Gebauer stellt klar: Schüler sollen jetzt zu Hause lernen – das wird aber nicht geprüft

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DÜSSELDORF. Die 2,5 Millionen Schüler in Nordrhein-Westfalen sollen nach dem Wunsch von Schulministerin Yvonne Gebeuer (FDP) den roten Faden während der Schulschließungen nicht verlieren. Sie appellierte an die Kinder und Jugendlichen, bis zu den Osterferien zuhause zu lernen und sich ihr Material selbstständig zu erarbeiten – auch wenn der Lernstoff nicht prüfungsrelevant sei. Der VBE betonte: In Zeiten des Coronavirus gehe es in den Schulen darum, «den Lernalltag begrenzt aufrecht zu erhalten».

Nimmt die Schüler in die Pflicht: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)

Im Fall der Abiturienten sagte Gebauer, die meisten Vorabiklausuren seien geschrieben, notfalls werde auf die Tage nach den Osterferien verlegt. «In dieser Woche werden keine Prüfungen mehr stattfinden.» Es sei eine Liste in Arbeit, wie man Unterrichtsmaterial auch etwa via App herunterladen könne. Schulen sollten ihre Schüler digital mit Aufgaben versorgen, sofern sie über die technischen Möglichkeiten verfügten.

Notbetreuung nur mit Nachweis

Nur in Ausnahmefällen dürften Eltern ab Mittwoch ihre Kinder in eine Schul-Notbetreuung bringen, stellte Gebauer klar. Das gelte für Schüler, deren Eltern in kritischen Infrastrukturen arbeiteten – also in Sektoren wie Gesundheit, Verkehr, Energie oder in der staatlichen Verwaltung. In allen Schulen landesweit würden Notfallplätze für diese Kinder bereitgestellt. Eltern müssten dafür nachweisen, dass sie in diesen Bereichen «unabkömmlich» seien und sie keine Betreuungsmöglichkeit haben. Seit Montag sind Kitas und Schulen in NRW weitestgehend dicht. Die Infektionsketten müssten unterbrochen werden, die Schulen als Ort sozialer Kontakte spielten dabei eine wichtige Rolle, sagte die FDP-Politikerin am Montag in Düsseldorf.

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VBE-Landesvorsitzender Stefan Behlau begrüßte die Klarstellung des Düsseldorfer Schulministeriums, dass es keine Tests und Leistungsabfragen bis zu den Osterferien geben solle. «Wir brauchen Augenmaß in dieser ganz besonderen Situation», betonte Behlau. Er hoffe, dass sich die Lage bald «in Richtung Normalität bewegt», damit die Termine für die Abiturprüfungen gehalten werden könnten.

Vorsorglich mit Hausaufgaben versorgt

Viele Schulen in NRW hätten die Kinder und Jugendlichen schon vorsorglich mit Aufgaben versorgt, noch bevor die Landesregierung die Schließung von Kitas und Schulen ab Montag ankündigte, so Behlau. Es gebe sehr unterschiedliche Wege, mit Schülern zu kommunizieren und Unterrichtsstoff zu vermitteln. Zu «einer breiten Palette» gehöre es etwa, Material via E-Mail zu verschicken oder zum Herunterladen auf die Schul-Homepage zu stellen, berichtete der VBE-Landesvorsitzende. Auch der klassische Elternbrief werde genutzt. Wochenpläne würden versendet und Arbeitsblätter mit Selbstkontrolle. Einige Schulen seien digital sehr weit – es sei denkbar, auch via Skype Gelerntes zu vertiefen. News4teachers / mit Material der dpa

Zig-Millionen Schüler und Kita-Kinder werden die nächsten Wochen zu Hause verbringen

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Peter Walden
4 Jahre zuvor

Jetzt ist die Zeit zur Lackmus-Probe, ob die Digitalisierung der Bildungseinrichtungen wirkt. Millionen von Schülern in D können aus unerschöpflichen Daten-Quellen lernen, die nicht nur von Medien-Zentren der Länder bereitgestellt werden.
CBT der IT-Mitarbeiter hat sich seit den 80er Jahren rasant entwickelt und ist der „Vorlesung mit Anwesenheitsplicht“ in vielen Bereichen längst weit überlegen. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, das gesamte Bildungssystem in D zu überdenken und statt in Bildungs-Monumentalbauten mit täglicher Anreise doch besser in effiziente Bildung mit intelligent genutzter IT in vernetzten Lern-Teams zu investieren?

Georg
4 Jahre zuvor
Antwortet  Peter Walden

Es ist auch ein guter Test, ob die Medienkompetenz der Schüler über Whatsapp, YouTube und Instagram hinausgeht. Darüber hinaus auch einer für die Dank Kompetenzorientierung erworbene Selbstständigkeit.

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Diesen Zynismus können Sie sich als Lehrer jetzt sparen.

Wäre die Digitalisierung im Bildungssystem vernünftig vorangetrieben worden und die in den Lehrplänen geforderte Kompetenzorientierung auch im alltäglichen Unterricht angekommen, hätten wir einige Probleme weniger.

Georg
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Wieso? Die Kinder können Google für alles mögliche benutzen, so auch für Bildungsinhalte. Ferner können sie ihre Schulbücher öffnen und lesen.

GriasDi
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Zitat:
„Wäre die Digitalisierung im Bildungssystem vernünftig vorangetrieben worden … “
Dazu sollte man auch andere Inhalte aus den Lehrplänen streichen. Leider hatten die Verantwortlichen dazu scheinbar nicht den Mut.
Digitalisierung kam zusätzlich oben drauf. Wie so vieles in den letzten Jahren. Dass neue, zusätzliche Inhalte Zeit brauchen scheint noch nirgends angekommen zu sein.

GriasDi
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Zitat:
„die in den Lehrplänen geforderte Kompetenzorientierung“

Wenn man unter Kompetenzorientierung versteht, dass SchülerInnen ihr Wissen anwenden können sollen, dann war Unterricht schon immer kompetenzorientiert. Leider wird heutzutage Kompetenzorientierung gegen „Wissen“ ausgespielt. Es wird als Argument dafür verwendet nichts mehr lernen zu müssen, sich kein Wissen mehr aneignen zu müssen.