilen muss, von denen man viele nicht an Abordnungen geben kann,
– dass laufend doppelte Klassenleitungen drohen oder notwendig sind
– dass man bei Abordnungen ständigen Wechsel hat, den Stundenplan um diese Abordnungen herum basteln und auf deren Fächer Rücksicht nehmen muss,
– dass stets neue Lehrkräfte in die Gepflogenheiten der Schule und ggf. Schulform einarbeiten muss.

Ohne Abordnungen wäre der Mangel noch größer und die Unterrichtsversorgung nur über das Zusammenlegen von Klassen zu gewähren, und zwar nicht stundenweise, sonderen generell und zu Lasten dieser SuS, Eltern und KollegInnen.

Wer soll denn in den nächsten Jahren die anspruchsvolle pädagogische Arbeit übernehmen?

Wer wäre besser geeignet, als Menschen, die sich für ein Lehramt und damit einen pädagogischen Beruf entschieden haben und die Grundzüge der Pädagogik selbst im SekII-Studium sowie im Ref erlangt haben müssten?

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Ich finde richtig, wenn das Beamtentum auch mal derart zum Tragen kommt, dass der Dienstherr seine Beamten dort einsetzt, wo er sie gerade braucht. Das Beamtentum ist doch eine gegenseitige Sache. Für die Nachteile an der einen Stelle (Versetzung), bekommt der Beamte Vorteile an einer anderen Stelle (Pension, Gehaltszahlung im Krankheitsfalle, Familienzuschlag …).

Es passt in die heutige Zeit, dass die verbeamteten Lehrer die Vorteile haben wollen, aber die Nachteile natürlich nicht.

Man kann Gymnasiallehrer auch bei den älteren Kindern in den Grundschulen einsetzen, ich sage mal so ab Klasse 3. In Brandenburg und Berlin ginge das ja dann bis Klasse 6. Es wäre immer noch die Grundschule. Das kann schon eine Hilfe sein in der Zeit, in der ausgebildete Grundschullehrer fehlen.

Carmen Mendez
4 Jahre zuvor

Lehrer nach Stufeneinsatz auszubilden, also Grundschule, Sek 1 und Sek 2, eröffnet eine hohe Einsatzflexibilität. Dass ein Gymnasialschullehrer für Englisch nicht an der Realschule unterrichten darf und umgedreht, ist ein bayrisches Relikt einer Klientelpolitik der Lehrerverbände. Dass es erfolgreich anders geht, zeigen die ostdeutschen Bundesländer, wo es historisch bedingt nur die Ausbildung für die Grundschule und die weiterführende Schule gab und auch heute noch der Einsatz flexibel praktiziert wird. Sachsen und Thüringen liegen in bundesweiten Vergleichstests seit Jahren oft vor Bayern. Man kann 30 Jahre nach dem Mauerfall auch Mal vom Osten lernen.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carmen Mendez

Die immense Zahl an Abordnungen, die manchem sauer aufstößt, zeugt davon, dass es „im Westen“ durchaus auch flexiblen Einsatz gibt.
Ich kenne es nur so, dass es immer Abordnungen zwischen GS-HS und umgekehrt gab, auch zwischen den SekI-Schulen werden die Lehrkräfte schon immer hin- und hergeschickt.
Wenn der Mangel in den Grundschulen besteht, was ja offenbar bundesweit der Fall ist, hilft auch eine Ausbildung nach Stufeneinsatz nicht, da ja dort dann Lehrkräfte der Primarstufe fehlen und Lehrer einer anderen Stufen dorthin abgeordnet werden müssen. Nichts anderes ist es, wenn SekI oder SekII-LuL an die Grundschulen geschickt werden.
Allerdings gab es lange Zeit eine kombinierte Ausbildung zur GHR-Lehrkraft, sodass man hier stets auf die Flexibilität pochen konnte, da alle diese Lehrkräfte für die Grundschule und die SekI ausgebildet waren.

Dass das Gymnasium, das auch eine SekI-Schule ist, bisher außen vor war, lag in Nds. vielleicht an der gesonderten Ausbildung, aber auch an den unterschiedlichen Dezernaten. Inzwischen gibt es auch da eine Menge Abordnungen.

Zunächst kam es zu einer Abordnungs-Reihe: Gymnasiallehrkraft an die Realschule, Realschullehrkraft an die Hauptschule, Hauptschullehrkraft an die Grundschule. Dies bringt aber an 4 Schulen Unruhe und im Stundenplan Abhängigkeiten. Ein Grund, nun Lehrkräfte auch direkt vom Gymnasium an die Grundschulen zu schicken.

Ein anderer ist, dass es noch Gymnasiallehrkräfte auf dem Arbeitsmarkt gibt, die eingestellt und dann flexibel eingesetzt werden.

Ein weiterer, dass in einigen BL in naher Zukunft durch die Rückkehr zu G9 der 13. Jahrgang wieder eingerichtet wird, für den dann auf einen Schlag eine Menge Lehrkräfte benötigt werden. In Niedersachsen trifft das im kommenden Sommer ein, in BY 2023, in NRW und SH 2024.

Inwieweit sich der flexible Einsatz positiv oder negativ auf die Vergleichstest auswirken kann, müsste sicherlich erst ergründet werden. Ständiger Wechsel in der Schulstruktur ist ebenso wenig förderlich wie ständiger Wechsel eines Großteils des Kollegiums, weil beides viel Zeit und Kraft bindet.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carmen Mendez

@ Carmen, so ist es! Palim bestätigt es ja sogar in gewisser Weise, da der flexible Einsatz durchaus mehr oder weniger aus der Not heraus praktiziert wurde. Dann kann man auch gleich entsprechend ausbilden, aber dagegen wehren sich ja gerade westdeutsche Bildungspolitiker und Lehrer. Was der Bauer nicht kennt, das isst er auch nicht, fällt mir dazu übertragend ein.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Nur weil eine Lösung nicht alle Probleme löst, ist sie nicht gleich schlecht. Sie kann trotzdem eine Verbesserung zum Bisherigen sein. So sehe ich das mit den „Stufenlehrern“. Innerhalb ihrer Stufe wären sie schulartenunabhängig einsetzbar! Fortschritt also! An Grundschulen oder weiterführenden (ggf. auch in der Abiturstufe) wären sie es weiterhin nicht. Dann müsste man wirklich den „Einheitslehrer“ von Klasse 1-13 anstreben, nur halte ich das für ausbildungsmäßig zu umfangreich.

Abordnungen können deshalb nur eine vorübergehende Notlösung sein ähnlich den Seiteneinsteigern. Helfen kann es aber doch, wenn entsprechend nicht so ausgebildete Lehrer nun nicht gerade in der Schuleingangsstufe bzw. in der Abiturstufe eingesetzt werden.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Grundschullehrer muss man auch nicht unbedingt in die abschlussrelevanten Jahrgänge 9 und 10 stecken.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

@ xxx, sehe ich genauso! Würde aber wohl auch in einer mittleren Katastrophe enden (so viel zum Argument „gleiche Arbeit und Anforderungen“ aller Lehrämtler).

An der Grundschule meiner Tochter weigerten sich Grundschullehrer, die keine Mathematikausbildung hatten, in Klasse 5 und 6 in Mathe zu vertreten, weil sie dafür nunmal nicht ausgebildet seien und sich hoffnungslos verloren vorkamen.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

In NRW gab es Zeiten in denen Lehrkräfte mit Lehramt GHR (G) – also für Grund-, Haupt- und Realschule mit dem Schwerpunkt Grundschule – ausgebildet worden sind und die, wenn sie keine Stelle an einer GS gefunden haben, an HS oder GE eingestiegen sind und bis Klasse 10 unterrichten dürfen. Prinzipiell wäre auch ein Einstieg an einer RS möglich, an GE dürfen sie in den fachleistungsdifferenzierten Fächern sowohl auf G- als auch auf E-Ebene unterrichten.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Gab es in Nds. auch und sie sind weiterhin im Schuldienst an einer der Schulen eingesetzt.
Gerade deshalb wurde ja in etlichen Bundesländern für das Lehramt GHR ausgebildet, sodass man einen flexibeln Einsatz vorsehen kann.

Wie schon an anderer Stelle angemerkt: eine Ausbildung als Stufenlehrkraft SekI hilft nicht bei einem Lehrkräftemangel in der Grundschule.

Ein Mangel an GHR-Lehrkräften bedingt nun, dass andere Lehrkräfte, nämlich die mit SekI-II-Ausbildung in den anderen Schulen unterrichten (müssen).
Dagegen zu sein, löst das Problem des Lehrkräftemangels nicht.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

„Palim bestätigt es ja sogar in gewisser Weise, da der flexible Einsatz durchaus mehr oder weniger aus der Not heraus praktiziert wurde. Dann kann man auch gleich entsprechend ausbilden, aber dagegen wehren sich ja gerade westdeutsche Bildungspolitiker und Lehrer. “
Ist das so?
Woher nehmen Sie das?

Tatsächlich ist es so, dass über Jahrzehnte in vielen BL GH- oder GHR-Lehrkräfte ausgebildet wurden und entsprechend flexibel von Klasse 1-10 unterrichten konnten und auch laufend abgeordnet wurden.

Warum Gymnasiallehrkräfte, die auch SekI-LuL sind, nicht ebenso in der GS unterrichten sollten, erschließt sich mir dabei nicht, zumal die Not derzeit darin besteht, dass keine GHR-Lehrkräfte, wohl aber Gymnasiallehrkräfte zur Verfügung stehen.
Eine der an uns abgeordneten Gym-Lehrkräfte meinte übrigens, eine Abordnung an die BBS könne dahingehend sinnvoll sein, dass das Abitur dort nach gleichen Vorgaben durchgeführt würde, da könnten also Lehrkräfte des Gym auch an die BBS gehen um dort in ihren Fächern eingesetzt zu werden.

Wenn man insgesamt entsprechend flexibel ausbilden wollte, wäre eine Ausbildung nach Stufen derzeit nur hinsichtlich des Mangels in der SekI an HS und RS hilfreich, nicht aber für die fehlenden GS-LuL. Wenn Lehrkräfte sich nur Stufenweise vertreten können, gäbe es keine Vertretung für GS-LuL, diese ist aber notwendig und das schon seit langem.

Das ist dann gerade ein Argument für einen „Einheitslehrer“ oder für eine allgemeine Lehrkräfte-Ausbildung, an die sich eine oder mehrere Spezialisierungen anschließen,
also „Allgemein-Lehrkraft“ und zusätzlich Spezialisierung für z.B. Frühförderung, Erstunterricht, Sonderpädagogik unterschiedlicher Bereiche, Berufsbildung, Oberstufe etc.

Würde dies in Modulen angeboten, könnte man daraus auch Möglichkeiten der Fortbildung generieren, sodass Lehrkräfte nach ein paar Berufsjahren weitere Spezialisierungen erlangen könnten, ohne dafür ein halbes Studium und ein weiteres Ref ablegen zu müssen – sie sind ja schon „Allgemeine Lehrkraft“ und haben ihr 2. Examen bereits absolviert. Zudem übernehmen sie häufig auch ohne weitere Ausbildung diese Aufgaben, weil sie ihnen übertragen werden, weil sie abgeordnet werden oder weil dies aus der Not heraus gefordert ist.