Niedersachsen plant auch für den Fall, dass bis Sommer keine Schule stattfinden kann

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HANNOVER. Jetzt also doch: Die Abschlussprüfungen an Niedersachsen Schulen können nicht wie geplant beginnen. Tausende Schülerinnen und Schüler bekommen somit mehr Zeit zur Vorbereitung auf Abi & Co. Wenn’s ganz schlecht läuft in der Corona-Krise, finden gar keine Prüfungen statt – diese Option hält sich das Kultusministerium ausdrücklich offen.

Will nach Ostern entscheiden, ob die – nun schon verschobenen – Termine zu halten sind: Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Foto: Foto-AG Melle, derivative work Lämpel – Own work / WIkimedia Commons / CC BY 3.0

Die Abschlussprüfungen an Niedersachsen Schulen werden wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben. «Ich möchte, dass alle Schülerinnen und Schüler auch die Chance haben, ihre Prüfungen abzulegen», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Freitag in Hannover. Die Abiturklausuren werden vom 11. bis 30. Mai geschrieben und damit rund drei Wochen später als geplant. Die Abschlussarbeiten der 9. und 10. Klassen beginnen am 20. Mai.

Ob dieser neue Zeitplan zu halten ist, soll kurz nach Ostern beurteilt werden. Schlimmstenfalls könnten die Schulen sogar bis zum Sommer geschlossen bleiben und bis zu den Ferien gar kein Unterricht mehr stattfinden. Das sei die letzte Variante eines abgestuften Szenarios, sagte Tonne. Zunächst sei aber der Plan, dass die Schule am 20. April wieder starte – auch für die Abiturienten, die ursprünglich vom 15. April wieder Unterricht gehabt hätten.

Neustart des Schulbetriebs in Etappen?

Eine Überlegung sei zudem, beim Neustart der Schulen in Etappen vorzugehen. Demnach könnten zunächst die Abiturienten und Oberstufenschüler zurückkehren, dann die Schüler der Klassen fünf bis zehn und schließlich die Grundschüler.

Mit der Verschiebung des Abiturs soll die Vergabe der Zeugnisse bis zum 10. Juli noch möglich sein. Das ist wichtig, da andernfalls auch die Bewerbungsfristen der Hochschulen angepasst werden müssten.

Ursprünglich sollten die ersten Abiklausuren am 20. April geschrieben werden, die letzten waren für den 13. Mai geplant. Wegen der Rückkehr der Gymnasien zum Abi nach 13 Schuljahren gibt es in diesem Jahr zwar deutlich weniger Abiturienten im Land als sonst – dennoch sind rund 11.500 angehende Abiturienten betroffen. In den Jahrgängen 9 und 10 gibt es zudem jeweils rund 30.000 Schüler an Ober-, Gesamt-, Real- und Hauptschulen, von denen aber nicht alle die Abschlussprüfungen ablegen müssen.

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Schon am Mittwoch hatte Tonne nach einer Telefonschalte der Kultusminister im Landtag erklärt, ihm sei an einer zwischen den Ländern abgestimmten Lösung gelegen. Am Freitag verschob auch das Nachbarland Nordrhein-Westfalen die Prüfungen um drei Wochen.

Auch Absage der Prüfungen ist weiterhin möglich

Sollte jedoch auch der neue Zeitplan angesichts der Pandemie nicht zu halten sein, fielen die Prüfungen in Niedersachsen aus, sagte Tonne. Das Abitur werde dann anhand der Noten der vier zurückliegenden Schulhalbjahre erteilt, die normalerweise zwei Drittel der Abschlussnote ausmachen. Auch die Abschlüsse der Sekundarstufe I würden dann «auf Grundlage der vorliegenden Leistungen» vergeben.

Viele Schüler können mit der Verschiebung um drei Wochen wohl gut leben. Sie haben zwar wegen der Corona-Zwangspause schon länger keinen Unterricht, dafür aber jetzt mehr Zeit, sich auf den Prüfungsstress vorzubereiten.

Der Landesschülerrat hatte sich zuletzt auch offen für eine Absage der Prüfungen gezeigt. «Niemand ist schlechter gebildet, nur weil er keine Prüfungen geschrieben hat», sagte der Vorsitzende Florian Reetz. Er betonte allerdings, dass ein Abschluss ohne Prüfung genau so behandelt werden müsse wie in den Jahrgängen davor und danach, damit die diesjährigen Absolventen keinen Nachteil haben.

Die Industrie- und Handelskammern Hannover und Bremen teilten mit, dass auch die schriftlichen Abschlussprüfungen für Auszubildende verlegt wurden. Die für April und Mai geplanten Arbeiten sollen vom 16. bis 19. Juni nachgeholt werden – zuerst mit den industriell-technischen, dann mit den kaufmännischen Prüfungen. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teacherrs diskutiert.

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9 Kommentare
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Gümnasiallehrer a.D.
4 Jahre zuvor

Sowas nennt sich Salami-Taktik. Neben der Poison-Pill ein beliebtes Mittel der Politik, unangenehme Entscheidungen / Kosten ect. pp bekannt zu geben.

Ich stelle mich inzwischen auf Homeschooling bis Juni ein.

lehrer002
4 Jahre zuvor

Der Gedanke, weshalb die Mittelstufenschüler und Oberstufenschüler vor den Grundschülern wieder zur Schule kommen sollen, erschließt sich mir nicht. Meiner Meinung nach gilt: Je jünger ein Kind ist, desto dramtischer ist es, wenn der Unterricht über längere Zeit entfällt. Bei einem Schüler der höheren Mittelstufe bzw. der Oberstufe sollte mit Blick auf Arbeitsleben bzw. Universitätsstudium hoffentlich die Fähigkeit antrainiert worden sein, selbstsständig neue Inhalte in Grundzügen zu erarbeiten.

grundschulmaus
3 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

Das kann ich auch nicht verstehen. Ich arbeite an einer Grundschule und habe kaum eine Vorstellung, wie ich meine Kleinen per onlineteaching erreichen soll. Lernen wird da nur mit extrem viel Einsatz durch die Eltern machbar sein und selbst dann ist nicht garantiert, dass das Richtige gelernt wird.

Kanzler27
3 Jahre zuvor

Laut heutigem Erlass sollen alle (wirklich alle) Schüler zum 15. April in Niedersachsen erneut ein Zeugnis bekommen. Arbeitsbeschaffungsmaßnahme?

omg
3 Jahre zuvor
Antwortet  Kanzler27

Immerhin findet sich auch in sehr angespannten Lagen immer ein Ministerium, dass den Humor nicht verloren hat. Sehen wir es mal so……..

grundschulmaus
3 Jahre zuvor
Antwortet  Kanzler27

Ich hatte so verstanden, dass lediglich die Noten „gesichert“ werden sollen. Von Zeugnis war meiner Meinung nach nicht die Rede.

Palim
3 Jahre zuvor
Antwortet  grundschulmaus

Wenn in Klasse 1 und 2 Berichtszeugnisse anzufertigen sind, geht es durchaus um Zeugnisse. Da Klasse 1 zum Halbjahr noch keine geschrieben hatte, haben die Lehrkräfte nun in der unterrichtsfreien Zeit eine zusätzliche Aufgabe.

Michailidis Maren
3 Jahre zuvor

Wenn online nicht unterrichtet werden kann, egal welche Klasse und die Kinder nicht wieder zur Schule können und ihre Hausaufgaben schon gemacht haben. Dann sollten die Sommerferien ausfallen, da die Schüler zuviel verpassen und die Eltern es nicht stemmen können, wenn die kids zu Hause bleiben. Alleinerziehend oder nicht. Es muss Lösungen dafür geben.

Die Sommerferien und Herbstferien sollten auf jeden Fall gekürzt werden.

Jens Lüer
3 Jahre zuvor

Gehts denn noch!!!!!! Unsere Kinder als Versuchskanninchen!!!!!!
Schulausfall bis zu den Sommerferien, ausser den Abschlussarbeiten 9. , 10., und Abi.
Im Sommer gehts für den Resr neu los.
Ein Jahr mehr schadet keinem.