Lehrerverband schließt „Vollstart“ der Schulen nach den Ferien aus – erstmal nur Unterricht mit Masken-Pflicht für Abschlussklassen?

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BERLIN. Seit fast vier Wochen sind in ganz Deutschland die Pausenklingeln in den Schulen stumm und die Stühle hochgestellt. Immer lauter wird nun die Frage gestellt: Wie geht es weiter nach den Osterferien? Der Deutsche Lehrerverband macht wenig Hoffnung, dass schnell Normalität einkehrt.

Kann sich einen schulischen Vollbetrieb derzeit nicht vorstellen: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands (und selbst Leiter eines bayerischen Gymnasiums). Foto: Deutscher Lehrerverband

Eine Rückkehr zum normalen Unterricht an den Schulen direkt nach den Osterferien wird es nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes nicht geben. Alles hänge von der medizinisch-virologischen Lageeinschätzung und den Maßnahmen ab, die am kommenden Mittwoch von den Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossen und verkündet würden, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger. «Ich bin mir aber sicher, dass es nach den Osterferien keinen Unterrichts-Vollstart an den Schulen geben wird.»

Am Mittwoch nach Ostern wird über Schulöffnungen gesprochen

Merkel und die Länderchefs wollen am Mittwoch nach Ostern über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten (News4teachers berichtete). Es geht dabei vor allem um die Frage, inwieweit beschlossene Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Virus wieder gelockert werden können oder nicht. Sollte bei der Schalte eine Verlängerung oder Verschärfung der bisherigen Maßnahmen vereinbart werden, dann werde es auch keine Schulöffnungen geben, sagte Meidinger. «Wird aber der Lockdown gelockert, kann man auch eine stufenweise Rückkehr zum Schulbetrieb wieder andenken.»

Unter stufenweiser Rückkehr stellt sich der Lehrerverbandspräsident, der selbst ein Gymnasium im niederbayerischen Deggendorf führt, beispielsweise eine gestaffelte Rückkehr der Schüler vor, beginnend mit den Abschlussklassen für Abitur, Mittlere Reife und Hauptschulabschluss – vor allem wegen der Prüfungen. Die Kultusminister der Länder hatten Ende März vereinbart, dass die Schulabschlussprüfungen in Deutschland trotz Corona-Krise stattfinden sollen. In Hessen und Rheinland-Pfalz wurden zuletzt unter strengen Hygienevorschriften auch während der Zeit der Schulschließungen Abiturprüfungen durchgeführt.

Können die Schulen öffnen? Tendenz nicht zu erkennen

Eine Tendenz, wie die Entscheidung von Bund und Ländern über die Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach dem 19. April ausfallen könnte, ist kurz vor Ostern noch nicht zu erkennen. Mehrere Ministerpräsidenten hatten sich in den vergangenen Tagen zu ihren Erwartungen an die Schalte in der kommenden Woche mit Merkel geäußert. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte am Mittwoch, sie hoffe, dass danach eine Entscheidung zum Vorgehen an den Schulen stehe. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) forderte einen Konsens aller 16 Bundesländer beim Zeitplan für die Wiedereröffnung von Schulen und Kitas. NRW werde bei den Beratungen mit Kanzlerin Merkel darauf dringen.

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Dienstag explizit auf Österreich verwiesen, das in der Entwicklung drei Wochen voraus sei: Dort würden viele Maßnahmen verlängert, Ausgangsbeschränkungen blieben, und auch die Schulen würden geschlossen bleiben.

Schulbetrieb mit einzelnen Klassen – und Atemschutzmasken?

Nach Meidingers Ansicht wären bei einer Rückkehr in den Schulbetrieb auch Gruppen- und Klassenteilungen vorstellbar, um einen höheren Sicherheitsabstand einhalten zu können. «Auch eine Verpflichtung zu einfachen Atemschutzmasken halte ich für möglich, wenn sie von den Landesregierungen den Schulen zur Verfügung gestellt werden können», sagte der Lehrerverbands-Präsident. Außerdem brauche es Ausnahmeregelungen für besondere Risikogruppen unter Schülern und Lehrkräften. «Diese Personen sollte man weiter nicht zur Unterrichtspräsenz verpflichten und dafür Sonderregelungen erwägen.»

Eine Forderung, die auch von den Berufsschullehrern gestellt wird. «Die Risikogruppen müssen klar definiert sein. Der Mindestabstand in den Klassenräumen muss gewährleistet sein», hieß es am Mittwoch vom Bundesverband für Lehrkräfte der Berufsbildung (BvLB). Zudem müssten die hygienischen Bedingungen in den Schulen dem Infektionsschutzgesetz genügen und der Gesundheitsschutz müsse für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gleichermaßen garantiert sein. «Andernfalls kann der Unterricht an beruflichen Schulen nicht starten.»

Und auch falls der Betrieb bald schrittweise wieder losgeht, die lange Ausnahmesituation wird nach Ansicht des Lehrerverbandes lange nachwirken. Präsident Meidinger spricht von «Lernlücken, die trotz Homeschooling» entstanden seien. Diese zu schließen, werde sich noch bis weit ins nächste Schuljahr hineinziehen. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Schulen öffnen? GEW sieht Gesundheit von Schülern und Lehrern aus Risikogruppen bedroht

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13 Kommentare
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Ina Hille
3 Jahre zuvor

Wie kann man die Schulen wieder öffnen bei 5000 Neuinfektionen an einen Tag, zu Hause ist Kontaktsperre angesagt und in der Schule sitzen in kleinen Klassen die ganzen Kinder aufeinander… Darüber hinaus bringen die Kinder die Krankheit mit nach Hause, die ganzen Wochen vorher wurden die Kinder zu Hause isoliert damit sie niemanden anstecken. Wie stellen sich manche Leute vor eine Maske Pflicht in der Schule, sollen die jenigen die so schlau reden erst mal selbst eine Maske für 8 Std täglich tragen dann können sie auch weiter reden so ein Schwachsinn… In manchen Schulen werden die WC Anlagen vielleicht ein mal die Woche gereinigt, geschweige denn Seife, Desinfektionsmittel und Einmal Handtücher… So her sollen die kommen..
Es wäre eine Unverschämtheit wenn die Schulen in dieser Zeit wieder geöffnet werden sollten.
Nur Eltern die Ihre Kinder los werden wollen schicken diese dahin, denen liegt nicht an der Gesundheit anderer Menschen.

Hasret Bayazit
3 Jahre zuvor

Ist noch zu früh eine positive kind kann denn anderen kinder stecken und die kinder familien

Antje
3 Jahre zuvor

Es wäre viel zu zeitig für einen Versuch. Wir sind noch nicht einmal auf der Spitze des Berges angelangt. Allein die hygienischen Bedingungen, sind in den Schulen nicht gegeben. Sprich, 3 Toiletten für…. Schüler und die Kontrolle des Händewaschen ist auch nicht nachzuvollziehen. Es heißt doch, die Viren halten sich auch an Türklingen und anderen Oberflächen. Wenn man all dies berücksichtigen soll, dann bitte auch eine Öffnung der Schule, zu einem späteren Zeitpunkt.

Barbara Heinrich
3 Jahre zuvor

Ich bin eine zweiundsechzige Oma habe EU Rente. Mein Enkelkind muss ganz allein im Kindergarten sein, weil meine Tochter im Krankenhaus arbeitet. Der kleine ist in der Kita allein darf nicht auf dem Spielplatz. Was passiert mit der psyche der Kinder und auch den Schülern. Bis jetzt ist noch kein Satz darüber gefallen ob sie wirklich überträger sind. Gerade ab der fünften Klasse ist es wichtig von den Lehrern unterrichtet zu werden. Ich wäre dafür die Schulen und Kitas wieder schrittweise zu öffnen. Vorallem für die schulschwächeren Schülern. Die Schüler ein Jahr wieder zurücksetzten, so wie die Regierung es äußerten würde ich wiederum nicht für gut heisen.

Anna Blume
3 Jahre zuvor

Ich vermisse die Wortmeldungen der Schüler vor allem der Abschlussklassen!! Hey, tut Euch zusammen und schreibt Emails an die Ministerpräsidenten eurer Länder und das KMK! So viele, bis die Server lahm gelegt sind! Macht Euch bemerkbar! Es geht hier um Euch und die Sicherheit Eurer Familien! Es geht um den Druck, dem Ihr ausgesetzt seid, zur Infektionsquelle zu werden! Abschlussnoten können auch anders zusammengesetzt werden, ohne die Gesundheit oder Menschenleben zu gefährden. Selbst im Winter bei Glatteis dürft Ihr oder Eure Eltern entscheiden, ob der Schulweg riskiert wird, oder nicht…

Regina
3 Jahre zuvor

Langsam müssen die Kinder zur schule

Thomas Schultz
3 Jahre zuvor
Antwortet  Regina

Wer es mit seinen Kindern zu Hause nicht aushält, der sollte sich das nächste Mal überlegen, ob man welche bekommen sollte. Öffnet man die Schulen gibt es kein Argument mehr Fußballstadien geschlossen zu halten… kennt noch irgendjemand den Spruch „Vorsicht ist besser als Nachsichtig“?

Thomas Schultz
3 Jahre zuvor
Antwortet  Thomas Schultz

„Nachsicht“ heißt es natürlich…

Kerstin Rooch
3 Jahre zuvor

Der Wegfall des Unterrichtes in der Schule wird zu sehr dramatisiert. Die paar Wochen können ohne Probleme nachgeholt werden ohne das lebensentscheidende Defizite entstehen! Die Schüler werden ja von den Lehrern mit Wiederholungsstoff versorgt und das schadet auch nicht. Viel wichtiger ist, dass die Kinder wieder einmal Zeit mit ihren Familien verbringen – und das ist doch unschätzbar wichtig – spielen, lesen, gemeinsam kochen basteln … Da nehmen sich alle intensiv wahr und das ist sehr wertvoll.Wir sollten keinen Lernstress hervorrufen.

Birgit Hannouf
3 Jahre zuvor

Ich finde es zu früh die Schulen zu öffnen wie ist das wenn ein Mitglied der familie risiko Patient ist der kann sich ja bei sein kind gleich anstecken und der Abstand von 1,5 Meter ist auch nicht gewährleistet
Darüber sollte mann auch mal Nachdenken.

Steven Bölter
3 Jahre zuvor

Ich frage mich eins wie kann man vom normal start reden wenn der virus ansteigt und die Todesfälle ansteigen kann mir das einer verraten das is doch nur hin und her gerede weil man nicht weiß was man schreiben soll und dem menschen Hoffnung machen möchte und dazu kommt solang es keine Heilmittel gibt kann es nie einen neustart geben kinder werden weiter andere anstecken und ältere menschen müssen in angst leben wenn der normalstart angeht deswegen beantwortet das mal wie es ohne heilmittel funktionieren soll den ein virus verschwindet net einfach so wenn es ruhiger wird is das nur ein kurzer stillstand es wird noch schlimmer werden solang es kein heilmittel gibt

Prof Dr Dr C C P
3 Jahre zuvor

Aus medizinischen Sicht nicht durchführbar was aus politischen Kalkül durchgeboxt wird .

Nina
3 Jahre zuvor

Ich finde es auch zu früh,da es noch immer Neuinfektionen gibt.Viel schwieriger finde ich für die kinder,das ihnen der Kontakt zu ihren Freunden fehlt.Wir sind 2 Erwachsene u.6 Kinder alle Zuhause,ja Kontakt zu anderen Menschen (uns )ist da ,man kann miteinander sprechen,aber das ersetzt nicht die Freunde o.Freundinn.Und,die Angst bei den Kindern ist auch spürbar.