Coronavirus: Leipziger Buchmesse wird abgesagt – didacta soll stattfinden („Kein Anlass zur Einschränkung des Messebetriebs“)

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Update am 5. März, 15.15 Uhr: Die Bildungsmesse didacta wird auf ungewisse Zeit verschoben – hier ein aktueller Bericht dazu.

LEIPZIG/STUTTGART. Zwei große Bildungsmessen standen im März an: die Leipziger Buchmesse und die didacta in Stuttgart. Das war der Stand heute Vormittag. Jetzt ist es nur noch eine: Wegen der Ausbreitung des Coronavirus wurde die Leipziger Buchmesse dann plötzlich doch abgesagt, obwohl zuvor noch tagelang beteuert wurde: Sie findet statt – alles im Griff. „Solch eine schwere Entscheidung mussten wir in den letzten sieben Jahrzehnten der Leipziger Buchmesse noch nie treffen. Sie ist bitter für uns und für die gesamte Buchbranche“, so erklärt Direktor Oliver Zille nun.

Zur "didacta" in Hannover werden bis zu 100.000 Besucher erwartet - die meisten davon Lehrer. Foto: Koelnmesse Bilddatenbank
Die „didacta“ ist die größte Bildungsmesse der Welt. Foto: Koelnmesse Bilddatenbank

„Schweren Herzens und mit großem Bedauern müssen wir Ihnen heute mitteilen, dass die diesjährige Leipziger Buchmesse, die für den 12. bis zum 15. März geplant war, nicht stattfinden wird. Gleiches gilt für die im Verbund stattfindende Manga-Comic-Con und das Lesefest Leipzig liest“, so teilte Messedirektor Oliver Zille mittags mit. „Die Entscheidung hat die Leipziger Messe gemeinsam mit der Stadt Leipzig in enger Absprache getroffen und wird von allen Beteiligten sehr bedauert.“

Das Gesundheitsamt Leipzig sei der Aufforderung des Bundesgesundheits- und des Bundeswirtschaftsministeriums gefolgt, wonach eine Rückverfolgbarkeit von Kontaktpersonen bei Großveranstaltungen gewährleistet sein muss. „Es verfügte u.a., dass jeder Messeteilnehmer schriftlich belegen müsse, nicht aus definierten Risikogebieten zu stammen oder Kontakt zu Personen aus Risikogebieten gehabt zu haben. Das ist angesichts von rund 2.500 Ausstellern und rund 280.000 erwarteter Besucher nicht sicherzustellen. Die Gesundheit unserer Aussteller, Besucher, Gäste, Partner und Mitarbeiter steht für uns an erster Stelle. Die Stadt Leipzig und die Leipziger Messe haben sich daher für die Absage entschieden.“

Am Nachmittag twitterte die Messe dann: „Alle, die sich bereits ein Ticket für die Leipziger Buchmesse 2020 gekauft haben, bekommen natürlich den vollen Kaufpreis erstattet. Weitere Infos zum genauen Prozedere folgen in den nächsten Tagen“ 

Besucher aus Risikogebieten werden abgewiesen

Anders ist die Situation – noch – in Stuttgart. „Die didacta 2020 findet statt“, so heißt es auch auf der didacta-Homepage der Messe. „Die Messe Stuttgart steht in Bezug auf das Coronavirus im täglichen, engen Kontakt mit den Gesundheitsbehörden des Landes Baden-Württemberg. Die Behörden sind gut vorbereitet, das nationale und weltweite Geschehen wird aufmerksam beobachtet.“

Derzeit gebe es aus Sicht der Behörden keinen Anlass zur Einschränkung des Messebetriebs am Standort Stuttgart. Sollte sich an dieser Einschätzung etwas ändern, werde die Messe Stuttgart die Empfehlungen und Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie des Robert-Koch-Instituts und der jeweiligen staatlichen Behörden für ihre Veranstaltungen berücksichtigen und entsprechende Anweisungen umsetzen, heißt es.

Vorsorglich würden folgende Maßnahmen ergriffen:

  • „An allen Eingängen sind Handdesinfektionsgeräte bereitgestellt.
    In den Toiletten auf dem Messegelände werden zudem Schaumspender zum Desinfizieren installiert.
  • Für den Veranstaltungsbetrieb wurden vorsorglich die Reinigungshäufigkeit in den Sanitärbereichen und auf dem gesamten Messegelände erhöht.
  • Davon unabhängig stehen bei Veranstaltungen der Messe Stuttgart wie bisher Fachkräfte und Räumlichkeiten für eine medizinische Direktversorgung auf dem Gelände bereit.
    Sollte während der Messe oder Veranstaltung ein Verdachtsfall auftreten, sind auf dem Messegelände alle räumlichen und organisatorischen Vorkehrungen getroffen, um sofortige Abhilfemaßnahmen zu ergreifen.
  • Als Veranstalter unterstützt die Messe Stuttgart zudem die aktuelle Kampagne ‚no hands‘, bei der empfohlen wird, auf das Händeschütteln zu verzichten. Das ist vor dem aktuellen Hintergrund nicht unhöflich, sondern eine weitere umsichtige Empfehlung.“

Besucher oder Aussteller, die aus den vom Robert-Koch-Institut definierten Corona-Risikogebieten, etwa einigen Regionen in Norditalien, stammen oder sich dort in den vergangenen zwei Wochen aufgehalten haben, dürfen das Messegelände nicht betreten, heißt es. Die didacta ist vom 24. bis 28. März terminiert; im vergangenen Jahr kamen mehr als 100.000 Besucher zur didacta in Köln.

Generelle Absage von Großveranstaltungen „nicht angemessen“

Bundesweit waren in den vergangenen Tagen wegen der steigenden Zahl der Infektionen in Deutschland mehrere große Messen abgesagt oder verschoben worden. Dazu gehören die Tourismusbörse ITB in Berlin, die Pro Wein in Düsseldorf oder die Kölner Eisenwarenmesse. Gestern wurde die Internationale Handwerksmesse (IHM) in München wegen der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt. Ursprünglich hatten die Veranstalter das Traditionsereignis nicht streichen wollen, auch wenn sie mit weniger Besuchern rechneten und bereits erste Aussteller abgesagt hatten, so heißt es in einem Bericht von „tagesschau.de“. Anstelle einer Absage waren demnach verstärkte Hygienemaßnahmen geplant. Die bayerische Staatsregierung und die Gesundheitsbehörden hätten jedoch interveniert.

Die generelle Absage von Großveranstaltungen sei allerdings nicht ratsam, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag in Berlin. Dies sei nicht verhältnismäßig und angemessen. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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Wolfgang Bergmann
4 Jahre zuvor

Warum die didacta nicht auch mit den gleichen Argumenten wie in Leipzig abegsagt wird, bleibt nebulös.

Die Leipziger Buchmesse wurde abgesagt, weil sie der Verfügung ds Gesundheitsamts Leipzig, das sich seinerseits auf das Bundesgesundheitsministerium bezieht, nicht entsprechen kann, nämlich “dass jeder Messeteilnehmer schriftlich belegen müsse, nicht aus definierten Risikogebieten zu stammen oder Kontakt zu Personen aus Risikogebieten gehabt zu haben. Das ist angesichts von rund 2.500 Ausstellern und rund 280.000 erwarteter Besucher nicht sicherzustellen.“

Da stellt sich doch die Frage, ob die didacta-Veranstalter mit 1200 Ausstellern und 100 000 Besuchern das leisten können. Meiner Ansicht nach mit Sicherheit nicht. Da wird also mit zweierlei Maß gemessen, obwohl die didacta-Besucher ihrerseits in hohem Maße potenzielle Kontaktpersonen für eine riesige Anzahl an Kindern und Jugendlichen sind.

Michael Bornkessel
4 Jahre zuvor