Philologen fordern: Schluss mit dem Sonderweg – Winter-Abitur abschaffen!

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MAINZ. Aktuell finden aufgrund des rheinland-pfälzischen Sonderweges der achteinhalb Jahre Schulzeit bis zum Abitur an insgesamt rund 170 Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen die schriftlichen Abiturprüfungen statt. Der Philologenverband Rheinland-Pfalz ruft Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) dazu auf, an den sogenannten G9-Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen endlich wieder zu den vollen neun Schuljahren wie in anderen Bundesländern zurückzukehren.

Rheinland-Pfalz ist das einzige Bundesland, in dem die Abiturprüfungen im Winter stattfinden. Foto: pxhere / CC0

„Die Rückkehr zum Abitur im Sommer ist dringend geboten“, so die Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. Beim rheinland-pfälzischen Modell der achteinhalb Jahre Schulzeit bis zum Abitur an der Mehrzahl der Gymnasien sowie an Integrierten Gesamtschulen habe schon immer die fiskalische Seite im Vordergrund gestanden. „Man wollte schlicht Lehrerwochenstunden und damit Geld einsparen und verkürzte dafür die Schulzeit. Das oft vorgeschobene Argument, Abiturientinnen und Abiturienten fänden so viel früher in den Beruf, trifft in den allermeisten Fällen nicht zu; für die wenigen, denen wirklich an einer Schulzeitverkürzung gelegen wäre, gäbe es andere Möglichkeiten, sei es das Abitur an einem G8-Gymnasium oder das Überspringen einer Jahrgangsstufe“, so erklärt Schwartz.

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Lehrer müssen im ganzen Schuljahr Zusatzstunden halten

„Es ist und bleibt eine Einsparmaßnahme auf dem Rücken der rheinland-pfälzischen Gymnasiallehrkräfte!“, kritisiert Schwartz. „Das können wir als Interessenvertretung nicht länger hinnehmen. Rheinland-pfälzische Lehrkräfte müssen für jeden Kurs, den sie zum Abitur führen, im ganzen Schuljahr Zusatzstunden über das Regeldeputat hinaus halten – mit der Begründung, ihnen fielen dafür ja von April bis Juni oder Juli Stunden aus, nachdem die Abiturientinnen und Abiturienten die Schule verlassen haben. Allerdings fällt in den Monaten von April bis Juni oder Juli bei Projektwochen, Klassenfahrten etc. so viel Arbeit an, dass die zu viel geleisteten Stunden gar nicht abgegolten werden können. Die Rechnung ist schlicht falsch!“

Lin-Klitzing: Entlastung der Lehrer ist angesagt – nicht Belastung

Zuletzt bekam der Philologenverband Rheinland-Pfalz hier Unterstützung durch seinen Bundesverband. Auf der Vertreterversammlung des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz kritisierte die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing: „Die Abitur-Vorhalte-Stunde, auf die unsere Kollegen und Kolleginnen gerade in der Abiturzeit zusätzlich zum normalen Unterrichtsdeputat verpflichtet werden, ist singulär in der Republik! In anderen Bundesländern bekommen die Kollegen und Kolleginnen Ermäßigungen für ihre anspruchsvolle Tätigkeit im Abitur und sogar Korrekturtage. Einzig in Rheinland-Pfalz werden die Kollegen mit einer zusätzlichen Stunde gerade in der Abiturzeit, die besonders gekennzeichnet ist von erhöhten Anforderungen eben wegen des Abiturs, von Korrekturen, Prüfungen, Vertretungen und vielem anderen mehr, belastet. Hier ist eher Entlastung als Belastung angesagt. Hier brauchen wir eine Veränderung!“ News4teachers

Lin-Klitzing will, dass hohe Standards fürs Abitur für alle Länder verbindlich gelten

 

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Pälzer
4 Jahre zuvor

Als G8 durchs Land gejagt wurde, fand ich den Weg von Rheinland-Pfalz ganz gut: nur einige Ganztagsgymnasien machen 8 volle Schuljahre. Die meisten haben 8 2/3 Jahre (schr. Abi im Januar, im März wird man fertig.) Leider hieß das für die Lehrer der 13: das was sie im Frühjahr frei haben (die Mühe des Abitur-Korrigierens wird nicht gezählt), müssen sie als „Vorhaltestunde“ zusätzlich arbeiten. Und so ist es bis heute. Darum finde ich das Anliegen des Philologenverbandes überaus berechtigt.
In etlichen Fächern fehlen die 3-4 Monate der Oberstufe hinten und vorne; in Mathematik sind dafür die orientierenden Rückblicke auf die Funktionen ‚rausgeflogen, welche schwächeren Schülern und Neuankömmlingen aus anderen Schulformen Gelegenheit gaben, Lücken in den Kenntnissen – Verzeihung, ich meine natürlich Kompetenzen – zu füllen und gut mitzukommen. 9 Jahre Schule mit Abitur im Mai ist einfach besser. Bis hin zur Abiturfeier im Frühjahr …

Wolfgang Bergmann
4 Jahre zuvor

Die Abkehr von der 8,5-Gymnasialjahren-Regelung in Rheinland-Pfalz und damit die Abkehr vom extrem frühen Abiprüfungstermin ab Januar ist aus mehreren Gründen dringend geboten.

1. wird damit eine Benachteiligung der rheinlandpfälzischen Abiturientinnen und Abiturienten beseitigt, die derzeit deutlich weniger Vorbereitungszeit für die Abiprüfung haben als diejenigen in anderen Bundesländern
2. wird damit die Benachteiligung der RP-Gymnasiallehrkräfte beseitigt und
3. würde damit eines der letzten Hindernisse für gemeinsame Abiturprüfungstermine in allen Bundesländern zumindest in den Kernfächern wegfallen. Da steht RP mit seinem Januarabitur aktuell total quer.