Können Kinder unter zehn das Coronavirus gar nicht übertragen? Studie läuft an

6

HEIDELBERG. Kinder sollen in absehbarer Zeit wieder in die Kitas gehen. Eine Studie der vier Universitäts-Kinderkliniken soll zeigen, ob sich die Kleinen überhaupt mit dem Coronavirus infizieren können. Wenn nicht, wäre die Rückkehr in die Einrichtungen leichter als befürchtet.

Sind Kitakinder und Grundschüler womöglich gegen das Coronavirus von Natur aus geschützt? Foto: Shutterstock

Die vier Universitäts-Kinderkliniken in Baden-Württemberg wollen in einer Studie die Frage klären, ob Kinder bis zu zehn Jahren immun gegen das Coronavirus sind. Damit werde eine isländische Studie zu diesem Thema überprüft. Gesucht werden dafür landesweit 2000 Kinder plus jeweils ein Elternteil.

Die isländischen Wissenschaftler hatten demnach in der Studie herausgefunden, dass von 13.000 Probanden kein einziges Kind unter zehn Jahren mit dem Coronavirus infiziert war. Bei Menschen ab zehn Jahren waren es 0,8 Prozent, wie es im Fachjournal «New England Journal of Medicine» heißt.

Studie aus China zeigt: Kinder ähnlich infiziert wie Erwachsene

Der Chef der Heidelberger Kinderklinik, Georg Hoffmann, sagte der «Rhein-Neckar-Zeitung», er hoffe, dass die isländischen Befunde valide seien. Aber: «Es gibt auch eine Studie aus China, die wiederum zeigt, dass Kinder ähnlich infiziert sind wie Erwachsene – und das Virus auch übertragen, was ja in Island nicht der Fall war.» Die Studie, an der auch die Kinderkliniken in Ulm, Freiburg und Tübingen beteiligt sind, startet an diesem Donnerstag.

Anzeige

Der Auftrag für die Untersuchung, die von der Heidelberger Klinik koordiniert wird, kam von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte: «Bei allen Einschränkungen an persönlichen Freiheiten, die wir der Bevölkerung zumuten müssen, sind Kinder die Hauptbetroffenen – wir nehmen ihnen die Kita, die Schule, den Zugang zu ihren Freunden.» Deshalb müsse die Frage, ob die Schließungen überhaupt epidemiologisch gerechtfertigt sind, unter die Lupe genommen werden. Aus den Ergebnissen könnten Rückschlüsse gezogen werden zu Zeitpunkt und Bedingungen der Öffnung von Kitas und Grundschulen.

Hoffmann erläuterte: «Wir wollen wissen, wie viele Kinder aktuell infiziert sind oder die Infektion schon hinter sich haben.» Schließlich verliefen vermutlich auch viele Infektionen ohne Symptome. In Heidelberg sei bislang kein einziges Kind wegen der Lungenerkrankung stationär behandelt worden. «Und wir vergleichen mit einem Elternteil, um zu sehen, ob Kinder gleich häufig infiziert sind wie Erwachsene oder eben nicht.»

An der Studie interessierte Familien können sich sofort melden – vorausgesetzt, sie sind noch nicht positiv getestet worden.

Den Kontakt zur Heidelberger Kinderklinik gibt’s hier.

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

6 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
klexel
3 Jahre zuvor
omg
3 Jahre zuvor
Antwortet  klexel

JA. 1 Fall in Frankreich.
Raucher sollen sich auch deutlich unterdurchschnittlich anstecken.
Trotzdem kein Grund, jetzt Raucher zu werden. Warten wir die Ergebnisse der internationalen Forschung bitte ab, bevor die Kinder in eine nicht kontrollierbare Situation kommen.

ABC
3 Jahre zuvor

Interesant!
Die Frage von Herrn Kretschmann bezüglich der Schulen, „ob die Schließungen überhaupt epidemiologisch gerechtfertigt sind“, beschäftigt viele Menschen. Sie ist tatsächlich der Dreh- und Angelpunkt, der hoffentlich schnellstmöglich geklärt wird. Vieles andere wie Schutzmasken oder Desinfektionsmittel, schaffen dagegen falsche Vorstellungen von Sicherheit.

dickebank
3 Jahre zuvor

Ruchend eKinder unter 13 Jahren sind also überdurchschnittlich vor einer Infektion mit SARS-COV2 geschützt- n, wer hätte das gedacht:)

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor

Wir werden in ca. zwei Wochen wissen, was uns dieser ganze Öffnungsversuch gebracht hat. Bei uns ist die Anzahl der Kinder, die in der „Notbetreuung“ sind, nun mehr als viermal so hoch, wie zu Beginn. Bald kommen noch 54 Viertklässler, aufgeteilt auf 4 Gruppen dazu. Das sind dann insgesamt schon wieder jeden Tag 76 Kinder. Alle sollen dann noch mit Masken und unter Einhaltung der Abstände mit dem Schulbus fahren. Das wird bestimmt alles ganz „“reibungslos“ klappen… ach ja, in der Schule herrscht übrigens keine Maskenpflicht.

Elma
3 Jahre zuvor

Genau das habe ich mich seit den Schulschließungen die ganze Zeit gefragt, wer bewiesen hat, dass Kinder die gefährlichsten Coronaverbreiter schlechthin sind…Nach 6 Wochen schaut man endlich mal genauer hin. Das war längst überfällig.
Und leider kann man in zwei Wochen wieder nichts dazu sagen ob ein Ansteigen der Infektionskurve auf Grund der Schulöffnungen stattfindet oder vielleicht auf Grund der ganzen anderen Lockerungen.