Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett: Warum die PISA-Studie überflüssig ist – ein Gastkommentar

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BERLIN. In der vergangenen Woche sorgte die PISA-Studie einmal mehr für Schlagzeilen. Die deutschen Schüler haben sich danach gegenüber der letzten Erhebung in allen Kategorien – Leseverständnis, Mathematik, Naturwissenschaften – verschlechtert (News4teachers berichtete). Alle drei Jahre kommt eine Neuauflage der größten empirischen Bildungsstudie der Welt. Alle drei Jahre bekommt Deutschland dabei attestiert, dass es aus internationaler Sicht mehr oder weniger im Mittelfeld liegt. Unser Gastkommentator, der renommierte Psychologe und Bildungsforscher Prof. Dr. Rainer Dollase, hält PISA für überflüssig – ein Debattenbeitrag.

Hier geht es zu einer Gegenrede von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek.

„Vom Wiegen wird die Sau nicht fett“: Ist die PISA-Studie nutzlos? Foto: Shutterstock

„Alle Jahre wieder…“ oder „Ceterum censeo“ – PISA 2019 ist schön, aber nutzlos

Von Rainer Dollase

Also – PISA ist ja ein wirklich tolles Unternehmen – welch ein empirischer Aufwand, wie raffiniert die Methodik und Auswertung, wie teuer das Unternehmen, wie ellenlang die Zitatlisten von Menschen, die sich kritisch und unkritisch damit befasst haben – so echt was für einen neuen Studiengang „Experte*in werden durch Lesen von Evaluationsberichten“. Zigtausend Seiten Literatur gibt es ja schon – vor lauter Lesen von solchen Berichten und Traktaten kommt man erfreulicherweise nicht mehr zu praktischen Erfahrungen. Warum auch? Da erfährt man ja auch nichts anderes, als das, was in den Berichten steht. Und das ist ja auch gut so.

Nun, bevor man Ironie für Wahrheit hält (ja, wahr sind die Zitate schon- das ist ja die Ironie) ein paar zentrale Wahrheiten, die von niemandem bestritten werden.

Die Bildungsforschung und die Bildungspolitik stochern im Nebel

1. PISA erlaubt keine eindeutigen kausalen Schlussfolgerungen darüber, was man tun muss, um besser zu werden. Die Bildungsforschung und – politik stochern angesichts der Ergebnisse buchstäblich im Nebel – es könnte ja alles mögliche schuld sein. Wie Pilatus wäscht auch das Bildungsmonitoring seine Hände in Unschuld: Man liefere ja nur „Impulse“ und „Denkanstöße“ – keine konkreten Handlungen oder Verhaltensweisen. Also könnte man auch sagen: „Ich finde vor allen Dingen, wir sollten uns ein Beispiel an Peru nehmen – die haben ein konsequentes Gesamtschulsystem“ …und sind viel schlechter als wir (Peru 2019 in Naturwissenschaften: 404 Punkte, Deutschland 503 Punkte). Ach so – ich meinte natürlich Finnland – 522 Punkte und Gesamtschule – ha. Und jetzt?

2. Gerade wegen dieser kausalen Unsicherheit – ist mit Ergebnissen mal so, mal so, mal besser, mal schlechter zu rechnen. Anfänglich haben wohl einige Blauäugige damit gerechnet, dass man immer besser wird, wenn man die Ergebnisse hätte (Sie wissen ja: „Die Sau wird vom vielen Wiegen fetter“) Und geglaubt, dass man, ihrer ansichtig, schon – („nach reiflicher Überlegung und gründlicher Reflexion“ – nein – auch dann findet man nicht mit Sicherheit die richtigen Stellschrauben – eine fürchterlich dumme Phrase) den richtigen Weg zur Verbesserung finden müsste – Pustekuchen. Deutschland dümpelt wie eh und je im Mittelfeld, im Mittelmaß, wird gerade mal wieder schlechter…. Outputsteuerung stellt sich selbst ein Bein. Sie ist der Weg ins Happelsche (Fußballtrainer) „Pressing“ und neudeutsche Schnatterwort „Agilität“ – ein zielloses Herumprobieren von irgendwas. Wie die Ratte im Skinnerschen Käfig findet man per Zufall – durch Agilität – den richtigen Hebel aus dem Milch und Honig strömt.

3. Die PISA Stichproben 2019 (5500 deutsche Schüler – klar: auch Schülerinnen) sind repräsentativ für ganz Deutschland. Die Ergebnisse also für die Länder – Kulturhoheit eher nutzlos, weil die innerdeutschen Unterschiede zu riesig sind. Zwischen Sachsen, Bayern, Thüringen, Sachsen Anhalt und dem Rest, gibt es in den MINT Fächern gigantische Abstände (IQB 2019). Schon frühere PISA-E Studien haben gezeigt, dass einige Bundesländer mit der internationalen Spitze mithalten können – andere überhaupt nicht.

4. In einem Land der flächendeckenden Konfusion über alle Lebensbereiche hinweg ist es notwendig, darauf hinzuweisen, dass schulischer Erfolg nicht nur von den paar Faktoren abhängt, die das PISA Konsortium verwendet. Hattie, der Sammler, machte immerhin schon 250 verschiedene Faktoren aus, die einen Einfluss auf die Leistungen der Schüler haben – PISA kommt mit etwas mehr als einer Handvoll aus (na gut: 15 Module des Fragebogens). PISA wendet sich an nationale Bildungspolitik – was die machen können, hat sowieso keine starken direkten Effekt auf Schülerleistungen – Fernfaktoren sind immer schlapper als Nahfaktoren (also z.B. engagierte gute Lehrkräfte).

Wenn man denn schon nur Impulse und Denkanstösse aus den Vergleichsstudien entnehmen kann, und keine handfesten Verursachungsfaktoren, dann würde ich vorschlagen, diese aus dem IQB Ländervergleich 2019 zu entnehmen.

Nötig: mehr Disziplin und einen deutlich konservativeren Unterricht

Kurz gesagt – auch wenn sich bei Mehrheiten der Bildungsforschenden Hitzewallungen einstellen werden – mehr Disziplin im Unterricht (also Ruhe) und einen deutlich konservativeren Unterricht. Abschaffung der Bewertung aller Leistungserbringungsformen, die nicht eindeutig dem Individuum zuzuschreiben sind (vulgo: Abschaffung der Benotung mündlicher Mitarbeit). Und – alle Lehrerausbildner und Bildungsforscher unterrichten regelmäßig jede Woche in einer Brennpunktschule und machen vor, wie guter Unterricht dort möglich ist. Wir fangen dann beum PISA-Konsortium an. Und „ceterum censeo“ – wir schaffen endlich wieder eine Praxisschule (Sie können auch Hauptschule sagen) für die bildungsmüden und anders interessierten Schüler – sie brauchen ihre spezifische Chance auf eine praxisnahe Qualifikation statt pseudoakademischem Laberunterricht.

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Sie sollen geschätzte Mitglieder unserer Gesellschaft werden.

Alles aber wird nix, wenn niemand Leistung will.

Oder gäbe es da jemanden? Und nun? Gibt es nichts Positives zu berichten? Doch: Wir sind „Mittelmaß“ und im „Mittelfeld“ – die Länder von Donald Trump und Boris Johnson sind zwar besser, aber – sie wissen schon! Aber Putins Russland schlechter – na klar – haben wir ja immer gesagt.

Aber – wir waren früher, als sich die Medien nur marginal um internationale Vergleichsstudien gekümmert haben, grottenschlecht.

1974 – Andreas Schleicher war mal gerade 10 Jahre alt – schrieb Hayo Matthiesen in der ZEIT vom 20.9. 1974 über einen naturwissenschaftlichen internationalen Vergleich von Schülerleistungen: „Bei den Zehnjährigen in den vierten Grundschulklassen ‚liegen sämtliche Leistungen in der Bundesrepublik sehr wesentlich unter dem internationalen Durchschnitt.‘“

„Bei den Achtzehnjährigen im letzten Jahrgang der Sekundarstufe II ‚steht die Bundesrepublik am unteren Ende der Rangskala auf dem vorletzten Platz‘“

ZEIT, 1974, 20.9.1974, Hayo Matthiesen

Wir sollten uns, ganz ehrlich, vor Freude in den Armen liegen – endlich Mittelfeld und nicht mehr am letzten Ende – ist das nicht toll!?

Und so wünscht uns PISA, dieses Schmuckstück, wie ein festliches Geschenk der empirischen Bildungsforschung, also ein vor Kitsch überquellender, geschmückter Weihnachtsbaum – manchmal sieht der allerdings aus wie ein aus Käserinde gebastelter Eiffelturm – genauso schön, genauso gigantisch, genauso fein durchdacht – aber leider nutzlos.

Schöne Weihnachten.

Zur Person
Der Psychologie-Professor Rainer Dollase gehört zu den renommiertesten Bildungswissenschaftlern in Deutschland. Foto: privat
Der Psychologie-Professor Rainer Dollase gehört zu den renommiertesten Bildungswissenschaftlern in Deutschland. Foto: privat

Dr. Rainer Dollase war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 Professor in der Abteilung Psychologie und am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Die Vorschulerziehung stellte dabei einen seiner Arbeits- und Veröffentlichungsschwerpunkte dar. Später hat er sich einen Namen in der G8/G9-Debatte gemacht – als wortgewaltiger Gegner des Turbo-Abiturs. Dollase war Mitglied des Teams „Schule und Kultur“ der nordrhein-westfälischen CDU im Vorfeld der letzten Landtagswahl.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Gehen Sie hin und wieder mal zum Arzt, um sich durchchecken zu lassen? Warum die PISA-Studie unverzichtbar ist – eine Gegenrede

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xxx
4 Jahre zuvor

Weitestgehend meine Meinung, allerdings mit den linken Parteien nicht und der CDU kaum zu machen, weil im Widerspruch zur gewollten Abiturquote.

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Was hat PISA denn, bitteschön, mit der „gewollten“ Abiturquote zu tun?

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Dollase spricht sich für einen konservativeren und damit fachlich erneut anspruchsvollen Unterricht aus, insbesondere eine Abkehr von den Kompetenzen und Rückkehr zur Inputorientierung, indirekt somit auch gegen Einheitsschulen, Gleichmacherei, Inklusion. Die politisch gewollt hohe Abiturquote von mindestens 50% ist damit nicht mehr zu halten.

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Bernd tut naiv und ahnungslos. Zumindest eine höhere Akademikerquote wird seit PISA 2000 von der OECD eingefordert, und unsere Bildungspolitiker springen brav über dieses Stöckchen, das man ihnen hinhält. Der Spiegel schreibt in einem Bericht über PISA:
„Dennoch betonten Politiker und Bildungsforscher unisoso: ‚Wir brauchen eine höhere Akademikerquote.‘ “
Quelle: https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/pisa-aufgalopp-es-dauert-halt-bis-sich-das-auswirkt-a-383078.html
Das geht aber nur über eine höhere Abiturquote oder – präziser – eine höhere Hochschulzugangsberechtigungsquote. Damit ist doch klar, was „politisch gewollt“ ist. Es gibt ja auch schon ein „Akademikerquoten-Ranking“ im Zusammenhang mit PISA:
https://www.wiwo.de/erfolg/trends/15-jahre-nach-dem-pisa-schock-schulsystem-wieder-auf-pisa-pruefstand/14930550.html

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Die OECD – als Organisation, die die ökonomische und soziale Entwicklung ihrer Mitglieder in den Blick nimmt -, fordert eine höhere Akademikerquote von Deutschland, weil eine moderne und technisierte Volkswirtschaft nur funktionieren kann, wenn sie über entsprechend viele qualifizierte Fachkräfte verfügt. Was ist daran unverständlich?

Das bedeutet: Deutschland wird aufgefordert, seine Anstrengungen/Investitionen im Bereich Bildung zu erhöhen – aber doch nicht (was xxx suggeriert), das Abitur zu verschenken.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Das bedeutet dann aber auch, dass der Staat mehr Geld für die Finanzierung von mehr Personal für eine bessere schulische Förderung der Risikogruppen in die Hand nimmt, damit das brachliegende , mögliche intellektuelle Potential, mit strukturierten Hilfen zumindest doch wenigstens befriedigend gefördert werden kann.

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

… zum Beispiel. Mit den Rezepten von vor 50 Jahren – als ein Großteil der Schulabgänger als ungelernte Kräfte ihr Auskommen fand – lässt sich eine digitalisierte Volkswirtschaft in Zeiten der Globalisierung jedenfalls nicht mehr betreiben. Da muss schon mehr kommen.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Selbstalphabetisierungskonzepte greifen da auch nicht. Damit sind die Risikogruppen überfordert. Hier arbeiten die Lehrer sehr viel aktivierender direkt mit den Schülern, man führt eigene eingeübte Theaterstücke auf, verbunden mit Gesangspassagen und rollendialogen, wobei jeder seinen Möglichkeiten entsprechend mit einbezogen wird.
Der Austausch mit den Eltern klappt wunderbar und man beeinflusst sich gegenseitig, weil zum Beispiel eine Mutter Logopädin ist und die Lehrerin für Teile der Montessoripädagogik und strukturierte Leselehrgänge , sowie linguistische Methoden zugänglich ist.

AvL
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

@Bernd
…..und mit den Methoden des aus dem 16. Jahrhundert stammenden selbstständigen Schreibens mit bebilderten Anlaut-Tabellen und dem Freiem Schreiben nach Heinrich Scharrelmann und Fritz Gansberg von 1900 schon lange nicht.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ein technisierter Staat braucht viele Akademiker aus dem MINT-Bereich. Diese gibt es noch immer nicht.

Ihr letzter Absatz stimmt zwar, jedoch entschieden sich die Politiker für den einfachsten Weg, nämlich die geringeren Anforderungen. Die Inflation der 1,0-Abiture bestätigt das doch.

dickebank
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ja und, das Abitur ist kein Gymnasialabschluss. Der pappendeckel heißt „Allgemmeine Hochschulzugangsberechtigung“.

Eine Fahrschulprüfung ist auch keine Fahrerlaubnis.

Der Charme der Praxis in BY und BW liegt in der deutlich höheren Quote von Fachhochschulzugangsberechtigungen (Fachhochschulreife), die an technischen und kaufmännischen Gymnasien erworben werden und die über diesen Weg zu einem fachgebundenen Atudiengang an einer „Hochschule“ führen. Mit dem Begriff Hochschule sind dann unisonso Fachhochschulen, Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Hochschulen und Universitäten gemeint.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Mag sein. Allerdings müssten die alternativen Zugangsberechtigungen auch Zugangsbefähigungen sein. Da das allgemeine Abitur das schon nicht ist, dann können es die anderen überhaupt nicht mehr sein.

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

„… wenn sie über entsprechend viele qualifizierte Fachkräfte verfügt.“
Auf jeden Fall gibt es doch eine „gewollte Abiturquote“ im Zusammenhang mit internationalen Vergleichen wie PISA, man vergleiche Äußerungen von Schleicher. Nur bleibt die Frage, ob eine hohe Zahl von Abiturienten bzw. Hochschulabsolventen wirklich diese „qualifiierten Fachkräfte“ anzeigt, die da gebraucht werden. Hinterhältige Leute haben schon vorgerechnet, dass Länder mit einer sehr hohen Quote dann eben auch Studenten mit niedrigen Kompetenzstufen zulassen, was dem allgemeinen Niveau dieser „qualifizierten Fachkräfte“ nicht guttun kann:
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kritik-an-oecd-viele-abiturienten-wenig-bildung-13300535.html
Zitat: „Das bedeutet, dass die von vielen Bildungspolitikern als wichtige Maßzahl angesehene Studienberechtigtenquote nichts über die Qualität der jeweiligen Abschlüsse aussagt.“ Und genau das ist die Schwäche all dieser internationalen Vergleiche: Hochschule ist nicht gleich Hochschule, und Abschluss ist nicht gleich Abschluss, mit einer Inflationierung formaler Zertifikate wächst die tatsächliche Qualifikation nicht mit. Also kann es ökonomisch auch nichts bringen. Frankreich und Italien sind Beispiele dafür: hohe Quoten, marode Wirtschaft,
Und Bildungsausgaben in Prozent des BIP zu messen, ist sehr fraglich: Jede Steigerung des BIP lässt automatisch das ganze Bildungssystem erstmal schlechter erscheinen als vorher. Eine große Rezession dagegen steigert scheinbar die Bildungsausgaben. Das ist doch Quatsch.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Es entspricht der Strategie rechtspopulistischer Agitatoren, wie hier durch den Herrn XXX geschehen, Fake-News im Netz durch stetige Wiederholungen zu verbreiten und damit diese im Meinungsbild der Leser und Hörer zu verfangen.
Die infame Behauptung einer gezielt gesteuerten Erhöhung der Abiturquote durch eine Einflussnahme der genannten Alt-Parteien auf die Lehrer oder durch die Überlassung der Entscheidung der Schulwahl durch die Eltern mit dem Ziel einer „gewollten“ Erhöhung der Abiturquote, gehört genau zu dieser Kategorie der bewussten Fehlinformation der Öffentlichkeit und propagandistischen Einflussnahme auf die Öffentlichkeit.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

OECD, Spiegel und Wirtschaftswoche verbreiten also rechtspopulistische fake news. Interessant zu wissen…

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

@XXX
Nein, sie schrieben den linken Parteien und der CDU zu, die Abiturientenquote künstlich zu erhöhen, indem das Niveau abgesenkt wurde. Tatsächlich wurde die Schulzeit bis zum Abitur um ein Jahr verkürzt, was zum Glück wieder korrigiert wurde, und damit kann wieder mehr an Wissen an die Schüler vermittelt werden.
Heute wird eben bei 50 % der Punkte noch ein ausreichend vergeben. Damit verbunden ist aber auch nicht der Nachweis einer besseren Vertiefung des Stoffs durch die Schüler, der Zugang zur Uni und ein erfolgreicher Abschluss an den Unis wird dadurch nicht verbessert.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Bei der Rückumstellung in NRW wird der Lehrplan inhaltlich nicht verändert, es wird also derselbe Stoff in mehr Zeit vermittelt. Ein glattes Ausreichend gibt es in NRW für rund 45% der Punkte. Beides führt in der Summe zu einer erneuten Reduzierung der Anforderungen.

Markus
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Jetzt sind auch schon „rechtspopulistischer Agitatoren“ am Werk, wenn nüchtern festgestellt wird, dass in der Politik von SPD, Grünen und Linken seit Jahren eine immer höhere Abiturquote angestrebt wird.? Daraus machen die Parteien doch gar keinen Hehl. Im Gegenteil, sie werben sogar für diese Schulpolitik.
Das ist nun mal so, Herr Wrobel, und hinter der Nennung von Tatsachen steckt doch keine rechtspopulistische Agitation. Ich bezweifle, dass Sie sich und der Durchsetzung Ihrer anti-rechts Meinung einen Gefallen tun, wenn Sie Fakten einfach zu Fake News erklären und jeder, der nur halbwegs die Bildungspolitik der Parteien kennt, dies mühelos merkt.

Pälzer
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel
AvL
4 Jahre zuvor

Im Vergleich zu 1974, siehe Zeit-Artikel, sind im internationalen Leistungsvergleich die deutschen Schüler in allen Pisa-Leistungsvergleichen besser als in den 60er und 70er Jahren.
Danke für den aufklärenden Kommentar zu den Pisa-Ergebnissen.

Sinn macht also nur ein Leistungsvergleich auf Bundesländerebene.
Welche methodenbedingten Einflussfaktoren den Unterschied in den Ländervergleichsstudien ausmachen, das kann zur Zeit niemand feststellen, da keine vergleichenden Querschnittserhebungen über die angewandten Methoden in den einzelnen Ländern an den Schulen durchführt wurden und werden.
Welche Methoden hocheffektiv in der Vermittlung von Lerninhalten sind und welche weniger sind, dieses hat Hattie bereits durch seine Auswertungen der Einflussfaktoren auf Schülerleistungen ermittelt.
Man kann also nur vermuten, warum sich die Bundesländer so stark in ihren Leistungen unterscheiden und somit immer die selben Bundesländer eben im internationalen Vergleich schlechter abschneiden als die Bundesländer am oberen Ende der Leistungsskala.
Aber, es lassen sich aus den Untersuchungen von Hattie auch keine Schlussfolgerungen daraus ableiten, welches Schulsystem besser ist, denn die Gliederung des Schulsystems hat nach Hatties Untersuchungen keinen Einfluss auf die Schülerleistungen.
Wer anderes schreibt, der belegt die wissenschaftlich erfassten Ergebnisse Hatties mit seinem eigen unwissenschaftlichen Wunschdenken.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Deutschland kann auch besser geworden sein, indem es nur nicht ganz so stark abgesackt ist wie die anderen.

Maren
4 Jahre zuvor

Vom Wiegen wird die Sau nicht fetter, das ist aber auch nicht Zweck der Übung. Die Feststellung ist darum nicht nur nur überflüssig, sondern auch und trickreich.

Zitat: „Eines der Bundesländer, die sich der Bildungsschummelei verweigert haben, ist Bayern. (…) Wir hätten heute überall Berliner Verhältnisse, wenn die Bundesregierung auch in der Schulpolitik entscheiden dürfte. Oder glaubt jemand ernsthaft, die Sozialdemokratisierung der Gesellschaft hätte ausgerechnet vor dem Gymnasium halt gemacht?
Der eigentliche Skandal guter Bildung ist, dass sie Unterschiede besonders sichtbar macht und gerade nicht nivelliert. Das mittelbegabte Kind wird mit der richtigen Förderung besser, das überdurchschnittlich intelligente wird seinen Klassenkameraden weit enteilen. Schule kann immer nur das fördern, was bereits da ist. Deshalb steht die Gemeinschaftsschule links der Mitte ja auch so hoch im Kurs: Lieber alle gleich schlecht als die einen schlecht und die anderen sehr gut.“

Carla
4 Jahre zuvor
Antwortet  Maren

Danke! Ich habe die Kolumne mit großem Interesse und voller Zustimmung gelesen. Beim Thema Schule und Bildung kenne ich so gut wie keine Leute, die das nicht genauso oder ähnlich sehen wie im Artikel beschrieben.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carla

Es handelt sich um den Glossarteil einer Wochenzeitschrift.
Veränderungen in der Methodik machen sich allerdings erst nach 10 Jahren in den Ergebnissen bemerkbar, je nachdem, wann die Stichproben gezogen werden. Nach vier Jahren SPD-Mitregierung können derartige Ergebnisse nicht valide nachweisbar sein und sich auch nicht niederschlagen !

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Wenn Sie 10 Jahre Geduld fordern, wieso hält sich die Politik nicht dran? G8 hat in den Bundesländern kaum länger durchgehalten …

Beim Mitregieren der Grünen kann man Ihre Behauptung aber nicht stehen lassen. BaWü ist massiv abgestürzt, seit Kretschmann regiert.

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

… und in Bremen stellt die SPD seit 1946 ununterbrochen (!) den Regierungschef. Und wo bleiben die Erfolge der Bildungspolitik?

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Das sind wirklich sehr simple Ursachen, die sie uns als Gründe für das Versagen des Bildungssystems bei Angehörigen aus dem sozialschwachen Milieu anbieten. Diesmal sind es die SPD und die Grünen. Aber einfach zieht wohl besser beim wenig reflektierenden Wähler, als sich der wahren Ursachen anzunehmen, um Probleme zu lösen.

Kommt jetzt noch etwas Bodenloses als Ursache, das einen Zusammenhang zum Islam und der arabischen Kultur als Ursache für Bildungsversagen herstellt ?
Sind die etwa sogar selbst schuld am schlechteren Abschneiden ?
Die AfD hat schließlich die besten Gruselmänner in ihren Reihen. Einige davon sollen sogar Lehrer sein.

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

In Bremen stellt die SPD seit dem Wiederaufbau nach 1945 auch durchgehend den Senator für Schule, also hatte man ja wohl einen gewissen Gestaltungsspielraum. Interessanterweise hat man 1950 die 6-jährige Grundschule eingeführt und dann 1975 wieder die 4-jährige. Offenbar war man nicht der Meinung, dass die 6-jährige sich bewährt hat. Inzwischen hat man nur noch ca. 10 Gymnasien mit je ca. 1000 Schülern, der Rest geht auf sog. Oberschulen mit dem „längeren gemeinsamen Lernen“. Es wird uns doch immer so dargestellt, als sei dies die Wunderwaffe, um soziale Nachteile auszugleichen.

Was beim IQB-Ländervergleich nun aber wirklich kurios ist: Laut Abb. 5.5 erreichen von den Bremer Gymnasiasten (!) nur 66 % die MSA-Regelstandards in Mathematik. In Bayern dagegen erreichen 55 % von allen (!) diese Regelstandards. Und von den Testpersonen waren lt. Abb. 4.1 in Bayern immerhin 30 % aus den Gymnasien, in Bremen aber nur 26 %. Das letztere ist volle Absicht, man will die Gesamtschulen durch eine niedrige Gymnasialquote hochhalten:
https://taz.de/372411/
Das jetzt mit sozialen Umständen erklären zu wollen halte ich für Ausreden. In Wahrheit müssen es in Bremen gewisse Usancen sein, die da jahrzehntelang eingerissen sind, immer garniert mit parteipolitischen Sprüchen. Insbesondere müssen es sinkende Leistungsanforderungen sein (nur noch fördern, aber nicht mehr fordern). Und selbst die taz schreibt in dem Link:“ Das Lieblingskind des seit 1947 SPD-geführten Schulressorts, das spürt man selbst in Fragen der Bausanierung, ist die „Oberschule für alle“.

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Sorry. Der Link sollte heißen: https://taz.de/!372411/