Kretschmann: Freigabe des Elternwillens war kein Fehler – Philologen: Doch!

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STUTTGART. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung im Gegensatz zu Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) nicht für einen Fehler. Das Grundgesetz sehe vor, dass die Erziehung der Kinder das natürliche Recht der Eltern sei, sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. Erstaunt zeigte er sich allerdings darüber, dass rund zehn Prozent der Eltern sich nicht an die Empfehlung hielten.

Wird von seiner Kultusministerin angegriffen: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Eisenmann, die Kretschmann bei der nächsten Landtagswahl 2021 als Spitzenkandidatin der CDU herausfordert, hatte am Montag gesagt, die Entscheidung der grün-roten Vorgängerregierung (unter Kretschmann!), dass die Grundschulempfehlung nicht mehr verbindlich sei, sei ein Fehler gewesen. Zu viele Kinder gingen auf Schulen, die nicht ihren Leistungen und Fähigkeiten entsprächen. Sie will nachsteuern, aber laut Ministerium keine komplette Rückkehr zum alten Modell der Grundschulempfehlung.

Eltern können ihr Kind auf ein Gymnasium schicken – auch ohne Empfehlung

Die Grundschulempfehlung ist die Empfehlung der Grundschule dazu, welche weiterführende Schulart für ein Kind nach der vierten Klasse geeignet ist. Grün-Rot hatte entschieden, dass die Empfehlung seit 2012/2013 nicht mehr verbindlich ist. Die Eltern können sich über sie hinwegsetzen und ihr Kind etwa auf ein Gymnasium schicken, obwohl es dafür keine Empfehlung hat.

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Der Philologenverband Baden-Württemberg, der die Gymnasiallehrer vertritt, pflichtet Eisenmann bei: „Die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung war ein Kardinalfehler der vorigen Landesregierung“, so heißt es. Die kürzlich veröffentlichten IQB-Ergebnisse zeigten: Die drei Bundesländer, die als einzige noch eine verbindliche Grundschulempfehlung nach Klasse 4 haben (Bayern, Sachsen und Thüringen – jeweils mit härteren Kriterien als sie Baden-Württemberg vor der Abschaffung hatte) liegen mit zum Teil deutlichem Abstand auf den Plätzen 1, 2 und 3 bei den IQB-Resultaten.

„Ein Teil der Eltern ignoriert diese Beratung durch die Lehrer einfach“

„Leider funktioniert das ‚Beratungsverfahren‘ zur Wahl der weiterführenden Schule bei einem erheblichen Teil der Eltern nämlich überhaupt nicht: Die Schulen und Lehrkräfte investieren zwar sehr viel Zeit in die Beratung über die sinnvolle Wahl der weiterführenden Schule, aber ein Teil der Eltern ignoriert diese Beratung einfach“, so erklärt der Verband. „Die Leidtragenden sind dann völlig überforderte Kinder, denen aufgrund ständiger Misserfolgserlebnisse der Spaß am Lernen abhandenkommt und das Selbstbewusstsein wegbricht. So erzeugt man Schulversagen! Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“ News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Eisenmann fordert Kretschmann heraus – sie wirft ihm vor: Freigabe der Grundschulempfehlung war ein Fehler. Und will jetzt gegensteuern

 

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3 Kommentare
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xxx
4 Jahre zuvor

Noch ein Vorschlag: Es gibt drei Kategorien:
– Gymnasium ja (nur gute und sehr gute Noten).
– Gymnasium nein (nur befriedigende und schlechtere Noten)
– Gymnasium mit Bauchschmerzen (alles andere)
Bei Gymnasium nein ist das Gymnasium ausgeschlossen. Kunst, Sport und Musik würde ich bei den Noten rausnehmen.

Pälzer
4 Jahre zuvor

Wie oft kommt es vor, dass Kinder in Gesamtschule, Realschule oder Gemeinschaftsschule besser laufen als gedacht und sie dann zu anspruchsvolleren Schulformen aufsteigen?

Pälzer
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

schade, das scheint niemand zu wissen. Auch die Redaktion schreibt nichts dazu.