Corona-Krise: Abgeordnete Lehrer sollen in Gesundheitsämtern und Fieberambulanzen aushelfen

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MAINZ. Die Gesundheitsämter haben in der Corona-Krise alle Hände voll zu tun; abgeordnete Lehrer sollen die Bediensteten dort bei Verwaltungsaufgaben unterstützen. Medienberichten zufolge gibt  es in mehreren Bundesländern Anfragen. Die Abordnungen sollen freiwillig erfolgen – „zunächst“, so heißt es zumindest in Münster.

. „Wir schicken sicher keine Lehrer in Krankenhäuser“, so heißt es in Rheinland-Pfalz. Foto: Shutterstock

Lehrer aus ganz Bayern sollen wegen der Corona-Krise vorübergehend in Gesundheitsämtern aushelfen. Das hat das bayerische Kultusministerium gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“ bestätigt. Die Ämter seien derzeit stark belastet. Insgesamt wolle Kultusministerium 200 Lehrkräfte vorübergehend abordnen, um administrative Hilfe zu leisten.  Die Abordnungen erfolgten ausschließlich auf freiwilliger Basis, erklärte ein Sprecher des Ministeriums dem Bericht zufolge. Es sei auch nicht geplant, daraus einen Zwang zu  machen. Das Ministerium setze auf die Eigenmotivation von Lehrkräften, vorübergehend im Gesundheitsdienst auszuhelfen. Sie wären dann vom Unterrichten befreit. Der Aufruf des Kultusministeriums richte sich vorrangig an Lehrkräfte an Gymnasien, Real- und Berufsschulen.

„Jeder wird gebraucht – auch von Schulen“

Auch das rheinland-pfälzische Bildungsministerium ruft Lehrer auf, den Gesundheitsdienst freiwillig zu unterstützen. In einem Schreiben der Schulaufsichtsbehörde ADD, das der „Allgemeinen Zeitung“ vorliegt, ist die Rede von Verwaltungsaufgaben in Gesundheitsämtern, Fieberambulanzen und Seniorenheimen, die Besetzung von Hotlines oder Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.  „Jeder Mensch wird gebraucht – aus allen Bereichen, auch von Schulen“, so heiße es.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), Präsidentin der Kultusministerin, wird mit der Aussage zitiert, es handele sich um eine Solidaritätsaktion, für die sich schon viele Lehrkräfte gemeldet hätten: „Darauf bin ich sehr stolz.“ Hubig betonte laut bericht: „Es ist eine vollkommen freiwillige Unterstützungsleistung.“ Die Lehrer würden ihren Qualifikationen entsprechend in angemessenen Aufgabenfeldern eingesetzt. „Wir schicken sicher keine Lehrer in Krankenhäuser.“

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Lehrerverbände signalisieren Unterstützung

Unter der Überschrift „Unterstützung im Gesundheitssystem“ fragt auch die Bezirksregierung Münster derzeit ab, welche Lehrer im Gesundheitssystem oder im sozialpädagogischen Bereich vorgebildet sind, um sie gegebenenfalls in Gesundheitsämtern einzusetzen. Die Anfrage läuft laut einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ an Berufsschulen im Regierungsbezirk. Wie aus einem Rundbrief der Behörde hervorgeht, der der Redaktion vorliegt, sollen sich Lehrer „zunächst“  freiwillig melden, „um bei der Aufgabenwahrnehmung, die sich durch die Corona-Krise ergeben hat, fachkundig zu unterstützen“. Für Schulleitungen und Lehrer hänge ein Formular an, in das Lehrer verfügbare Zeiten und bevorzugte Einsatzorte eintragen könne. Sie erklären sich damit bereit, ein Gesundheitsamt zu unterstützen, und würden diesem Amt dann offiziell zugewiesen.

Lehrerverbände signalisieren Unterstützung. Die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, ist laut „Bayerischem Rundfunk“ zuversichtlich, dass sich 200 Freiwillige melden werden. Jetzt gehe es darum, Solidarität zu zeigen, sagte sie dem Bericht zufolge. Auch der Bayerische Philologenverband zeigt Verständnis. Ein Sprecher sagte, man gehe fest davon aus, dass sich genügend Freiwillige aus allen Schulformen melden werden.

„Lehrer sind derzeit nicht total unterbeschäftigt“

„Ich kann das nachvollziehen“, sagte der rheinland-pfälzische GEW-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer der „Allgemeinen Zeitung“, „wir leben schließlich in ungewöhnlichen Zeiten.“ Eine mögliche Dienstverpflichtung sähe er jedoch nur im Fall einer extremen Notlage als angemessen an – „und von der sind wir noch weit entfernt“. Die Landesvorsitzende des Philologenverbands Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz, nannte die Aktion „vorausschauend“, betonte allerdings auch, es dürfe nicht der Eindruck entstehen, Lehrkräfte seien wegen der Schulschließungen frei verfügbar. Die Mathematik- und Englischlehrerin betonte: „Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Lehrer derzeit nicht total unterbeschäftigt sind.“ News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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2 Kommentare
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Jay
4 Jahre zuvor

Veraltungsaufgaben 🙂