Landkreis lässt bei Lehrern und Schülern Fieber messen, bevor sie in die Schule dürfen

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ALTENBURG. Der Landkreis Altenburger Land in Thüringen hat als Schulträger einen Hygieneplan für seine Schulen aufgestellt, der es in sich hat: Bei Schülern, Lehrern und allen anderen Schulmitarbeitern wird jeden Morgen mit einem Fieberthermometer die Körpertemperatur gemessen. Wer eine höhere als üblich aufweist, wird abgewiesen. Der Bildungsminister des Landes hält das für unangemessen. Allerdings zeigt der Landkreis auch mit seinen übrigen Schutzregelungen Konsequenz. Ist das vielleicht sogar vorbildlich?

Ist es überzogen, morgens vor der Schule die Körpertemperatur von Schülern und Lehrern zu messen? (Symbolbild) Foto: Shutterstock

„Um für die Schüler und Pädagogen und schließlich auch für deren familiäres Umfeld das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus zu minimieren, hat die Kreisverwaltung – hierbei involviert waren hauptsächlich der Fachdienst Schulverwaltung sowie Amtsarzt Professor Stefan Dhein – einen Hygieneplan für die Schulen in Trägerschaft des Landkreises erarbeitet“, so heißt es in einer Erklärung des Landkreises Altenburger Land. In diesem Plan, der den Schulleitungen vorliege, seien folgende Maßnahmen getroffen worden:

  • „Da im Öffentlichen Personennahverkehr das Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung – wie von der Thüringer Landesregierung verordnet – ab Freitag dieser Woche Pflicht ist, sind diese Masken auch von den Schülerinnen und Schülern im Schulbusverkehr zu tragen. Daher sind Eltern angehalten, ihre Schulkinder schnellstmöglich mit einer solchen Maske auszustatten. Am Montagmorgen werden die Busfahrer in den Schulbussen einfache und nicht über einen längeren Zeitraum hinweg benutzbare Papiermasken bereithalten und gegebenenfalls an Schülerinnen und Schüler ohne Mund- und Nasenbedeckung ausgeben.“
  • „Jede Schule in Trägerschaft des Landkreises wird mit einem Infrarot-Fieberthermometer (Temperaturmessung an der Stirn) ausgestattet. Vor Betreten des Schulgebäudes, einzeln und mit zwei Meter Abstand zur nächsten Person, wird bei jedem Schüler, jedem Lehrer, jedem Mitarbeiter (z.B. Schulsekretärin) täglich die Körpertemperatur gemessen. Personen mit erhöhter Körpertemperatur über 37,3 Grad Celcius erhalten keinen Zutritt zum Schulgebäude, werden namentlich erfasst, unverzüglich nach Hause geschickt, um gegebenenfalls einen Arzt zu konsultieren. Das Fiebermessen werden die Schulleitung, die Schulsachbearbeiter und die Schulhausmeister übernehmen.“
  • „Die Lehrkräfte haben sich täglich nach dem Befinden der Schüler (und die Schulleitung nach dem Befinden der Lehrkräfte) zu erkundigen.“
  • „Alle Personen müssen einzeln ins Schulhaus eintreten. Dafür wurden/werden entsprechende Abstandsmarkierungen unmittelbar vorm Eingang aufgezeichnet.“
  • „Alle Schüler und Lehrer haben als erstes nach Betreten des Schulhauses die Hände mit Seife zu waschen. Plakate an allen Eingängen weisen darauf hin.“
  • „In den Schulen stehen Seife, Papierhandtücher und Desinfektionsmittel zur Verfügung. Elektrische Handtrockner, die für eine Luftverwirbelung sorgen, werden in den Sanitärbereichen abgebaut bzw. außer Betrieb gesetzt.“
  • „Im Schulhaus und auf dem Pausenhof haben alle Personen den Mindestabstand einzuhalten. Die Husten- und Niesetikette ist ebenso einzuhalten.“
  • „Am Ende eines jeden Schultages erfolgt eine prinzipielle Reinigung inklusive Desinfektion der Handläufe, Schultische, Türklinken etc. durch Reinigungsfirmen. Nach Ende einer jeden Pause werden die Schulsachbearbeiterinnen und Hausmeister Türklinken, Treppenhandläufe und Armaturen der WC-Anlagen zusätzlich reinigen.“
  • „In den Unterrichtsräumen wird jeder Tisch mit nur einem Stuhl versehen. Die Tische werden so angeordnet, dass ein ausreichender Abstand entsteht. Jeder Schüler bekommt seinen Unterrichtstisch zugewiesen. Die Pädagogen kümmern sich um den Sitzplan. Je nach Größe des Klassenraumes sollen nur etwa 10 bis 12 Tische in einem Klassenzimmer stehen (kleinere Lerngruppen). Es werden also mehr Klassenräume genutzt. Es wird mehrmals täglich gelüftet. Klassenräume werden am Schultag nicht gewechselt (außer Fachkabinett Chemie, Physik).“
  • „Die Pausenaufsicht hat darauf zu achten, dass keine Personenansammlungen entstehen und der Mindestabstand eingehalten wird. Hofpausen haben möglichst gestaffelt zu erfolgen.“
  • „Auch in den Speiseräumen werden die Tische und Stühle so minimiert, dass der geforderte Mindestabstand eingehalten werden kann.“

Kritik am Fiebermessen vor dem Unterricht kommt laut „Bild“-Zeitung von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke). Die Maßnahme sei nicht notwendig, führe zur Verunsicherung und verhindere ein einheitliches Vorgehen, so zitiert ihn das Blatt. In Thüringen gehen aktuell die Abiturienten wieder zur Schule. Ab dem 4. Mai kommen Abschlussklassen hinzu, ab 11. Mai die Viertklässler.

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In den Pausen müssen die Schüler Mundschutz tragen

Tatsächlich kann „unklares Fieber“, also eine erhöhte Körpertemperatur ohne weitere Symptome, auf eine Corona-Infektion hindeuten. Allerdings: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) tritt Fieber nur bei 40 bis 50 Prozent der Infizierten auf. Eine Empfehlung des RKI, in Schulen die Körpertemperatur zu messen, gibt es nicht. Die übrigen Maßnahmen des Landkreises entsprechen aber durchaus den Vorgaben der Infektiologen (News4teachers berichtet ausführlich über das, was die Wissenschaftler des Bundesinstituts für Schulen empfehlen – hier geht’s hin).

Wie konsequent der Landkreis in seinen Schulen verfährt, das berichtet eine Schülerin gegenüber der „Bild“: „Es war erst mal ein bisschen befremdlich. Man muss Mindestabstand halten, es wird Fieber gemessen, dann bekommt man Desinfektionsmittel auf die Hände und muss im Anschluss auch noch mal die Hände waschen. Erst dann darf man in die Klassenräume gehen. In den Pausen muss Mundschutz getragen werden.“

Wie die GEW berichtet, sind solche Bedingungen in Thüringer Schulen keineswegs die Regel. „Es ist nicht klar, ob alle Schulen über genügend Seife und Einmalhandtücher verfügen. Das gilt auch für Desinfektionsmittel“, sagt die Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum dem mdr zufolge. Sie könne sich im Moment nur schwer vorstellen, dass es in allen Schulen möglich ist, die Hygienebedingungen des Landes zu 100 Prozent zu erfüllen, so heißt es. News4teachers

Kultusminister wollen jeden Schüler bis Sommer in die Schule bringen – schließen einen normalen Schulbetrieb bis dahin aber aus

 

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Marie
3 Jahre zuvor

„Das Fiebermessen werden die Schulleitung, die Schulsachbearbeiter und die Schulhausmeister übernehmen.“ Die haben ja morgens vor dem Unterricht auch gar keine anderen Aufgaben zu erledigen, ebenso wie hier: „Nach Ende einer jeden Pause werden die Schulsachbearbeiterinnen und Hausmeister Türklinken, Treppenhandläufe und Armaturen der WC-Anlagen zusätzlich reinigen.“ Wenn der Landkreis will, dass nach den Pausen diese Dinge gereinigt werden, soll er bitte entsprechende Reinigungskräfte damit beauftragen. Ach, ich vergaß: die muss man ja extra bezahlen…

Besorgter Vater
3 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

Immerhin darf man noch ohne Maske und Fiebermessen ungeschützt einander erkennen.

biene
3 Jahre zuvor

100 %itigen Schutz gibt es nicht. Um jedoch die zum Teil panischen Eltern zu beruhigen sowie die Risikogruppen in der Lehrerschaft zu schützen, ist das jedoch die beste Entscheindung. Sobald jedoch einer erkrankt, kann es mies laufen und der (Staats-)Anwalt um die in Ecke kommen und ein Verfahren anstrengen. Der Träger möchte sich nicht in unnötige Gefahr begeben und die Schulleitung ebenflls nicht. Außerdem ist die Schule dann schneller wieder dicht als es der Schulleitung,den Lehrern, Schülern und deren Eltern lieb sein kann.
Hier ist es eine ermessens Sache.

Frieda
3 Jahre zuvor

Ich habe langsam den Eindruck, dass unsere ganze westliche Gesellschaft wirklich krank ist – psychisch. Die Absurditäten nehmen kein Ende. Vielleicht sollten wir uns ernsthaft einmal damit auseinandersetzen, dass wir sterblich sind, um die Angst zu verlieren und ins volle Leben schreiten zu können!

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  Frieda

Die vorgeschriebenen Maßnahmen laufen ins Leere und entsprechen beruhigendem Aktionismus, denn das Virus wird von Infizierten bereits ein bis drei Tage vorher ausgeschieden bevor sich selbst Symptome wie Temperaturerhöhungen und Schnupfen beim Infizierten einstellen(Quelle RKI).
Nach Angaben des RKI kann das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit als ein möglicher Baustein die Ausbreitung des Wuhan-Virus verlangsamen- man vermutet es nur ohne eine wissenschaftliche Expertise.
Der Geist ist nun einmal aus der Flasche, und er wird sich weiter ausbreiten.

Lehrerberlin
3 Jahre zuvor

Klaro…
Dann auch ungeschützten Geschlechtsverkehr und Jagdurlaub in Tschernobyl….