Viele Heimkinder bekommen kaum noch Unterricht, weil Lehrer mit ihnen überfordert sind

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DÜSSELDORF. Von wegen Inklusion: Schüler, die in Heimen und Wohngruppen in Nordrhein-Westfalen leben, werden oft unzureichend beschult – weil sie vom Unterricht ausgeschlossen werden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) unter ihren rund 140 Einrichtungen. Danach besuchten im vergangenen Jahr 12 Prozent der stationär untergebrachten Kinder und Jugendlichen weniger als 15 Stunden wöchentlich die Schule. Landesweit hochgerechnet sind das mehr als 7.800 Schülerinnen und Schüler. Die Rede ist bitter von „Schulkindern zweiter Klasse“.

Heimkinder zeigen häufig emotionale und soziale Auffälligkeiten. Symbolfoto: Shutterstock

„Wenn Ende der Woche die Zeugnisse des Schulhalbjahres vergeben werden, müssen viele mit schlechten Noten rechnen“, sagte Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann, am Dienstag in Düsseldorf. „Damit wird diesen Kindern und Jugendlichen, die ohnehin benachteiligt sind, die Chance auf einen Schulabschluss, einen Beruf und soziale Teilhabe genommen.“

Schüler mit sonderpädgogischem Förderbedarf besonders betroffen

Der Wohlfahrtsverband geht von einer höheren Dunkelziffer aus. Besonders betroffen sind Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich „Emotionale und soziale Entwicklung“. Sie würden regelmäßig vom Unterricht „beurlaubt“, weil nicht nur die Lehrkräfte an Regel-, sondern zunehmend auch an Förderschulen mit ihnen überfordert seien. In den Heimen und Wohngruppen der Diakonie bemühten sich die Erzieherinnen und Erzieher, Ersatzangebote zur Bildung zu gestalten. Doch sie verfügten nicht über die Expertise, dies regelmäßig zu tun und das sei auch nicht ihre Aufgabe, erklärte Heine-Göttelmann.

„Schule exkludiert die auffälligsten Schülerinnen und Schüler“, kritisierte der Diakonie RWL-Vorstand. „Dabei finanzieren Jugendamt und Eingliederungshilfe zahlreiche Zusatzleistungen und Integrationshelfer, um die Beschulung dieser stark sozial und emotional geschädigten Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen.“

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Doch nicht selten mangelt es an einer guten Kooperation zwischen Schule und Jugendamt vor Ort, wie Tanja Buck, Referentin für Erzieherische Hilfen der Diakonie RWL, beobachtet. „Die Schulen sollten verpflichtet werden, in schwierigen Einzelfällen mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten“, sagt sie und plädiert für ein sogenanntes „Kooperationsgebot“.

Diakonie schreibt Brief an Schulministerin Gebauer

In einem Brief an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat die Diakonie RWL eine Gesamtkonzeption zur Kooperation zwischen Jugendhilfe und insbesondere Förderschulen angemahnt. Auch müssten Projekte für Schulmüde und Schulverweigerer schon für Kinder angeboten werden, die noch nicht die 8. Klasse besuchten, heißt es in dem Brief. Die FDP-Fraktion hatte die Problematik der unzureichenden Beschulung von stationär untergebrachten Schülerinnen und Schülern im Frühjahr 2016 selbst kritisiert und sich dabei auf eine frühere Umfrage der Diakonie RWL bezogen.

Die Diakonie RWL vertritt 140 Einrichtungen mit rund 10.000 Plätzen in Nordrhein-Westfalen. Die diakonischen Träger sind damit der größte Anbieter von Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen. News4teachers

Inklusion: Kinder mit sozialen Störungen sollen zeitweilig in Kleingruppen

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xxx
4 Jahre zuvor

Für solche Kinder gibt es in NRW privatwirtschaftlich geführte Ergänzungsschulen mit sehr kleinen Klassen, deren Schulgeld die Kommune bzw. das Jugendamt übernimmt. Ob das gut oder schlecht ist, steht auf einem anderen Blatt.

Cornelia
4 Jahre zuvor

Ein möglicher Zusammenhang besteht mit den Verwerfungen, die die Inklusion mit sich bringt. Förderschulen werden\wurden zurückgebaut, Sonderpädagogen von Förderschulen abgezogen, die aber trotzdem dort dringend gebraucht würden, an Regelschulen große Fluktuation von verschiedenen Pädagogen und Schulbegleitungen. Keine langjährigen schulischen Bezugspersonen. Das ist aber gerade für diese Jugendlichen nichts.

Richard
4 Jahre zuvor
Antwortet  Cornelia

Förderschulen wurden zurückgebaut? WO? Das einzige, was ich mitbekomme, ist das die sogar noch leicht größeren Zulauf erhalten, während gleichzeitig viel mehr Kinder einen Förderbedarf zugeschrieben bekommen, die nach dem alten System einfach fallen gelassen worden wären und im Limbo zwischen Förderschule und Regelschule gelandet wären, was jetzt nicht mehr so unauffällig klappt. (Auf NRW bezogen. Auch so ein Nachteil des förderalen Schulsystems: In jedem Bundesland ist es evtl. etwas anders)
Dafür können Schulen sich jetzt Inklusion bereits auf die Fahnen schreiben, weil sie das verhaltensauffällige Kind nicht abweisen, und dieses als Schutzschild gegen weitere notwendige Bemühungen einsetzen (Passiert nichtmal notwendigerweise bewusst).

Cornelia
4 Jahre zuvor
Antwortet  Richard

Naja, mir sind solche Förderschulen in meinem Umfeld bekannt. Natürlich nicht
vollständig zurück gebaut. Ich hätte es präziser schreiben sollen. Es geht oft schief, weil Sonderpädagogen dann sehr wenig Zeit für die Förderschüler in den Regelschulen haben und ständig von einer zur anderen Schule unterwegs sind. Meist haben Heimkinder schon mehrere Beziehungsabbrüche zu Bezugspersonen hinter sich, und sie brauchen dann auch in der Schule ein besonders stabiles Umfeld. Das wollte ich hauptsächlich sagen.

Heinz
4 Jahre zuvor

Schule schließt standartmäßig zunächst keinen Schüler aus. Damit ein Schüler mehrere Tage ausgeschlossen werden kann, muss es bereits zu Ordnungsmaßnahmen kommen, und diese gibt es nicht grundlos.
Schüler (hier mit Förderbedarf), die für lange Zeit ausgeschlossen werden, werden in der Regel nicht als Strafe sondern zum Schutz aller anderen Schüler ausgeschlossen.
Bei vielen Schülern ist es schlicht einfach nicht zumutbar, dass um die 29 andere Kinder unter diesen leiden, körperlich und seelisch angegangen werden.
Opferschutz muss eine vorrangige Rolle spielen, danach kann man über den Täter nachdenken!

Das Gesetz und die Gesellschaft kennt keine Unbeschulbarkeit bei Kindern, entsprechend wird immer davon ausgegangen, dass man mit erzieherischen Maßnahmen alle Kinder hinbekommen kann und auch alle Fehler, die andere machen ausbügeln kann, doch das funktioniert leider nicht immer. Genau wie bei Erwachsenen, gibt es leider auch bei Kindern welche, die man in der aktuellen Verfassung nicht auf andere loslassen kann, die nicht gesellschaftsfähig sind. Gründe gibt es in der Regel zwar immer, aber der Schutz von anderen geht vor!

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

So sehe ich das auch und weiß, dass das Recht auf Bildung dem Recht auf Unversehrtheit in diesen Fällen entgegen steht, weshalb die Hürden für Ordnungsmaßnahmen recht hoch sind.

Wäre dem Staat an einer besseren Integration oder Beschulung gelegen, könnte er sich nicht länger auf privat geführte Förderschulen berufen, sondern müsste selbst im Schulsystem Ressourcen zur Verfügung stellen, die eine Beschulung dieser SuS sowie eine Betreuung ermöglicht ohne eine Gefährdung für andere zu bedeuten.

In welchem Maße Zusatzhilfen bewilligt und gewährt werden, ist recht unterschiedlich und für Schulen und Lehrkräfte wenig verlässlich.

Ein „Kooperationsgebot“ müsste bewirken, dass auch Schulen, die einen Teil der Erziehung leisten, unbürokratisch einen Antrag auf die Zusatzhilfen (Erziehungshilfe) stellen können oder dass die Beschulung an entsprechende Bedingungen geknüpft werden kann, sodass eine Begleitung im Unterricht/ auf dem Schulgelände oder auch auf dem Schulweg gegeben ist.

Dazu gehört dann auch, dass die Hilfe nicht erst bewilligt wird, wenn der Schüler über Monate oder Jahre so auffällig geworden ist, dass ein Ausschluss erfolgt ist, sondern dass frühzeitiger Maßnahmen ergriffen werden können, sodass der Schüler Hilfe erhält, weit bevor er derart auffällig agiert.

KC Retniw
4 Jahre zuvor

Schlimm genug wäre es ja schon, wenn es nur aus Gründen passieren würde die Heinz in seinem Kommentar beschreibt, doch wir haben die Erfahrung gemacht, dass man schneller unbeschulbar wird als man meint.
Unsere autistische Tochter hat nie einen Mitschüler physisch oder psychisch bedroht oder gar verletzt. Nur Sie selbst war ständig reizüberflutet, überfordert und unglücklich in ihrer Förderschule. Dann wurde Sie autoaggressiv, weinte und schrie oder fing an ihre Dinge zu zerstören.
Trotz kleiner Klasse und Schulbegleitung bekam Sie nicht die Zeit und Gelegenheit sich wieder zu regulieren oder eingegliedert zu werden. Machte Sie nicht richtig mit, musste Sie raus. Wollte Sie nicht raus, wurde Sie raus befördert, fing Sie bei Berührung an zu schreien und ließ sich nicht beruhigen mussten wir Sie abholen. Wenn Sie in ihrer Hilflosigkeit dann tatsächlich mal nach dem Lehrer geschlagen oder getreten hat bekam Sie Schulverbot. Nach dem Schulverbot durfte Sie zurück kehren mit verkürzten Schulzeiten von 90min am Tag, durfte nicht mehr an Aktionen und Ausflügen teilnehmen und es war klar, dass wir Sie jederzeit abholen müssten, sollte Sie wieder ausrasten.
Einerseits verständlich, andererseits hat Sie keinerlei Bildung mehr erhalten. Ihre ohnehin schon schlechten Zukunftschancen wurden vernichtet und ich konnte nicht mehr arbeiten, da ich permanent das überforderte, verzweifelte Kind abholen musste.
Die Lehrer sind definitiv überfordert, die Kapazitäten nicht da, adäquat auf Kinder wie Sie einzugehen. Ich möchte den Lehrern das gar nicht vorwerfen, aber es kann auch nicht sein, dass diese Kinder einfach aufgegeben werden.
Wir haben eine private Förderschule gefunden, mit Waldorfpädagogik. Unsere Tochter hat jetzt nur 5 Mitschüler in ihrer Klasse. Sie wird nicht mehr so überfordert und reizüberflutet, sondern es wird individuell auf Sie eingegangen und die Gründe für Ausraster meist abgefangen bevor es so weit kommt.
Passiert es doch mal, darf Sie mit Begleitung eine Runde durch den Wald. Ihr wird vermittelt, dass man Sie trotzdem mag und Sie dazugehört und so fängt Sie sich auch wieder, fühlt sich nicht mehr ausgeschlossen und gibt sich große Mühe.
Und endlich lernt Sie wieder etwas, langsam, aber Sie lernt. Bis zur 4.Klasse konnte Sie weder rechnen, noch schreiben, noch lesen. Sie war ja auch mehr Zeit vor dem Klassenraum oder daheim, als dabei.
Für die jetzigen Rahmenbedingungen mussten wir als Eltern lange und anstrengend kämpfen, aber wer kämpft für die Kinder ohne engagiertes Elternhaus?

Heinz
4 Jahre zuvor
Antwortet  KC Retniw

Es tut mir sehr leid, was sie schreiben. Ich gebe ihnen Recht, dass das Schulsystem für Kinder wie ihres nicht die nötigen Ressourcen bereithält, oder diese erst nach vielen Jahren gibt, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Hat ihr Kind keine Schulbegleitung gehabt?

OlleSchachtel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Schulbegleitung wir bei uns häufig nicht bewilligt (zu teuer). Dann hat mein ein Kind, das nicht klar als Autist getestet wurde in der Klasse und keine Unterstützung. Das ist für den Lehrer nicht leistbar und für das Kind eine Katastrophe. Aber genau deswegen wurden in den 70er Jahren „Sonderschulen für Förderbedarf“ gegründet, um Kindern die im Schulsystem nicht zurecht kämen in kleineren Klassen lernen zu lassen. Heute heißt es man grenzt aus. Inklusion hat eben auch Schattenseiten.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  OlleSchachtel

Wobei in diesem Fall geschildert:
„Trotz kleiner Klasse und Schulbegleitung bekam Sie nicht die Zeit und Gelegenheit sich wieder zu regulieren oder eingegliedert zu werden. “

Auch bei uns werde Schulbegleitungen immer seltener bewilligt.
Manchmal ist die Zusammenarbeit schwierig.

WAS aber ist mit den Kindern, die selbst in kleinen Klassen UND mit Schulbegleitung extrem auffällig sind?

Richard
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Naja. Man müsste dann vielleicht auch mal schauen, WAS genau das Problem eigentlich ist. Einfach eine kleinere Klasse und die Existenz einer Schulbegleitung sind keine Inklusionsgarantie. Das klappt nämlich absolut gar nicht, wenn das eigentliche Problem nicht angegangen wird.
Und gerade bei den SBs schwankten Qualität, Qualifikation, und tatsächliche Kompetenz doch enorm (Behinderung ist schließlich nicht gleich Behinderung). Wenn dann noch der doch recht häufige Fall eintritt, dass die SB als eine Art Hilfslehrer missbraucht wird und sich dann nicht mehr adäquat um das zugewiesene Kind kümmern kann, wird es problematisch.

Ck
4 Jahre zuvor

Und wer ist mal wieder schuld?
Natürlich die Lehrer. Wer denn sonst?

Ich mach gerade mein Ref. Ich habe auch so einen Schüler, der bei mir regelmäßig rausfliegt. Er macht nicht mit und lenkt alle anderen ab. Ich habe keine Lust, mich mit solchem Abschaum zu beschäftigen. Ich möchte unterrichten und keine Härtefälle betreuen. Die Kinder werden hier als Opfer dargestellt was sie vielleicht auch sind. Aber nicht wegen mir.

Wer heute noch Lehrer wird, ist echt bescheuert.!

Anna
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ck

Sie sind im Vorbereitungsdienst zum Lehrerberuf – und nennen Kinder „Abschaum“?

Sind Sie sicher, mit Ihrer Berufswahl richtig zu liegen? Ich nicht.

unverzagte
4 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

@Ck
Sie haben doch den riesigen Vorteil, dass Sie nicht mehr schulpflichtig sind, tun Sie bitte allen Beteiligten den Gefallen und nutzen sie ihn!

Heinz
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ck

Entschuldigung, aber andere Menschen und auch Kinder sind NIEMALS Ahschaum. Wenn sie im Ref. sind sollten sie die sieben Lehrerfunktionen nich lernen, Unterrichten ist nur eine einzige davon.

Heinz
4 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Noch lernen meine ich.

unverzagte
4 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

@ heinz ….ein kompetenter versprecher, der lediglich darauf verweist, dass wir niemals (sic!) robotergleich funktionieren und insbesondere im unttericht bitte unseres menschlichen daseins bewusst bleiben.

mercurius
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ck

Ihnen selbst zuliebe: Werden Sie nach dem Referendariat nicht Lehrer, jedenfalls nicht an einer Regelschule für Kinder und Jugendliche. Ihren Satz „Wer heute noch Lehrer wird, ist echt bescheuert“ kann ich übrigens in gewisser Weise nachvollziehen – meinen eigenen Kindern hatte ich schon vor zehn Jahren nach ihrem Abitur dringend davon abgeraten, Lehrer zu werden: Da die Situation heute nicht besser, sondern (sogar viel) schlimmer geworden ist, bin ich SEHR froh, dass meine Töchter meinen Rat damals beherzigten und stattdessen Ingenieurswissenschaften studierten. Zum Trost: Es gibt auch nach dem Referendariat viele gute Alternativen für Lehrer; mittlerweile gibt es sogar eine tolle Plattform, die Lehrern bei ihrem Berufswechsel zur Seite steht (einfach „Isabell Probst“ bei google eingeben, dann erscheint die Seite).
LG und wie gesagt, tun Sie sich selbst und Ihren zukünftigen Schüler/-inenn den Lehrerberuf besser nicht an.

Küstenfuchs
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ck

Ich habe in meiner 20-jährigen Dienstzeit viele schwierige Schüler unterrichtet. Es gibt sicher anstrengende und weniger anstrengende Kinder, es gibt Kinder, die ich lieber mag und welche, die nicht meine absoluten Favoriten sind. Wie im „sonstigen“ Leben auch. Aber natürlich ist jedes Kind ein Individuum und als solches liebens- und förderswert, unabhängig davon, ob ich persönlich dies im Rahmen meiner Gegenbenheiten leisten kann.

Wer als Lehrer einen seiner Schüler als „Abschaum“ bezeichnet, sollte dringend seine Berufswahl überdenken.

AvL
4 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Das gilt für jeden sozialen Beruf .

Unverzagte
4 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Für alle Berufe, alles andere wäre in der Tat eine asoziale Haltung.

AvL
4 Jahre zuvor
Antwortet  Unverzagte

Die Geisteshaltung, die sich hinter dieser Wortwahl verbirgt, ist allein schon unmöglich und von gar keinem Verständnis für die soziale Herkunft und dem individuellen Schicksal dieser betroffenen Jugendlichen bestimmt.
Die benötigen sehr viel Zuwendung, um wieder Vertrauen in uns zu gewinnen.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Danke für besonnene und doch klare Worte!

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ck

Die Wortwahl von CK ist genauso verwerflich wie die doppelten Maßstäbe bei Themen bzw. Kommentierenden.

Jede fertige Lehrkraft kennt noch den immensen Druck, unter dem wir während des Referendariats standen und wie sehr wir bei Unterrichtsbesuchen auf die Kooperation der Klasse angewiesen waren. Jede Lehrkraft soll sich auch mal fragen, wie gut die Säule des Erziehens jedes einzelnen Schülers während zwei bis fünf Unterrichtsstunden pro Woche in einer Gruppe von 20-30 Personen funktionieren kann, gerade wenn man im bedarfsdeckenden Unterricht, dessen Vorbereitung ohne Erfahrung ewig dauert, die Klassen zugewiesen bekam, auf die anderen gestandenen Kollegen keine Lust haben.

Wohlgemerkt, die Wortwahl ist falsch, die Sache an sich aber nachvollziehbar, gerade wenn man kein harter Hund ist, vor dem auch die Spezialisten einer Klasse so viel Respekt haben, dass sie sich ruhig verhalten. Mit „Erziehung“ im Sinne der Säulen des Lehrerseins hat das natürlich genauso wenig zu tun wie das obige Ablassen von Frust durch CK.

Richard
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ck

Niemand sagt, die Lehrer wären das alles schuld. Lehrer sind nur Angestellte der Schulen, diese wiederum sind abhängig von den Kommunen und diese dann vom Land. Das die personelle, finanzielle und ggf. auch räumliche Ausstattung fehlt ist allen Ebenen anzulasten.

Daraus eine „Lehrer vs. Eltern/Schüler“-Kiste zu drehen zeigt lediglich, dass weder der Artikel, noch das Untersuchungsergebnis, und erst recht nicht die eigenen Einflussmöglichkeiten verstanden wurden. Wer schon so gegen seine baldigen Schützlinge gepolt ist, sollte seine Haltung (oder seine Berufswahl) gründlich überdenken.

mississippi
4 Jahre zuvor

Die Kinder spiegeln doch nur, wie mit ihnen umgegangen wird/wurde. Nicht (nur) in der Schule.
Wir können es vllt. lindern, wenn überhaupt.

FAMILIENAKTIVIST
4 Jahre zuvor

Natürlich gibt es Problemkinder die sich in eine problematische Richtung entwickelt haben, und deshalb in einem Heim landen.
Weiterhin gibt es natürlich auch Kinder die in einer Einrichtung landen, weil die Eltern schlichtweg mit der Erziehung der Kinder überfordert sind, und die Kinder deshalb vernachlässigt werden.
Es gibt aber auch noch eine weitere Gruppe von Kinder, und das sind die, die von den Jugendämtern tatsächlich grundlos aus den Familien genommen werden. Nennen wir sie mal einfach ANTONYA, ADRIANNE oder DAVE…
Kein Wunder, wenn solche Kinder sich in der staatlichen Fremdunterbringung in die falsche Richtung entwickeln. Und komisch, wenn diese Kinder dann in der Fremdunterbringung die Schule kaum noch besuchen, dann scheint dies niemand mehr zu interessieren. Zumindest war dies so bei ADRIANNE und auch bei DAVE.
ANTONYA flüchtete nach 6 Monaten aus dem Heim, und versteckte sich dann fast ein Jahr mit den Eltern im Ausland, bis die Eltern das Sorgerecht zurückbekamen. Das ist Jahre her, und inzwischen hat ANTONYA einen Realschulabschluss. Ob sie den auch in der Fremdunterbringung erreicht hätte darf bezweifelt werden.
ADRIANNE besuchte die Schule regelmäßig, als sie noch bei den Eltern lebte. In der Fremdunterbringung waren die Heimkinder mehr in der Stadt, als in der Schule. Einmal flüchtete sie zurück nach Hause, wurde von der Polizei mit Gewalt wieder aus dem Elternhaus geholt, und in ein anderes Heim gesteckt, ohne Kontakt zu den Eltern. Am 14. Geburtstag flüchtete sie wieder zurück zu ihren Eltern. Wegen Umzug der Eltern war jetzt ein anderes Jugendamt zuständig. Das konnte keine Erziehungsunfähigkeit der Eltern feststellen, und ließ die Jugendliche bei den Eltern, die jetzt schon seit 2,5 Jahren wieder regelmäíg auch die Schule besucht.
Oder nehmen wir Dave. Er flüchtete jetzt schon 3x aus einem Kinderheim, und versteckt sich seit er 16 ist im Ausland. Über einen Schulbesuch im Ausland ist zwar nichts bekannt, aber bekannt ist, dass das Kind während seiner Zeit in Wittmund öfters bei Gericht und der Polizei gesehen wurde, wo er sich regelmäßig über seine Fremdunterbringung beschwerte, was natürlich niemand interessierte. Genauso wenig, dass er mehr in der Stadt rumlungerte, als in der Schule zu sehen war.
Nach seiner ersten Flucht versteckte er sich bei einer ihm bis dahin unbekannten Frau. Die unterrichtete das angeblich lernbehinderte Kind auch, und stellte fest, dass dieses Heimkind und Schulverweigerer das Wissen regelrecht aufsog.
Lehrer spielen vielleicht auch eine Rolle, wenn Kinder aus den Familien gerissen werden, aber das Leiden der Kinder interessiert sie nicht mehr, wenn diese Kinder als Handelsware in staatlicher Fremdunterbringung den Heimen zwischen ca. 5.000 und mehr als 15.000 Euro monatlich bringen.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FAMILIENAKTIVIST

„Lehrer spielen vielleicht auch eine Rolle,“
Lehrer werden gar nicht gefragt, auch nicht, wenn das Kind plötzlich aus fähigen Pflegefamilien genommen und in ein solches Heim gesteckt werden, dass zig Kilometer entfernt ist, sodass eine andere Schule zuständig ist.
Die Pflegeeltern haben keine Rechte, die leiblichen hat es zuvor schon nicht interessiert.

Ist das bei allen Heimen so oder geht es speziell um DIESES EINE?

FAMILIENAKTIVIST
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Palim hat ein weiteres tatsächliches Problem erkannt. Tatsächlich melden sich seit einigen Jahren auch immer mehr Pflegeeltern und berichten über ähnlich schlechte Erfahrungen mit den Jugendämtern.
Z. B. gab es in Bremerhaven einen Polizeieinsatz bei Pflegeeltern denen das Jugendamt die beiden Pflegekinder weggenommen hat, und in ein Heim gesteckt hat. Begründung, die Pflegeeltern seien zu alt.
War dem JA den nicht bekannt, dass die Kinder und die Pflegeeltern im Gleichschritt altern würden?
In den oben erwähnten Beispielen handelt es sich um Kinder aus verschiedenen Städten, verschiedenen Heimen und verschiedenen Trägern. Ich sehe dies eher als die Regel an und nicht als eine Ausnahme an.
Z. B. fand ich ADRIANNE bei einem der Großen der Branche in Meppen. In einer einzigen Straße gab es 3 Kinderheime dieses Betreibers. Zwei Mutter-Kind-Einrichtung von ihm befanden sich auf der anderen Straßenseite.
Ich fand die damals 13-Jährige zusammen mit ihrer Freundin aus dem Heim auf einer Parkbank nicht in der Schule, sondern auf einer Parkbank in der Innenstadt. Dort rauchte man gemütlich eine Zigarette. Ich musste ja irgendwie mit dem Mädchen ins Gespräch kommen, denn sie kannte mich ja nicht.
„Rauchen mit 13, was sagen deine Eltern dazu SPITZNAMEN?“ Den Spitznamen des Kindes hatten mir natürlich die Eltern mitgeteilt.
Die Freundin erklärte mir dann, dass sie in einem Kinderheim leben, und die dortigen Erzieher wüssten, dass die sie (mit 13) rauchen.
ADRIANNE fiel ihr dann ins Wort, und meinte, dass ich ihren Namen kennen würde, und fragte mich, ob mich ihre Eltern geschickt hätten.
Das Kinderheim wusste nicht nur, dass die Kinder häufig die Schule nicht besuchen, und in der Öffentlichkeit rauchen, sie wussten auch, dass ADRIANNE an ihrem 14. Geburtstag aus dem Kinderheim wieder abhauen würde. Allerdings wussten sie nicht, dass an diesem Tag gleich 10 Kinder abhauen würden. 10 Kinder verschwinden an einem Tag aus einem Kinderheim. Haben sie darüber etwas in der Presse erfahren?
Natürlich nicht. Und das obwohl das Verschwinden dieser 10 Kinder bei dem Heimbetreiber zu einem Umsatzrückgang von ca. 70.000 € geführt haben dürfte. Für ADRIANNE kassierte er sogar 8.500 € im Monat.
TILLMANN wurde seiner Mutter direkt bei der Geburt weg genommen. Das Jugendamt hatte die Klinik bereits im Vorfeld darüber informiert. Aus diesem Grund täuschte die Klinik eine schwere Krankheit des Kindes vor. Mutter und Kind sollten keine Bindung aufbauen können.
Die Mutter selbst war Krankenschwester, und hatte schon drei Kinder problemlos groß gezogen. Für die Inobhutnahme gab es keinen berechtigten Grund. Die Mutter klagte gegen das JA, und das Familiengericht entschied, dass das Jugendamt das Kind wieder an die Eltern zu geben hätte. Das JA weigerte sich aber. Aus diesem Grund mussten die Eltern ihr eigenes Kind beim nächsten Umgang „entführen“.
Natürlich war das rechtlich keine Entführung, denn die Eltern hatten ja bereits das volle Sorgerecht zurück erhalten, nur das JA hatte das nicht interessiert.
Jugendämter sind schlechte Verlierer. Nach einem Auslandsaufenthalt im Heimatland des Vaters behauptete das JA eine Kindesentführung und erwirkte einen Internationalen Haftbefehl gegen die Eltern. Die staunten nicht schlecht, als dort die Polizei auftauchte. Natürlich musste der internationale Haftbefehl nach wenigen Tagen wieder aufgehoben werden, aber es zeigt, wie Jugendämter manchmal vorgehen.
Nach der Rückkehr der Eltern hat das JA TILLMANN wieder weggenommen. Jetzt dauerte es 2 Jahre bis TILLMANN wieder zu den Eltern zurück durfte. Ich kenne TILLMANN und seinen jüngeren Bruder.
TILLMANN hat sich bei den Eltern. bzw. inzwischen bei der Mutter, ganz normal entwickelt. TILLMANN ist mit einem IQ von 143 hochintelligent, hat aber schwere Schäden durch die Inobhutnahmen davon getragen.
Im August 2018 wurde das Kind eingeschult. Schnell stellte sich TILLMANN als Problemkind heraus. Zwei Sozialarbeiter und die Lehrerin kamen mit dem Kind nicht klar. Nach 10 Tagen wurde ihm der weitere Schulbesuch verweigert. Schon seit 1,5 Jahren kämpft seine Mutter darum, dass der Junge wieder die Schule besuchen darf. So viel zur Schulpflicht in Deutschland.
Das Schulamt sagt, dass es kein Schulverbot geben würde, weil sie dafür zuständig wären, aber die Schule verweigert ihm die Beschulung.
Einen Schulbegleiter für TILLMANN hatte die Mutter gesucht und auch gefunden, aber das Jugendamt verweigert die Kostenübernahme für das notwendige Persönliche Budget.

die Inklusiven e.V.
4 Jahre zuvor
Antwortet  FAMILIENAKTIVIST

@familienaktivist Sie scheinen in Bezug auf diese JuA-Verhaltensweisen sehr bewandert zu sein. Wir würden uns über einen Kontakt freuen, da sich Eltern auch mit solchen Problemlagen an uns wenden: info@die-inklusiven.de

FAMILIENAKTIVIST
4 Jahre zuvor

Habe E-Mail gesendet.

FAMILIENAKTIVIST
4 Jahre zuvor
Antwortet  FAMILIENAKTIVIST

Dieser Satz ist falsch:
***TILLMANN hat sich bei den Eltern. bzw. inzwischen bei der Mutter, ganz normal entwickelt. TILLMANN ist mit einem IQ von 143 hochintelligent, hat aber schwere Schäden durch die Inobhutnahmen davon getragen.***

Richtig ist:
***Der kleine Bruder von TILLMANN hat sich bei den Eltern. bzw. inzwischen bei der Mutter, ganz normal entwickelt.
TILLMANN selbst ist mit einem IQ von 143 hochintelligent, hat aber schwere Schäden durch die Inobhutnahmen davon getragen.***