Erschreckende Umfrage: Lehrermangel belastet die Schulen enorm – die Gesundheit der Lehrer und der Zusammenhalt in den Kollegien leiden

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HALLBERBMOOS. Eine deutliche Mehrheit der Lehrer, nämlich 73 Prozent, spürt nach eigener Aussage die Auswirkungen des Lehrermangels. Über Unterrichtsausfall und mehr Krankheitsfälle im Kollegium beklagen sich jeweils drei von vier Lehrern. 59 Prozent gaben an, dass Förderangebote gestrichen würden. Für viele Lehrkräfte ist das eine bedrückende Situation, wie eine der Befragten beschreibt: „Man fühlt sich machtlos in diesem System und das macht extrem wütend und traurig. Denn ausgetragen wird das Ganze auf dem Rücken unserer Kinder.“ Dies sind beklemmende Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage des Stark Verlags unter rund 4.000 Lehrerinnen und Lehrern.

"Wenn ich nach Hause komme, habe ich das Gefühl, ich höre die Welt nicht mehr": Die Arbeit in einer Kita ist extrem belastend. Foto: Shutterstock
Etliche Lehrer fühlen sich von der Situation überfordert. Foto: Shutterstock

An deutschen Schulen fehlen Tausende von Lehrern, vor allem an Grundschulen. Die zahlreichen unbesetzten Stellen müssen jedoch kompensiert werden. Wie wirkt sich der Lehrermangel auf diejenigen Lehrerinnen und Lehrer aus, die die Lücken stopfen müssen? Diese Frage stellte sich der Stark Verlag und startete eine Umfrage unter seinen Kunden – Lehrern eben. Die Ergebnisse zeigen bundesweit deutlich die Unzufriedenheit und ein Gefühl der Hilflosigkeit. Grundsätzlich gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass an der eigenen Schule akuter Lehrermangel besteht.

Viele Lehrer fühlen sich ungerecht behandelt und ausgenutzt

Dicke Luft im Lehrerzimmer: Drei Viertel (77 Prozent) der Befragten, die den Lehrermangel spüren, bemerken auch eine Veränderung im Umgang zwischen den Kollegen. Wiederum 81 Prozent davon haben die Ansicht, dass im Lehrerzimmer aufgrund des Personalmangels schlechte Stimmung herrscht. Auch der Zusammenhalt untereinander ist vielerorts nicht mehr derselbe: 44 Prozent berichten über weniger gegenseitige Unterstützung.

Die Frage, wie sich der Lehrermangel persönlich auswirkt, zeigt deutlich, dass Lehrerinnen und Lehrer zum Teil an der Belastungsgrenze sind. 81 Prozent der Teilnehmer der Umfrage, die vom Lehrermangel an der eigenen Schule betroffen sind, kämpfen mit psychischen und körperlichen Problemen und berichten von Burnout, Schlafstörungen, Zukunftsängsten und letztendlich Dienstunfähigkeit.

Ein Statement einer Lehrerin verdeutlicht die Lage: „Bloß nicht krank werden. Und wenn doch? Geht man trotzdem arbeiten. Weil sonst die Schüler und die Fachkolleg*innen drunter leiden.“ Es herrscht subjektiv ein Gefühl der Ohnmacht und der Ausweglosigkeit. Viele Lehrkräfte fühlen sich ungerecht behandelt, ausgenutzt und von den Behörden „im Stich gelassen“. Nicht zu unterschätzen sind die vielen Vertretungsstunden, die aufgrund von Krankheitsausfällen vom Kollegium übernommen werden müssen. 69 Prozent geben Überstunden als zusätzliche Belastung an.

Auch die Schüler bekommen den Lehrermangel zu spüren

Ob sich der Lehrermangel auf Schülerinnen und Schüler auswirkt? Dies bestätigen 95 Prozent der Befragten, die grundsätzlich Auswirkungen des Lehrermangels spüren. 88 Prozent davon sagen, dass für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler weniger Zeit bleibt. Als weitere Folge des Lehrermangels sehen 78 Prozent sinkende Leistungen und Wissensdefizite an.

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Angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Befragten durch den Lehrermangel weniger Zeit für die Unterrichtsvorbereitung und 47 Prozent Probleme beim Einhalten des Lehrplans haben, wundert das kaum. „Das Gefühl, dass nur die Fachvermittlung im Fokus zu stehen hat, wächst. Zeit für sonstige Inhalte, die im Unterrichtsalltag wichtig wären, fehlt oft“, klagt eine Lehrerin aus Nordrhein-Westfalen.

Doch auch das Zwischenmenschliche hat seinen Stellenwert verloren, da dafür die nötige Zeit fehlt. Ein Lehrer beschreibt „…vermehrte Disziplinprobleme, da durch das ‚Lehrer-Hopping‘ den Schülerinnen und Schülern auch ‚feste Bezugspersonen‘ fehlen.“ Die Aussage eines anderen bekräftigt dies: „Die Zeit des ‚Kümmerns‘ um die Schüler schrumpft auf ein Minimum; problematische Fälle können nicht aufgefangen werden – aber genau das fordert die Gesellschaft/Politik.“

Viele Schulen gleichen offene Stellen mit Quereinsteigern aus. Von allen Befragten geben 61 Prozent an, dass an ihrer Schule „Seiteneinsteiger ohne Lehramtsqualifikation“ unterrichten. Vergleicht man die Bundesländer untereinander, so antworteten die Befragten in Berlin (85 Prozent) am häufigsten mit „Ja“, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (83 Prozent) und Bremen (81 Prozent). „Nein“ hingegen fiel als Antwort am häufigsten in Baden-Württemberg (54 Prozent) und im Saarland (50 Prozent). Die wenigsten betrachten diese Option allerdings als Lösung des Problems: Nur jeder zehnte Lehrer (9 Prozent) hält die vermehrte Einstellung von Seiteneinsteigern für sinnvoll.

Immerhin 43 Prozent würden den Lehrerberuf nicht weiterempfehlen

Das positive Image des Traumjobs Lehrer oder Lehrerin ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war. Eine der Befragten beschreibt die aktuelle Situation: „Der Lehrerberuf ist eigentlich mein Traumberuf. Allerdings stimmen die Bedingungen nicht mehr. Wir bekommen riesige Klassen. Der Lehrer soll dann alle individuell fördern! Das soll uns ein Politiker erst mal vormachen!“ Somit ist es nicht erstaunlich, dass 43 Prozent der Befragten angeben, dass sie den Job auf keinen Fall oder wahrscheinlich nicht weiterempfehlen würden. Der Wunsch nach Veränderung und vor allem Verbesserung im System Schule ist groß. Ein „Gefühl der extremen Überbelastung“ oder „gelegentlich Angst vor der Zukunft“ sind Aussagen von Lehrkräften, die die Missstände aufgrund des Lehrermangels zum Ausdruck bringen. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Lehrermangel: Piazolo ordnet Mehrarbeit für Grundschullehrer an – BLLV und GEW kündigen “massiven Widerstand” an

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lehrer002
4 Jahre zuvor

Schade, dass gerade solche Zustände das Problem noch weiter vergrößern. Ich kenne kaum noch jemanden, der noch vor der Studienwahlentscheidung steht und ein Lehramtsstudium aufnehmen möchte (abgesehen von einigen, die aber ans Gymnasium wollen).
Kein Wunder. Wer will schon rund um die Uhr arbeiten, unter dem psychischen Druck, der in der Studie genannt wird, stehen, sich mit den Hürden der Bürokratie auseinandersetzen, dafür vorher mindestens 5 Jahre studieren und nochmal 1,5 oder 2 Jahre fachpraktisch ausgebildet werden, und als Ergebnis kommt dann erstmal ein vergleichsweise niedriges A12 und der erste Burn-out mit 40.
Ich bin gespannt, wo das noch hinführt, zumal ich es ja wohl noch viele, viele Jahre miterleben muss. (Aber immerhin bleibt ja der Faktor „leuchtende Kinderaugen“ ;).)

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

Wer diesem Faktor glaubt, dem werden schnell die eigenen Augen geöffnet.
Ich weiß nicht, wer diesen Spruch mit den „leuchtenden Kinderaugen“ einmal aufgebracht hat, der immer noch im Zusammenhang mit dem Lehrerberuf herumgeht. Der trifft es überhaupt nicht. Da muss man schon ein großer Idealist sein und die Augen vor der Realität verschließen, wenn man diesen Spruch für bare Münze nimmt. In jedem Beruf gibt es positive, negative oder gar keine Feedbacks. Da ist der Lehrerberuf nicht ausgenommen.

lehrer002
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Natürlich ist das Ganze total realitätsfern, aber letzlich doch der Hauptgrund, weshalb wir und Schüler, die sich für ein entsprechendes Studium entscheiden, trotz der miserablen Bedingungen Lehrer sind/werden wollen/bleiben wollen.
Im Herzen sind fast alle Lehrer doch Idealisten, was uns aber nicht daran hindern sollte, Missstände zu benennen und dagegen vorzugehen.

ysnp
4 Jahre zuvor

Danke an die Redaktion, dass das einmal so deutlich veröffentlicht wurde.

Nur die Lösung des Problems ist unglaublich schwierig. Es gibt zu wenig Lehrer, weil der Beruf zu wenig attraktiv ist, vor allem wegen der Rahmenbedingungen. Bei Grund- und Mittelschulen ist es zusätzlich die ungleiche Bezahlung im Vergleich zu anderen Schularten.
Es bräuchte unbedingt mehr qualifizierte Lehrer um die Rahmenbedingungen ändern zu können: Wichtig sind vor allem bei den unterschiedlichen Schwierigkeiten, die man so hat, kleinere Klassen! Dazu bräuchte es noch zusätzliches Personal in den Klassen.
Im Augenblick sind die Belastungselemente, die sich auf den einzelnen, qualifizierten Lehrkräften summieren, viel zu hoch. In den Schularten, wo noch zusätzlich Lehrermangel herrscht, sind diese noch höher!
Die Erkenntnis ist der erste Weg. Ich erwarte von den Politikern, dass sie sich einmal ernsthafte Gedanken machen, wie sie das ändern können. In diesem Stil, wie es gerade abläuft, werden die vorhandenen Lehrkräfte verheizt!

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Ja, es bräuchte mehr Lehrkräfte, um die Rahmenbedingungen ändern zu können.
Aber genau die gibt es nicht. Die wird es auch nicht geben, da offenbar kein Land gewillt ist, dafür Sorge zu tragen.

Es wäre falsch, zu warten, bis genügend Lehrkräfte vorhanden sind.
Woher sollen sie kommen?

Stattdessen sollte man überlegen, was man an den Rahmenbedingungen verbessern sollte, damit Lehrkräfte besser arbeiten können und wieder mehr Menschen gewillt sind, Lehrerin oder Lehrer zu werden.
Ja, dazu gehört die Anerkennung mit A13.
Dazu gehört eine Angleichung der erwiesenermaßen zu hohen Arbeitszeit, sodass Lehrkräften wie anderen Arbeitnehmern nach ihrer Arbeitszeit eine entsprechende Ruhephase und ein Ausgleich zur Verfügung stehen können.

Dazu gehört aber auch, dass in den Schulen eine weit bessere Personalausstattung helfen könnte, sodass es Teams gibt und Lehrkräfte nicht alles allein bewältigen müssen:
a) Helfende, die zusätzlich zum Team der Schulen gehören und von Beginn an und ohne zusätzliche Anträge in den Klassen dort eingesetzt werden können, wo es jemanden braucht: zum Fördern und Fordern, zum Erläutern von Aufgaben, zum wiederholenden Üben, zum Lestetraining, vielleicht auch für Aufsichten, zum Helfen bei Krankheiten/ nach dem Einnässen, zum Kontaktieren von Eltern im Krankheits- oder Notfall uvm. Das wäre meiner Meinung nach eine „pädagogische Assistenz“, die eine entsprechend lange Ausbildung benötigt und nach bestandener Prüfung eingestellt werden kann.
b) SozialpädagogInnen, die vieles übernehmen, das ist etlichen Schulen geleistet werden muss, damit SuS überhaupt in den Unterricht kommen und diesem folgen können: Arbeit mit Eltern und Kindern, Vermittlung von Hilfe oder direkte Hilfe, Begleitung bei Konflikten und bei Schwierigkeiten unterschiedlichster Art
a) oder b) könnten womölgich zumindest in einer Übergangszeit oder im Notfall zwar keinen Unterricht als solchen, durchaus aber die Aufsicht von Lerngruppen übernehmen, was jedoch eigentlich anders geregelt werden müsste.

c) TherapeutInnen für unterschiedliche Schwerpunkte, also Logopädagen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten,
d) erreichbare Psychologen, die unbürokratisch und innerhalb kürzester Zeit Testungen vornehmen können, Elternberatungen leisten,
e) Menschen, die eine Menge Bürokratie abnehmen
f) eine geregelte Betreuung, für die Lehrkräfte nicht verantwortlich sind, sodass jemand zusätzlich die Planung dafür übernimmt und in allen Teilen des Landes Möglichkeiten der Betreuung über den Unterricht hinaus verlässlich organisiert sind. Dazu gehören auch nicht die von den Lehrkräften übernommenen zusätzlichen Aufsichtzeiten, über die in manchen BL eine Betreuung von 5 Zeitstunden generiert wurde.

Wenn diese zusätzlichen Kräfte dazu beitragen, dass die Aufgaben, die Schulen schon längst aufgetragen wurden, bewältigt werden können, wären die Bedingungen ein Stück weit verbessert.

Hinzu kommt, dass die Gebäude entsprechend ausgestattet sein sollten. Jede kleine Therapeutenpraxis muss einen Sozialraum vorhalten. Überall gibt es Vorgaben für dieses und jenes. Wie sind die Vorgaben für Schulen und wie die Vorgaben für die Räumlichkeiten für Lehrkräfte?
Um die Bedingungen zu verbessern und die Belastung zu minimieren konnte es Vorgaben, die zum Schutz aller z.B. in allen Räumen eine akustische Dämmung vorsehen würde. Sofort.

Es müsste zudem Vorgaben mit zeitlicher Festlegung geben, bis wann andere Vorschriften umzusetzen sind: Raumgröße, die auch die inklusive Beschulung berücksichtigt, Sicherheitsaspekte, Rückzugsräume fürs Personal uvm.

Derzeit scheinen manche Vorgaben so widersprüchlich, dass Land und Schulträger sich darüber streiten können, wer zuständig ist, und darüber die Umsetzung vergessen oder immer wieder aufschieben.
Warum sind nicht beide in der Verantwortung und müssen mit entsprechenden Konsequenzen rechnen, wenn sie nicht ausreichend Sorge tragen?

Ebenso bräuchte es vermutlich eine Verpflichtung (samt Konsequenz), einen entsprechenden Personalschlüssel zu gewähren und bis zu einem bestimmten Datum umzusetzen, einschließlich SonderpädagogInnen für alle Schulformen und in erreichbarer Nähe für alle Schwerpunkte mit einen bestimmten Kontingent, das entsprechend der Inklusion und Schülerzahlen aufzustocken ist.

Aber es ist einfacher, die Hände in den Schoß zu legen, Hochglanz-Broschüren zu drucken, den Bedarf kleinzurechnen und darauf zu warten, dass die Anzahl der SchülerInnen sinkt.

xxx
4 Jahre zuvor

Viele Lehrer lassen sich auch ausnutzen. Man könnte bei einer Vollzeitstelle nach 45 Zeitstunden Arbeit auch nur noch Dienst nach Vorschrift machen, sprich z. B. Freitags, ggf. auch schon Donnerstags, je Kurs eine Stunde vorbereiten und nicht für jede Niveaustufe eine eigene, Elterngespräche verschieben usw.

drd
4 Jahre zuvor

Meine Wochenarbeitszeit als doppelter Klassenlehrer geht an der Ganztagesschule mit vielen kranhen KollegInnen momentan auf die 80 Std. zu. Fehlen undenkbar. Fehlt man ein paar Tage ist man bei dem 2016er Plan in Bawü sofort ein paar Wochen im Rückstand.

Quiet Quitter01
10 Monate zuvor
Antwortet  drd

Ist das dein Problem? Wenn krank, dann krank. Das ist ein Beruf mit dem man seine Brötchen verdient! Musst du dir mal merken!

Emil
4 Jahre zuvor

Stimmt! Vor allem unsere Dienstvorgesetzten interessiert das nicht ansatzweise!

Dr. Helmut Klezl
4 Jahre zuvor

Ich habe den Eindruck, es gibt, wie in den 1980er Jahren auch, zu viele Lehrer. Entsprechend springt gerade die hessische Schuladministration mit Ihnen um. Unliebsame werden auf eine Schwarze Liste des KuMi gesetzt, die einem Berufsverbot gleichkommt. Die Frankfurter Rundschau berichtete darüber bereits in ihrer Ausgabe vom 12.08.2011. Und es heißt, wer auf dieser Liste steht, der solle doch froh sein, nicht als Vergewaltiger oder dgl. ins Gefängnis gekommen zu sein, wie es dem Kollegen Horst Arnold an der Reichelsheimer Schule erging. Im Wiederaufnahmeverfahren wurde er zwar wegen erwiesener Unschuld von diesem Vorwurf freigesprochen. trotzdem blieb ihm die Rückkehr in den Schulfienst verwehrt. Dies ist insofern nachvollziehbar, als der ganze Vorwurf einzig und allein dazu diente, ihn aus dem Schuldienst zu verdrängen. Protestieren die Schüler auch noch gegen die Entlassung ihres Lehrers, so ergeht es diesem sehr schlecht. Früher wurde von der Angst des Lehrers vor dem Schüler gesprochen; heute.muss über die Angst des Lehrers vor der Schuladministration und ihre massiven Eingriffsmöglichkeiten auf die Rechrsprechung debattiert werden. Entsprechend ist der hessische KuMi auch Jurist und kein Pädagoge!

Omg
3 Jahre zuvor
Antwortet  Dr. Helmut Klezl

„Entsprechend ist der hessische KuMi auch Jurist und kein Pädagoge!“

Na ja. In den letzten Jahren hat, das KuMi Recht viele wichtige Prozesse verloren. Trotz Juristen an der Spitze.

Dr. Helmut Rudolf Klezl
3 Jahre zuvor

„Wenn das herauskommt, wie Sie mit Ihren Lehrkräften umgehen, werden Sie bald überhaupt keine mehr haben.“ Mit diesen Worten beendete der Arbeitsrichter Dr. Franzke am 26.08,2008 den eindringlichen Hinweis der Kammer an die Repräsentantin des Staatlichen Schulamtes Offenbach (SSA OF), Frau Alexandra Flach, den Kläger, also mich, im Rahmen des bestehenden unbefristeten Beschäftigungsverhältnisses einen anderen Einsatz zuzuweisen, um ihn nutzbringend zu beschäftigen (Az.: 6 CA 53/08).  Anlage 1
Dieser Vortrag des Richters war erfolgt, nachdem die Justiziarin des SSA OF mir noch vor den Schranken des Gerichts eine mündliche Abmahnung wegen Aufhetzens der Schüler erteilt hatte. Ohne mein Zutun und ohne meines Wissens hatten meine Schüler, meist Hauptschüler mit Migrationshintergrund, an der Edith-Stein-Schule zu Offenbach massiv gegen meine Entlassung, also die Entlassung ihres Gymnasiallehrers, protestiert. Denn die Schulleitung der Offenbacher Edith-Stein-Schule unter dem katholischen Religionslehrer Dr. Volker Stürzer hat mich gerade in die Klassen gesteckt, die zu unterrichten sich die verbeamteten Lehrkräfte geweigert hatten.

Und ich war auch schlecht entlohnt worden. Obwohl ich stundenplanmäßig 29 Wochenstunden im Einsatz war, erhielt ich nur das Gehalt für die regulären 25,5 Unterrichtsstunden. Die wöchentlich zweistündige Anrechtung von Pflichtstunden gemäß Erlass vom 17.04.2007 (IV.I – KI 860.006.000- ) für meine Latein-Weiterbildung wurde mir noch obendrein verweigert, obwohl auch ich unbefristet im hessischen Schuldienst tätig war. Diese Benachteiligung durch das SSA wurde mir seitens des Hessischen Kultusministeriums sogar noch als rechtens bescheinigt.
Weil ich meine Kollegen des Lateinweiterbildungskurses über diese Benachteiligung mittels eines Rechtricks informierte und schrieb: „PISA lässt grüßen“, fühlte sich die Justiziarin des SSA OF, Frau Alexandra Flach, beleidigt. Umgehend erhielt ich die zweite Kündigung, diesmal wegen Beleidigung.
Hier stellte das Arbeitsgericht Offenbach eindeutig fest, dass ich seitens des SSA OF betrogen worden war und verwarf die Kündigung (Az.: 3 Ca 428/08).  Anlage 2
Doch das beklagte Land ging in Berufung. Die Richterin Jörchel des Landesarbeitgerichtes Frankfurt am Main ignorierte die akribische Ausarbeitung der Vorinstanz und stellte mich vor die Wahl: Anerkennung der Kündigung oder Vergleich. Mein Anwalt riet mir zum Vergleich.
Im vorgelesenen Vergleichstext vom 02.09.2009 war noch von Auflösung des Arbeitsverhältnisses im gegenseitigen Einvernehmen die Rede. Doch im versandten Text heißt es plötzlich: „Die Parteien sind sich darüber einig, dass das Arbeitsverhältnis aufgrund ordentlicher, arbeitgeberseitiger, betrieblich veranlasster Kündigung mit dem 31. August 2009 geendet hat.“ (Az.: 2 SA 825/09).  Anlage 3
Dieses Landesarbeitsgericht heißt wohl deshalb „Landesarbeitsgericht“, weil es die Interessen des Landes Hessen vertritt.
Unverzüglich informierte ich meinen Rechtsanwalt darüber, der dies auch schon bemerkt hatte. Er wies mich darauf hin, dass es keinen Sinn mache, dagegen vorzugehen; die wollen mich einfach nicht. In seinen über zwanzig Jahren als Arbeitsrechtler habe er noch nie einem derartigen „Arbeitgeber“ gegenübergestanden. Nun, er war ja auch Arbeitsrechtler des VAA, des Verbandes akademischer Angestellter in der Chemischen Industrie.
Ich erhielt das verabredete Zeugnis.  Anlage 4
Entgegen den Worten des Vergleichs wurde ich durch Regierungsdirektor Bernhard Mott am 03.12.2009 auf die „Informationsliste“ der Zentralstelle Personalmanagement (ZPM) am SSA Darmstadt gesetzt, die einem Berufsverbot gleichkommt. Denn wer auf dieser Liste steht, darf keine der offenen Stellen im Schuldienst erhalten, teilte mir das ZPM persönlich mit.
 Anlage 5
Über meinen Fall berichtete die „Frankfurter Rundschau“ in ihrer Ausgabe vom 11. August 2011 unter der Überschrift: „Aufmüpfige Lehrer unerwünscht“ und bezeichnet mich als „Herr K.“  Anlage 6
Mein Strafantrag gegen die Spitze des SSA Offenbach (Alexandra Flach, Bernhard Mott, Dr. Bieniussa) wegen des Verdachts der Verleumdung / Üblen Nachrede wurde seitens der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Zweigstelle Offenbach am Main, mit Zustimmung des Gerichts verworfen. Dies wird damit begründet, weil die Schuld des Täters als gering anzusehen sei. Demnach haben diese wohl nur im „Höheren Auftrag“ gehandelt. Auch läge ein öffentliches Interesse, das die Strafverfolgung gebietet, nicht vor (Az.: 1100 Js 78103/12).
 Anlage 7
Dieses Verhalten der Staatsanwaltschaft Darmstadt ist insoweit bemerkenswert, als selbige Staatsanwaltschaft für die angebliche Beleidigung des 64739 Höchster Bürgermeisters und Polizeibeamten Horst Bitsch ein öffentliches Interesse anerkennt (Az.: 2 Ds – 400 Js 3027/19).
Und mir wurde sogar gesagt, ich solle doch froh sein, nur auf dieser ZPM-Liste gelandet zu sein; denn die hessische Schuladministration verfüge noch über weit drastischere Maßnahmen. So wurde etwa der an der Reichelsheimer Georg-August-Zinn-Schule tätige Lehrer Horst Arnold aus dem Wald-Michelbacher Ortsteil Aschbach beschuldigt, seine Kollegin in der Biologiesammlung vergewaltigt zu haben. Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz taten das Ihrige, damit es zur Inhaftierung des Kollegen kam (Az.: 331 Js 34092/01). Mehrere Jahre saß Horst Arnold unschuldig im Gefängnis.
In einem Wiederaufnahmeverfahren wurde der Kollege Horst Arnold vom Vorwurf der Vergewaltigung wegen erwiesener Unschuld freigesprochen (Az.: 1620 Js 16973/08). Im Urteilstext weist das Gericht auf die massiven Fehler bei der polizeilichen Arbeit und der Beweisführung hin.
Obwohl Horst Arnold nun ein freier Mann war, blieb ihm die Rückkehr in den Schuldienst verwehrt. Dies ist insofern konsequent, als die ganze Vergewaltigungsgeschichte einzig und allein dazu diente, ihn aus dem Schuldienst zu verdrängen. Der Fall Horst Arnold, der bundesweit für Aufsehen erregt hatte, war also kein „Justizirrtum“, sondern die Justiz tat nur, was die Politik von ihr verlangt hatte. Bereits die CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises 187, Frau Patricia Lips, wies mich auf die massiven Einflussmöglichkeiten ihrer Partei, der CDU, auf Polizei, Staatsanwaltschaft und Rechtsprechung hin.

Vor diesem Hintergrund darf man niemandem einen Eintritt in den hessischen Schuldienst empfehlen. Im Gegenteil, man muss ihm sogar davor abraten. Derartige Informationen über den hessischen Schuldienst gelangen natürlich auch an die Öffentlichkeit. Daher nimmt es nicht wunder, wenn landauf, landab ein Lehrermangel an den Schulen herrscht. Da nutzen auch die vielen Zuckerbrot-Angebote der Politiker, mit denen sie Lehrkräfte anlocken wollen, nichts, wenn man um die Peitsche dahinter weiß.

Während meines Referendariats kam oft die Thematik der „Angst des Lehrers vor dem Schüler“ zur Sprache. Doch damit hatte ich keine Schwierigkeiten. Ich disziplinierte sogar den großgewachsenen russlanddeutschen Schüler Dimitri Schulz, vor dem der Schulleiter Dr. Volker Stürzer Angst hatte, wie er einem Redakteur der „Offenbach Post“ gegenüber einräumte.
Eine „Angst des Lehrers vor der Schuladministration“ wurde leider nie thematisiert.
Und so prophezeite der Arbeitsrichter Dr. Franzke bereits anno 2008: „Wenn das herauskommt, wie Sie mit Ihren Lehrkräften umgehen, werden Sie bald überhaupt keine mehr haben.“
PS:
Auf Wunsch können die genannten Anlagen vorgelegt werden.

Dr. Helmut Rudolf Klezl
3 Jahre zuvor

Im Juni diesen Jahres glänzte Frau Bundesbildungsministerin Anja Kaliczek mit dem Vorschlag, Studierende als Hilfskräfte an den Schulen einzusetzen. Dies untermauerte die Ministerin mit dem Hinweis auf entsprechende positive Erfahrungen aus dem medizinischen Sektor. Hier muss ich mich fragen, welche Vorstellung von Schule bzw. welche Erfahrungen aus der Pädagogik diese Bildungsministerin besitzt?
Bei einer Umsetzung dieses Vorschlags würden doch die angehenden Lehrkräfte nur „verheizt“ werden.
Anders als im Schulwesen hat man es in Kliniken selten mit disziplinarischen Schwierigkeiten zu tun. So räumte der Schulleiter der Offenbacher Edith-Stein-Schule einem Reporter der Offenbach Post gegenüber ein, Angst vor russlanddeutschen Schülern zu haben. Und ich hatte gleich drei davon in einer Klasse und disziplinierte sie. Nichts war es mit dem Skat-Spiel in meinem Chemie-Unterricht. Dies wäre mir viel schneller gelungen, wäre mir dieser ängstliche Schulleiter und katholische Relifionslehrer nicht ständig in den Rücken gefallen. (Jetzt sitzt er an der Spitze eines Staatlichen Schulamtes am hessischen Main und beurteilt andere Lehrkräfte.)
Eine medizinische Hilfskraft dagegen steht wohl nie allleine einer zweistelligen Anzahl aufmüpfiger Personen gegenüber. Während diese obendrein krank sind und fast immer im Bett liegen, erfreuen sich Schüler meist bester Gesundheit und sind daher auch sehr unternehmungslustig. Überhaupt besitzen Mediziner ganz andere Möglichkeiten der Beruhigung missmutiger Patienten.
Warum weiß Frau Bundesministerin Kaliczek davon nichts?

Helmut klezl
3 Jahre zuvor

Um dem drängendsten Mangel an Lehrkräften in den deutschen Schulen abzuhelfen, bietet es sich an, verbeamtete Kräfte der Schulverwaltung in den Schuldienst zu versetzen. Dies ließ sich leicht mit einer dienstlichen Verpflichtung erreichen.
Für Hessen hätte man mit der Amtsleitung des ZPM in Darmstadt, Ralph von Kymmel, Holger Schenk-Boggia und Heike Hagen, schon drei weitere Lehrkräfte. Denn wozu wird noch ein Ranglistenverfahren benötigt, wenn sich kaum noch Lehrkräfte finden lassen. Die Verwaltung der „Informationsliste“ für ungeeignete Lehrkräfte, also die Berufsverbotsliste, stellt siebzig Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft, die gleich zu Beginn Berufsverboten hantierte, einen Anachronismus dar.
Auch das Kultusministerium in Wiesbaden bietet Potential für weitere Kräfte im Unterrichtswesen. Doch sollte ein gewisser Petry nicht im Fach Mathematik eingesetzt werden. Er verrechnete sich bei der Entgeltberechnung ebenso wie die Regierungsoberrätin Alexandra Flach, wie das Arbeitsgericht Offenbach nachwies. Und wie Frau Dr. Solf lügen kann, würde jeden Schüler vor Neid erblassen. Auch täte es dem fachfremden hessischen Kultusminister Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz einmal gut, sich im alltäglichen Schulunterricht zu beweisen.
Am besten sollte man die so rekrutierten Lehrkräfte aus den Schulverwaltungen gleich in den Haupt- und Realschulbereich der Brennpunktschulen mit 29 Wochenstunden bei einem Entgelt für 25,5 Stunden in den Klassen einsetzen, die zu unterrichten sich die verbeamteten Lehrkräfte weigerten, wie man es mit mir, dem Gymnasiallehrer mit Latein, an der Offenbacher Edith-Stein-Schule gemacht hat. Und die Vergütung von zwei Pflichtstunden wegen des Besuches eines Weiterbildungskurses wurde mir obendrein verweigert. Der damalige Schulleiter Dr. Volker Stürzer, jetzt Schulamt Offenbach, räumte gegenüber einem Redakteur der „Offenbach Post“ ein, Angst vor einem russlanddeutschen Schüler zu haben. Dritte hätten ihn deshalb sicherlich als „Schlapp…“ bezeichnet, Und ich hatte gleich drei dieser Schüler in einer Klasse. Trotz der Belastung disziplinierte ich diese Schüler soweit, dass ich sie hinter mir wusste. Denn nachdem man mir gekündigt hatte, machten diese Hauptschüler ohne mein Zutun deswegen heftig Rabatz. Noch vor den Schranken des Arbeitsgerichtes verlas die Regierungsoberrätin Alexandra Flach eine mündliche Abmahnung gegen mich wegen Aufwiegelns der Schüler. Doch der vorsitzende Richter sah darin gerade meine Qualität als Lehrer bestätigt.