VDR-Chef Böhm: Schüler sind besorgt, weil Digitalisierung der Schulen kaum vorankommt

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BERLIN. 86 Prozent der deutschen Bevölkerung sind mittlerweile online, mobile Endgeräte tragen entscheidend zu der weiteren Verbreitung des Internets bei. Nur eine Minderheit der Bürger (36 Prozent) findet allerdings, dass Schulen den Kindern und Jugendlichen notwendige Digitalisierungsfähigkeiten vermitteln. Das sind Ergebnisse des „D21-Digital-Index“, einer jährlich erscheinenden Studie, die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Am Rande der Präsentation in Berlin brach Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), eine Lanze für die digitale Bildung. „Digitalisierung an den Schulen ist eine Grundvoraussetzung für moderne Bildung“, sagte er.

Fordert mehr Schwung bei der Digitalisierung der Schulen: Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des VDR. Foto: Marco Urban / VDR

Bereits beim Blick auf das reine Online-Sein der einzelnen Bildungsgruppen – so heißt es in der Studie – zeige sich, dass der Anschluss gering gebildeter Personen an die restliche Bevölkerung noch nicht gelungen ist: Menschen mit hoher und mittlerer Bildung sind zu über 90 Prozent online, mit niedriger Bildung nur zu 64 Prozent. „Die Art, wie Dienste und Angebote des täglichen Lebens gestaltet und zugänglich gemacht werden, entwickelt sich durch die fortschreitende Digitalisierung seit vielen Jahren weiter. Ein digitaler Zugang zu Wissen, Informationen und Diensten ist inzwischen Standard. Auch im Arbeitsleben selbst spielen Kenntnisse zur Digitalisierung eine immer größere Rolle. Gering Gebildete laufen Gefahr, dauerhaft von gesellschaftlicher Teilhabe und Mitgestaltung ausgeschlossen zu werden“, so betonen die Autoren.

Die meisten Veränderungen erwarten die Deutschen: bei der Bildung

Aus Sicht der Befragten gebe es kaum Aspekte, die sich nicht bereits in drei bis fünf Jahren stark durch die Digitalisierung verändern werden. Diese Veränderungen bewerteten sie großteils positiv. Am ehesten positiv sehen die Bürgerinnen und Bürger die erwarteten Veränderungen in den Bereichen Bildung (50 Prozent eher positiv) und Gesundheit (48 Prozent). Grundsätzlich zeige sich: Je digitaler die Menschen heute sind, umso stärkere Auswirkungen durch die Digitalisierung erwarten sie und umso positiver ist ihre Einstellung dazu. „Die Deutschen haben Lust auf Digitalisierung“, fasst Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21, die Ergebnisse der Studie zusammen.

Die Schulen auch – betont VDR-Bundesvorsitzender Böhm. Allerdings hapere es nach wie vor an den Bedingungen. Es könne nicht sein, dass in Deutschland die digitale Infrastruktur der Schulen über viele Jahre völlig vernachlässigt wurde. Junge Menschen würden immer noch fahrlässig von digitalen Innovationen abgehängt. „Diese Voraussetzungen sind selbstverständlich und sollten schon lange umgesetzt sein“, erklärte Böhm.

„Schüler sehen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt schwinden“

Die jungen Menschen sehen ihm zufolge die Digitalisierung als zentrale Aufgabe, die es zu bewältigen gibt. „Die Umfrage zeigt, dass sich drei Viertel aller Jugendlichen dafür interessieren, ihr Wissen im Bereich Computer, Internet und digitale Themen auszubauen. Sie sehen sogar ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt schwinden, wenn sie in Sachen Digitalisierung nicht mithalten können“, sagt der VDR-Chef. Es sei daher eine wesentliche Aufgabe der Schulen, die Schüler fachgerecht vorzubereiten. Sie müssten kritisch, sachkundig und verantwortlich mit digitalen Medien umgehen könnten. Dazu gehörten eine intensive Medienerziehung und Medienbildung, die auch moralische, ethische und demokratische Werte berücksichtige. Böhm: „Die heranwachsende Generation muss durchweg und differenziert auf die digitale Welt vorbereitet werden.“ News4teachers

Hier lässt sich die komplette Studie herunterladen.

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