Studie: Deutsche Privatschulen sind überwiegend gut bis sehr gut finanziert

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BERLIN. Die Privatschulen sind in allen Bundesländern bis auf wenige Ausnahmen finanziell gut ausgestattet. Nur einzelne Schulformen in Bremen und Thüringen schneiden schlechter ab. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung zur Finanzierung der Privatschulen in Deutschland.

Das Internat Schloss Salem ist die wohl bekannteste Privatschule in Deutschland. Foto: Janobi / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Für ihre Analyse haben Pia Akkaya, Marcel Helbig und Michael Wrase untersucht, wie die Finanzierung der Privatschulen im jeweiligen Landesrecht, das die Höhe der staatlichen Zuschüsse festlegt, ausgestaltet ist. Neben den Zuschüssen der Bundesländer setzt sich die Privatschulfinanzierung weithin aus der sogenannten Trägereigenleistung und den Schulgeldern zusammen. Ausnahmen bilden die Schulen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wo es ein faktisches Schulgeldverbot gibt. Diese Finanzierungsbausteine wurden zusammengerechnet, um die Finanzierung der Privatschulen abschätzen zu können. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob die Finanzierung der privaten allgemeinbildenden Ersatzschulen ausreichend ist und ob sie besser oder schlechter ausgestattet sind als die öffentlichen Schulen.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Privatschulfinanzierung in 12 Bundesländern, bezogen auf einzelne Schulformen sogar in 15 Bundesländern, ausreichend (mindestens 95 Prozent) für die privaten Ersatzschulen ist. In acht Bundesländern gibt es sogar einen Kostendeckungsgrad von mindestens 110 Prozent, also einen 10 Prozent höheren Satz im Vergleich zu den Ausgaben je Schüler an öffentlichen Schulen. Eine deutlich schlechtere Finanzierung weisen nur die weiterführenden Schulen in Thüringen und die Grund- und Oberschulen in Bremen auf.

„Oft wird argumentiert, dass private Schulen so hohe Schulgelder nehmen müssen, weil sie nicht ausreichend vom Staat finanziert sind“, so Marcel Helbig. „Betrachtet man unsere Ergebnisse, so ist die Finanzierung privater Schulen in den allermeisten Fällen bereits durch ein sozial verträgliches Schulgeld gesichert. Betrachtet man jedoch die faktischen Schulgeldeinnahmen vieler privater Schulen, ergibt sich eine deutlich bessere Mittelausstattung als an öffentlichen Schulen.“ Als sozial verträgliches durchschnittliches Schulgeld haben die Forscher 140 Euro in den westdeutschen Bundesländern und 100 Euro in den ostdeutschen Bundesländern angesetzt.

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In ihrer Studie weisen die Wissenschaftler überdies darauf hin, dass die Landesnormen zur Privatschulfinanzierung oftmals nicht allgemein verständlich und teilweise schwer nachvollziehbar seien. Auch deswegen würden die Rahmenbedingungen der Privatschulfinanzierung (teilweise auch einzelner Schulen) von den Landesrechnungshöfen sehr kritisch kommentiert.

Um die Privatschulfinanzierung vergleichbar darstellen zu können, orientierten sich die WZB-Mitarbeter an den Daten des Statistischen Bundesamts, das festhält, wie viele Euro pro Schüler und Jahr für schulische Bildung in den einzelnen Bundesländern und Schulformen aufgewendet werden. Aus den Landesnormen der 16 Bundesländer haben Sie herausgearbeitet, wie hoch die Zuschüsse im Vergleich zu den Schülern an den öffentlichen Schulen sind. (zab, pm)

Die gesamte Studie ist als Discussion Paper, P 2019-006 auf den Webseiten des WZB erhältlich

Erstmals mehr als eine Million Privatschüler in Deutschland: Wird die Flucht aus dem staatlichen Schulwesen zum sozialen Problem?

 

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5 Kommentare
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xxx
4 Jahre zuvor

Mir fehlt hier die Definition von Privatschule. Zumindest alle Schulen muss man rausrechnen, an denen die Lehrkräfte beamtenähnlich beschäftigt sind, insbesondere kirchliche Schulen. Der Begriff Finanzierung ist meiner Ansicht nach auch schlecht gewählt, weil er nichts über die Lehrereinkommen aussagt, die an echten Privatschulen (Waldorf, Ergänzungsschulen) schnell 20-30% weniger brutto ausmachen kann.

Über die Schülerleistungen an Privatschulen wird auch nichts gesagt, ebenso wenig über die Ausbildung der Lehrer.

Carsten60
4 Jahre zuvor

Ich stelle mir mal vor, da gäbe es einen etwas spleenigen Milliardär, der sich (statt eines Fußballclubs) ein paar Privatschulen halten und den öffentlichen Schulen mal zeigen möchte, was alles möglich ist. Er denkt vielleicht an irgendeine Art von Eliteschulen, aber nicht für eine Geldelite (das verbietet Art. 7 GG), sondern für eine Bildungselite (das verbietet Art. 7 GG nicht, da ist nur von „Besitzverhältnissen“ die Rede). Aufs Geld kommt es dem Milliardär nicht an, das wird zudem alles über eine Stiftung steuersparend finanziert, und so kann man als Schulgeld eher einen symbolischen Beitrag erheben, geringer als bei kirchlichen Schulen, und armen Eltern ganz erlassen. Den Lehrern kann man höhere Gehälter zahlen als beim Staat (das ist nicht verboten) bei geringerer Lehrbelastung und kleineren Klassen, aber – und das wäre der Witz der Sache – Schüler werden nur nach einer Aufnahmeprüfung und einigen Tests genommen, was offiziell „Aufnahmegespräch“ heißt. Die elitären Ansprüche werden als „besondere pädagogische Prägung“ irgendwie geschickt formuliert. Wenn dann die aufgenommenen Kinder vorwiegend aus – finanziell nicht schlecht gestellten – Bildungsbürgerfamilien kommen sollten, wird man (mit heimlichem Augenzwinkern) ganz unschuldig darauf hinweisen, dass das keine Auswahl nach dem Besitzstand der Eltern gewesen sei, sondern eine nach den Fähigkeiten der Kinder. Natürlich nehme man auch talentierte Kinder armer Eltern auf. Somit liege nicht das vor, was Art. 7 GG verbietet, sondern so ungefähr das, was im Hinblick auf Sport auch in staatlichen Sporteliteschulen realisiert ist. Falls die Sache vor Gericht gehen sollte, wird man auf eben diese Sporteliteschulen verweisen.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie diese Vision (mehr ist es nicht) hier diskutiert wird. Vielleicht wird aus der Vision dereinst sogar mal Wirklichkeit. Einige Leute unken schon, dass die Tendenz zu der „einen Schule für alle“ dem Privatschulsektor Flügel verleihen könnte, und verweisen auf europäische Nachbarländer, wo das so ist. Und einige von denen sind so frech vorherzusagen, dass selbst etliche grün wählende Eltern (oder gar grüne Mitglieder) dann die Privatschulen bevorzugen könnten, entgegen der grünen Parteidoktrin: das ist dann die „neue Schizophrenie“ der Bildungspolitik. Das St.-Floriansprinzip lässt grüßen.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Interessante Überlegungen.

Ihrem letzten Absatz stimme ich zu. Wenn es um die eigenen Kinder geht, sind die Politiker gleich welcher Partei genauso egoistisch wie alle anderen auch. Gerade die Grünen sind sehr gut im Wasser ääh Bahn predigen und Weint trinken äääh Flugzeug fliegen.

Pälzer
4 Jahre zuvor

So eine pauschale Berichterstattung über „die“ Privatschulen ist eine unsinnige Mittelwertbildung (ähnlich der alten Geschichte von dem Mann, der mit den Füßen im Eiswasser und mit dem Hinterteil auf der glühenden Herdplatte sitzt und im Mittel eine ganz angenehme Temperatur hat). Zwischen Schloss Torgelow, katholischen Mädchenschulen, Waldorfschulen und christlichen Bekenntnisschulen gibt es vielfältigste und krasse Unterschiede, auch finanziell. Wer hier nicht differenziert berichtet, sollte es besser ganz lassen, aber vielleicht besteht ein politisches Interesse …

Pälzer
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

immerhin bin ich dankbar, dass die Unterschiede zwischen Bundesländern dargestellt werden.
und in anderen Ländern? https://www.privatschulen-vergleich.de/informationen/statistiken/privatschulen-in-eu-laendern.html