Gegen den Lehrermangel: Experten fordern neue Lehrerausbildung – samt Verbeamtung schon von Lehramts-Studierenden

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BERLIN. Wie lässt sich der ausufernde Lehrermangel schnell beheben? Drei renommierte Experten – der ehemalige Bildungsminister Brodkorb, der Bildungsforscher Zierer und die Sozialpädagogik-Professorin Koch – haben sich zusammengetan, um mit einem gemeinsamen Vorschlag an die Öffentlichkeit zu treten. Sie möchten die Lehrerausbildung reformieren, und zwar so, dass Studenten als Lernhelfer schnell und kontinuierlich an die Schulen kommen. Und sie möchten die Lehrerausbildung attraktiver machen – mit einer Verbeamtung schon vom ersten Semester an.

Der Schuldienst ist nicht für alle derzenigen, die aufs Lehramt studieren, attraktiv. Foto: Shutterstock

Eine signifikante Anzahl der Lehramtsstudenten möchte nach dem Abschluss gar nicht an einer Schule beziehungsweise im Bildungsbereich arbeiten. „Über 30 Prozent von ihnen wollen nach dem Studium nicht an einer Schule arbeiten, sondern streben eine anderweitige Karriere an“, erklärt Eckhard Köhn, Geschäftsführer von Studitemps. Dies ist Ergebnis einer Studie, die der Personaldienstleister unlängst gemeinsam mit der Universität Maastricht vorgelegt hat (News4teachers berichtete). In Zeiten des Lehrermangels, in denen in den Schulen mit jedem Studienabsolventen gerechnet wird, ist das eine äußerst schlechte Nachricht.

„Der Lehrermangel an Deutschlands Schulen hätte sich erledigt“

„Würden alle diejenigen, die ein Lehramtsstudium beginnen, tatsächlich einmal in den Klassenzimmern landen, gäbe es ein riesiges Gedränge – und der Lehrermangel an Deutschlands Schulen hätte sich erledigt. Ein wenig realistisches Szenario, denn zwischen Hörsaal und Lehrerzimmer gehen jede Menge Lehrer in spe verloren“, schreiben nun  drei renommierte Experten in einem gemeinsamen Gastbeitrag für die „Zeit“: Mathias Brodkorb, ehemaliger Bildungsminister von Mecklenburg Vorpommern, ist Aufsichtsratsvorsitzender der Universitätsmedizinen Rostock und Greifswald, Katja Koch ist Professorin für Sonderpädagogik an der Universität Rostock und Klaus Zierer ist Professor für Schulpädagogik an der Universität Augsburg. Sie fragen: Warum brechen so viele angehende Lehrer ihr Studium ab?

Ihre Antwort: „Dafür gibt zwei besonders gewichtige Gründe: 1. Weil Erwartung und Studienrealität nur wenig übereinstimmen. Ambitionierte junge Leute ziehen aus, um Lehrer zu werden, stattdessen landen sie an Universitäten, die sie zu Wissenschaftlern machen wollen. Folgerichtig sind 2. die Abläufe des Studiums nur wenig auf die Bedürfnisse der angehenden Lehrkräfte ausgerichtet. Aus beidem ergibt sich dann ein Studium, das an Praxisferne kaum zu überbieten und zudem ein organisatorisches Desaster ist. Wer es dennoch durchsteht, erleidet häufig einen Praxisschock. Wenn er nämlich nach fünf bis sechs Jahren Studium erstmalig länger als für ein kurzes Praktikum vor einer Klasse steht. Immerhin nach einer unfreiwilligen Auszeit gut erholt, da der Anschluss von Universität zum Referendariat häufig nicht nahtlos klappt.“

Eine grundsätzliche Reform sei deshalb dringend notwendig. „Wir schlagen vor, zusätzlich zu den bestehenden Systemen staatliche Lehrerbildungsakademien zu gründen. Da wir praktisches Können für Lehrer für ebenso wichtig halten wie theoretisches Wissen, wäre das Lehrerbildungsstudium an diesen Akademien dual organisiert. Theorie und Praxis hätten gleiche Anteile, die ineinander verschränkt wären. Damit würde die künstliche und unproduktive Trennung zwischen erster und zweiter Phase der Lehrerbildung aufgehoben“, so meinen Brodkorb, Zierer und Koch.

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„Warum sollen Lehrer schlechter behandelt werden als Steuerbeamte?“

Weiter fordern die Fachleute: „Das Personal müsste ebenso aus hochkarätigen Wissenschaftlern wie aus erfahrenen Lehrern bestehen. Die Besoldungsstufen W3 und A14 sowie eine geringere Lehrverpflichtung gleichen die höhere Anzahl von Studienwochen aus.“

Doch nicht nur für die Lehrerausbilder sollen finanzielle Anreize gesetzt werden – auch die Studierenden sollen bezahlt werden. Mehr noch: Gefordert wird eine Verbeamtung bereits zu Beginn des Studiums. „Eine Verbeamtung der Lehrer von morgen vom ersten Tag des Studiums an sichert die besten Studienbewerber. Warum sollten sie schlechter behandelt werden als Polizisten und Steuerbeamte?“, so fragen Brodkorb, Zierer und Koch. „Das klingt nach einer teuren Angelegenheit? Irrtum. Die Besoldung der Lehramtsstudenten gibt es für lau. Setzt man sie nämlich in jedem Jahr durchschnittlich mit zehn Stunden im Unterricht ein, finanziert sich die Besoldung im Rahmen bestehender Stellenpläne und Personalkostenbudgets von selbst.“

Weiterer Vorteil, so betonen die drei Experten: „Ab dem ersten Jahr wird in diesem System der Lehrermangel reduziert. Und mit jedem Jahr würden mehr angehende Lehrer als Lernhelfer hinzukommen.“  Klingt verlockend. News4teachers

Hier geht es zum vollständigen Gastbeitrag der Experten in der „Zeit“.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Bildungsforscher Zierer im Interview: Ein schlechter Unterricht wird durch digitale Medien nicht besser – ein guter schon

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Palim
4 Jahre zuvor

„Warum brechen so viele angehende Lehrer ihr Studium ab?“
Die Frage ist berechtigt.

Vielleicht würden viele das Studium gar nicht ergreifen, wenn sie vorab ein Praktikum absolvieren würden, so wie etliche derer, die ein Praktikum in einer Schule absolvieren, hinterher von ihrem Berufswunsch „Lehrkraft“ Abstand nehmen, weil sie hinter die Kulissen schauen, die Perspektive „Lehrkraft“ und nicht länger „Schüler“ einnehmen und merken, dass es anders ist, als gedacht.
DAS merken manche Menschen erst als Studierende in ihren Praktika, die inzwischen an vielen Universitäten ausgeweitet wurden. Sie beenden ihr Studium und absolvieren ihren Master (das Praxissemester ist dort angesiedelt) und orientieren sich dann mit ihrem erworbenen Abschluss um, statt ins Referendariat zu gehen.

Bestimmt kann man über die Ausbildungssituation an den Universitäten streiten, sie ist aber sicherlich nicht der Grund für den aktuellen Lehrkräftemangel. Selbst wenn man sich angesichts des Mangels an jeden Strohhalm klammern möchte, dieses ist keiner.

Wie allerdings 3 Menschen unterschiedlicher Fakultas auf einen solchen Vorschlag kommen können, erschließt sich mir nicht.
Warum sollte man Lehrkräfte wie Steuerberater behandeln?
Weshalb wurde die Ausbildung von Lehrkräften an der Universität angesiedelt?
Geht es um eine bessere Ausbildungssituation oder doch wieder nur um das Einsparen … von Ausbildung, Gehalt, ach ja, und Qualität?
„Setzt man sie [die Lehramtsstudierenden] nämlich in jedem Jahr durchschnittlich mit zehn Stunden im Unterricht ein, finanziert sich die Besoldung im Rahmen bestehender Stellenpläne und Personalkostenbudgets von selbst.“
Der Vorschlag ist also: Ungelernte Kräfte ab dem 1. Semester übernehmen eigenverantwortlich und unbegleitet den Unterricht in den Schulen,
nicht allein in der Mangelsituation durch notwendige Vertretungs-Maßnahmen, sondern regulär.

Gerne können wir diesen Vorschlag auch auf andere Bereiche mit Mangel übertragen:
Setzen wir doch Medizinstudierende vom 1. Semester für 10 Stunden eigenverantwortllich und ohne Begleitung ein, angehende Chirurgen an den OP-Tisch, angehende Gynäkologen in den Kreissaal, angehende Zahnärzte … und so weiter…
Und weil es beliebt ist, dies im Brennpunkt umzusetzen, sollten alle auch direkt auf dem Rettungswagen fahren oder in der Notaufnahme entscheiden. Dann ist der Ärztemangel bald behoben und nur die besten werden Ärzte und kommen auch in der Praxis an, statt in die Wissenschaft zu gehen. Bei 10 Std. Praxis-Dienst von Beginn der Ausbildung an wirkt sich das auch unmittelbar auf die mangelnden Terminmöglichkeiten aus und entlastet gleichzeitig die Besoldungskassen.

Vielen Dank an Herrn Zierer, Herrn Brodkorb und Frau Koch für diese entwürdigende Vorstellung des Lehrkräfteberufs und einen weiteren Anteil an der Deprofessionalisierung desselben.

„Warum brechen so viele angehende Lehrer ihr Studium ab?“
Weil sie anhand solcher Äußerungen oder spätestens im Praktikum bemerken, dass die Sparwut die Schulreformen beherrscht, dass die verantwortungsvolle Aufgabe von Lehrkräften nicht anerkannt wird und dass Lehrkräfte die unpädagogischen und unprofessionellen Entscheidungen tagtäglich ausbaden und auffangen sollen.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Du hast vollkommen recht, Palim.
Ich stelle mir gerade vor, das kommen Erstsemester zu uns an die Schule und geben 10 Stunden eigenverantwortlichen Unterricht.
Diese haben Null Ahnung, wie eine Klasse pädagogisch zu führen ist und wahrscheinlich nur mit einem Schnellkurs an Unterrichtsplanung. Das bricht das Chaos aus, das wir grundständigen Lehrer dann wieder auffangen dürfen.
Es braucht das Studium und das pädagogische Vorwissen, bis man auf eine Klasse losgelassen werden kann. Dass selbst nach dem ersten Staatsexamen die Erfahrung fehlt, sehen wir an den Referendaren, die klar noch Lernende sind, was die Klassenführung betrifft. Es gibt da nur wenige Naturtalente bzw. die aus den wenigen Praktika während des Studiums etwas lernen.
Ein Polizist macht übrigens auch erst eine fast 3 jährige Ausbildung bzw. ein Studium im geschützen Rahmen, bis er in den praktischen Einsatz kommt. Alles andere sind die üblichen Praktika, vergleichbar mit denen unserer Lehramtsstudenten.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

„Ein Polizist macht übrigens auch erst eine fast 3 jährige Ausbildung bzw. ein Studium im geschützen Rahmen, bis er in den praktischen Einsatz kommt.“

Das ist wohl auch der Vorschlag von den obigen Experten. Niemand hat behauptet, dass man Anfänger direkt einen Leistungskurs Mathe eigenverantwortlich leiten lassen soll.

„Alles andere sind die üblichen Praktika, vergleichbar mit denen unserer Lehramtsstudenten.“

Das ist falsch. Bitte erst informieren, dann kommentieren. Als Polizist besteht die 3-jährige Ausbildung aus 50% Theorie („Studium“, eher Seminare) und 50% Praxis. Somit ist der Praxisanteil deutlich höher als für Lehramtsstudenten. Dabei sind die sogenannten Praktika nicht mit denen für Lehramtsstudenten zu vergleichen. Warum? Die Anwärter machen die gleiche Arbeit wie die ausgebildeten Polizisten. Das trifft auf Lehramtsstudenten und deren Praktika nicht zu. Zu Beginn werden die Anwärter begleitet, im Laufe der Praktika werden die Anwärter aber auch eigenständig Aufgaben übernehmen. Als Lehramtsstudent dürfen Sie mal ein paar Unterrichtsstunden unter Anleitung geben. Das ist in keinster Weise mit einem Polizeianwärter vergleichbar, der Personenkontrollen an Flughäfen oder Bahnhöfen eigenständig durchführt, auf Streife ist oder gar in Hundertschaften über mehrere Monate zum regulären Personal gehört.

„Es braucht das Studium und das pädagogische Vorwissen, bis man auf eine Klasse losgelassen werden kann. Dass selbst nach dem ersten Staatsexamen die Erfahrung fehlt, sehen wir an den Referendaren, die klar noch Lernende sind, was die Klassenführung betrifft. Es gibt da nur wenige Naturtalente bzw. die aus den wenigen Praktika während des Studiums etwas lernen.“

Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass erfahrene Lehrer besseren Unterricht machen, als Berufsanfänger? Soweit ich weiß, geschieht der Unterricht noch immer hinter verschlossenen Türen. Was die Kollegen da machen, wissen sie nur selbst. Meine persönliche Erfahrung (und die von Kollegen) ist, dass man im Referendariat wesentlich besseren Unterricht machen kann bzw. macht. Ja die Erfahrung fehlt, aber die Zeit zur Planung ist bei 10 Unterrichtsstunden vorhanden. Das ist ein riesen Vorteil, den Erfahrung nur schwer wett machen kann.

Sie sagen, dass Referendare noch Lernende sind. Und Sie? Haben Sie aufgehört zu lernen? Ich versuche jeden Tag dazuzulernen. Ich bin auch dankbar mit Referendaren arbeiten zu können, da ich so neue Ideen und Perspektiven aufgezeigt bekomme. Insofern kann ich auch mit Studenten gut zusammenarbeiten. Diese können genauso gute Arbeit leisten und meinen Horizont erweitern. Wichtig ist nur, dass man diese nicht überfordert und besser begleitet, als man es aktuell im Referendariat macht.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

„Als Polizist besteht die 3-jährige Ausbildung aus 50% Theorie (“Studium”, eher Seminare) und 50% Praxis.“
In Bayern gibt es sowohl den Ausbildungsweg als auch das Studium an der Polizeihochschule. Ich schreibe jetzt von der Ausbildung. Da eines meiner Kinder diese Ausbildung gemacht hat, sollte ich das wohl wissen. ; – )
Die hauptsächliche Praxis findet in der Polizeiausbildung selbst statt, also im Gebäude der Polizeischule. Manchmal zu Übungszwecken außerhalb. 1 und 4 Wochen ist man Praktikant an einer Polizeidienststelle.
Der Einsatz in den Hunderterschaften kommt regulär im Anschluss ca. 2 Jahre lang nach der Ausbildung. Wer in der Hunderterschaft ist, ist fertiger Polizist mit allen bestandenen Prüfungen. Polizeianwärter in der Ausbildung führen niemals eigenständig Kontrollen durch, die nicht betreut sind.
Vielleicht ist das in Ihrem Bundesland anders. Wer weiß.

Alles andere, was ich in Bezug auf Schule schrieb, basiert auf jahrelangen Erfahrungen und Beobachtungen. Wir machen übrigens keinen Unterricht hinter verschlossenen Türen. Wir machen kollegiale Hospitation – gehört teilweise zu Fortbildungsprogrammen – und haben oft die Türen geöffnet. Wir bekommen ausschnittsweise schon Unterricht von anderen mit, außerdem haben wir alle naselang Praktikanten. In Bayern haben wir eine Fortbildungsverpflichtung von 60 Stunden in 4 Jahren, außerdem sind wir eine große Schule und haben im Schnitt 2-3 mal im Schuljahr eine schulinterne Fortbildung mit Referenten von außerhalb. Waren Sie jemals in 4teachers intern? Da konnte man sich jahrelang schon damit fortbilden, welche Ideen andere deutschlandweit über Materialien und in den Foren einbrachten. Mich wundert übrigens, was Sie alles aus meinen Aussagen geschlossen haben. Ich finde es sehr gut, dass Sie Referendare betreuen und von ihnen lernen. Referendare bringen immer die neusten Trends in die Schulen. Das empfinde ich als Bereicherung. Doch das war überhaupt nicht meine Aussage.
Ich habe mich erstmal auf die Studenten (nicht Referendare) bezogen, die gleich 10 Stunden unterrichten sollen. Im Grundschulbereich sehr, sehr fragwürdig.

Die Aussage über Referendare bezog sich vor allem auf die Klassenführung, das müssen sie bei uns im 2. Jahr erst lernen, wie man in der Grundschule eine Klasse führt. Wie man mit Grundschülern generell umgeht, lernt man auch erst mit der Zeit, gut begleitet durchs Referendariat.

Für die Grundschule ist es auf jeden Fall nichts, wenn gleich Studenten diese unterrichten sollen, pädagogische Fehler werden da wenig verziehen.
Selbst als Hilfskraft wird es schwierig, denn in die Förderung einzelner Kinder muss man sich einarbeiten. Das könnte ich mir aber noch etwas besser vorstellen. Allerdings denke ich, dass da dennoch die Hauptlast der Vorbereitung der grundständige Lehrer trägt. Somit würde es dem Kind zwar helfen, wäre aber für den Lehrer eine größere Arbeitsbelastung.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

„Vielleicht ist das in Ihrem Bundesland anders. Wer weiß.“

Meine Aussagen bezogen sich auf die Bundespolizei und den gehobenen Dienst. Das hätte ich spezifizieren müssen. Es ist jedoch da so wie beschrieben, da ich Familie habe die dort als Ausbilder tätig sind und von berichtet haben.

„Die hauptsächliche Praxis findet in der Polizeiausbildung selbst statt, also im Gebäude der Polizeischule. Manchmal zu Übungszwecken außerhalb. 1 und 4 Wochen ist man Praktikant an einer Polizeidienststelle.“

Jetzt können wir natürlich jede Ausbildungsform (md, gd, hd) und jedes Bundesland einzeln aufzählen. Das ist nicht sonderlich zielführend. Da gibt es scheinbar diverse Unterschiede. Scheinbar übertragt man da mehr oder weniger Aufgaben den Polizisten. Diese Unterschiede finden wir ja auch in der Lehrerausbildung.

„Wir machen übrigens keinen Unterricht hinter verschlossenen Türen. Wir machen kollegiale Hospitation – gehört teilweise zu Fortbildungsprogrammen – und haben oft die Türen geöffnet. Wir bekommen ausschnittsweise schon Unterricht von anderen mit, außerdem haben wir alle naselang Praktikanten.“

Ja so würden wir das auch an die Qualitätssicherung übermitteln und formulieren. Der Wahrheit entspricht das jedoch nur geringfügig:

1. Wie hoch ist denn der Anteil an Hospitationen?
2. Welche Konsequenzen haben Hospitationen?
3. Welche Konsequenzen haben der Besuch von Praktikanten oder Referendaren?
4. Wie oft haben Sie Besuch von Praktikanten oder Referendaren?

Wenn man diese Fragen ehrlich beantwortet, kommt man zu einer anderen Formulierung, als Sie die getätigt haben.

„In Bayern haben wir eine Fortbildungsverpflichtung von 60 Stunden in 4 Jahren, außerdem sind wir eine große Schule und haben im Schnitt 2-3 mal im Schuljahr eine schulinterne Fortbildung mit Referenten von außerhalb. Waren Sie jemals in 4teachers intern? Da konnte man sich jahrelang schon damit fortbilden, welche Ideen andere deutschlandweit über Materialien und in den Foren einbrachten.“

Da findet am Ende aber keine Kontrolle statt. Auch wir haben diese Vorgaben. Wer was dabei lernt und später auch umsetzt, bleibt jedoch ein Geheimnis. Schauen Sie sich an wie viele Lehrer auf Plattformen wie 4teachers, twitter und co. aktiv sind, sich austauschen, etc. Das ist nicht mal ein Prozent aller Lehrer. Das sagt schon viel darüber aus.

„Ich habe mich erstmal auf die Studenten (nicht Referendare) bezogen, die gleich 10 Stunden unterrichten sollen. Im Grundschulbereich sehr, sehr fragwürdig.“

Ich habe in diesem Kontext Referendare mit Studenten gleichgesetzt, da es in diesem Modell ja genau darum gehen soll. Ohne dies zu erproben können wir beide nicht behaupten, dass einer von uns recht hat. Wir vertreten da einfach nur andere Standpunkte, die es zu überprüfen gilt. Ich traue den jungen Menschen halt mehr zu. Ich halte den Beruf, den wir ausüben, als anspruchsvoll, aber nicht als zu überfordernd für Einsteiger. Ich würde mir jedoch für junge Menschen in einem neuen Ausbildunssystem mehr Begleitung als jetzt wünschen. Nicht weil es immer nötig ist, aber es durchaus für alle Beteiligten gewinnbringend sein kann.

„Die Aussage über Referendare bezog sich vor allem auf die Klassenführung, das müssen sie bei uns im 2. Jahr erst lernen, wie man in der Grundschule eine Klasse führt.“

Was passiert denn dann im 1. Jahr? Da gibt man doch auch eigenständigen Unterricht?

„Wie man mit Grundschülern generell umgeht, lernt man auch erst mit der Zeit, gut begleitet durchs Referendariat.“

Dann kann man Sie dazu nur beglückwünschen. In unserem Ausbildungsprogramm ist das zwar theoretisch vorgesehen, aber eine Seminarsitzung halte ich da nicht für ausreichend.

Aktuell funktioniert das Referendariat so, dass die Referendare mit der Zeit sich in Themen einarbeiten. So erwartet man von den Referendaren nicht, dass diese das zeigen, was in der Examensprüfung verlangt wird. Gleichzeitig übernehmen die Referendare doch von Beginn an eigenständig Unterricht, verteilen Note und bestimmen mit über Versetzungen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz…

„Für die Grundschule ist es auf jeden Fall nichts, wenn gleich Studenten diese unterrichten sollen, pädagogische Fehler werden da wenig verziehen.“

Und wie begründen Sie das? Was können Referendare, die gerade anfangen denn besser? Was kann ein Lehrer mit 1-2 Berufsjahren so viel besser?

Wir ziehen eine imaginäre Linie, indem man Referendare zutraut eigenständigen Unterricht zu geben, Studenten jedoch wie absolute Amateure behandelt. Obendrauf kommen dann die Lehrer nach dem Referendariat, die man dann wie Lehrer mit 20 Jahren Berufserfahrung behandelt. Das ist für mich nur schwer nachvollziehbar und wirkt absolut willkürlich.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

@Felixa
„Ohne dies zu erproben können wir beide nicht behaupten, dass einer von uns recht hat. Wir vertreten da einfach nur andere Standpunkte, die es zu überprüfen gilt.“
Dass ist absoluter Unsinn. Tatsächlich muss nicht jede von uns in die Flamme oder auf die Herdplatte greifen, um zu wissen, was „heiß“ bedeutet und wie schlimm eine Verbrennung ist.

Es reicht, SchülerpraktikantInnen, PraktiantInnen und ReferendarInnen im Unterricht zu begleiten, um zu wissen, dass diese nicht in der Lage sein werden, 10 Stunden in der Woche eigenverantwortlich zu stemmen.

Das wiederum wird von uns nicht hinein interpretiert, sondern ist unweigerlich der Fall, wenn man über diesen Ansatz die Finanzierung regeln möchte.
Jegliche Betreuung würde auf dem Rücken der derzeitigen Lehrkräfte erfolgen und/oder Zusatzkosten verursachen, die man nicht gewillt ist, zu zahlen – schließlich soll ja ein verschultes Modell finanziert werden.
Zudem zeigen die Veränderungen am Referendariat, der sofortige eigenverantwortliche Einsatz, das Streichen von Ausbildungsunterricht, das Zuteilen zu Schulen mit Lehrkräftemangel, um darüber die Versorgung in der Statistik zu verbessern, dass es schon in den letzten Jahren ums Sparen ging, stets zu Lasten der Ausbildunssituation und damit auch zu Lasten der Schülerinnen und Schüler.

Wer mehr Begleitung innerhalb der Ausbildung fordert, sollte dies deutlich benennen, statt merkwürdigen Modellen mit Ausbildungsfinanzierung zuzustimmen, die weitere Einsparungen mit sich bringen: weniger Ausbildung im Fachlichen wie im Pädagogischen, noch mehr eigenverantwortlichen Unterricht, noch weniger Betreuung. Dass zu erkennen bedarf keines Versuchs.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

„Schauen Sie sich an wie viele Lehrer auf Plattformen wie 4teachers, twitter und co. aktiv sind, sich austauschen, etc. Das ist nicht mal ein Prozent aller Lehrer. Das sagt schon viel darüber aus.“

Womit belegen Sie denn, dass es nicht einmal 1% aller Lehrkräfte sein sollen, die sich dort austauschen?

Sicher war es vor 20 Jahren weitaus schwieriger, da ging es mit 4teachers gerade erst los und es war ggf. üblicher, sich mit anderen KollgeInnen am Tisch zu treffen und dort den Austausch zu suchen.
Ob das tatsächlich abgenommen hat? Ich weiß es nicht.
In meinem Kollegium kann ich das nicht feststellen, es wird nach wie vor vieles geteilt, man unterstützt sich gegenseitig und alle bringen sich ein. Vielleicht ist das sogar intensiver als früher, da man Digitales leichter weitergeben kann und sich über digitale Möglichkeiten schneller und zeitunabhängiger austauschen kann?

Heutige Generationen von jungen Lehrkräften sind mit dem Internet und dessen Möglichkeiten aufgewachsen und wissen diese zu nutzen, die Vielfalt an Vernetzungsmöglichkeiten, Materialien und Hilfen ist erheblich größer als noch vor 20 Jahren, wo man eine Bücherei aufsuchen musste, heutzutage hat man online Zugriff auf Fachartikel, wobei dies sicher noch verbessert werden könnte.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

In dieser Zeit sind die Polzeianwärter (m/w/d) entweder in geschlossenen Verbänden oder im Wach- und Wechseldienst eingesetzt. Im Wach- und Wechseldienst werden sie Streifen zusätzlich als dritte Person zugeteilt.

Auf Schule übertragen heißt das, kein bdU sondern allenfalls angeleiteter Unterricht, Aufsichten, Betreuungen und ggf. Vertretungsunterricht.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Genau so!

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Stimmt nur bedingt (z.B. Bundespolizei) und hängt vom Aufgabenbereich ab. Siehe mein Kommentar oben.

lehrer002
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Ich kann mich euch beiden gut anschließen.
Ein Lehrer bleibt sowieso sein Leben lang immer gerade im Pädagogischen Lernender. Dass junge Lehrer noch einmal mehr von älteren lernen können, sehe ich auch so. Gleichzeitig bringen sie vllt aber auch nue Impulse für ältere Lehrer.
Ich finde die Lehramtsausbildung daher insgesamt gut, wobei mMn das Staatsexamen zielgerichteter erscheint als B.Ed. und M.Ed. und dort vielleicht?, hoffentlich? auch weniger abspringen – wäre meine Vermutung, ohne jetzt großartige wissenschaftlcihe Studien zu kennen.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

In Bayern gibt es noch die Staatsexamen. Das müsste man einmal vergleichen. Aber ich glaube, bei uns steigen auch einige aus (im Vergleich zu früher).

Keyork Artin
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Ob das vom 1. Semester an sein muss, steht auch infrage. Ein duales Studium wäre nicht daran gekoppelt. Duale Studiengänge in der Verwaltung sehen in einigen Bundesländern durchaus zunächst 2.theoriesemester vor.
Insofern wäre ein duales Studium durchaus bzw. Anders auch realisierbar.
Wenn ich richtig liege, gibt es in Österreich eine Lehramtsausbildung, die ständig d. H. In mehreren Semestern größere praxis Anteile vorsieht.. Insofern überzeugen mich ihre Bedenken gegenüber mehr Praxis von Studenten in der Schule nur bedingt. PraxisAnteile mit mehr eigenverantworlichkeit könnte man auch in höhere Semester verlagern.
Vom Smartphone geschrieben.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Bestimmt kann man über die Ausbildungssituation an den Universitäten streiten, sie ist aber sicherlich nicht der Grund für den aktuellen Lehrkräftemangel.“

Dem habe ich hier ja schon mehrfach widersprochen. Siehe Abbruchquoten im MINT-Bereich. Gerade dort herrscht ja der Mangel. Viele brechen aufgrund der Praxisferne und Studiumhärte schon während des Studiums ab bzw. wechseln auf die reine Naturwissenschaft. Es ist kein alleiniger Faktor, aber es ist ein relevanter Faktor.

„Warum sollte man Lehrkräfte wie Steuerberater behandeln?“

Es sind SteuerBEAMTE gemeint.

„Ungelernte Kräfte ab dem 1. Semester übernehmen eigenverantwortlich und unbegleitet den Unterricht in den Schulen“

Das hat niemand gesagt. Als Steuerbeamte oder Polizisten werden sie auch nicht direkt im ersten Halbjahr praktisch arbeiten und erst recht nicht eigenverantwortlich. Dies würde auch hier sicherlich mit der Zeit zunehmen. Dennoch beziehen diese Beamten bereits eine Besoldung. Zudem sähe ich keine Probleme darin Anfänger AGs, Förderangebote, etc. eigenverantwortlich zu übertragen, da diese nicht versetzungsrelevant sind.

Zudem möchte ich darauf aufmerksam machen, dass wir aktuell genau dieses System im Referendariat durchführen. Man stellt Referendare nach 5 Jahren Studium vor Klassen und schaut dann am Ende nach 18 bis 24 Monaten, ob diese Personen für den Beruf überhaupt geeignet sind. Was in den Monaten davor passiert, interessiert im Grunde niemanden.

„Vielen Dank an Herrn Zierer, Herrn Brodkorb und Frau Koch für diese entwürdigende Vorstellung des Lehrkräfteberufs und einen weiteren Anteil an der Deprofessionalisierung desselben.“

Können Sie das auch begründen? Im Gegensatz zu Ihnen, haben die drei Personen ihre Meinungen sachlich begründet. Es geht diesen Personen ja sehr wohl um eine Aufwertung der Ausbildung. Die aktuelle Situation ist unzufriedendstellend.

PS: Ihr Vergleich mit den Medizinern zeigt mal wieder auf welchem Niveau sie argumentieren (können). Das kann man einfach nicht mehr ernst nehmen.

PPS: Sie sollten eine gesündere Einstellung zu Berufsanfängern entwickeln. Sie haben es da nicht mit Idioten zu tun. Auch von denen können Sie etwas lernen, genauso wie die Schüler.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Doch, genau DAS wurde gesagt:
Die Finanzierung der sofort verbeamteten Berufsanfänger wird begründet damit, dass diese 10 Std. in die Schulen gehen.
Wenn dies nicht eigenverantwortlich sein soll, wo wäre dann der finanzielle Vorteil?

Es tut mir leid, ich kann mir nicht vorstellen, dass Erstsemester eine 1. Klasse führen, Fördergutachten schreiben, Elterngespräche führen etc.
Menschen mit geringer pädagogischer Qualifizierung übernehmen schon die Mittagsbetreuung sowie den Ganztag, Kooperationen für AGs gibt es auch … und die Schwierigkeiten sind bekannt.
Es geht aber nicht um das Abhalten einer freiwilligen AG, sondern um den Kernunterricht, der Finanzierung zum Trotz, also um regulären Unterricht, der dann auch Benotung nach sich zieht. Gleiches gilt für alle die, die als Vertretungskräfte quer durch das Land Stunden übernehmen und zumindest ein Teil-Studium absolviert haben.

Ihre Einstellung zum Referendariat teile ich nicht, auch wenn ich der Meinung bin, dass die Betreuung dort früher besser war und wieder verbessert werden sollte, um Hospitationen und Rückmeldung zu ermöglichen und beteiligten Lehrkräften die entsprechende Entlastung gewähren zu können. Aber auch das kostet Geld.

In unserer Schule gibt es seit 20 Jahren Vertretungskräfte unterschiedlicher Qualifizierung, es gibt PraktikantInnen und ReferendarInnen, die zu betreuen sind, BerufsanfängerInnen NACH erfolgreicher Ausbildung sowie Abordnungen oder Versetzungen aus anderen Schulformen und stets braucht es Einarbeitung und Betreuung durch die anderen Lehrkräfte.
Mit Studienanfängern kann ich mir das nicht vorstellen.

Vielleicht sollte in den Medien deutlicher erläutert werden, wer schon jetzt den Unterricht in den Klassen übernehmen muss, damit Verantwortliche aufwachen und nicht weitere Sparmaßnahmen ersinnen.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Es steht dort nirgends, dass man direkt in Woche 1 damit beginnen soll. Es steht dort auch nirgends, in welcher Form die 10 Stunden geleistet werden müssen. Das interpretieren Sie beides hinein.

„Es tut mir leid, ich kann mir nicht vorstellen, dass Erstsemester eine 1. Klasse führen, Fördergutachten schreiben, Elterngespräche führen etc.“

Das verlangt auch niemand. Dennoch wäre es nach 2-3 Semester vorstellbar, wenn es eine entsprechende Begleitung gibt. Bei uns werden die Referendare auch mehr oder weniger ins kalte Wasser geschmissen. Niemand sieht da vor, dass die Referendare eine Qualifizierung zur Klassenführung, Gutachten oder gar Elterngesprächen erhalten. Mehr als eine Vorlesung haben das jetzige Referendare auch nicht besser erlebt. Da gilt das Prinzip: Learning by doing.

Sie gehen zudem nur vom Extremfall aus „1. Semester übernimmt eigenverantwortlich Klasse 1 oder Mathe Leistungskurs“. Wenn man sich davon verabschiedet, ist die Idee eines dualen Studiums jedoch zeitgemäßer und zielführender. Wie dieses dann im Detail aussieht, muss an anderer Stelle geklärt werden.

„Vielleicht sollte in den Medien deutlicher erläutert werden, wer schon jetzt den Unterricht in den Klassen übernehmen muss, damit Verantwortliche aufwachen und nicht weitere Sparmaßnahmen ersinnen.“

Ich glaube das ist hinlänglich bekannt. Mittlerweile liest man alle paar Wochen über solche Fälle in den Medien. Das ist aber jetzt auch wieder ein völlig anderes Thema und hat nichts mit Lehramtsstudenten oder -anwärter zu tun.

„Ihre Einstellung zum Referendariat teile ich nicht […]“

Das war keine Einstellung oder Meinung, sondern eine Feststellung. Die Eignung findet erst am Ende des Referendariats statt. Das ist ein unwiderlegbarer Fakt. Meine Meinung dazu: das ist eines der großen Probleme in diesem System, welches ein duales Studium lösen könnte.

Lehramtswurm
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Mehr als 80 Prozent der Lehramtsmaden brechen ihr Studium ab. Es ist ja nicht an mir, meinen Studiengang zu bewerten, es ist an mir, zu tun, was mir aufgetragen wird. Deswegen lerne ich 80 Stunden die Wochen Portfolio-Müll auswendig, in der vorgegebenen Reihenfolge. Bis zu 12 verschiedene Themen aus 3 verschiedenen Veranstaltungen werden in 90 Minuten Klausur abgeprüft. Für eine Hausarbeit über Methodik der quantitativen und qualitativen Sozialforschung belege ich auch 3 verschiedene Seminare. Jedes Wochenende Blockseminar für einen Fachdidaktik-Kurs samt der gehaltenen Unterrichtsstunden bringt mir genauso viele Credits wie ich sie in anderen Fächern für eine normale Hausarbeit eines 90 Minuten-Seminars kriege. Ich kann die Regelstudienzeit mit 30 Credits im Semester nicht schaffen, weil der Computer mich dazu in 18 Seminare pro Woche lassen müsste, ich komme nicht mal in 5, weil die zur gleichen Zeit stattfinden. Drei Viertel der Credits in der Abrichtungsstätte für notorische Esel und hörige Staatsdienerinnen habe ich hinter mir. Aber das Leben ist sinnlos und ich kann diesen Mist nicht mehr schlucken! Meine Profs sagen, dass meine Noten doch eh nix aussagen würden und dass weiß ich doch selbst, ich bin kein Idiot. Das Studium besteht größtenteils aus Unterwerfungsritualen. Bildung ist nichts als institutionelle Gewalt, das lernen Lehramtsmaden an der Uni – falls sie überhaupt ein Hirn haben. Ich hänge mich lieber auf, als die nächsten Jahre wieder nur so einen Dreck zu fressen! Menschen, die sowas mitmachen und dafür noch Geld bezahlen, sollten in unserer Gesellschaft keine Rolle spielen dürfen! Lehrer widern mich an!

der_grenzgaenger
4 Jahre zuvor

Hand auf das Herz! Wie lange jammert Deutschland schon über den Lehrermangel? Ich für meinen Teil stehe der Verbeamtung zwiespaltig gegenüber. Generell würde ich die Verbeamtung für so ziemlich alle Berufe abschaffen, niemand braucht sie! ALLE Lehrer in ALLEN Bundesländer mit ALLEN Lehramtsbefähigungen müssten unumstößlich nach E13 bezahlt werden und eine monatliche Lehrerzulage von 500 Euro erhalten, die inflationsbereinigt steigt. Aufstieg gibts dann nur noch in Stufe 6. Ab einem Alter von 55 gibt es jedes Jahr eine halbe Abminderungsstunde. Verbeamtung macht einfach nur mega unflexibel. Klassengröße auf 18 Schüler festlegen (FS und BS ausgenommen). Jeder Lehrer erhält jährlich ein Unterrichtsbudget von 2000 Euro, das er auch über mehrere Jahre ansparen kann und dann investieren kann. Die Schule muss von den Ländern und dem Bund für jeden Schüler ein Budget von 500 Euro auf das Schulkonto erhalten.

AnMa
4 Jahre zuvor
Antwortet  der_grenzgaenger

Woher kommen denn diese Zahlen?
Welche (sinnvolle) Rechnung steckt dahinter?

Carsten60
4 Jahre zuvor

„Wir schlagen vor, zusätzlich zu den bestehenden Systemen staatliche Lehrerbildungsakademien zu gründen. Da wir praktisches Können für Lehrer für ebenso wichtig halten wie theoretisches Wissen, wäre das Lehrerbildungsstudium an diesen Akademien dual organisiert.“
Dazu ist festzuhalten:
1. Das klingt so, als wolle man die angehenden Lehrer zu einer Art von „gehobenen Azubis“ ernennen, die wie die anderen Azubis „dual“ ausgebildet werden, also in ihren „Betrieben“ und in der „Berufsschule“. Wo bleibt das aktive wissenschaftliche Studium?
2. Alles schon mal dagewesen, siehe Wikipedia zu „Lehrerausbildung“:
— ab 1925: Pädagogische Akademien
— ab 1941: Lehrerbildungsanstalten
— nach 1945: Pädagogische Hochschulen
— ab 1970: Auflösung der Pädagogischen Hochschulen (außer in Ba-Wü und DDR)
— nach 1990: Auflösung der Pädagogischen Hochschulen in der ehem. DDR
— In BaWü: Verwissenschaftlichung der Pädagogischen Hochschulen mit Promotions- und Habilitationsrecht
— neuerdings: Einrichtung von „Schools of Education“ an Universitäten mit viel Pomp und Beweihräucherung („exzellente Lehrerausbildung“), auch hinsichtlich einer recht theoretischen Bildungswissenschaft, die man für unverzichtbar erklärt.

Erst wurde von hochrangigen „Experten“ mehr Wissenschaftlichkeit gefordert, jetzt wird neuerdings wieder mehr Praxisorientierung gefordert. Erst wurde gefordert, die Lehrer sollten gar keine Beamten mehr sein, jetzt wird gefordert, sie schon als Studenten zu verbeamten. Der Volksmund sagt dazu: „Rin in de Kartoffeln, raus aus de Kartoffeln.“

Heinz
4 Jahre zuvor

Sorry, aber das müsste dann zwangläufig auch folgendes bedeuten:
-Es müsste ein ordentliches Auswahlverfahren geben (von Landesseite aus).
-Der Studiengang dürfte dann nur noch ein FH Studiengang sein.
-Die Besoldungsgruppen nach dem Studium müssten deutlich herabgesetzt werden auf ca. A9 o.ä. wie andere Berufe im öffentlichen Dienst, die eine Ausbildung im Beruf haben.

Jeden Hunz und Kunz einstellen, der das Studium beginnt, wäre eine Katastrophe. Schon jetzt ist es eine absolute Frechheit, was teilweise alles das Referendariat absolviert und mit welcher Leistungsbereitschaft.

Jutta Wirth
4 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Ich bin keine Lehrerin, habe aber reichlich Erfahrung mit den Auswirkungen der ach so wissenschaftlich vorgebildeten Lehrer. Als Lese-Helferin an der Grundschule und Hausaufgabenhelferin in einem Hort für Migranten- und Flüchtlingskinder. Bevor jemand ein Lehramtsstudium beginnt sollte die Eignung geprüft werden wie in Finnland. Und VIEL mehr praktische Erfahrung schon während des Studiums oder der Ausbildung würde manche Fehlentscheidung für das Lehramtsstudium vermeiden. Von der Schule direkt an die Uni, also wieder ein ziemlich lebensfernes Milieu, ist sowieso problematisch. Ich habe als Mutter von zwei Kindern im Übrigen auch erleben dürfen, dass Menschen Lehrer werden, die Kinder gar nicht mögen und sich vor allem als Dompteure/Dompteusen verstehen, während Kollegen unter den gleichen Bedingungen den Kindern zugewandt Wunder vollbringen. Also: mehr Vorauswahl und mehr Praxisanteil im Studium!

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  Jutta Wirth

Da gehen die PHs in Baden-Württemberg und auch die Unis in Bayern einen guten Weg. Es gibt Orientierungspraktika und diverse Praktika während des Studiums, teilweise im Block, teilweise wöchentlich während des Semesters.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Bologna-Prozess nicht verstanden. Es gibt nur noch „Hochschulen“. Diese – also Universitäten, Technische Hochschulen, Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Fachhochschulen etc. – vergeben die akademischen Grade Bachelor und Master sowie den deutschen akademischen Vornamen „Doktor“ nach erfolgreich abgeschlossener Promotion.

Entsprechend der beamtenrechtlichen Vorgaben führt das abgeschlossene Bachelor- oder vormalige FH-Studium über den Vorbereitungsdienst in den gehobenen Dienst.
Ein Master-Abschluss oder vergleichbarer akademischer Grad berechtigt zur Aufnahme des Vorbereitungsdienstes im höheren Dienst.

Heinz
4 Jahre zuvor

Nebenbei bemerkt wird hier wieder einfach irgendetwas gefordert. Wer meine Kommentare kennt, weiß ja, dass ich da großer Fan von bin.

-Ich fordere übrigens, dass Eltern dem Grundgesetz nachkommen und ihre Kinder selber erziehen.
-Ich fordere, dass Schulleitungen selbstständig Ordnungsgelder verhängen können.
-Ich fordere, dass man anerkennt, dass nicht jedes Kind lernen will.
-Ich fordere, dass man anerkennt, dass es unbeschulbare Kinder gibt, und dass dies nicht erst auffällt, nachdem diese bereits 9 Jahre lang alle anderen terrorisiert haben.

Küstenfuchs
4 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Und ich fordere, dass man (falls möglich) den Artikel sinnerfassend liest und dann einen Kommentar zu dessen Inhalt abgibt.

Wer wie was
4 Jahre zuvor

An den pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg (damals noch für die drei Studiengänge Grund-, Haupt- und Realschullehramt) stand man schon vor 15 Jahren ab dem 2. Semester jeden Freitag im Praktikum vor Schulklassen, in den Semesterferien standen dann die Blockpraktika an. Warum man das nicht in anderen Bundesländern übernommen hat ist mir bis heute ein Rätsel…

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Wer wie was

An anderen Hochschulen stand man schon vor 25 Jahren jeden Freitag im Unterricht mit anschließender Auswertung und pädagogischem Seminar, nachfolgend Blockpraktika mit Betreuung und Verpflichtung zu Unterricht samt Ausarbeitung in den Semesterferien sowie weiteren semesterbegleitenden Praktika. Es gibt also durchaus auch an anderen Orten Universitäten, die schon sehr lange einen hohen Anteil an Praxis bieten. Gut so!

Die Behauptung, man würde erst nach 6 Jahren erstmalig vor einer Klasse stehen und dort einen Praxisschock erleiden, kann also nur noch dort zutreffen, wo keine Praktika im Studium integriert sind. Wo ist das so?

Die Zwangspause zwischen Studium und Referendariat ist in einigen Bundesländern dadurch verkürzt worden, dass man den Beginn des Referendariats von Nov/Mai auf den Beginn des jeweiligen Schulhalbjahres vorverlegt hat. Dabei wurde auch gleich der Anteil des sofortigen eigenverantwortlichen Unterrichts erhöht, sodass die Referendare vom ersten Tag allein im Unterricht stehen und alle damit zusammenhängenden Aufgaben bewältigen müssen, die Anzahl dieser Stunden ist in den Bundesländern unterschiedlich.

Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, die Wartezeit zwischen Master und Sommerferien durch eine Vertretungstätigkeit zu verkürzen, die viele angehende Lehrkräfte auch wahrnehmen und auf diesem Weg bereits in den Schulen unterrichten – ebenfalls eigenverantwortlich.

Noch nicht vollständig ausgebildete Lehrkräfte,also Studierende mit einem Bachelor- oder Masterabschluss sowie Referendare, sind also längst Mitglieder der Kollegien und übernehmen eigenverantwortlich Unterricht und helfen dabei, den Lehrermangel zu minimieren. Offenbar haben die 3 Wissenschaftler da zu wenig Einblick in die aktuelle Situation an Schulen oder möchten diese nicht berücksichtigen.

Aber im Beitrag ging es ja nicht um die Erhöhung der Praktika an sich, die in den vergangenen Jahren in sehr vielen Bundesländern durch ein weiteres Praxissemester erfolgt ist,
sondern darum, Studienanfänger eigenverantwortlich in den Unterricht zu stellen, um darüber den Lehrermangel zu beheben ohne Geld ausgeben zu müssen.

Auch möchte man offenbar durch eine extreme Verkürzung der Ausbildungszeit schneller Lehrkräfte für den Unterricht bereitstellen und sicher auch dabei sparen.
Was daran „attraktiv“ sein soll, kann ich nicht erkennen.

Küstenfuchs
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Palim Dem ist wenig hinzuzufügen. Kein Referendar steht mit Referendariatsbeginn das erste Mal vor der Klasse! Ich kann auch nicht erkennen, weshalb eine Verbeamtung – die ja wie im Referendariat nur eine auf Widerruf sein kann – das Studium attraktiver machen kann. Es wird und muss immer die Möglichkeit des Nichtbestehens der Ausbildung geben, jeder von uns hat schon Menschen im Referendariat erlebt, die den Lehrerberuf besser nicht ausüben.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Die Behauptung, man würde erst nach 6 Jahren erstmalig vor einer Klasse stehen und dort einen Praxisschock erleiden, kann also nur noch dort zutreffen, wo keine Praktika im Studium integriert sind. Wo ist das so?“
Das wundert mich eben auch. Wo und in welcher Schulart werden denn überhaupt keine Praktika vor und während des Studiums gemacht? Wir haben an unserer Grundschule ab und zu Studenten, die Realschullehramt oder Gymnasiallehramt studieren und bei uns ein Orientierungspraktikum machen.
Mich wundert so oder so, dass ein bayerischer Dozent diese Ausbildung vorschlägt.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  Wer wie was

Eben! Und das war gut so! Ich habe dieses Studium so gemacht. Und in Bayern macht man das im Grundschulbereich (über die anderen Studiengänge weiß ich nichts Genaues) genauso, trotz Universitätsstudium.

Detective L
4 Jahre zuvor

Ich studiere momentan auf Lehramt und ich muss sagen, dass das was hier gesagt wurde großteils nicht stimmt!
Das Studium wird so gut es geht praxisorientiert gestaltet und es gibt mehrere Praktika und Module in denen man schon mit Schülern arbeitet.
Ich würde mir selber zwar noch mehr Praxis wünschen, aber es ist verständlich, dass man Studenten nicht direkt als Lehrkräfte einsetzen kann!

Dennoch wünsche ich mir dringend eine bessere Schulpolitik, sprich z.B. dass sich Leute, die dafür zuständig sind, rechnen wie viele Lehramtsstudienplätze vergeben werden müssen, damit alle Schüler unterrichtet werden können, und dann auch jedem dieser Studenten direkt eine Verbeamtung versichern!
Es kann ja nicht sein, dass hier immer von Lehrermangel gesprochen wird, insbesondere in den Grundschulen, und es dann einen NC für Grundschullehramt gibt von 1,2-1,4!
Und dann bekommen viele ausgebildete Lehrkräfte nach 5 Jahren Studium und 2 Jahren Referendariat keinen Job, während irgendwelche Quereinsteiger nach einiger Zeit fest angestellt werden?!?
Das ist einzig und allein die Schuld von einer unfähigen Landesschulbehörde und nicht von der Universität!

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  Detective L

Danke für den Beitrag Detective!
Er unterstreicht zusätzlich, dass es eben doch Praxisanteile im Studium gibt.

Katrin W.
4 Jahre zuvor

Zum Thema Lehrer kann ich wenig schreiben [mir scheint, ich bin hier auch die einzige Kommentatorin, die nicht auf Lehramt studiert (hat)], aber ich weiß, dass die Polizei- oder Finanzbeamten, die hier erwähnt werden, ein Studium an der Fachhochschule machen und daher dem gehobenen Dienst zugeordnet werden. Das Studium an der Universität ist Voraussetzung, um in den höheren Dienst zu gelangen. Inwiefern also die im Artikel vorgeschlagene Änderung vereinbar ist mit dem Beamtenrecht, müsste erst einmal ergründet werden.

Und nun doch noch was zum Thema Lehrer ;-), aber aus Sicht einer Mutter: Ich habe früher als Kind immer das Gefühl gehabt, bei den meisten Lehrern einfach ‚gut aufgehoben‘ zu sein. Dieses Gefühl scheinen meine Kinder (leider) nur bei sehr wenigen Lehrern zu haben. Das ist sehr schade.

Mir scheint auch, dass viele Lehrer keinen Wert mehr legen auf die Charakterbildung der Kinder. Und oft sind sie auch selbst keine Charaktere mehr: Menschen mit Lebenserfahrung, mit Werten, die sie vertreten, vielleicht auch mit Eigenarten, die sie unverwechselbar machen.

Bildung, ja, die ist wichtig. Aber mich graust es vor aalglatten Bengeln, die mit 12 schon wissen, dass sie die Lehrerin mit seichten Sprüchen über ihre tolle Frisur für sich einnehmen können. Das mag jemand für Sozialkompetenz halten, ich halte es für Blenderei…
[Nun gut, das ist natürlich genau das, was die sog. ’social media‘ fordern. Also werden die Kinder in der Schule ja doch wieder optimal auf ihre Zukunft vorbereitet. :-/]

AnMa
4 Jahre zuvor

Ich finde es sehr interessant, wie hier Worte verdreht werden.
Mit den obrigen Kommentaren (Palim, …) kann ich absolut mitgehen und auch die Reaktion von Detective L finde ich sehr interessant.
Ich habe bisher in 3 Bundesländern gelebt, im ersten an einer Uni Lehramt studiert, im zweiten das Ref gemacht und im dritten lebe und arbeite ich nun an einer sehr angesehenen Schule, mit hohem pädagogischen Anspruch, ReferendarenInnen und PraktikantenInnen.
Während meines Studiums ging ich ab dem 1.Semester regelmäßig ins Praktikum. Mal 1, 2 oder 3 Wochen. Mal 1 Tag pro Woche für 1 Semester, mal in den Semesterferien. Ich kann nicht mehr nachvollziehen, wie viele Schulen ich besucht habe. Immer gab es Betreuung und Rückmeldung seitens der Dozenten.
Im Ref wurde ich gelobt, dass ich dadurch einen eindeutigen Vorteil hätte. Ich wäre weiter als die anderen, die ebenfalls an einer Uni studiert hatten.
Schon da wunderte ich mich, dass man nicht einfach in jedem Bundesland die Ausbildung vereinheitlicht!
Im Bundesland 3 gab es dann Pädagogische Hochschulen. Kaum Praxis, was ich absolut nicht nachvollziehen kann.
Die Referendare, die wir bekommen sind gut ausgebildet. Haben viele gute Ideen. Wurden nun eben schon einmal mehrere Jahre pädagogisch geschult.
Lehramts-Praktikanten, die bei uns ein und ausgehen scheuen sich oft davor, Unterricht zu übernehmen, fühlen sich dem noch nicht gewachsen. Da fragt man sich schon….wie sollten die 10 Stunden eigenverantwortlichen Unterricht leisten?
Ich bin durch meine Berufserfahrung definitiv besser geworden.
Differenzierung, Elterngespräche, Förderung, Fordern, Didaktik…das alles wuchs mit den Jahren. Wie sollte das ein Abiturient ab dem 1.Studientag leisten?
Und jetzt sagt bitte niemand, die sollen ja auch kein Hauptfach unterrichten. Nebenfächer sind wichtig, fördern Begeisterung oft mehr. Motivation fürs Lernen muss vom 1.Tag an gefördert werden.
Grundschüler stecken viel weg, aber unsichere, überforderte 19 Jährige können sie fertig machen. So oder so.

Warum so viele nicht in der Schule landen? Weil es für einen Großteil nicht passt, weil es für eine Menge von unsicheren, planlosen Erwachsenen eine „gute Idee“ ist.
Weil sie es durch ihre Eltern kennen und „es eben auch machen“.
Weil sie gerne weiterhin Ferien wollen…haha. :/
Wollen wir denn alle, die derzeit am Start stehen?
Eine Freundin/Kollegin im Seminar sagt: “ Noch nie gab es so viele Abbrecher, psychisch Kranke, überforderte oder unfähige Anwärter!“.
Weil es viele nicht können, oder auch nicht wirklich mit dem Herzen dahinterstehen.

Eine Verbeamtung von Studenten wird das eher noch verschlimmern. „Werd mal Lehrer, dann hast du einen sicheren Job!“.
Ein Auszubildendener im Polizeiberuf fährt auch nicht ab dem 1.Tag alleine Streife.

Denn, wenn wir in die Klassen eine zweite Lehrkraft setzen, welche den/die Studenten/in betreut/beaufsichtigt…bringt es ja keinen Vorteil. Die müssten schon allein im Klassenzimmer stehen.

Dann doch lieber man in den Bundesländern schauen, wo die Ausbildung gut läuft.
Gute Rückmeldung von den Seminaren kommt. Die Studierenden zufrieden sind.
Warum immer alles individuell, wenn man doch im nächsten Bundesland ein funktionierendes System finden könnte?

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  AnMa

„Im Ref wurde ich gelobt, dass ich dadurch einen eindeutigen Vorteil hätte. Ich wäre weiter als die anderen, die ebenfalls an einer Uni studiert hatten.
Schon da wunderte ich mich, dass man nicht einfach in jedem Bundesland die Ausbildung vereinheitlicht!“

Palim und weitere fordern genau das nicht. Keinen hohen Praxisanteil im Studium. Die Experten schlagen im Grunde genau das vor, was sie selbst erleben durften. Das ist jedoch nicht überall so. Ich habe es für meine ehemalige Uni herausgesucht, was aktuell Stand ist: im Bachelor 3 Praktika mit keinem (!) eigenen Unterricht (unter Anleitung). Im Master gibt es ein Praxissemster mit Unterricht unter Anleitung von 25-30 Stunden über ein Schulhalbjahr. Da wundern sie sich warum Praktikanten Angst haben Unterricht zu geben. Man hält es den Studenten ja ständig vor die Augen, dass sie ja angeblich nicht bereit dazu seien.

„Wie sollte das ein Abiturient ab dem 1.Studientag leisten?“

Auch hier. Das hat niemand gefordert.

„Grundschüler stecken viel weg, aber unsichere, überforderte 19 Jährige können sie fertig machen.“

Das ist unfair den junge Menschen gegenüber. Nicht jeder 19 Jährige ist überfordert, mancher kompensiert fehlendes Wissen durch Empathie o.ä. Sie werden auch niemals allen gerecht werden können, trotz ihrer Berufserfahrung.

„Warum so viele nicht in der Schule landen? […]“

Dieser ganze Abschnitt ist echt unterirdisch. Bloß nicht Fehler bei uns suchen, die anderen sind Schuld. Und dann auch noch diese Pauschalisierungen von ihren Kollegin… Vielleicht liegt es am Ausbildungssystem, dass immer mehr Leute abbrechen, erkranken? Vielleicht hat es einen Grund, dass die Qualität der Anwärter abnimmt, sofern man das überhaupt belegen kann.

„Eine Verbeamtung von Studenten wird das eher noch verschlimmern. “Werd mal Lehrer, dann hast du einen sicheren Job!”.
Ein Auszubildendener im Polizeiberuf fährt auch nicht ab dem 1.Tag alleine Streife.“

Dennoch ist eher verbeamtet. Dennoch übernimmt er eigenständig Aufgaben. Im übrigen fährt auch ein ausgebildeter Polizist nicht alleine Streife.

„Denn, wenn wir in die Klassen eine zweite Lehrkraft setzen, welche den/die Studenten/in betreut/beaufsichtigt…bringt es ja keinen Vorteil. Die müssten schon allein im Klassenzimmer stehen.“

Sehe ich anders. Man könnte zum einen diese Stunden nur anteilig anrechnen, da die ausgebildete Lehrkraft weniger Arbeit hat, als im eigenen Unterricht. Zudem würde es dem Ausbildungssystem gerecht werden. Aktuell interessiert es niemanden was der Referendar im eigenständigen Unterricht macht. Erst am Ende entscheidet man, ob diese Person für den Lehrberuf geeignet ist.

„Dann doch lieber man in den Bundesländern schauen, wo die Ausbildung gut läuft.
Gute Rückmeldung von den Seminaren kommt. Die Studierenden zufrieden sind.
Warum immer alles individuell, wenn man doch im nächsten Bundesland ein funktionierendes System finden könnte?“

Sehe ich auch so. Wird nur schwer, wenn selbst Unis innerhalb eines Bundeslandes eigene Rahmenbedingungen haben.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

„Palim und weitere fordern genau das nicht. Keinen hohen Praxisanteil im Studium.“
Es ist schon erstaunlich, was Sie anderen in den Mund legen, ohne dass diese das je geäußert haben.

Mehrere Lehrkräfte hier haben aufgeschlüsselt, dass sie schon vor 10, 20 oder 30 Jahren einen großen Praxisanteil im eigenen Studium hatten an verschiedenen Hochschulen in verschiedenen Bundesländern,
wie gut und sinnvoll das war, dass es eine vernünftige Betreuung gab und das Unterricht, wie auch anderes, nach und nach aufbauend erlernt wurde, sodass der Einstieg ins Referendariat keinesfalls der Erstkontakt als Lehrkraft und der Praxisschock war, wie im Artikel oben dargestellt wurde.
Tatsächlich gehöre ich zu genau diesen Lehrkräften und hatte selbst, wie viele andere, eine auch praxisorientierte Ausbildung, sowohl an der Uni als auch im Referendariat, mit immer wieder wirklich guten MentorInnen und hilfreicher Betreuung.

Mir in den Mund zu legen, ich sei gegen eine praxisorientierte Ausbildung, ist unredlich!

Balou90
4 Jahre zuvor

Es macht mich einfach nur traurig.

Warum nicht gleich alle Lehrer nach A13+ bezahlen.
Ich kann es nicht mehr hören.
Wieviel Geld soll dem Lehrpersonal noch zugeschoben werden. Damit löst man die Probleme nicht.

Ich befinde mich im 3-Schichtsystem mit überwiegend Nachtdiensten. (3,30€ Zuschlag für eine ND-Stunde). Damit komme ich auf maximal 300€ Netto mehr, dafür komme ich bei Weitem nicht auf meinen gesunden Schlaf.

Dazu kommen 150 € Brutto Feuerwehr-/Polizeizulage.

Ich renne in Schlägereien rein, Schlage mich mit dem Abschaum der Gesellschaft und stehe ständig mit einem Bein auf der Anklagebank.
Politisch je nach Situation angeprangert und ständigen Risiken ausgesetzt.

Trotzdem macht mir der Beruf als Polizeibeamter mit A9 Spaß. Aussicht auf A10 eher bescheiden.

Es ärgert mich maßlos, dass Lehrkräfte mit ihren geschätzten 9 Wochen Urlaub in meinen Augen deutlich überbezahlt werden. Und dazu hier noch Vorschläge mit 500€ Lehrerzuschuss kommt.

Küstenfuchs
4 Jahre zuvor
Antwortet  Balou90

Gibt es nicht noch ein paar weitere dumme Vorurteile über den Lehrerberuf, die man noch im Text unterbringen könnte? Kommen Sie, strengen Sie sich mal an, da geht noch was.

Balou90
4 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Einfach den Senf dazugeben, dumm und unbegründet über andere Kommentare Pöbeln.

Ich habe einige Lehrer im Freundeskreis und weiß wovon ich schreibe.

Detective L
4 Jahre zuvor
Antwortet  Balou90

Dass Polizisten so wenig Geld verdienen ist wirklich seltsam, gerade bei so einem ehrenwerten Beruf…
Aber mindestens ebenso ehrenwert ist der Beruf des Lehrers, denn Lehrer sind diejenigen die die gesamte Jugend unterrichten und erziehen!
Dabei sollte aber meiner Meinung nach alle Lehrer (Grund, real und Gymnasiallehrer) gleichviel verdienen!
Generell ist dir Höhe des Verdienstes ein zweischneidiges Schwert, da deshalb auch viele Menschen nur wegen dem Geld und der Freizeit Lehrer werden wollen, obwohl sie verdammt ungeeignet für diesen Beruf sind :/

PeterPan314
4 Jahre zuvor

Es wird meiner Meinung nach sehr viel darüber geredet, wie man die „Lehrer-Ausbildung“ besser machen könnte oder welche Dinge den Kommentatoren auf den Nägeln brennen.
Leider wird der Grund für die eigentliche Problematik im Artikel nicht erfasst.
WARUM brechen so viele Leute ihr Lehramtsstudium ab?
(Hier wird schon gar nicht mehr auf die Leute eingegangen, die ein Studium aufnehmen, aber nicht in die Schulen wollen.)
„1. Weil Erwartung und Studienrealität nur wenig übereinstimmen. Ambitionierte junge Leute ziehen aus, um Lehrer zu werden, stattdessen landen sie an Universitäten, die sie zu Wissenschaftlern machen wollen. Folgerichtig sind 2. die Abläufe des Studiums nur wenig auf die Bedürfnisse der angehenden Lehrkräfte ausgerichtet. Aus beidem ergibt sich dann ein Studium, das an Praxisferne kaum zu überbieten und zudem ein organisatorisches Desaster ist. Wer es dennoch durchsteht, erleidet häufig einen Praxisschock. Wenn er nämlich nach fünf bis sechs Jahren Studium erstmalig länger als für ein kurzes Praktikum vor einer Klasse steht. Immerhin nach einer unfreiwilligen Auszeit gut erholt, da der Anschluss von Universität zum Referendariat häufig nicht nahtlos klappt.“
(Hier spricht man unter anderem von einem Praxisschock NACH dem Studium. Was das mit den Abbrechern während des Studiums zu tun hat, verstehe, wer will.)
Die Kritik der „Experten“ beruht also auf den Erwartungen der Abiturienten an ein Studium, an der Wissenschaftspropädeutik der Universitäten, Organisation und Praxisferne.
Was will man neben Praktika und Praxissemester denn noch im Studium sehen? Zu meiner Zeit gab es relativ früh ein zweiwöchiges Orientierungspraktikum, bei dem ich hospitieren und unterrichten sollte. Später wurden noch Praktika in den jeweiligen Fächern durchgeführt. Heut gibt es Praxissemester, wodurch die neuen Referendare Erfahrung mitbringen. Was will man noch? Wer den Beruf doch nicht möchte, bricht nach praktischer Erfahrung ab und sollte das auch tun, anstatt weiterzumachen.
Dass die Organisation mit Bürokratie und Hürden schwer ist, bestreite ich nicht. Leider ist das gesamte Leben so und eigentlich jeder Studiengang. Wer dann als Lehramtsstudent abbricht, bricht als Student ab und nicht wegen des Lehramts.
Übrig bleiben für mich Anspruch und Erwartungshaltung, die in vielen Studienfächern zu unangenehmen Überraschungen führen. Wer im Studium individuelle Förderung, Motivation und Spaß ohne Hürden sucht, der hat da leider nichts verloren. Für mich ist das wieder ein Zeichen für das Aufweichen von Standards. Die spätere Arbeit ist auch nicht voller Motivation und Spaß. Man muss arbeiten, Frustration ertragen und diszipliniert sein. Und man muss fachlich was drauf haben. (Mich würden hier mal die Durchfallquoten in Vorlesungen nach Fächern gegliedert interessieren.)
Andere Gründe für den Lehrermangel, den auch die von den Experten genannten Änderungen nicht SOFORT ändern können, wurden von einigen Kommentatoren bereits genannt:
1. Im Grundschulbereich sind nicht genügend Studienplätze vorhanden. In NRW wurden 2 von 3 Bewerbern abgelehnt, da die Kapazitäten nicht vorhanden waren. Das geschieht dann über einen hohen NC, der vielen ungerecht erscheint.
2. Dieser NC betrifft für weiterführende Schulen auch beliebte Fächer, die einige Lehrkräfte auch gerne „einfacherer Fächer“ nennen. (Keine Korrekturen und/oder einfacheres Fachstudium) Fächer ohne NC sind unter anderem Mathe, Physik und Informatik. Das sind neben anderen auch die Fächer, in denen seit Jahren ein Referendarsmangel herrscht – für Informatik habe ich noch NIE einen Referendar gesehen. (Wie NRW da in den kommenden Jahren das verbindliche Fach Informatik einführen möchte, kann ich mir nur in meinen Träumen ausmalen.) Diese Fächer ohne NC sind dann die Fächer, für die man Seiteneinsteiger benötigt. (In meinem Kollegium ist das mittlerweile insgesamt jeder 10., aber fast jeder 2. im Bereich MINT.) Die Statistik zum Lehrermangel und zum Studienabbruch geht aber NIE auf die Fächer ein. Über Informationen dazu wäre ich sehr dankbar.
3. Selbst wenn man jetzt jeden Studenten bis zum Ende „durchbekommt“, sind das mehr als fünf Jahre (und man bräuchte MEHR Studienplätze), bis das Resultat in den Schulen zu sehen wäre. Von einer „SCHNELLEN BEHEBUNG“ kann also keine Rede sein.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  PeterPan314

„Wer den Beruf doch nicht möchte, bricht nach praktischer Erfahrung ab und sollte das auch tun, anstatt weiterzumachen.“
Dem stimme ich zu und kenne Menschen, die schon gleich nach dem 1. Semester und 1. Praktikum in der Schule erkannt haben, dass sie das Ziel, Lehrkraft zu werden, begraben, sich aber nicht ihr Leben lang fragen müssen, ob es der bessere Beruf gewesen wäre.
Sicherlich gibt es Studierende, die in den Praktika merken, dass sie sich den Beruf der Lehrkraft anders vorgestellt haben und dass sie diesen Beruf aus dem einen oder anderen Grund nicht ergreifen möchten. Je eher die Praktika greifen und einen Einsatz vor der Klasse ermöglichen, desto früher sind diese Erfahrungen möglich.
Studierende erhalten hier aber auch einen realistischeren Blick auf die Aufgaben und Anforderungen, die an Lehrkräfte gestellt werden, die für viele anscheinend nicht offensichtlich sind und denen man sich nicht stellen möchte. Auch dies kann ein Grund sein, das Studium nicht fortzusetzen und einen anderen Beruf zu ergreifen.

Weitere Überlegungen bräuchte es hinsichlicht der Fächer:
a) Bei den Fächern selbst gibt es durchaus Unterschiede zwischen den Universitäten. Bei uns war damals Englisch beliebt, mit jungen engagierten Dozenten und transparenten Anforderungen, an einer anderen Universität im gleichen Bundesland absolut verhasst mit schwierigen Dozenten und intransparenten Anforderungen. Das beeinflusst den Wechsel eines Faches in die eine oder andere Richtung. Gerade im Hinblick darauf, dass man in vielen Schulformen später fachfremd unterrichten wird, ist die Veränderung eines Faches möglich, ohne die Chance, das Fach später zu unterrichten, zu verlieren. Inzwischen wird bei uns auch im Bereich der GS+SekI nur auf 2 Fächer ausgebildet, sodass es in Zukunft weit mehr Lehrkräfte geben wird, die fachfremd Fächer übernehmen werden/ müssen.

b) Es gibt Fächer, die vorab als schwierig gelten, die ggf. gar nicht erst ergriffen werden.

c) Es gibt Fächer ohne NC, sodass jedeR das Studium aufnehmen kann, eine gute Möglichkeit für diejenigen, die womöglich gar nicht am Lehramt interessiert sind, die sich noch orientieren wollen oder die auf den Platz im anderen Studiengang warten, gelegentlich auch eine Möglichkeit, sich später etwas anrechnen zu lassen.

d) Es gibt Fächer, für die ein NC erreicht werden muss und/oder eine Aufnahmeprüfung erfolgreich abgelegt sein will, sodass hier bereits vor Aufnahme des Studiums eine Auslese erfolgt (Kunst, Musik, Sport und Fächer, für die bestimmte Sprachen vorab eingefordert werden).

e) Es ist für jedes Fach darüber hinaus möglich, Hürden in Form von verpflichtenden Klausuren oder anderen Aufgaben einzusetzen, die das Studienfach erschweren und ein Fortführen des Studiums begrenzen können.

f) Zudem ist zu fragen, ob ein Wechsel zwischen Fächern oder von einem Lehramt zum anderen als Abbruch gezählt wird.

Wenn man aber alles bedenkt und weiß, dass viele Studienanfänger den Abschluss nicht erreichen, müsste man die Studienplätze erweitern, sodass man letztlich genügend Lehrkräfte zur Verfügung hat.

Ob es sich ab 2025 dann wirklich bessert, werden wir sehen. Vielleicht sind auch das verquere Annahmen und die Notsituation in den Schulen wird weit darüber hinaus anhalten, da in der Bildung weiter gespart wird.