Philologen-Chefin: Zur Not ist das Abitur ohne Abschlussprüfungen möglich – entsprechende Schüler-Petition verzeichnet riesigen Zulauf

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Eilmeldung: Schleswig-Holstein will seine Abschlussprüfungen absagen.

BERLIN. Die Vorsitzende des Philologenverbandes hat wegen der möglichen Folgen der Corona-Krise ein Abitur ohne Abschlussprüfungen nicht ausgeschlossen. Grundsätzlich sehe sie das Abitur nicht in Gefahr, sagte Susanne Lin-Klitzing dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Je nachdem, wie sich die Corona-Situation entwickelt, können die Prüfungen ja auch einfach etwas später durchgeführt werden», sagte die Vorsitzende der Interessenvertretung der Gymnasiallehrer. Sollte das nicht möglich sein, gebe es Alternativen. Eine Petition von zwei Hamburger Schülern, die Abiturprüfungen abzusagen, verzeichnet unterdessen einen riesigen Zulauf.

«Wir können, wenn es notwendig sein sollte, auch ein Abitur ohne eigene Abiturprüfungen hinbekommen»: Philologen-Chefin Susanne Lin-Klitzing. Foto: Deutscher Philologenverband

Zwei Drittel der Abiturnote seien bereits durch die Leistungen in den Kursen erbracht, eo erklärte Lin-Klitzing. Das letzte Drittel der Note solle eine Prüfungssituation abbilden. «Dafür brauchen wir die Abiturprüfungen aber nicht zwingend. Wir könnten diese Note nämlich auch aus vorherigen Klausurleistungen in den Prüfungsfächern berechnen», sagte Lin-Klitzing und betonte: «Wir können, wenn es notwendig sein sollte, auch ein Abitur ohne eigene Abiturprüfungen hinbekommen.»

Auch KMK-Präsidentin hält Abitur für gesichert

Dass das Schuljahr wegen Unterrichtsausfalls annulliert werde, schließt die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig aus. «Das Schuljahr 2019/2020 wird auf jeden Fall gewertet», sagte die SPD-Politikerin dem RND. Auch sie betrachtet das diesjährige Abitur als gesichert. «Für den Fall, dass Abschlussprüfungen gar nicht durchgeführt werden können, wird es eine entsprechende Regelung geben, bei der die gegenseitige Anerkennung auch gesichert ist», sagte Hubig. Darauf hätten sich die Kultusminister auf ihrer letzten Sitzung geeinigt. Die Schüler sollten durch die besondere Situation keine Nachteile haben.

Zwei Hamburger Schüler haben angesichts der Corona-Pandemie eine Petition zur bundesweiten Absage der Abitur-Prüfungen gestartet. Stattdessen soll in diesem Jahr jede Schülerin und jeder Schüler deutschlandweit ein sogenanntes Durchschnittsabitur erhalten, heißt in der unter anderem an Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und alle Kultusminister der Länder gerichteten Petition.

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Schüler-Vorschlag: Durchschnittsnote errechnen

Dabei soll ein Durchschnitt der einzubringenden 32 bis 40 Semesterergebnisse der vergangenen vier Halbjahre errechnet und als Abiturnote festgelegt werden. „Bei einer erwünschten Verbesserung der Note kann eine mündliche Leistung in einem der vier bereits gewählten Prüfungsfächer erbracht werden (zum Beispiel per Online-Videocall), und wie in den Vorjahren als mündliche Prüfung mit einberechnet werden“, so schlagen die Schüler vor.

Die beim Internetportal «change.org» veröffentlichte Petition hatten bis Montagmittag gut 18.000 Unterstützer unterzeichnet – Dienstagmorgen waren es bereits mehr als 58.000. Aus Sicht der beiden Hamburger Schüler sind Abiturprüfungen für die in diesem Jahr rund 350.000 betroffenen Schülerinnen und Schüler gesundheitlich, psychologisch und gesellschaftlich nicht tragbar. In Hessen sind die Abiturprüfungen allerdings bereits angelaufen.  News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zur Petition.

Stress in der Abiturvorbereitung? Abiklinik hilft!
Abiklinik bietet neben kostenlosen Impulsvorträgen Lernmaterialien in den Fachrichtungen Mathematik, Biologie, Geschichte und Sport. Foto: Shutterstock

Das von Studierenden gegründete Startup Abiklinik erklärt Schülerinnen und Schülern, worauf es bei der Vorbereitung auf das Abitur ankommt.

Neben kostenlosen Lernplänen in den Fächern Mathematik, Geschichte, Biologie und Sport bietet  Abiklinik mit Lehrkräften erarbeitete Lernmaterialien und Prüfungsvorbereitungskurse für angehende Abiturientinnen und Abiturienten an. Auch individuelle Lernberatungen per Telefon gehören zum Programm.

Hier gibt es mehr Informationen dazu.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Schüler starten Petition an die Kultusminister zur Absage aller Abitur-Prüfungen

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Heinz
4 Jahre zuvor

Das Schuljahr wiederholen? Auf die Idee wäre ich und vermutlich jeder, der ein wenig Ahnung vom Schulsystem hat vermutlich niemals gekommen. Dann müsste ja theoretisch auch jeder Schüler, der 3 Wochen nicht da ist, ein Schuljahr automatisch wiederholen, was auch nicht passiert und normalerweise auch nicht nötig ist.

Einfacher wäre es bei allen Abschlußprüfungen (Abitur und mittlere Reife), einfach die zentralen Prüfungen sein zu lassen. Außer beim Abitur gab es früher keine Abschlußprüfungen und schon gar keine zentralen, trotzdem können Schüler heute häufig weniger als früher, geschadet hat es nicht. Beim Abitur gab es früher auch kein zentrales, sondern die Abiturprüfungen wurden von den Kollegen gestellt, trotzdem konnten frühere Abiturienten häufig mehr als heutigere, geschadet hat also auch dies nicht.

Diese ganzen Vergleichsarbeiten sind doch sowieso nicht zeitgemäß. Man soll immer individueller auf Schülergruppen eingehen und auch auf sehr spezielle Fälle, aber dann sollen am Ende bitte alle irgendwie eine gemeinsame Abschlußprüfung schaffen, das passt einfach nicht zusammen.

Das einfachste Mittel wäre also einfach die Abschlußprüfung in diesem Jahr ausfallen zu lassen oder durch Lehrer stellen zu lassen, das hat Jahrzehnte funktioniert, keine Ahnung warum man sich jetzt so anstellt, als würde das jetzt nicht funktionieren. Teilweise fehlt den Schülern ja jetzt auch Unterrichtsstoff, oder glauben die Politiker wirklich alle, dass der in Heimarbeit erledigt wird?

Pälzer
4 Jahre zuvor

Wenn sich alle an die Regeln halten – sollte bei Akademikern und Schülern in der Oberstufe möglich sein – , können schriftliche wie mündliche Prüfungen so abgehalten werden, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand ansteckt.
Und wenn das in seltenen Fällen doch geschieht, so ist bei jungen gesunden Menschen nur eine Art Grippe zu durchleiden.

Dadoode
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Mit hoher Wahrscheinlichkeit genügt nicht.

lehrer002
4 Jahre zuvor

Der Vorschlag ist schlichtweg lächerlich und würde beispielsweise die hessischen Schüler, die bereits mitten in der Prüfungsphase sind, benachteiligen, weil diese dann ja eine zwingende Abschlussprüfung hätten, wohingegen der Rest von Deutschland bequem ohne Prüfung aus der Schule spazieren kann. Außerdem sorgen gerade die Abiprüfungen wenigstens innerhalb eines Bundeslands für ein wenig Fairness bei den Abinoten. Bei dem Weg ohne Abiprüfungen ist Abinote letztlich ausschließlich von einem Lehrer je Fach abhängig und wie streng dieser zensiert.

Carina
4 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

Absolut richtig!!

Honeymoon
4 Jahre zuvor

Ich fasse es nicht!

Die Prüfungen können unter Bedingungen stattfinden, die mir und meinen Mitschülern zumutbar sind! Ich finde es echt vorwurfsvoll anmaßend, die Pandemieängste dahingehend auszunutzen, um sich einseitige Vorteile zu verschaffen.
Ich habe das Gefühl, als werden WIR immer neurotischer. Und ja, ich nehme die Pandemie ernst! Ich betreibe Händehygiene, ich habe Eltern, die in Kleinbetrieben in Kurzarbeit sind und ich habe Großeltern um die 80 Jahre. Das sind keine Gründe Prüfungen sausen zu lassen.
Fest steht doch, dass falls ich krank werden sollte, ich zum Arzt gehen kann und mir einen Wisch hole.
EDIT: Der Semesteranfang ist im Oktober (oder später) und ebenso kann eine Ausbildung zeitlich flexibel begonnen werden. Dahingehend werden es die Lehrer wohl noch schaffen, allen Prüflingen die Prüfungen bis Oktober abzunehmen. Ansonsten zweifel ich an dem Bildungswillen unserer Gesellschaft, im Übrigen auch unter herausfordernden Zeiten. Darüberhinaus fände ich es mega gemein, ungerecht, und egoistisch die Prüfungen ausfallen zu lassen. Viele meiner Freunde lernen gezielt für die Prüfungen, um sich zu verbessern.

Wir können die Prüfungen nicht einfach ausfallen lassen, denn es betrifft nicht nur die Abiturienten. Was machen wir mit den Hauptschulabschlussprüfungen? Was wird mit den Prüfungen für die Berufsschüler? Ich möchte keinen Elektriker bezahlen, der seine Abschlussprüfungen nicht bestanden hat (um mal ein Beispiel zu nennen)!

Die Prüfungen müssen her!

Grüße
FOS Schülerin

Heinz
4 Jahre zuvor
Antwortet  Honeymoon

Ich finde es gut, dass sie als Schülerin sich solche Gedanken machen, und ich finde nebenbei bemerkt Ihre Erläuterungen auch erstaunlich durchdacht.

Ich persönlich bin an keinem Gymnasium. Wenn man sagt, dass am Gymnasium nur noch die Prüfungen ausstehen, dann wird das sicherlich zu handhaben sein. Was aber häufig unterschlagen wird, ist, dass für die Abschlußprüfungen an anderen Schulformen jetzt Unterrichtsinhalt fehlt. Die Themen sind so eng getaktet, dass man nicht einfach (im besten Fall) drei Wochen Schule wegfallen lassen kann, weil jetzt einfach in allen Abschlußklassen in der Regel noch ein Thema fehlte. Je nach Schule und verwendetem Lehrwerk handelt es sich auch nicht um das gleiche Thema, so dass meiner Meinung nach eine faire Abschlußprüfung nur möglich wäre, wenn die Bepunktungsregeln entsprechend angepasst würden. Ich persönlich finde es Schülern gegenüber nicht fair, wenn sie die gleiche Prüfung schreiben müssen, wie andere Schüler, diese aber vll. genau ein Thema was in der Prüfung vorkam nicht hatten. Das Schulministerium NRW sagt z.B. ganz klar, dass der Unterrichtsinhalt von jetzt zu Hause gelerntem nicht prüfungsrelevant sein darf, damit sind aber nur unsere eigenen Klassenarbeiten und Tests gemeint. Wie ich es dann schaffen soll in 3 Wochen nach den Ferien den verlorenen Inhalt aufzuarbeiten, damit für die Abschlußprüfung alles behandelt wurde, das sagt einem keiner.

Abiturientin2020
4 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Absolut richtig!
Da hilft es auch nicht, die Abiturtermine um 3 Wochen zu verschieben.
Meine gute Honeymoon, sieh dir doch auch noch meinen Kommentar unten an 🙂

Carina
4 Jahre zuvor
Antwortet  Honeymoon

Vielen Dank! Es gibt noch Menschen mit Verstand!
Danke, danke…. ich stimme dir voll zu.

Abiturientin2020
4 Jahre zuvor

Hallo Honeymoon,
Unter diesen Umständen finde ich Abiturprüfungen geradezu fahrlässig. Ich darf mich nicht mit Freunden zur Nachhilfe treffen, aber zu den Prüfungen darf jeder Schüler kommen? Es ist ein Widerspruch in sich. Will man nach jedem Prüfling den Raum desinfizieren? Interessant, wie du das Wort Pandemieangst einsetzt. Ich habe auch keine Pandemieangst, aber ich möchte nicht für den Tod eines Anderen verantwortlich sein nur weil man fahrlässig war. Es werden sich keine Vorteile erschlichen, da der größte Teil der Abinote bereits steht. Zusätzlich kann man mündliche Noten über Facetime, Skype, etc. einholen. Ich bin ebenfalls Abiturientin und wir sind mit dem Schulstoff noch nicht fertig obwohl wir nicht getrödelt haben! Internetportale der Schulen brechen zusammen, weil sie überlastet sind. Ich muss dir sagen, wenn alle zu den Abiprüfungen spazieren dürfen, können wir uns auch gleich weiterhin alle gemeinschaftlich auf ein Grillerchen im Park einladen. Meiner Meinung nach ein großer Widerspruch in sich. Dadurch verliert die Regierung in meinen Augen an Glaubwürdigkeit.
Grüße, Abiturientin 2020

Honeymoon
4 Jahre zuvor
Antwortet  Abiturientin2020

Liebe Abiturientin,

hier schwirren jetzt aber ganz viele Fakten, Meinungen und Gefühle durcheinander. Meiner Meinung nach verliert nicht die Regierung an Glaubwürdigkeit, sondern alle, die beteiligt sind/wären, wenn das Abi ausfällt. Ich möchte dir gerne auch begründen, weshalb. Die Prüflinge sind 2 m weit entfernt während der Prüfung, das Ansteckungsrisiko geht gegen 0. Zudem sollten, wie in der Petition als Beispiel genannt, auch keine Stifte ausgetauscht werden. Ich kann als (Halb-)Erwachsene doch wohl erwarten, dass jeder seine eigenen Stifte mitbringt. Ich kann auch erwarten, dass die Schüler, bevor sie sich in das Gesicht greifen, die Hände waschen und weitere Hygieneregeln einhalten. Und ich kann auch erwarten, dass sich Schüler so vor, während und nach der Prüfung verhalten, sodass Infektionen nicht stattfinden.
Und jetzt mal ganz ehrlich: Du machst dir Gedanken darüber, für einen eventuellen Tot von Mitmenschen verantwortlich zu sein? Hast du dir das auch, als du Grippe hattest und die Viren verteiltest, wie beispielsweise in der Grippesaison 2012/2013 mit 29.000 Toten? Das soll jetzt nicht böse klingen, aber das mal als Vergleich zu sehen ist total angebracht (nur unter Hygienebetrachtung gesehen). Ich glaube, du handelst verantwortungsvoll genug, um nicht Überträgerin zu sein. Und die Pandemie wird schon ein Stück weit als Ausrede genutzt keine Prüfungen schreiben zu müssen, so mein Gefühl.
Und das so hinzustellen, als sei der 2 m Abstand bei einer Prüfung und das Grillerchen im Park für das Ansteckungsrisiko dasselbe, so sage ich dir: NEIN, ist es nicht! Und es ist ein böser, schiefer Vergleich, das so zu behaupten nach dem Motto: „Wenn ich das eine muss, dann kann ich auch das andere machen!“. So viel zum Thema, „wir nehmen das Ansteckungsrisiko ernst“.
Vielleicht können wir uns darauf einigen, das die Prüfungen um 1 Monat verschoben werden, somit habt ihr soooooooo viel Zeit zum lernen, üben und sonstwas, wie nie ein Prüfungsjahrgang zuvor.
Und das mir jetzt noch Mitschüler einreden wollen, in Zeiten von Whatsapp, Facetime und Co. kann man nicht lernen, sich schnell!!! und unkompliziert austauschen und sich Informationen besorgen, so fühle ich mich schon ganz schön von dir veralbert.

Und ich wiederhole es noch und nöcher: Wir können die Prüfungstermine flexibel nach hinten schieben, von mir aus auch bis in die Herbstferien. Die Unis und die Ausbildungsbetriebe usw. sind ebenfalls flexibel.

Sonnige Grüße
Honeymoon

Thomas Schultz
4 Jahre zuvor
Antwortet  Honeymoon

Hallo Honeymoon,

vielleicht denken alle, die die Prüfungen „einfach mal so nach hinten schieben“ wollen, auch einmal darüber nach, was mit euren Lehrerinnen und Lehrern ist. Aber das interessiert ja eh immer die wenigsten. Wenn das neue Schuljahr in vollem Gange ist, und alle Kolleginnen und Kollegen neue Kurse und Klassen haben, sollen die dann mal eben noch schnell zig Prüfungen abnehmen und (Ko-)Korrekturen im laufenden Betrieb machen? Das geht in den Prüfungsphasen, da nach Ostern die Abiturkurse nicht mehr zu unterrichten sind, und damit Zeit für die nötigen, sorgfältigen Korrekturen ist. Das ist später dann nicht mehr der Fall. Auch wenn es keiner glauben und hören will: Man kann den Lehrern nicht immer nur alles nach Belieben on top aufhalsen. Auch der Tag von Lehrern hat nur 24h und die Woche nur 7 Tage. Ich wäre daher zwar auch nicht für einen Totalausfall der Prüfungen, sondern für eine pragmatische Lösung. Zum Beispiel könnte man nur die LKs prüfen und nach einem festen Schlüssel einrechnen. So würde man beiden Seiten entgegen kommen. Oder aber 3 Fächer prüfen und die mündlichen wenigstens streichen (inkl. Abweichungsprüfungen).

honeymoon
4 Jahre zuvor
Antwortet  Thomas Schultz

Hallo Thomas Schultz,

Ich gebe Ihnen dahingehend recht, dass man die Prüfungen nicht mit in das neue Jahr ziehen sollte. Aber woher wollen immer alle wissen, ob man nicht doch im April/Mai/Juni prüfen kann? Woher scheinen immer alle zu wissen, dass es eben dann genau nicht geht? Ich finde das momentan sehr neurotisch.

Die Prüfungen jetzt zu verschieben ist richtig, aber sie deshalb martialisch auszudünnen oder eben gar nicht durchzuführen, davon halte ich am heutigen Tag, stand jetzt, nichts.

Mal von den Abiturienten abgesehen, weiß ich nicht, auf welcher Grundlage meine Freunde auf der Waldorfschule ihr Abitur bekommen sollten.

Und meine Azubifreunde bekommen ihre Abschlusszeugnisse ohne Abschlussprüfung? Na danke.

Bazillenschleuder in spe
4 Jahre zuvor
Antwortet  honeymoon

Guten Abend Honeymoon,

die Mühe einen Kommentar zu schreiben mache ich mir nie – wirklich nie. Es sei denn, dass ich dieses Jahr die Möglichkeit im Deutsch-Abitur erhalte. Meine jetztige Ambition ist aber einfach die Fassiglosigkeit über Ihr Verhalten. Ich kann hier wieder die Keule des Grauens schwingen: „Sie sind rücksichtslos; Sie tragen keine Verantwortung….“, aber das kann ich Ihnen nicht so salopp unterstellen. Viel mehr ist es ihr einseitiger Blick auf das Geschehen. Emotional sind Menschen unterschiedlich gestaffelt – die einen werden leicht panisch, während die anderen sich als Will Smiths Tutoren ausgeben. Wenn Schüler, Informatiker mit Bots oder andere sich für eine Neuregelung des Abiturs einsetzen, dann nicht aus langweilige, die in der Quarantäne entsteht. Klar, schwarze Schafe gibt es, aber es ist zurzeit die Not der Stunde. Die aktuelle Situation muss ich Ihnen sicherlich nicht erläutern aber wir befinden uns in einem Doomsday. Scheint absturs, denn so etwas realitätsfernes gab es bisher noch nie, aber wir befinden uns in einer weltweiten Pandemie, die selbst die saubersten Industrieländer im Griff hat. Übertreiben ist zweifellos kontraproduktiv, das Gegenteilige aber umso mehr. Befasst man sich eine Weile mit den Ursachen der sukzessiven und exponentiellen Verbreitung des Virus, dann stellt man die Reihe an Fehlern fest, die auf gutgläubige Fehlentscheidungen zurückzuführen sind. Noch haben wir die Zeit Entscheidungen auf rationaler Basis zu treffen – Entscheidungen, die im Zweifelsfall über Leben und Tod entscheiden. Der Begriff „Tod“ wird ungerne verinnerlicht, denn niemand kennt die Antwort auf:“Was ist danach“. Aber diese Blauäugigkeit darf uns nicht davon abhalten wagemutige Entscheidungen zu treffen. Zweifellos: solche Maßnahmen gab es noch nie, aber gleiches trifft auf die gegenwärtige Situation zu. Mein Geschichtslehrer würde sagen wir sind Zeitzeugen und da hat er vollkommend recht. Viel mehr: wir sind die Wegweiser, die auf der Infektionswelle reiten. Mit „Wir“ meine ich nicht die Schüler, sondern die Menschen dieses Planeten. Wir sind der Nährboden und Wir sind die Lebensversicherung der Corona von nebenan. Sicherlich wissen Sie nicht, wie es sich anfühlt tagelang künstlich beamtet zu werden und um ehrlich zu sein weiß ich es auch nicht, aber ich bete jeden Tag für das Wohlergehen der Menschen. In diesem Fall ist die Frage, ob Zahl oder Kopf auf die Oberseite fällt. Wird es Zahl, dann haben wir entweder einen Abiturjahrgang mit Noten, die unter keinen verantwortungsvollen Umständen stattfanden, oder schlimmer: wir wurden zur Marionette des Virus geworden. Alternativ fällt Kopf, dann haben wir einen Abiturjahrgang mit Noten, die sich durch die zweijahrige Oberstufe definieren. Wir sind geboren um möglichst lange zu überleben und nicht um uns an Zahlen in den Tode zu messen. Beim Schauen der Tagesschau in den letzten Tagen habe ich mir innerlich oft den Kopf auf den Schreibtisch gehauen. Innerlich deshalb, weil ich mag es nicht wenn es knallt. Weitere Worte hebe ich mir auf, aber eine abschließende Frage hab ich an Sie:

Muss es wirklich immer erst knallen, bis gehandelt wird? Kann man nicht einfach mutig, situationsgerecht und präemptiv handeln, um das Leid vieler Menschen zu verhindern?

Um Ihnen einen Denkanstoß zu geben: Meine Antwort auf Letzeres ist: Ja!

Katinka26
4 Jahre zuvor
Antwortet  Abiturientin2020

Ich sehe das Problem nicht. Unter strengen Vorkehrungen kann man die Abstandsregeln bei Prüfungen viel zuverlässiger einhalten als bei privaten Treffen oder beim Einkaufen!
Ich habe eher den Eindruck, da die Petition so einen Zulauf hat, dass viele die Situation nur ausnutzen wollen, um ihren Abschluss zu bekommen, ohne noch etwas dafür zu tun… Was soll aus solchen Leuten mal werden!?

Inessa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Katinka26

Um nun einmal meine Meinung als Schüler zu vertreten:

Erstens sind definitiv nicht alle Abiturjahrgänge mit ihrem Stoff durch. Das kommt natürlich auf die Bundesländer an, aber auch auf die Lehrer und die Verteilung des Unterrichtsstoffes. In unserer zentralen, schriftlichen Abiturprüfung werden Themen abgefragt, die teilweise noch nicht besprochen wurden. Sicherlich gibt es Schüler, die diese Situation ausnutzen und nur die Petition unterschreiben, um sich vor der letzten Prüfung zu drücken. Ich muss aber ganz ehrlich sagen: Mit der momentanen Situation geht jeder Mensch anders um. Es ist eine beispiellose Ausnahmesituation, die vor allem unter uns Schülern momentan extreme Unsicherheit hervorruft. In einem Monat soll ich meine Abiturprüfungen schreiben und keiner weiß, was bin dahin noch passiert. Ich habe angefangen, für die Prüfungen zu lernen, aber die Unsicherheit und der Stress, der durch die Frage “Schreiben wir überhaupt unsere Prüfungen?” entsteht, ist anscheinend für einige nicht nennenswert. Prüfungsängste sind normal, aber die derzeitige Situation ruft sehr viel Stress hervor. Ich kann nicht für die Mehrheit sprechen, trotzdem sollte man auch die mentale Verfassung betrachten.

Thomas Schultz
4 Jahre zuvor

Das „Problem“, liebe Katinka, ist, dass beispielsweise am „Prüfungstag Deutsch“ (bei uns) etwa 70 Schülerinnen und Schüler plus Lehrer zusammen kommen, um die Prüfungen zu schreiben – Abstandsregel hin oder her. Zu der Situation braucht man sicherlich nichts mehr zu sagen. Ich persönlich, der böse Spielverderber, werde jedenfalls, egal wie entschieden wird, die Abi-Prüfungen ca. 1 Woche nicht anfassen und auch nicht mit nach Hause nehmen.

Ich werde nicht mit Mundschutz und Latexhandschuhen die Klausuren korrigieren. Nach einer Woche auf einer Oberfläche gehe ich dann fest davon aus, dass alle Erreger eingetrocknet sind.

„Was soll aus solchen Leuten mal werden“ – Nun, dasselbe wie aus denen davor. Nur, dass die vielleicht eine Prüfung weniger gemacht haben werden aufgrund einer AUSNAHMESITUATION. Man ist aber nach Ihrem Denken natürlich nichts wert und kann nichts, wenn man diese eine Prüfung nicht gemacht hat.

Und mit Verlaub, denjenigen, die jetzt sagen, dass die Schüler nur lernen, dass man für nichts etwas tun muss, sage ich: Das lernen die Schüler mittlerweile von Grund auf, von Eltern, die ihren Schützlingen alle Kartoffeln jederzeit aus dem Feuer holen, von Regularien, die einseitig nur Eltern und Schüler begünstigen, von einklagbaren Noten, etc.. Dafür braucht es keine ausgefallene Prüfung.

Es wurden bisher durch die Oberstufe Langzeit-Leistungen erbracht. Diese sind mehr wert als eine Leistung zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Katinka26
4 Jahre zuvor
Antwortet  Thomas Schultz

Ja, nach einer Woche können sie davon ausgehen, wahrscheinlich eher.
Und genau das ist es ja: Die Räume in den Schulen stehen leer. Die Kollegen haben eben nicht den regulären Unterricht wie sonst nebenher zu erledigen. Wenn die Schulen nach Ostern zu bleiben sollten, ist es umso mehr ein Grund, die leeren Schulen zu nutzen.
Und ja: Das Abitur ist eh schon immer weniger wert, weil es immer mehr machen mit immer besseren Noten. Es nun zu verschenken, Umstände hin oder her, wäre fatal.
In einem Raum, in dem mind. 5 Wochen keiner drin war mit z.B. fünf Schülern Aufsicht zu halten, die mind. 2 m voneinander entfernt sind und ich ebenfalls, wo ich das Fenster zum Lüften aufmachen kann, ist die Ansteckungsgefahr wesentlich geringer als beim Einkaufen. Das steht einfach in keinem Verhältnis.

Katinka26
4 Jahre zuvor
Antwortet  Katinka26

Sie (nicht sie)

honeymoon
4 Jahre zuvor

Guten Morgen an alle,

Also ich verwahre mich gegen die Unterstellung, ich als FOS-Schülerin würde mich der aktuellen Realität verweigern. Ich mache mir lediglich intensive Gedanken darüber, wie sich die aktuelle Situation für alle, egal ob Schüler oder Lehrer, egal ob Oma, Dad oder Freunde darstellt. Meine Eltern sind auch in derzeit auch in Kurzarbeit, wohlgemerkt obwohl sie ohnehin schon Geringverdiener sind. Meine Großeltern sind über 80. Und ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Dad auf der Intensiv liegt und tagelang künstlich beatmet wird. Auslöser war ein resistentes Bakterium in der Lunge.

Selbstverständlich befinden wir uns in einer Ausnahmesituation, das bezweifelt hier auch KEIN Kommentator.

Und dennoch möchte ich eine Prüfung ablegen, genauso wie meine Freunde, die in der Waldorfschule unterrichtet werden und meine Freunde in der Berufsausbildung.

Die einseitige Betrachtung der Abiturienten ist katastrophal. In den Berufsausbildungen müssen meine Freundinnen komplexe Prüfungen ablegen, die eben nicht mit dem gestückelten Unterricht vergleichbar sind. Und hier gibt es ERHEBLICHE Unterschiede aus „Vornoten“ und Prüfungsnoten.

Als Kompromissvorschlag schlage ich vor, alle Prüfungen auf die Nachprüfungstermine zu verlegen und in dem Bundesland, wo es möglich ist, auf die Nach-Nachprüfungstermine.

Gerade in den Bundesländern, wo es noch zeitlich viel Spielraum gibt, sollten die Absagen der Prüfungstermin nicht jetzt erfolgen. Ansonsten muss man sich Gedanken machen, wie alle Prüflinge eine vor Gericht haltbare Note bekommen sollen. Bei den Abiturienten etc. ist das ja kein Problem.

Wenn man sich die Verdopplungszeit von Corona anschaut, so sinkt diese. Dies ist ein gutes Hoffnungszeichen, dass die jetzt getroffenen Maßnahmen wirken. Die Frage ist allerdings, in welcher Quantität und Qualität die jetzt getroffenen Maßnahmen weitergeführt werden.

Auch wenn man Länder nur schwer miteinander vergleichen kann, so fällt auf, dass das öffentliche Leben wieder nach einigen Wochen Stück für Stück normalisiert werden kann. So zumindest z.B. in China.

Die Frage ist doch wohl eher, wann ist der Zeitpunkt des „Normalisierungsbeginns“ erreicht? In 4 Wochen? In 8 Wochen? Wenn es keine neuen Infektionen gibt? Bis ein Impfstoff vorhanden ist? Bei einer Durchseuchungsrate von 60-70% und den jetzigen getroffenen Maßnahmen müssten diese 1-2 Jahre andauern mit einer konsequenten Isolation von Risikopersonen. Dementsprechend finde ich das Argument, die Teilnahme an einer Prüfungssituation entspreche einem Münzwurf mit „Kopf oder Zahl“.

Das wird nicht auszuhalten sein. Es muss eine Normalisierung erfolgen.

Vielleicht können wir die Erfahrungen aus Hessen und RLP in den nun folgenden Entscheidungen nutzen.

Bleiben Sie alle gesund.
Honeymoon

mb2931
4 Jahre zuvor

Ich als Abiturientin finde, dass es besser wäre das Abitur abzusagen. Viele Schüler*innen haben in Zeiten von Corona kaum noch Zeit oder Kraft zu lernen. Ich habe zwei kleine Geschwister (4 und 8) auf die ich tagtäglich aufpassen muss, während meine allein erziehende Mutter als Ärztin so gut wie nie Zuhause ist, sondern arbeiten muss. Dementsprechend bleibt ihr wenig Zeit für Haushalt, weshalb ich alles erledige. Ich habe am Ende eines Tages selten noch Energie mich hinzusetzen um Mathe mir selbst beizubringen, weil mein Lehrer mit dem Stoff nicht durchgekommen ist, Onlineunterricht funktioniert bei uns nicht, jeder hat Probleme mit dem Internet oder der PC wird mit Geschwistern geteilt.
Andere haben Angst, sich beim Abitur anzustecken, weil sie selbst zur Risikogruppe gehören oder aber ein Familienmitglied/mehrere Familienmitglieder zur Risikogruppe zählt. Hauptsache Großveranstaltungen werden abgesagt, aber das Abitur soll stattfinden, weil Kinder ja nur eine milde Grippe kriegen würden? Es ist einfach komplett widersprüchlich.
Auch ist es komplett unfair für einige Schüler, dessen Eltern KEINE Akademiker sind und den Kindern nicht beim Lernen helfen können, wie ein Lehrer es könnte oder eben ein Elternteil, was Lehrer ist. Die Leistung in dem Sinne würde dann unter anderem von dem Bildungsstand der Familie abhängen, was man seit Jahren ja verhindern möchte.
Auch wird ständig versprochen, dass Abitur noch vor den Sommerferien zu bekommen. Nur, wie soll das gehen? Bei uns sind die Prüfungen jetzt einen Monat später, unsere Stufe fast 70 Schüler, wie will z.B. ein Deutschlehrer 68 Aufsätze in ein paar Wochen korrigieren, der Zweitkorrektor benötigt auch seine Zeit. Das ist alles komplett unnötig umständlich.
Und ich komme jetzt womöglich faul vor, weil ich ja als Abiturientin selber das Abitur geschenkt haben möchte, aber wer will muss es nicht glauben, ich will selbst die Prüfungen schreiben, um mich zu verbessern und mich auf die Klausurenphasen auf der Universität einzustellen. Ein geschenktes Abitur hat auch Nachteile, keine Frage, aber ich persönlich finde es gibt viel mehr Argumente für ein geschenktes Abi, die viel stärker sind, als dagegen.

SaraSomething
3 Jahre zuvor

Von den Abiturprüfungen mal abgesehen …
Für alle anderen Abiturienten die noch nicht im letzten Semester bzw. Halbjahr sind, wäre Wiederholung des derzeitigen Semsters/Halbjahres absolut sinnvoll.

Ich mache mein Abitur derzeit in in einem Kolleg ( bzw. in Erwachsenenbildung ) nach & wir arbeiten über Moodle weiter. Jedoch kann das ( zumindest derzeit noch nicht ) die drei wöchentlichen Blöcke mit jeweils 90 Minuten Unterrichtszeit in Spanisch eben nicht ersetzen. So erreichen und erfüllen wir Studierende niemals die Anforderungen, die Ende des zweiten Semsters, bzw. in der zweiten Klausur an uns gestellt werden. Zudem ist Spanisch eine gesprochene Sprache. Aber das Sprechen fällt gerade nun mal komplett weg. Auch in anderen Fächern, wie Mathe stellt der verzögerte Austausch zwischen Studierendem/Schüler und Lehrperson ein großes Problem dar.
Die Lösungen der aufgegeben Aufgaben jedes einzelnen Studierenden müssen vom Lehrer einzeln durchgeschaut und korrigiert werden, ( zudem findet währenddessen kein Austausch mit den Mitstudenten statt ) und das alles frisst unglaublich viel Zeit. Die Lehrperson hat schließlich nicht nur einen Kurs mit bloss 15 Studierenden.
Wir hängen wirklich hinterher .. und so schaffen wir auch das Semster nicht …

Daher bin ich der Meinung, dass es sehr sinnvoll, und nur fair wäre, wenn wir das jetzige Semster ( ohne Verlust unserer beiden Semsterwiederholungsversuche ) wiederholen dürften oder eher gesagt, müssten.

Gudrun Hoffmann
3 Jahre zuvor

Ehrlich gesagt,denkt wieder keiner daran,was das für die Kollegen bedeutet,die schriftlichen Prüfungen zu kontrollieren…Wie desinfiziert man Papierberge,über denen die Schüler 4 bis 5 Stunden gebrütet haben..wer von ihnen ist ansteckend…oder gibt es dann Schutzanzüge für Lehrer?

GriasDi
3 Jahre zuvor
Antwortet  Gudrun Hoffmann

Zitat:
„oder gibt es dann Schutzanzüge für Lehrer?“
Sicher nicht. Den Kultusbehörden war ja noch nie an der Gesundheit ihrer LehrerInnen gelegen. Den Kultusbehörden liegt ja nicht einmal etwas daran, die Arbeitszeit ihrer LehrerInnen zu bestimmen.