Studie: Bestimmte Persönlichkeiten werden eher sozial ausgeschlossen

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KOBLENZ. Kooperation war für unsere Vorfahren lebenswichtig. Das hat Folgen bis heute, wie Wissenschaftler untersucht haben. Wer wenig kooperativ veranlagt ist, wird eher von Gruppen ausgeschlossen.

Soziale Ausgrenzung einzelner oder ganzer Gruppen stellt an vielen Schulen ein Problem dar viele Schüler haben darunter bereits gelitten. Ein Team um die Koblenzer Psychologin Selma Rudert hat nun untersucht, ob bestimmte Persönlichkeitseigenschaften das Risiko erhöhen, von anderen Menschen ausgegrenzt zu werden.

„In unserer Studie kommen wir zum Ergebnis, dass Persönlichkeit ein wichtiger Risikofaktor für soziale Ausgrenzung ist. Wenig verträgliche und unzuverlässige Menschen werden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ausgegrenzt“, berichtet Sozialpsychologin Selma Rudert. „Somit haben Menschen, die sich gegenüber anderen Menschen häufig kalt, misstrauisch und gleichgültig verhalten oder in der Zusammenarbeit mit anderen unzuverlässig und nachlässig sind, ein erhöhtes Risiko, von anderen ausgegrenzt zu werden.“

Die Ausgrenzung bestimmter potenzieller Mitglieder, kann theoretisch zur Stärkung von Gruppen beitragen. Foto: Pro juventute / flickr (CC BY 2.0)

Das Forschungsteam um Rudert hat sich bei seinen Studien auf die so genannten „Big Five“ der Persönlichkeit fokussiert: Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extravertiertheit, emotionale Stabilität und Offenheit für Neues. Die beiden Risikofaktoren „niedrige Verträglichkeit“ und „niedrige Gewissenhaftigkeit“ haben sie als besonders relevant identifiziert.

Dieses Ergebnis lasse sich gut aus einer evolutionspsychologischen Perspektive erklären, meint Rudert: Menschen würden andere Menschen insbesondere dann ausschließen, wenn sie diese für schlechte Kooperationspartner halten. Dies treffe insbesondere auf unverträgliche und wenig gewissenhafte Personen zu. „Menschen, die sich durch eine geringe Verträglichkeit auszeichnen, stellen oftmals eine Bedrohung für den Zusammenhalt der Gruppe dar, da sie sich nicht an soziale Regeln halten. Und Menschen mit einer geringen Gewissenhaftigkeit könnten sich schnell als eine Belastung für eine Gruppe herausstellen, insbesondere wenn diese bestimmte Ziele erreichen möchte“, so die Sozialpsychologin.

Bisherige Forschung zu sozialer Ausgrenzung konzentrierte sich Rudert zufolge oftmals auf das Erleben der ausgegrenzten Person. „Um das Phänomen der sozialen Ausgrenzung zu verstehen und ihm entgegenwirken zu können, ist es jedoch notwendig zu verstehen, warum es überhaupt zur Ausgrenzung kommt“, erklärt Rudert den Fokus ihrer Studie.

Insgesamt hatten die Wissenschaftler sieben Studien online und im Labor mit 40 bis 800 Teilnehmern pro Studie durchgeführt. Den teilnehmenden Personen wurden Beschreibungen von Menschen mit unterschiedlich ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen vorgelegt. Im Anschluss mussten sie zum Beispiel entscheiden, ob sie die Person aus einer zukünftigen Gruppenaktivität ausschließen wollten. In anderen Studien sollten sie Angaben dazu machen, wie wahrscheinlich sie der Person gegenüber ausgrenzendes Verhalten zeigen würden.

Die Untersuchungen seien wichtig für Themen wie Mobbing und Ausgrenzung in der Schule, so die Forscher. Allerdings weist Rudert auch darauf hin, dass freundliches und zuverlässiges Verhalten in diesen Kontexten nicht vollständig vor sozialer Ausgrenzung schützen könne. „Vielmehr gibt es neben der Persönlichkeit der ausgegrenzten Person natürlich auch situative Umstände, die soziale Ausgrenzung bedingen können.“ Konkret könne beispielsweise starke Konkurrenz innerhalb bestimmter Gruppen zu sozialer Ausgrenzung führen oder auch einfach Zufall, weil eine Person versehentlich übergangen wird.

Wolle man Ausgrenzung in Gruppen verringern, müsse man diesen Prozessen entgegenwirken, betont Rudert. Dies könne durch Maßnahmen erreicht werden, die internen wie externen Druck sowie den Konkurrenzkampf innerhalb einer Gruppe vermindern. (pm)

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4 Kommentare
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Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Interessant.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Und nicht überraschend. Ähnlich sozialisierte Menschen gruppieren sich untereinander. Stark davon abweichende Menschen wechseln in andere Gruppen oder werden im Extremfall Einzelgänger.

unverzagte
4 Jahre zuvor

es dürfte allgemein bekannt sein, dass insbesondere menschen, die in welcher hinsicht auch immer, auffällig sind, gemobbt werden. diese fallen jedoch gelegentlich auch durch eine starke persönlichkeit auf (keine mitläufer) und vertreten innovative, kreative ideen. schade, dass in dem artikel die motive zur ausgrenzung durchweg negativ (unzuverlässig etc) konnotiert werden.

ndere auf unverträgliche und wenig gewissenhafte Personen zu

xxx
4 Jahre zuvor

Daa Wort „gelegentlich“ bestätigt doch schon alles. In der heutigen schnelllebigen Welt braucht man sehr viel Geduld, Zeit und Nerven, um solche Ausnahmen zu entdecken. Die hat kaum jemand.