Lehrerverband fordert „Koalition der Vernunft“ in der Bildungspolitik

1

ERFURT. Wegen der schwierigen Regierungsbildung in Thüringen warnt der Thüringer Lehrerverband vor einem Stillstand beim Lösen von Schul-Problemen. Sein Verband will am Wochenende einen Appell an Linke, CDU, SPD, Grüne und FDP verabschieden.

"Wir haben eine zu hohe Abbrecherquote": Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Foto: DiG / TRIALON / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)
Bleibt Bodo Ramelow Thüringens Ministerpräsident? Ramelow. Das ist offen. Foto: DiG / TRIALON / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

Der Thüringer Lehrerverband will Linke, CDU, SPD, Grüne und FDP dazu auffordern, gemeinsam gegen Lehrermangel vorzugehen. Es brauche eine «Koalition der Vernunft», heißt es im Entwurf für einen «Herbst-Appell», der am Samstag bei einer Sitzung des Landeshauptvorstandes verabschiedet werden soll. «Es kann doch nicht sein, dass wir jetzt monatelang Stillstand haben bei diesen dringenden Problemen», sagte Verbandschef Rolf Busch.

Der Entwurf des Papiers liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Nach Ansicht des Verbands ist danach ein fraktionsübergreifender Antrag im Parlament für bessere Einstellungsbedingungen für Lehrer denkbar. Diesen könne auch eine geschäftsführende Regierung umsetzen, wenn sie die Unterstützung der «anderen demokratischen Parteien» bekomme.

In Thüringen zieht sich die Regierungsbildung hin. Auch drei Wochen nach der Landtagswahl ist noch völlig offen, wie künftig im Parlament Mehrheiten für Gesetzesvorhaben gefunden werden sollen. Dem bisherigen Regierungsbündnis von Linke, SPD und Grünen fehlen im Landtag vier Stimmen, auch eine Vierer-Konstellation aus CDU, SPD, Grüne und FDP hätte keine Mehrheit.

Sobald der neue Landtag zu seiner ersten Sitzung voraussichtlich am 26. November zusammenkommt, sind Ministerpräsident Bodo Ramelow und die bisherigen Minister von Rot-Rot-Grün nur noch geschäftsführend im Amt. In der Übergangsphase bis zur Bildung der neuen Regierung ist es eigentlich unüblich, neue Gesetze auf den Weg zu bringen.

Anzeige

Dringend von den Schulen benötigt: Multiprofessionelle Teams

Der Thüringer Lehrerverband verweist in der Bildungspolitik aber auf dringend zu klärende Probleme hin. Demnach müssten multiprofessionelle Teams flächendeckend in den Schulen eingesetzt werden, fordert der Verband. Solche Teams sollten demnach zum Beispiel aus Sonderpädagogen, Schulpsychologen, Schulsozialarbeitern und Schulgesundheitsfachkräften bestehen. Sie könnten Schulen etwa bei Fragen der Inklusion und Integration unterstützen.

Außerdem fordert der Verband in dem Entwurf weitere Verbesserungen beim Einstellungsverfahren für Lehrer sowie Ausbildungs- und Einstellungszahlen, die sich am tatsächlichen Bedarf orientierten. «Es genügt nicht, nur die durch Altersabgänge entstehenden Löcher zu stopfen», heißt es in dem Papier.

Der Lehrermangel betrifft Thüringen stark – Unterricht nicht gesichert

Thüringen kämpft seit Jahren mit Lehrermangel. Einer Prognose der Kultusministerkonferenz (KMK) vom vergangenen Jahr zufolge werden bis zum Jahr 2030 rund 2280 Lehrer im Freistaat fehlen. In der Zeit seit 2018 bis 2030 müsste Thüringen demnach rund 10.080 Lehrer einstellen – demgegenüber steht ein erwartetes Angebot von 7800 Lehrern auf dem Arbeitsmarkt bis 2030.

Die KMK-Berechnungen orientierten sich damals vor allem an Prognosen zur Entwicklung der Schülerzahlen und an Absolventenzahlen der Lehramtsstudiengänge an Thüringer Hochschulen. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte zum Start ins neue Schuljahr eingeräumt, dass es nicht an jeder Schule gelingen werde, den Unterricht zu 100 Prozent abzusichern. dpa

Lehrermangel extrem: Tausende Schüler in Thüringen ohne Zeugnisnoten

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

1 Kommentar
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Vor allem müssen wieder mehr Lehrer ausgebildet werden! Das sollte im Laufe unserer Diskussionen klar geworden sein. Und es müssen deutlich mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden, als man Lehrer braucht, weil ein hoher Prozentsatz zwischendurch aussteigt, wie wir mehrfach lesen konnten.

Darin liegt der Schlüssel zur Lösung des Problems. Immer höhere Gehälter ist ein Nebenkriegsschauplatz und verpulvert Steuermillionen, von denen nichts in den Schulen und bei den Schülern (und dann auch bei den Lehrern) ankommt.