Eine Woche in der Schule, die nächste zu Hause: Läuft so der Unterricht in den nächsten Monaten? Meidingers Idee im Detail

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BERLIN. Der Philologenverband hat bereits reagiert – und das Konzept begrüßt. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lässt Sympathie für das „Schichtmodell“ erkennen, im Grundsatz jedenfalls: Der Vorschlag von Heinz-Peter Meidinger, den Unterricht künftig im wochenweisen Wechsel zwischen Präsenz in der Schule und Heimarbeit stattfinden zu lassen (News4teachers berichtete), schlägt Wellen. Wie sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands die Umsetzung im Detail vorstellt, legt er im folgenden Gastbeitrag dar.

Besser ein halbierter Präsenzunterricht in der Schule – als gar keiner. Foto: Shutterstock

Praxisorientierter Vorschlag für „Phase 2“: Schrittweise Rückkehr aller Jahrgangsstufen in den Präsenzunterricht unter Beachtung der weiteren Entwicklung der Infektionskurve

PRÄSENZUNTERRICHT IM ZWEIWOCHENTAKT

Problemlage:

Bei voraussichtlich noch lange zwingend einzuhaltenden Abstandsregelungen in Unterrichtsräumen benötigt man für die Rückkehr einer kompletten Jahrgangsstufe an die Schulen, so wie es jetzt in den meisten Bundesländern für die Nachfolgejahrgänge der Abschlussklassen ab 4. Mai geplant ist, die doppelte Anzahl von Räumen und auch Lehrkräften, weil Klassen und Lerngruppen geteilt werden und jeweils eigens beschult werden müssen. Dies ist möglich, solange nur maximal die Hälfte der Jahrgangsstufen zurückkehrt. Deshalb scheuen sich auch die Bundesländer, bereits jetzt, wie es die Eltern, Schüler und Lehrkräfte eigentlich dringend erwarten, einen zeitlichen Fahrplan für die schrittweise Rückkehr der einzelnen Jahrgangsstufen vorzulegen.

Einige Schulministerien haben aber schon durchblicken lassen, dass es mehrere Klassenstufen geben wird, die in diesem Schuljahr unter diesen Umständen nicht mehr in den Präsenzunterricht zurückkehren werden. Das aber würde bedeuten, dass eine große Anzahl Schüler noch für Monate ausschließlich auf das „Homeschooling“ verwiesen wird, von dem wir wissen, dass es erstens bei weitem nicht so effektiv wie echter Schulunterricht ist und dass zweitens dadurch rund ein Viertel der Schüler nicht oder kaum erreicht wird. Die Gefahr, dass vor allem sozial benachteiligte und leistungsschwache Kinder und Jugendliche sowie Schüler mit besonderem Förderbedarf abgehängt werden, würde bei einer solchen Verfahrens-weise stark ansteigen.

Vorschlag eines Präsenzunterrichts im Wochenwechsel mit Arbeitsaufträgen und digitalem Fernunterricht

Angesichts dieser Herausforderungen, Probleme und Belastungen, welchen in Zeiten von Corona alle Mitglieder der Schulfamilie, Schüler, Lehrkräfte und Eltern ausgesetzt sind, brauchen wir möglichst unkomplizierte, einfach umzusetzende und für die meisten Jahrgangsstufen und Schularten geeignete Lösungen.

Die Lösung lautet: Unterricht im Wochenwechsel bzw. Zweiwochentakt!

Der Unterricht erfolgt in zwei Schichten:

  • in Woche 1 die eine Hälfte der Klasse oder Lerngruppe
  • in Woche 2 die andere Hälfte der Klasse oder Lerngruppe

Der bisherige Wochenstundenplan wird komplett beibehalten, es gibt keine Kürzung von Fächern, die bisherigen Klasslehrkräfte und Fachlehrer können weiter ihre Schüler betreuen.

In Woche 1 unterrichten die Lehrkräfte in den Schulen die Schüler im Präsenzunterricht und geben für die unterrichtsfreie Woche Arbeitsaufträge und Hausaufgaben. Ergänzt und intensiviert wird die Betreuung und Beschulung der Schüler in der Woche 2 ohne Präsenzunterricht durch Lehrkräfte, die in eine Risikogruppe gehören, und zwar durch digitalen Fernunterricht. Der Präsenzunterricht kann damit nur im Umfang der Hälfte des bisherigen Unterrichtsumfangs stattfinden.

Die großen Vorteile dieses Zweiwochenschichtmodells

Dieses Schichtmodell im Zweiwochenrhythmus (von den Schülern und Eltern aus gesehen) hat große Vorteile gegenüber der jetzigen Praxis und der bisher von den Ländern avisierten Rückkehr ganzer Jahrgangsstufen:

  1. Es ist für die meisten Schulen und Schularten relativ einfach organisatorisch umzusetzen, weil an den bisherigen Stunden- und Raumplänen kaum etwas geändert werden muss.
  1. Es können damit wieder alle Schüler einer Jahrgangsstufe in die Schulen zurückgeholt werden, was die schwerwiegenden Benachteiligungseffekte des so genannten „Homeschoolings“ in Bezug auf die Kinder, die man damit nicht erreicht, verhindert. Es ergeben sich dadurch auch neue Chancen, diese abgehängten Schüler im Präsenzunterricht wieder verstärkt zu fördern.
  1. Schulräume und Lehrkräfte müssten voraussichtlich ausreichen, weil nur die Hälfte der Schüler jeweils an der Schule anwesend ist.
  2. Die Politik wäre auf der Grundlage dieses Modells in der Lage, angepasst an die „Corona-Infektionslage“ in Deutschland, einen schrittweisen, nach Klassenstufen gestaffelten Zeitplan für die Rückkehr von Schülern in den Präsenzunterricht vorzulegen, der es allen Schülern ermöglicht, in naher Zukunft in die Schulen zurückzukehren.
  3. Für die Erziehungsberechtigten ergeben sich auch große Vorteile: Es wird die große Chance eröffnet, dass auch die jüngeren Kinder noch in diesem Schuljahr in die Schulen zurückkehren können. Außerdem ermöglicht der Zweiwochenrhythmus grundsätzlich besser planbare Betreuungs- und Arbeitszeiten.
  4. Da immer nur maximal die Hälfte der Schüler sich in der Schule aufhält, erleichtert dies auch die Einhaltung des Abstandsgebots und des Gesundheitsschutzes auf Pausenhöfen, in Schulgängen, in Sanitärräumen, auf Treppen und im Parteiverkehr der Schulverwaltung.
  1. Auch die Situation im Bereich der Schülerbeförderung und der Schulbusse wird sich dadurch deutlich entspannen, weil nur 50 Prozent der sonstigen Kapazität der Busse und Transportmittel benötigt wird.
  1. Es gibt keine Notwendigkeit, einzelne Fächer zu streichen und auch Wahlfächer könnten weiter angeboten werden

Schwierigkeiten, die es noch zu lösen gilt:

Mit diesem Modell werden natürlich nicht alle Schwierigkeiten gelöst.

Kann sich einen Vollbetrieb derzeit nicht vorstellen: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands (und selbst Leiter eines bayerischen Gymnasiums). Foto: Deutscher Lehrerverband

Die Effektivität von 100% Präsenzunterricht wird voraussichtlich nicht erreicht werden können. Dazu kommt, dass während der Schulschließungswochen auch beträchtliche Teile des Lehrplans nicht vermittelt werden konnten. Unabhängig vom Schichtmodell bleibt es mittelfristig eine riesige Aufgabe, durch Wiederholungsphasen, Nachhol- und Förderkurse sowie vorübergehende Verdichtung von Lehrplänen zu verhindern, dass dauerhaft Lehrplanziele und Bildungsstandards für ganze Schülerjahrgänge verfehlt werden.

Auch ist klar, dass dieses Konzept nicht für alle Schüler und Schularten gleich gut geeignet ist. Beispielsweise ist der Schulbetrieb an Berufsschulen häufig anders organisiert als in festen Schulwochen. Auch für Kinder mit Förderbedarf wären vielleicht umfangreichere Präsenzzeiten an der Schule wünschenswert. Hier muss man noch weitere passgenaue Lösungen erarbeiten.

Vorteile gegenüber anderen Konzepten, wie beispielsweise die Forderung von Frau Karliczek nach einem 3-Tages-Schichtmodell einschließlich Samstagsunterricht  

Der Vorschlag von Frau Karliczek, im Dreitageswechsel zu unterrichten (News4teachers berichtete), folgt zwar einer ähnlichen Grundidee wie das vorliegende Konzept, nämlich mehr Jahrgangsgruppen in überschaubarer Zeit an die Schulen zurückzuholen, hat aber gegenüber dem Schichtwechsel im Wochentakt eklatante Nachteile:

  1. Der Dreitageswechsel würde eine komplette Neuorganisation von Unterrichts- und Raumplänen erfordern und die Schulen teilweise vor unlösbare organisatorische Schwierigkeiten stellen. (Sporthallennutzung, Projektwochen etc.).
  1. Für den dadurch notwendigen Samstagsunterricht fehlt es sowohl an gesellschaftlicher Akzeptanz als auch an der notwendigen Infrastruktur, beispielsweise, was die Schulwegbeförderung angeht.
Reaktionen

Der Deutsche Philologenverband hat Meidingers Konzept begrüßt. „Wie vom Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands angeregt, soll eine schrittweise Rückkehr aller Jahrgangsstufen in den Präsenzunterricht im wöchentlichen Wechsel zeitnah ermöglicht werden“, so heißt es in einer Pressemitteilung. „In diesem Modell erfolgt in Woche 1 der Unterricht mit (coronabedingt) der Hälfte der Klasse im herkömmlichen Stundenplan. Alle Unterrichtsfächer werden unterrichtet. In Woche 2 erfolgt der digitale Fernunterricht für diese Schüler. Hat die eine Hälfte der Klasse Präsenzunterricht, hat die andere Hälfte Fernunterricht und umgekehrt. Gesunde Lehrkräfte halten Unterricht in Präsenz; Lehrkräfte, die Risikogruppen angehören, betreuen diese Gruppen im digitalen Fernunterricht zusätzlich. Durch „digitales peer-tutoring“ unterstützen sich die Schülerinnen und Schüler zusätzlich untereinander.“

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält viel von der Idee. Er sagte mit Blick auf Meidingers Vorschlag, so etwas könne er sich durchaus vorstellen. Allerdings mochte Söder sich noch nicht auf eine Taktung festlegen: «Es kann auch sein, dass man in der Woche das macht, also jeden zweiten Tag Schule, damit wieder ein gewisser Rhythmus kommt.» News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Nach der ersten Öffnungsrunde im Schulbetrieb: Länder beraten, wie’s dann weitergeht  – auch das nächste Schuljahr wird schwierig

 

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Lehrer aus dem Norden
3 Jahre zuvor

So einfach wie kurzgedacht: Wenn ich in der ersten Woche eine Hälfte der Klasse unterrichte und die andere digital fernbetreue – und in der zweiten andersherum, dann habe ich auch die doppelte Zahl an Lerngruppen. Bekomme ich damit auch doppeltes Gehalt oder eine Woche die doppelt so lang ist wie eine normale?

Wolfgang Bergmann
3 Jahre zuvor

Wenn ich die Schüler jeweils eine Woche im Präsenzunterricht habe, dann brauche ich keine intensive digitale Fernbeschulung für die zweite Woche. Dann reicht es meist, Hausaufgaben und Arbeitsaufträge zu stellen, die in der übernächsten Woche dann im Unterricht besprochen werden. Die digitale Fernbetreuung könnten ergänzend Risikolehrkräfte übernehmen,- das ist aber für das Funktionieren dieses Modells nicht notwendig!

Und im Übrigen: Bei einer Forsaumfrage letzet Woche haben über 43 Prozent aller Lehrkräfte angegeben, während der Homeschoolingphase weniger gearbeitet zu haben, knapp 30 Prozent dagegen eher mehr. Wollen wir da jetzt auch über Gehaltsrück- und nachzahlungen debattieren?

GriasDi
3 Jahre zuvor

Zitat:
„Bei einer Forsaumfrage letzet Woche haben über 43 Prozent aller Lehrkräfte angegeben, während der Homeschoolingphase weniger gearbeitet zu haben“

Das waren dann wohl die Sport-, Musik-, Kunst-, Geographie usw. Lehrer. Also diejenigen, die sonst schon eher weniger zu tun haben.

Denise
3 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Halt! Staatlich verordnet weniger zu tun! Wir haben nicht beschlossen Nebenfächer einstündig zu gestalten.. also beschweren Sie sich bei ihrem Dienstherren und nehmen sie ihre Remonstrationspflicht wahr, anstatt ihre Nebenfach-Kollegen in den Dreck zu ziehen … Sonst ist bald nichts mehr mit #wir halten zusammen .. Nichts gegen Sie persönlich, Sie werden sicher im Moment nicht gerecht behandelt und stehen unter Druck, aber man hat auch als Beamte/r eine Wahl … Vor allem als Mensch dem die Kinder am Herzen liegen hat man eine Wahl… Herzliche Grüße

Palim
3 Jahre zuvor

Die Artikel zur forsa-Umfrage sind vom 15.4.2020.
siehe https://deutsches-schulportal.de/unterricht/das-deutsche-schulbarometer-spezial-corona-krise/

Die Umfrage wurde Anfang April durchgeführt, da waren die Schulen gerade 14 Tage geschlossen, in manchen BL gab es 3 Tage Vorlauf, in anderen kam die Nachricht Freitag nach Unterrichsschluss.
Im Anschluss an die 14tägige Schließung folgten in mehreren BL für die Schüler Osterferien.

In manchen BL wurde gleich durchs Ministerium ausgerufen, dass gestellte Aufgaben freiwillig seien, das verpflichtende „Lernen zu Hause“ sollte dann ab dem 22.4. starten, was aber erst später veröffentlicht wurde.

Dennoch haben 30 % der Lehrkräfte angegeben, mehr zu arbeiten, als in den sonstigen Unterrichtswochen.
Dies sollte man auch vor dem Hintergrund der Arbeitszeitstudien sehen: zu den zahlreichen Überstunden kamen weitere hinzu.
Bei den vielen Lehrkräften, die laut der Studie ohnehin erheblich mehr Zeit als vorgesehen für ihren Beruf aufwenden, kann eine Mehrarbeit womöglich gar nicht mehr realisiert werden.

Mich würde zu allen dort aufgeführten Aspekten interessieren, wie es nun nach erheblich mehr Wochen aussieht, in denen realisiert wurde, dass die Schließungen länger andauern müssen und Präsenzunterricht ersetzt werden soll.
Haben die Lehrkräfte inzwischen alle Dienst-E-Mails erhalten?
Wurden den Schulen Lernplattformen zur Verfügung gestellt?
Wie viele Eltern und Schüler kann man inzwischen zuverlässig über digitale Medien irgendeiner Art erreichen?
Wie viele Eltern und Schüler sind in der Lage, digital gestellt Aufgaben abzurufen und bearbeitet einzustellen?
Wie bewerten die unterschiedlichen Beteiligten die Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten?
Wird weiterhin auf Arbeitsblätter gesetzt oder werden inzwischen andere Möglichkeiten häufiger realisiert?

Küstenfuchs
3 Jahre zuvor

Ich finde diesen unausgegorenen Mist völlig weltfremd!
1. Es müssten Lehrkräfte ausreichend vorhanden sein? In dem Modell wird 100% Unterricht erteilt (nur vor halber Klasse), aber 10-20% der Lehrkräfte unterrichten nicht, weil sie zur Risikogruppe gehören. Dazu kommen erkrankte Kollegen.
2. Völlig unberücksichtigt wird der erhöhte und in der Stärke kaum zu leistende Aufsichtsaufwand zur Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.
3. Für die Einhaltung dieser Regeln sind viel zu viele Kinder in der Schule. Oft haben Schulen, in denen es keine Waschbecken in den Klassenräumen mehr gibt, nur noch 6-8 gleichzeitig nutzbare Waschbecken (Abstandsregel). Das soll dann für 800:2=400 Schüler reichen? Völlig weltfremd!
4. Die Risikogruppen-Lehrkräfte sollen die Betreuung der Kinder zu Hause übernehmen? Das setzt eine halbwegs gleichmäßige Verteilung über die Fächer innerhalb der Gruppe voraus. In meiner Schule gibt es weder Mathe- noch Englischlehrkräfte in der Risikogruppe, dafür viel zu viele Geographie- und Lateinlehrer. Darauf könnte ein Schulleiter auch mal von alleine kommen.

Ich frage mich, was er vor dem Schreiben seiner Vorschläge eigentlich genommen hat.

Wolfgang Bergmann
3 Jahre zuvor

Ich nehme an, dass Sie alle Vorschäge, die derzeit zu der Frage kursieren, wie man schrittweise Schulöffnungen organisieren kann, Scheiße finden.

Am beschissensten ist übrigens der derzeitige Plan der Schulminister, die Kids schrittweise vollständig jahrgangsstufenmäßig zurückzuholen. Das heißt, dass die Mehrheit der Schüler bis September und vielleicht darüber hinaus überhaupt nicht mehr an die Schulen zurückkehren. Mit allen Negativeffekten derer, die wir digital nicht erreichen. Darüber sollten Sie sich aufregen.

Wer redet denn davon, dass Lehrkräfte neben der Woche Präsenzunterricht weiter intensives Homeschooling in der Folgewoche machen müssen. Jeder Lehrer hat doch Erfahrung mit der Stellung von Hausaufgaben. Da ist dann halt ein Zeitraum dabei, der über ein Woche geht.
Und damit die Risikopersonen nicht „arbeitslos“ werden, können Sie sich doch unterstützend sich in diese präsenzunterrichtfreie Zeit einklinken. Dasist hilfreich, aber nicht notwendig.

Wenn man sich Ihren Sprachduktus anschaut, dann kann man sich vorstellen, welche konstruktive Atmosphäre Sie in Ihrer Umgegend verbreiten.

Marie
3 Jahre zuvor

Nein, Herr Meidinger, die Lehrkräfte reichen nicht aus. Auch vor einer halben Klasse muss immer noch eine ganze Lehrkraft stehen. Wir sind 19 Kolleginnen, von denen nur 8 (!) im Präsenzunterricht einsetzbar sind. Die meisten von denen arbeiten auch noch in Teilzeit, können also gar keine ganze Woche abdecken. Wir sind im Moment froh, dass wir es ab nächste Woche überhaupt für die Viertklässler geregelt bekommen.

omg
3 Jahre zuvor

Also bi uns gibt s Berich, in denen deutlich gespart wird. Die Reinigungsfirmen wurden zum Großteil nach Hause geschickt – die werden auch nicht bezahlt. Aktuell hat man schon Wochen Reinigungskosten so eingespart. Die Kreisverwaltungs selbst beschäftigt Fremdfrimen, die die Einlasskontrolle übernehmen für die Verwaltungsgebäude.

Filler
3 Jahre zuvor

Die Lösung ist nur schwer umsetzbar, wenn die Klassenräume mit 42qm sehr klein sind. Die Hälfte der Klasse kriegen wir da nicht rein unter Berücksichtigung des Abstands. Die Klassen müssten also gedrittelt werden. Die 30% Risikogruppe on top….

Emil
3 Jahre zuvor

Wenn alle Lehrer im Unterricht sind, wer macht dann die Notbetreuung? Diese Kinder brauchen auch Personal und Räume.

omg
3 Jahre zuvor

Notbetreuung und Unterricht werden addiert und ergeben das Stunden-Ist. Da die Notbetreuung garantiert ist, kann dann nur der Satz der U-Stunden reduziert werden.
Da alle Schulen, die ich kenne, zu wenige Lehrer haben, wird die verpflichtende WC-Einlasskontrolle bei versetzten Pausen zu m Problem, wobei diese ja eigentlich dauerhaft vor den WC sitzen muss.
Es fehlen also Lehrer, und A-Besoldungsbeamte schieben Klowache.
WOW.

OlleSchachtel
3 Jahre zuvor
Antwortet  omg

Was ist mit den Kindern der Notbetreuung, kommen die dann in beiden Wochen??? An sich ist es bei uns vorstellbar. Allerdings weiß ich nicht, wie wir die Ü60 Klassenlehrer ersetzen sollen. Ich weiß auch nicht wer in meiner Klasse dann den digitalen Lernunterricht übernehmen soll. Eine fremde Lehrerin, die die Kinder nicht kennt?? Ob Kinder mit 8-9 Jahren das so einfach mitmachen? Ich sehe schon eine Doppelbelastung auf mich zukommen.
Ehrlich gesagt arbeite ich jetzt seit Wochen deutlich mehr als mein Deputat, um alle Kinder zu erreichen und muss meine eigenen Kinder auch noch versorgen. Die Osterferien fielen weitestgehend aus. (Notbetreuung und Lernpakete erstellen, drucken und als Postbote austeilen).
Ich habe Angst davor, dass ich das auf Dauer nicht leisten kann. Ich habe einen hohen Anspruch an mich und meine Arbeit.
Auch ich sehe das es Kollegen gibt, die viel Freizeit genießen, aber diese gibt es in jedem Beruf.
Ich finde es traurig immer wieder mit diesen Kollegen in einen Topf geworfen zu werden. Es demotiviert mich immer wieder das Lehrerbashing zu sehen/hören. Ich bilde mich die ganze Zeit digital weiter, dass fällt mir echt schwer, doch meine Kollegen und ich bleiben dran. Wir telefonieren mit Eltern und Kindern, beantworten jede Email und bringen Ideen ein, wie sich die Kinder sich beschäftigen können.
Ich wünsche mir wirklich, dass die Schule wieder startet und meine Schüler und ich wieder Normalität erleben.
Leider hat weder das Kultusministerium, noch die Schulleitung eine klare Aussage getroffen und ich fürchte das ganze läuft völlig planlos ab.

Achduliebeslieschen
3 Jahre zuvor

Bedacht wurde auch nicht, dass viele Klassenzimmer nicht so groß sind, um die Hälfte der Schüler einer Klasse zu unterrichten und gleichzeitig den Mindestabstand einzuhalten. Bei vielen Schulen müsste man die Klassen Dritteln oder sogar in vier Gruppen teilen. Das hätte wiederum zur Folge, dass evtl alle drei Wochen nur gewechselt werden kann. Sehr realitätsfern…

Wolfgang Bergmann
3 Jahre zuvor

Jetzt sind die Kinder seit über 6 Wochen zuhause. Was ist realitätsfern daran, bei eventuell notwendiger Drittelung, einen Schichtwechsel zu machen zwischen 1 Woche Präsenzunterricht und 2 Wochen Lernen zuhause? Dafür reichen dann auch Räume und Lehrkräfte weitgehend aus.

ysnp
3 Jahre zuvor

Ich wiederhole: Eine Taktung mit einer Woche Pause dazwischen halte ich in der Grundschule für sehr schwer durchführbar. In der Grundschule ist der Unterricht doch ziemlich personengebunden, die Personen sind nicht einfach so mir nichts, dir nichts austauschbar, vor allem was die Klassenlehrkraft anbetrifft.

Wolfgang Bergmann
3 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Wenn ich den Vorschlag richtig verstanden habe, dann bleibt die gleiche Lehrkraft für beide Klassenhälften weiter zuständig. Eine Woche wird die eine Hälfte, eine Woche die andere vom zuständigen Klass- oder Fachlehrer unterrichtet, außer natürlich die Kollegin/ der Kollege fällt als Risikoperson aus.

Auf jeden Fall verhindert werden muss, dass dann gleichzeitig noch weiter von uns intensives Homeschooling betrieben werden muss. Das braucht’s dann aber nicht, weil die über die unterrichtsfreie Woche gegebenen Hausaufgaben in der folgenden Präsenzwoche kontrolliert werden können.

Vollständiger Unterricht wäre sicher besser, aber davon kann man sich wohl noch für lange Zeit verabschieden.

Mich wundert ein wenig, dass die Vorteile des Unterrichtens halbierter Klassen im Schichtbetrieb für uns Lehrkräfte etwas in der Diskussion untergehen.

1. Verringerter Aufwand für Unterrichtvorbereitung, weil jede vorbereitete Stunde zweimal gehalten werden kann.

2. Mehr Zeit für den/die einzelne/n Schüler/in in der verkleinerten Lerngruppe

3. Geringerer Korrketuraufwand, weil angesichts der halbierten Präsenzzeiten auch die Zahl der Leistungserhebungen reduziert werden müsste.

Florian Gantner
3 Jahre zuvor

Wir beginnen nächste Woche mit den Klassen 9 und 10. Die meisten Klassen müssen gedrittelt werden. Zudem kommen sie nur an 2 Tagen in der Woche. In einigen Klassen erhält die Lehrkraft eine zweite hinzu. Also 1-2 Lehrkräfte für 3 Räume. Es findet auch nur D,M,E statt. Damit sind dann mit Notbetreuung immer noch rund 140 Personen in 3 Zeitschienen an der Schule. Die 6 Referendare schieben den ganzen Morgen Kloaufsicht. Mehr erscheint mit den Abstandsregeln nicht möglich. Nur wenn Vorgaben gelockert werden können können noch mehr an die Schule zurück.

Tim Könitzer
3 Jahre zuvor

Wir haben an unserer Schule ebenso den zweiwöchigen Turnus ab dem Zeitpunkt der Rückkehr weiterer Klassenstufen gewählt. Nebenfächer werden in die Bereiche Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Gestalten zusammengefasst. Deutsch, Mathematik und Englisch erfolgen nach Rahmenplan. Die Hälfte meines Kollegiums gehört zur Risikogruppe und unterrichtet den Distanzunterricht, die andere Hälfte schmeißt den Laden im Präsenzunterricht. Das ist faire Arbeitsteilung für die Kollegen und planbar für die Eltern.
Der Distanzunterricht vertieft und übt neu Erarbeitetes aus dem Präsenzunterricht. Die Kommunikation unserer Kollegen erfolgt via Microsoft Teams und digitalisierten Tafelbildern, damit eine große Transparenz für die Kollegen im Distanzunterricht herrscht. Liebe Grüße aus einer Thüringer Regelschule
Bleibt alle schön gesund!

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor

Also die Grundschulen in Sachsen-Anhalt haben ab dieser Woche wieder Unterrichtsbetrieb in normalen Klassenstärken. Im konkreten Fall kann das bis zu 28 Kinder in einem Raum bedeuten. Schichtunterricht gibt es in S.-Anhalt ab jetzt um GS-Bereich nicht mehr.