Suding schlägt vor: 5.000 geflüchtete Lehrer für den Schuldienst qualifizieren!

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BERLIN. Bei der Kultusministerkonferenz an diesem Donnerstag und Freitag in Berlin geht es auch wieder um das Thema Lehrermangel. Die FDP setzt auf «Lehrkräfte mit Fluchtgeschichte». Immerhin 5.000 solcher studierter Pädagogen soll es in Deutschland geben.

Möchte die Türen der Schulen für qualifizierte Flüchtlige öffnen: FDP Fraktionsvize Katja Suding. Foto: FDP

Angesichts des Lehrermangels in Deutschland schlägt die FDP vor, das Potenzial von geflüchteten Pädagogen zu nutzen. Die Liberalen wollen noch vor Weihnachten einen Antrag in den Bundestag einbringen. In dem Papier fordert die FDP-Fraktion eine Bund-Länder-Vereinbarung zur Finanzierung von jeweils einjährigen Hochschulkursen, um geflüchteten Lehrern zu helfen, die notwendigen Voraussetzungen für den Zugang zum deutschen Schuldienst zu erreichen. Die Finanzierung solle über drei Jahre laufen. Bund und Länder sollen sich die Kosten teilen.

Bislang arbeiten 250 Flüchtlinge als Lehrer in Deutschland

Der Lehrermangel könnte nach Ansicht der bildungspolitischen Sprecherin der FDP-Fraktion, Katja Suding, so zumindest «ein Stück weit» gemindert werden. Die FDP geht von rund 5.000 studierten und praktisch erfahrenen «Lehrkräften mit Fluchtgeschichte» aus, die seit 2014 nach Deutschland gekommen sind und beruft sich dabei auf Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf). «Wir dürfen das Potenzial dieser Menschen nicht brachliegen lassen», sagte Suding.

Bislang sind dem FDP-Antrag zufolge nur 250 Personen mit Staatsangehörigkeit eines Asylherkunftslandes als Lehrkräfte an allgemein- oder berufsbildenden Schulen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Liberalen berufen sich hier auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger bezweifelt, dass durch den FDP-Plan eine spürbare Entlastung des Lehrerarbeitsmarkts erreicht würde. «Mehr – ohne das gegeneinander auszuspielen – würde eine umfassende und nicht nur rudimentäre Nachqualifikation der zahlreichen Quereinsteiger bringen», sagte er der dpa.

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KMK berät über den ausufernden Lehrermangel

Der Lehrerverband hatte im Sommer davor gewarnt, dass in diesem Schuljahr rund 15.000 Lehrerstellen unbesetzt bleiben würden. «Nach den uns verfügbaren Rückmeldungen lagen wir damit nicht falsch», sagte Meidinger. Auch die Prognose, dass weitere rund 40.000 Stellen nur durch Notmaßnahmen wie Quereinsteiger, Pensionisten und Studenten besetzt werden könnten, sei nicht so falsch gewesen.

Über das Thema Lehrermangel berät an diesem Donnerstag und Freitag auch die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) in Berlin. Auf der Tagesordnung stehen die sogenannten Lehrereinstellungsbedarfe und -angebote. Dabei handelt es sich um Modellrechnungen der Länder, die den Lehrerbedarf und die zu erwartende Lücke an Lehrkräften bis 2030 abbilden.

In ihrer letzten Prognose vom Oktober 2018 war die KMK davon ausgegangen, dass jährlich im Schnitt rund 32.000 neue Pädagogen eingestellt werden müssten, dabei aber durchschnittlich 700 Stellen pro Jahr nicht besetzt werden könnten. Steigende Geburtenzahlen und Zuwanderung seien zwei Gründe für den erhöhten Bedarf. Die KMK sah in dieser Prognose vor allem im Osten eine Unterdeckung, während im Westen eher mit einem Überangebot an Lehrern gerechnet wird. Eine Entspannung sei erst ab Mitte der 20er Jahre absehbar. Momentan gibt es laut KMK rund 798.000 hauptberufliche Lehrer in Deutschland. dpa

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Im Teufelskreis: Der Lehrermangel sorgt für Überlastung der Lehrerschaft – der Krankenstand steigt, wodurch noch mehr Lehrer fehlen

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Tento
3 Jahre zuvor

Sehr geehrte Redaktion,

was ist denn aus diesem Ansinnen geworden? Außer von der Potsdaminitiative ist mir nichts bekannt. Interessant wäre es, zu erfahren, wie neben Brandenburg die anderen Bundesländer damit umgehen.
Wenn Sie überall die Fakten dazu einsammeln und darstellen würden, … Falls dann herauskommt, dass es in BLn durchaus Konzepte mit Umsetzungen gibt (erfolgreich unter diesen Bedingungen/nicht erfolgreich unter jenen Bedingungen), dann kommt vielleicht auch mein BL MV in Erklärungsnot.

Von hier aus MV kann ich Ihnen berichten, dass mehrere arabische LehrerInnen erzählen, sie hätten bei Vorsprachen (wg. Widersprüchen bzw. Ablehnungen der Anerkennung trotz nachgewiesener akademischer LehrAbschlüsse und mehrjähriger Berufserfahrung plus Deutsch-C1/C2-Prüfungen) bedeutet bekommen haben, dass ihre Arbeit als Lehrer unerwünscht ist. Natürlich inoffiziell bekamen sie das gesagt. Mehr so unter dem Hinweis, es hätte keinen Zweck es weiter zu versuchen. Niemand hat das offiziell gesagt oder geschrieben, deshalb gebe ich hier nur wieder, was mir arabische LehrerInnen (die sich untereinander nicht kennen bzw. zu diesem Zeitpunkt nicht kannten) erzählt haben. Was wird wohl das Kultusministerium offiziell bei einer Nachfrage sagen?

Interessant wäre auch die Begründung, warum erfahrene arabische Lehrer mit nachgewiesenen Abschlüssen und nachgewiesenen Berufserfahrungen nicht einmal die ausgewiesene E9 bekommen, wenn sie als PmSA o. auf ähnlichen Stellen eingesetzt sind.

Vielen Dank für Ihre Recherche!