Beistand für Lehrer und Schüler: Schulpsychologische Krisenintervention ist stark nachgefragt

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WIESBADEN. Rund 100 Schulpsychologen in Hessen sind speziell für einen Einsatz in Krisensituationen ausgebildet. Sie bieten schnelle Hilfe – nicht nur nach besonders dramatischen Ereignissen wie dem rassistischen Anschlag in Hanau.

Die Expertise von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen ist in akuten Krisensituationen besonders wichtig (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Nach Notfällen an hessischen Schulen oder in deren Umfeld sind im vergangenen Jahr mehr als 130 Mal die Experten der Schulpsychologischen Kriseninterventionsteams im Einsatz gewesen. Das war deutlich häufiger als noch 2016. Wie aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion in Wiesbaden hervorgeht, sind die extra qualifizierten Schulpsychologen 2019 in 132 Fällen für eine psychosoziale Betreuung an eine Schule gerufen worden. Drei Jahre zuvor waren es noch 100 Einsätze gewesen.

Beistand für Schüler und Lehrer nach Gewalttaten

Ein Kriseninterventionsteam kommt beispielsweise dann zum Einsatz, wenn es in der Schulgemeinde einen Suizid gab oder wenn ein Elternteil eines Schülers oder einer Schülerin gestorben ist. Die Psychologen stehen Schülern und Lehrern auch nach Gewalttaten innerhalb oder außerhalb der Schulen zur Seite. Beispielsweise seien Augenzeugen des Anschlags von Hanau oder deren Angehörige betreut worden. Am 19. Februar hatte ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst.

Hessen will sein Personal für Schulpsychologische Kriseninterventionsteams verstärken. Zu den aktuell rund 100 qualifizierten Schulpsychologen sollen im Mai 16 weitere Kollegen hinzukommen. Die Schulpsychologen haben ihren Dienstort an den 15 Staatlichen Schulämtern.

Unterstützung auch für die Schulleitung

Als die Kriseninterventionsteams 2006 ihre Arbeit begonnen hätten, seien sie als «eher exotisch» wahrgenommen worden, sagte die landesweite Koordinatorin für Krisenintervention und Bedrohungsmanagement am Kultusministerium, Marion Müller-Staske. Inzwischen komme in den Schulen immer mehr an, wie wichtig die schnelle Hilfe sein kann – und zwar nicht nur in «Großschadenslagen» wie einem Amoklauf oder nach der Attacke von Hanau.

Die Kollegen seien beispielsweise schon im Einsatz gewesen, nachdem der Opa eines Schülers bei einer Gewalttat verletzt worden war oder nachdem es in einer Familie aus dem Umfeld der Schule einen tödlichen Unfall gab.

Die Schulpsychologen arbeiteten in Zweier-Teams und unterstützten zunächst die Schulleitung dabei, «Ruhe und Struktur» in die Situation zu bringen, erläuterte Müller-Staske. In weiteren Schritten gehe es darum, mit Lehrern und unter Umständen auch mit Schülergruppen oder einzelnen Schülern zu sprechen. In den Gruppen, die beispielsweise aus den besten Freunden eines betroffenen Schülers besteht, gehe es vorrangig darum, die Kontakte und soziale Anbindungen zu stärken. dpa

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