Protest in Mecklenburg-Vorpommern – «Meer Gelt führ billdunk!»

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SCHWERIN. Kleinere Klassen, keine langen Anfahrtswege und regelmäßiger Unterricht – das sind auf den ersten Blick keine überzogenen Forderungen der Schüler. Aber sie könnten viel mehr Geld kosten als die Landesregierung zur Verfügung stellen will.

Vier Verbände haben am Samstag für mehr Geld im Bildungssystem Mecklenburg-Vorpommerns demonstriert. «Die Landesregierung muss eine ordentliche Schippe drauflegen», sagte die Regionalvorsitzende der Lehrer-Gewerkschaft GEW, Angela Gillmeier, bei einer Demo in Schwerin. Es brauche mindestens eine Verdopplung der bisher in Aussicht gestellten zusätzlichen 50 Millionen Euro pro Jahr.

Etwa 300 Menschen forderten in Schwerin Mehrausgaben für Bildung (Symbolbild) Foto: Bernd Schwabe in Hannover / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Mit Blick auf die geplanten Mehrausgaben im Schulpaket entgegnete Bildungsministerin Bettina Martin (SPD): «Das ist sehr viel Geld. Das Schulpaket wird uns guten Spielraum geben, die Situation spürbar zu verbessern.» Mit den Mitteln plane die Landesregierung beispielsweise, das Gehalt der Grundschullehrer an die Gehälter von Lehrern der weiterführenden Schulen anzupassen. Zudem verwies Martin auf weitere 110 Millionen Euro aus dem Digitalpakt Schule, die bis 2024 zusätzlich zur Verfügung ständen.

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Die von der GEW geforderten Mehrausgaben sollen laut Gewerkschafterin Gillmeier vor allem aus den Einsparungen der Landesregierung durch unbesetzte Stellen und den geringeren Löhnen von Berufsanfängern und Quereinsteigern kommen. Lehrkräfte müssen bis zu drei unbezahlte Überstunden die Woche machen und werden mit steigender Berufserfahrung besser bezahlt. Laut GEW gingen in den nächsten zehn Jahren etwa 8500 erfahrene und damit besser vergütete Lehrer in den Ruhestand.

Der ehemalige Landesschülervertreter Leo Radloff sagte am Rande der Demo: «Für Schüler ist wichtig, dass sie nicht mit 30 Leuten in einer Klasse sitzen, dass sie keine langen Anfahrtswege haben und dass nicht jeden Tag der Unterricht ausfällt.» Bildung sei das Letzte, woran man sparen sollte. «Die heutigen Schüler sind die Zukunft des Landes.» Man werde weiter demonstrieren, bis die Landesregierung ein schlüssiges Konzept vorlegt, sagte Radloff neben einem Plakat stehend, das «Meer Gelt führ billdunk!» forderte.

Der Protest in Schwerin, Rostock, Greifswald und Neubrandenburg wurde neben der GEW auch von der Landeskonferenz der Studierendenschaften, dem Verband Sonderpädagogik und dem Landesschülerrat unterstützt. In Schwerin demonstrierten laut Polizei etwa 300 Teilnehmer friedlich. (dpa)

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Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Ich glaube, MeVo gehört zu den drei Bundesländern, die A/E 13 für alle Lehrer verwirklicht haben (MeVo, Brdbg., Berlin), auch wenn sie in MeVo mit A 13 letztlich so viel verdienen wie in BaWü mit A 12 (gleicher Lohn für gleiche Arbeit?) … Ich will auf etwas anderes hinaus: Nun haben sie dort die höheren Gehälter, nun sind sie verständlicherweise immer noch nicht zufrieden und wollen auch mehr Geld in die Bildung allgemein. Nur woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Oder mehr Steuern für alle? Oder weniger Hartz IV für andere?

D. Orie
4 Jahre zuvor

Mehr Geld und mehr Qualität für und in der Bildung! Eine absolut richtige Forderung. Nur nebenbei, wenn man möglichst viele seltene Schrifteinheiten unterbringen möchte, dann wäre das noch *Gälld für Gelt und *Billdungk für Bildung;).

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  D. Orie

Natürlich ist das grundsätzlich richtig, aber die Gesellschaft / eine Gesellschaft muss sich überlegen (durch Wahlverhalten), was sie will: Will sie lieber in das Gemeinwohl oder lieber in das Alleinwohl investieren?

Nicht nur mehr Geld in die Bildung ist wichtig! Auch mehr Geld in die Pflege und ins Gesundheitswesen! Auch mehr Geld in die öffentliche Ordnung und Sicherheit. Womöglich auch mehr Geld in die Kultur, in den Umweltschutz, in die Armutsvorbeugung und -beseitigung, in die Infrastruktur, auch in die Entwicklungshilfe (? also Vorsorge für Migration ?) ….

Wie soll das alles finanziert werden, wenn die Leute andererseits maximal verdienen, minimal Steuern zahlen und ALLES vom Staat bezahlt bekommen möchten? Wo soll dann das Geld dafür herkommen, wo darf es fehlen?

Kalino
4 Jahre zuvor

Sehr geehrte Redaktion,
es gibt einen Fehler in Ihrer Berichterstattung. Ein in MV Lehrender mit Vollzeitdeputat muss bei Bedarf PRO WOCHE drei Stunden mehr Unterricht geben. Gezählt wird jedoch auf den Monat die Vergütung bzw. Nichtvergütung betreffend, also was unbezahlt bleibt bzw. was vergütet wird. Sind es ein, zwei oder drei Unterrichtsstunden PRO MONAT, sind diese Stunden ein Geschenk an das Ministerium. Man kann auch sagen: Der jeweilige Lehrende hat per ministerialer Anordnung seine Frei- und Erholungszeit mit ein/zwei/drei Unterrichtsstunden verbracht, samt dem, was an pädagogischer Arbeit und tw. selbst bezahltem Material dranhängt. Mit Glück hat Mensch die Aufgabenabarbeitung eines Kollegen überwacht – egal, was man davon hält. Für den, der vertreten muss, ist das am wenigsten gesundheitsschädlich, mit dem allgemeinen Vorneweg und Hintendran kommt Mensch dann auf drei dem Staat geschenkte Zeitstunden. Oft funktioniert das jedoch nicht. Dann wird noch mehr Freizeit-Zeit verschenkt. die eigene Erholungszeit herabgesetzt. Allerdings wird entgegen Ihrem obigen Bericht ab der 4. geleisteten zusätzlichen Unterrichtstunde PRO MONAT jede(!) dieser Stunden bezahlt. Zwar mit weniger Vergütung als es eine reguläre Stunde bringt (dies auch mit regulärem, selbst vor- und nachbereitetem Fach) und im Normalfall erst 12 Monate später, aber Ihr „bis zu drei unbezahlte Überstunden die Woche machen“ ist schlichtweg falsch.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Gefunden:

Auszug: „Ein Teil der Förderschulen bleibt entgegen früheren Plänen erhalten. Das Gesetz ermöglicht es, die Klassenstufen 1 und 2 für bedürftige Schüler auf insgesamt drei Jahre auszudehnen. Noten werden nicht erteilt. Auch in weiterführenden Schulen ist jahrgangsübergreifender Unterricht möglich. Praxisorientierte Schulangebote wie Produktives Lernen, 9+ oder das freiwillige 10. Schuljahr sollen stärker genutzt werden, damit mehr Schüler einen Abschluss schaffen. Neben Studien- wird es an Gymnasien künftig auch Berufsberatung geben.“

https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/mv-landtag-beschliesst-neues-schulgesetz-1337418211.html

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Stimmt!