Orientierung im digitalen Dschungel: Was Lehrer beim Fernunterricht beachten sollten

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BERLIN. „Deutschland sicher im Netz“ (DsiN) ist ein gemeinnütziger Verein, der von großen Unternehmen wie der Telekom, der Deutschen Bahn und Google und von Verbänden wie dem Kinderschutzbund getragen wird – und der unter der Schirmherrschaft von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) steht. Im Projekt „DigiBitS –Digitale Bildung trifft Schule“ gibt DsiN anlässlich der bundesweiten Schulschließungen zur Eindämmung des Coronavirus Lehrerinnen und Lehrern aktuelle Tipps und Empfehlungen zur sicheren digitalen Unterrichtsgestaltung.

Das Projekt „Digitale Bildung trifft Schule“ stellt Lehrern einen Materialpool zur Verfügung.

Viele Lehrkräfte fragen sich derzeit, wie digitaler Fernunterricht Schüler*innen zuhause unterstützen kann. Videos, interaktive Übungen sowie Messenger, andere Tools und Apps sind gefragt, doch das Angebot ist unübersichtlich, die Unterscheidung zwischen seriösen und dubiosen Anbietern schwierig. Welche digitalen Unterrichtsformen sind also wirklich sicher?

Fünf Prinzipien für den sicheren digitalen Unterricht

  1. Lernplattformen der Schulbehörde oder der Medienzentren der Länder nutzen

Vorreiter ist das MEBIS-Infoportal in Bayern, das entsprechende Empfehlungen für einen ortsunabhängigen Unterricht veröffentlicht hat. Auch auf der Lernplattform Lernraum Berlin, die die Berliner Senatsverwaltung für Bildung verantwortet, stehen Online-Kurse zu den meisten Schulfächern zur Verfügung, die zurzeit ausgebaut werden. Sie können in beiden Plattformen auch eigene Kurse für Schüler*innen anlegen. Dank der Vorlagen ist dies sicher und einfach möglich. Bei Fragen wenden Sie sich an den Support der Schulbehörde oder nutzen Sie die Hilfeseiten in den Portalen.

  1. Lernmanagementsysteme (LMS) wie z.B. Moodle einsetzen

In LMS können Sie Kurse anlegen, Inhalte, wie z.B. Texte, aber auch Lernvideos veröffentlichen, interaktive Aufgaben erstellen und Lösungen auswerten. Alternativ können Sie auch das Tool Padlets zum Erstellen digitaler Pinnwände und Merklisten nutzen.

  1. Datenschutz beachten

Gehen Sie beim Einsatz von Lernapps oder Webportalen und bei Cloud-Angeboten nicht leichtfertig über datenschutzrechtliche Bedenken hinweg. Prüfen Sie, ob persönliche Daten wie z.B. E-Mail-Adresse, Anschrift oder Telefonnummer abgefragt oder an Dritte übermittelt werden.

  1. Werbefreiheit gewährleisten

Das Verbot von Werbung gilt auch für Ihren digitalen Fernunterricht. Empfehlen oder nutzen Sie keine kommerziellen Apps oder Webportale, die neben ihren Lernangeboten für Produkte werben (z.B. YouTube oder Vimeo).

  1. In-App-Käufe beachten

Informieren Sie sich über das Leistungsangebot der Lernapps und Webportale. Viele vermeintlich kostenfreien Angebote offenbaren sich als Kostenfalle, weil bestimmte Funktionen nur nutzbar sind, wenn Zahlungen getätigt werden.

Weitere Empfehlungen

Das DsiN-Projekt DigiBitS – Digitale Bildung trifft Schule stellt Ihnen als Lehrkraft einen Materialpool zur Verfügung. Stöbern Sie dort nach Unterrichtsmaterialien, Empfehlungen zu Tools und Apps sowie Linktipps von vielen verschiedenen Anbietern. Der Materialpool ist kostenfrei und für alle zugänglich – auch ohne Anmeldung.

Um Ihnen die Suche zu erleichtern, hier eine kleine App-Auswahl:

Selbst-Lern-Apps für den Unterricht

Die App Anton bietet eine große Zahl von Anwendungen für die Fächer Deutsch, Mathematik, Sachkunde und Musik.  Es gibt Aufgaben für die Klassenstufen 1-6.

Mit Learning Snacks können kurze „Wissenshäppchen“ erstellt und ausprobiert werden. Die Inhalte werden in einer Art Chat-Format als Frage-Antwort-Spiel dargestellt.

Kollaboratives Arbeiten

Sie können Sie z.B. eine Schüler*innengruppe beauftragen, eine kleine Geschichte gemeinsam in einem Etherpad zu schreiben. Etherpads eignen sich auch, um Aufgaben zu übermitteln, die im gleichen Dokument von Schüler*innen gemeinsam bearbeitet werden können (sichere und datenschutzkonforme Anbieter z.B. ZUMpad, Cryptpad, Hackmd.io).

Messenger 

Um datenschutzkonform, kostenfrei und verschlüsselt mit Eltern oder Schüler*innen zu kommunizieren, nutzen Sie Messenger, die für Schulen konzipiert wurden, wie Schoolfox oder schul.cloud

Videokonferenzen

Um per Video Schüler*innen zu unterrichten können Sie Skype nutzen, aber auch weitere Anbieter wie z.B. jitsi. Mit JitsiMeet kann man einfach und schnell eine Videokonferenz mit mehreren Teilnehmern durchführen.

Welche Lernplattform und welche Tools Sie auch immer benutzen: Planen Sie vorab und kommunizieren Sie Schüler*innen und Eltern, mit welchen Fragestellungen, Methoden und Regeln die Apps oder Webportale zum Einsatz kommen sollen und wie die Ergebnisse später in der Schule wieder verwendet werden. Formulieren Sie klare Erwartungen an Eltern, Kinder und Jugendliche. Machen Sie auch Vorschläge für Zeiteinteilungen für das Lernen zuhause. Überlegen Sie zudem, ob Sie mit den Anwendungen gelerntes Wissen vertiefen bzw. wiederholen wollen oder in eine Thematik einführen. Die Schüler*innen erhalten auf diese Weise eine konkrete Zielperspektive.

Hier geht es zur Startseite von „Deutschland sicher im Netz“.

Ministerien setzen in der Corona-Krise auf digitalen Unterricht – Lehrer und Schüler müssen sich durch instabile Plattformen quälen

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Pälzer
4 Jahre zuvor

Interessanter Artikel, aber die seltsamen „Gender“-Sprachformen nerven sehr. Das ist doch hier kein grünes Parteiprogramm! Normale deutsche Sprache wäre besser zu lesen.
Ist Mebis für Schulen außerhalb Bayerns nutzbar? Hat das System ein Werkzeug für Video- oder Sprachkommunikation ? Moodle hat leider keine.
Jitsi kannte ich nicht. Kostenlos ist gut – aber wie funktionsfähig ist es?