Schulstrafe bei Schlabber-Look: Gymnasium erlässt Jogginghosen-Verbot

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HANNOVER. Immer mehr Schulen sagen der Jogginghose den Kampf an. Aktueller Fall: Am privaten Oskar-Kämmer-Gymnasium in Hannover müssen Schüler im neuen Jahr unter Strafandrohung auf den Schlabber-Look verzichten. Kein Einzelfall – wie die GEW feststellt. Immer mehr Schulen setzten auf Kleidungsvorschriften.

Die Hose des Anstoßes: Sportlicher Schlabberlook landet bei immer mehr Schulen auf dem Index. Foto: Shutterstock

Wie die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» berichtete, informierte Rektorin Alvira Ramazanova die Eltern über die Regelung. In einer E-Mail schrieb sie demnach, bei Verstößen müssten die Kinder und Jugendlichen mit Sanktionen rechnen – wie «den Schulhof saubermachen, Tische in der Mensa wischen oder Ähnliches». Aus Sicht der Schulleitung seien Jogging-Outfits oder auch Leggings «keine angemessene Kleidung» für den Unterricht.

„Eingriff in die freiheitliche Selbstbestimmung der Schüler“

Andere Schulen in der niedersächsischen Landeshauptstadt hielten dagegen wenig von Bekleidungsvorschriften, schrieb die Zeitung weiter. So sprach der Leiter der Sekundarstufe 2 an der Integrierten Gesamtschule Linden, Oliver Wolfskehl, von einem «Eingriff in die freiheitliche Selbstbestimmung der Schüler», der überdies «pädagogisch falsche, autoritäre Signale» setze. Ramazanova will die neuen Vorgaben an ihrer Schule indes auch mit Strafen durchsetzen. Denn: «Wenn man Regeln ohne Konsequenzen erlässt, dann hält sich keiner daran.»

Auch in anderen Bundesländern haben Schulleitungen bereits die Jogginghose verbannt – etwa die Realschule Süd im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen. Dort hatte Direktorin Anja Sprengel im vergangenen Frühjahr eine entsprechende Regelung in Kraft gesetzt. Auch Basecaps sind während des Unterrichts tabu. Bei Verstößen hat man drei Verwarnungen frei – beim vierten Mal werden die Schüler zum Umziehen nach Hause geschickt.

„Wir bereiten Schüler auf das Berufsleben vor“

Die Lehrer hätten den Anblick der „hellgrauen, schlabberigen Hosen“ nicht mehr ertragen, sagte die Schulleiterin seinerzeit gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung„. Daheim oder in der Freizeit sei nichts gegen diese Bekleidung einzuwenden. In die Schule gehöre sich dieser „Couch-Potato-Look“ aber nicht. Daher das Verbot per Schulkonferenz-Beschluss, das auch gleich das Tragen von Kappen und Mützen und bauchfreien Tops in der Schule ausschließt.

„Wir bereiten Schüler auf das Berufsleben vor und vermitteln Werte“, erklärte Sprengel dem Bericht zufolge. Örtliche Unternehmen, die Schülerpraktikanten aufnehmen, fänden die Initiative der Schule gut. In der Schulkonferenz stimmten allerdings nur die Erwachsenen für ein Jogginghosen-Verbot. Die Schüler waren dagegen.

„Früher wäre kein Schüler in Turnhosen in die Schule gekommen“

Tatsächlich gibt es immer mehr Schulen, die Jogginghosen und andere Kleidungsstücke verbieten. „In dem Maße, in dem die Freiheit bei der Bekleidung zunimmt, nehmen auch die Kleidervorschriften in Schulen zu. Früher war das nicht nötig, denn niemand wäre auf die Idee gekommen, in Turnhosen in die Schule zu gehen“, sagte GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer. Ein Verbot hält GEW-Landeschefin Schäfer aber für übertrieben. „An dieser Stelle sollte man sich nicht verkämpfen“, so zitiert sie das Blatt. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

 

Ganz schön streng: Schule verbietet Jogginghosen – und Kaugummis

 

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Küstenfuchs
4 Jahre zuvor

Eine private Schule mit ausgesuchten Schülern hat sicherlich keine anderen Probleme als Jogginghosen. An meiner Schule (auch einem normalen staatlichen Gymnasium) kommt so ein „Problem“ gaaaaaanz weiten hinten auf der Liste.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Bei einer Schule nur mit Millionärskindern oder Schulkleidung gebe ich Ihnen recht. Bei einem hohen Anteil kommunal finanzierter Schulabbrecherkindern kann das anders aussehen. Allerdings ist deren Vergangenheit und ihre Aufarbeitung auch relevanter als Jogginghosen.

Generell bin ich aber ein Fan von Schuluniformen.

Jette
1 Jahr zuvor

Sicher hängt nicht das Heil einer Schule davon ab, ob SchülerInnen in Jogginghose kommen oder nicht. Interessant ist aber, was eigentlich dahintersteckt:

Es sind zu 95% Jungen, die in Jogginghose kommen, damit wird auch eine Haltung kolportiert, ebenso wie mit Kapuzen auf dem Kopf oder Kappen im Unterricht.

Eltern, denen die Jogginghose ihrer Kinder so wichtig ist, dass sie eventuell einen Rechtsstreit beginnen, zeigen wenig Bereitschaft, sich Argumenten zu öffnen. Hier vermute ich eine Anti-Haltung, die sich dann an der Kleiderfrage festmacht.

Weitergehend frage ich mich, wie es mit angemessener Sportkleidung ist und ob die SchülerInnen genauso in Sportkleidung kommen und den ganzen Vormittag in vollgeschwitzter Sportkleidung verbringen dürfen.
Und überhaupt: Darf ich dann auf Sportkleidung bestehen oder entscheiden auch hier die SchülerInnen, was sie unter Sportkleidung verstehen,- ist z.B. Jeans eine Sporthose?

Ein ähnliches Reizthema ist das Frühstück, welches die Kinder mitbringen: Cola, Eistee und Chips dürfen rechtlich auch nicht verboten werden, sind aber absolut schädlich.

Also Jogginghose oder nicht, ist nicht das eigentliche Thema. Das Hauptthema ist, inwieweit Erziehung auch in der Schule stattfinden darf und soll und ob Schule auch Werte und Normen vermitteln darf.