Künftige Oberstufe in Bayern mit neuem Fach „Politik und Gesellschaft“

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MÜNCHEN. Als klar war, dass Bayern wieder vom achtjährigen auf’s neunjährige Gymnasium umschwenkt, war vielen Fachleuten auch klar: So wie früher soll die Oberstufe bitte nicht mehr sein. Doch wie stattdessen? Darum wird gerungen. Langsam wird die Kontur deutlich, doch Fragen bleiben. Klar ist: Ein Schwerpunkt soll bei der politischen Bildung liegen.

Michael Piazolo ist der erste bayerische Kultusminister, der den Freien Wählern angehört. Foto: © StMUK

Die Oberstufe an den bayerischen Gymnasien nimmt Formen an: Künftig sollen die Schüler ein Leistungsfach aus allen Fächern frei wählen können. In diesem bekommen sie dann zwei zusätzliche Wochenstunden Unterricht. «Wir sichern eine breite Allgemeinbildung und eröffnen zugleich mehr individuelle Wahlmöglichkeiten», erläuterte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag in München die Entscheidung der Arbeitsgruppe, die die neue Oberstufe vorbereitet. Der Freistaat stellt derzeit wieder vom acht- auf das neunjährige Gymnasium (G9) um, 2024 macht der erste Jahrgang nach den neuen Regeln Abitur.

In den Jahrgangsstufen 12 und 13 vier Wochenstunden Matheund Deutsch

Aktuell sind dabei noch einige Fragen offen – etwa, welche Fächer verpflichtender Bestandteil der Abiturprüfungen sein werden und wie diese für die Gesamtnote gewichtet werden. Klar ist hingegen, dass alle Schüler in den Jahrgangsstufen 12 und 13 vier Stunden Mathematik und Deutsch pro Woche haben werden. In der 12. Klasse können sie diese beiden Kernfächer ebenfalls mit zwei zusätzlichen Stunden vertiefen. Leistungsschwächere Schüler wiederum sollen in Deutsch und Mathe in der 13. Klasse mit Hilfe von Differenzierungsstunden besser auf das Abitur vorbereitet werden.

Neu ist das Fach Politik und Gesellschaft. «Es gibt kein einziges Bundesland, das so viele Pflichtstunden in politischer Bildung hat wie Bayern», betonte Piazolo. «Das ist ein klares Zeichen in den heutigen Zeiten.»

«Mit der nun angebotenen Vertiefungs- und Differenzierungsoption haben wir nun beides: Wir fördern die Schwächeren und fordern die Starken», kommentierte der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands, Michael Schwägerl, die Ergebnisse. Der Vorsitzende der Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der Bayerischen Gymnasien, Walter Baier, wies allerdings darauf hin, dass mangels Nachfrage sicher nicht an jeder Schule in jedem Fach ein Leistungskurs zustande kommen werde. Doch generell ziele das neue System darauf, den Schülern an kleinen wie an großen Gymnasien gleiche Angebote zu ermöglichen – und ihnen durch weniger Pflichtstunden mehr Freiraum zu lassen.

BLLV: Ganzheitliche Bildung gehört in den Mittelpunkt

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband, die größte Lehrervereinigung in Bayern, fordert hingegen einen anderen Weg. «Im Mittelpunkt muss die Vermittlung ganzheitlicher Bildung stehen», betonte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann jüngst. Statt zu viel Stoff in zu vielen Fächern zu oft abzuprüfen, sollten die Jugendlichen in Projekten und Modulen handlungsorientiert und realitätsnah lernen und Schlüsselkompetenzen wie Selbstreflexion, Problemlösefähigkeit, Teamfähigkeit oder Resilienz erwerben. dpa

GEW fordert Oberstufenreform: Individuelles Curriculum, Projektunterricht, verpflichtende Sozialkunde…

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xxx
4 Jahre zuvor

Frage: Wie passen ein neues Fach, mehr Stunden in Mathe und Deutsch, zusätzliche Förderstunden in Mathe mit weniger Stunde in der Oberstufe und gleich bleibenden Niveau zusammen?