Teilweise Schulöffnungen am 20. April? Zwei Bundesländer preschen vor – Karliczek mahnt bundeseinheitliches Vorgehen an

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BERLIN. Wie geht es nach den Osterferien mit der Schule in Deutschland weiter? Antworten wird es wohl am kommenden Mittwoch geben, nach einer Schalte der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder. Die Bundesbildungsministerin mahnt ein gemeinsames Vorgehen an. Zwei Länder, Sachsen und Baden-Württemberg, sind allerdings schon vorgeprescht – mit unterschiedlichen Terminvorgaben. Nur in einem Punkt scheint Einigkeit zu herrschen: Der Schulbetrieb soll schrittweise anlaufen.

Zeigt sich optimistisch: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Foto: BMBF / Laurence Chaperon
Ermahnt die Länder: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Foto: BMBF / Laurence Chaperon

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat die Bundesländer zu einer gemeinsamen Linie bei der Wiederöffnung der Schulen aufgerufen. «Der Staat sollte in dieser Krise möglichst abgestimmt vorgehen», sagte sie. Die Länder sollten möglichst einheitliche Kriterien für eine Rückkehr in den normalen Schulbetrieb entwickeln. Sachsen war am Donnerstag allerdings bereits vorgeprescht – und hatte angekündigt, dass die Schulen im Freistaat zumindest für die Abschlussklassen am 20. April, also unmittelbar nach den Osterferien, öffnen sollen (News4teachers berichtete). Baden-Württemberg hingegen hat indirekt ausgeschlossen, dass der Schulbetrieb am 20. April bereits wieder beginnt, auch teilweise nicht.

Karliczek sagte, sie teile die Auffassung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet. Der CDU-Politiker hatte einen Konsens aller 16 Bundesländer beim Zeitplan für die Wiedereröffnung von Schulen und Kitas gefordert. Zentrale Vorgaben für die Schulen sind in Deutschland nicht möglich, weil Bildung in der Zuständigkeit der Bundesländer liegt.

Merkel: in Schulen und Kitas Abstand nicht sicherzustellen

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte gesagt, «es sollte so viel gemeinsam geschehen wie möglich». Man solle in Deutschland eine Linie behalten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am kommenden Mittwoch über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise und mögliche Lockerungen der strengen Einschränkungen beraten. Dabei dürfte es auch um die Schulen gehen.

Die Meinungen, wie es dort konkret weitergehen soll, gingen zuletzt auseinander. Merkel selbst hatte in ihrer letzten Pressekonferenz vor Ostern gesagt, sie halte Schulen und Kindergärten «nicht für den Ort, an dem man nun mit einfachster Maßnahme den Abstand sicherstellen kann, den man noch braucht».

Schrittweiser Einstieg in den Schulbetrieb ist Konsens

Konsens scheint zu sein, dass der Schulbetrieb nur schrittweise wieder anlaufen sollte. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, plädiert dafür, zuerst die Abschlussklassen zurückkehren zu lassen. Einen Unterrichts-Vollstart werde es nach den Osterferien an den Schulen jedenfalls nicht geben, hatte Meidinger gesagt.

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Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte dagegen ins Gespräch gebracht, zuerst Kitas und Grundschulen wieder zu öffnen. «Sollte sich herausstellen, dass Experten sagen, dass kleine Kinder nicht die Infektionsübertragungen machen, wie man ursprünglich angenommen hat, dann wäre es natürlich schön, dass man mit den Kitas, mit den Grundschulen beginnt», sagte er NDR 90,3.

Baden-Württembergs Bildungsministerin Susanne Eisenmann (CDU) wies darauf hin, dass die Schulen ausreichend Zeit zur Vorbereitung des Wiedereinstiegs bräuchten. Auch ein stufenweiser Einstieg könne nicht auf Knopfdruck von heute auf morgen organisiert werden. «Wir gehen deshalb davon aus, dass zwischen der Festlegung eines Datums für einen langsamen Wiedereinstieg und dem konkreten Start mindestens eine Woche liegen muss», hatte Eisenmann gesagt – und dies bereits in einem Schreiben an alle Schulleitungen im Land verkündet (News4teachers berichtete). Nach dieser Rechnung wäre eine Wiederöffnung der Schulen bereits am 20. April ausgeschlossen, da nicht genug Zeit zwischen Merkels Beratungen mit den Ländern und diesem Datum liegen würde.

Lob für Lehrer, Schüler und Eltern

Bundesbildungsministerin Karliczek sagte, der Bund biete den Ländern gerne Unterstützung an, das notwendige Wissen zusammenzutragen, das es für die Erarbeitung von Kriterien für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs oder auch möglicher Unterrichtsvarianten brauche. Ihren Worten zufolge können Lehrer, Eltern und Schüler stolz auf die vergangenen vier Wochen während der Schulschließungen sein. «Die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler und die Eltern haben das Beste aus der Situation gemacht. Alle mussten sich von einem Tag auf den anderen umstellen. Aber das hat – nach allem, was ich höre – insgesamt gut geklappt.»

Die vergangenen Wochen hätten aber auch gezeigt, dass in den nächsten Monaten und Jahren die Digitalisierung der Schulen wirklich vorangebracht werden müsse. Für die Corona-Krise wurden Schulen zuletzt kurzfristig 100 Millionen Euro aus dem Digitalpakt Schule bereitgestellt zum Auf- und Ausbau von Online-Lernplattformen. «Aber auch danach muss die eigentliche Umsetzung des Digitalpakts an Tempo gewinnen. Es stehen ja fünf Milliarden zur Verfügung, die bis dato nur zu einem Bruchteil abgerufen wurden», sagte die Bundesbildungsministerin.

Der Digitalpakt Schule ist im Mai 2019 in Kraft getreten. Bis 2024 stellt der Bund darüber fünf Milliarden Euro für die Ausrüstung der Schulen mit neuer Technik bereit. Umfragen zum Jahreswechsel hatten ergeben, dass die Mittel bisher nur spärlich abgerufen wurden (News4teachers berichtete). dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

GEW-Chefin: Schrittweise Öffnung von Kitas und Schulen nur bei wirksamem Infektionsschutz

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Josie
3 Jahre zuvor

Warum um Himmels willen entscheiden nun 2 Bundesländer für sich, wenn noch nicht einmal die Bundespolitiker getagt, beraten und entschieden haben UND EIGENTLICH ein gemeinsames Vorgehen angedacht ist?

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Josie

Weil der Bund nicht zuständig ist. Es geht nicht um die Sache, es geht um ein Macht-Statement. Es ist die absehbare Reaktion auf die Äußerung der Bundesbildungsminsterin.
Letztere dürfte darüber hinaus auch ein Interesse daran haben, dass das elterliche Hotel weniger Beschränkungen hat.

Sabine
3 Jahre zuvor

Was soll das Gerede von Abstand bei Grundschülern, wenn 50 davon in einem Bus zur Schule gefahren werden??? Das ganze ist so lächerlich ! Einfache Frage: Was ist mehr wert? Das Leben von Menschen, oder 3 Monate Schulstoff?

Ignaz Wrobel
3 Jahre zuvor
Antwortet  Sabine

Es ist sehr interessant zu beobachten, wie hier die Schüler als Argument gegen Schuleröffnungen vorgeschoben werden, obwohl diese gar nicht zur Risikogruppe der Gefährdeten gehören.

Linda Neubauer
3 Jahre zuvor

Die deutsche Ignoranz schlägt wieder zu.
Denken wir wirklich, dass wir die Weisheit mit Löffeln gefressen haben?
Wieso orientiert man sich nicht an Ländern, die Erfahrungen mit Epidemien haben?
Singapur hat bis vor einigen Tagen alles weiterlaufen lassen, Schulen geöffnet,unter Schutzmaßnahmen!!!!
Nun sind die Schulen geschlossen, trotz Schutzmaßnahmen!!!
Schutzmaßnahmen sind in Deutschland ein Fremdwort.
Schulkinder als Kanonenfutter, Frau Karliczek Sie sollten sich schämen!!!
Hygiene an Schulen, machen Sie Witze!!!
Eine Frage noch Frau Karliczek, wenn Sie Kinder hätten, kann ich mir ehrlich gesagt nach dieser Entscheidung nicht vorstellen, würden sie Ihre Kinder zur Schule schicken?!?

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Linda Neubauer

Die Bundesbildungsministerin hat sich doch weder für noch gegen die Wiedereröffnung der Schulen ausgesprochen. Sie hat lediglich darauf gedrungen, dass die Bundesländer, die nämlich de jure zuständig sind, einheitlich verfahren. Da Frau Karliczek aus dem Grenzgebied zwischen Nds und NRW stammt, weiß sie vermutlich zu genau, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Landesbestimmungen in direkter NAchbarschaft haben.

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Vielleicht sollten wir uns alle einmal bei der von Tedros Ghebreyesus/Bruce Aylward geführten chinafreundlichen WHO für die Pandemie des SARS-Virus-19 bedanken, die noch Mitte Januar 2020 behaupteten, dass SARS-COVIT-19-Virus würde nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden, zu einem Zeitpunkt, als die VR China unter dem autoritären Regime eines Xi Jinping noch emsig damit beschäftigt war, die sich ausbreitende SARS- Epidemie, wie bereits 2002/03, zu vertuschen versuchte, indem kritische Ärzten eingeschüchtert wurden und kritische Journalisten weggesperrt wurden.
Man kritisierte sogar verhängte gegen die VR China verhängte Einreisebeschränkungen, als das Virus bereits schon in zahlreichen Ländern als Krankheitserreger aufgetaucht war.
Außerdem lobte man von diesen Vertretern der WHO die angebliche Offenheit und den vorbildlichen Umgang der VR China bei der Bekämpfung und der Verhinderung der Ausbreitung des Virus.

Andrea
3 Jahre zuvor

Die Schulen sollten noch nicht öffnen. Der Mindestabstand kann garnicht eingehalten werden. Das Risiko einer Ansteckung ist viel zu groß, da noch niemand hundertprozentig sagen kann, wie es auf jüngere wirkt. Die Kinder können alle möglichen Leute anstecken. Ich werde meine Kinder vorläufig nicht zur Schule schicken. Die Gefahr der Ansteckung ist mir zu groß. Die Gesundheit geht vor.

Jasmin Kaiser
3 Jahre zuvor
Antwortet  Andrea

Leider haben wir Eltern am Ende an wenigsten mitzubestimmen. Entscheidet das Bundesland, in dem wir leben, daß die Schulen geöffnet werden, haben wir Folge zu leisten und unsere Kinder hinzuschicken.Zuwider Handlungen stellen eine Schulpflichtverletzung dar.

Grundschulpädi
3 Jahre zuvor

Und wie soll ich als Grundschullehrer 1,5m Abstand zu den Kindern halten? Wenn ich in ihre Aufgaben sehen möchte, müssen, alle Kinder den Raum verlassen, damit ich keinem Kind und kein Kind dem anderen zu Nahe kommt? Wenn also ein Kind hinten in der Arbeitsphase eine Frage hat, brüllen wir uns quer durch den Klassenraum an? Ich habe zusätzlich zwei Kinder, die zur Risikogruppe gehören. Von unserem Kollegium wären sowieso nur 7 von 14 anwesend, da der Rest zur Risikogruppe ab 50 Jahren oder aus eigenen gesundheitlichen Gründen gehört. Setzen wir am besten alle in diecTurnhalle und ein Lehrer unterrichtet mit Mikrophon?
DAS MACHT DOCH KEINEN SINN!!

Marie
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschulpädi

Der Sinn ist doch ganz klar : Wir werden alle zu Laborratten, damit Mama und Papa wieder brav zur Arbeit gehen können. Schließlich muss doch die Wirtschaft gerettet werden…

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

Nee, eben nicht. Der größte Teil der Fabriken hat doch nicht auf Weisung der Exekutive die Betriebe geschlossen sondern aufgrund eigener Entscheidungen bzw. aus der Notwendigkeit heraus, dass die Lieferketten mit einem Schlag nicht mehr sichergestellt waren. Gerade den Autobauern, die längst „just-in-sequence“ arbeiten, macht die Logistik zu schaffen. Die werden ihre Mitarbeiter mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch im Mai kurzarbeiten lassen. Der Autobauer Volkswagen bezieht etwa 700 bis 800 Teile, die zum Bau seiner Modelle notwendig sind, aus Italien und Spanien.
Ein großer Teil der Transportflotten wird von ost-/südosteuropäischen Lastwagenfahrern gelenkt. Glaubt wirklich jemand, dass in absehbarer Zeit eine „just-in-sequence-Produktion“ in vollem Umfang oder zumindest im Zwei-Schicht-Betrieb anläuft?

Folglich werden eine Menge Papis und Mamis noch lange zuhause bleiben – entweder al Kurzarbeiter oder schlimmstenfalls als Arbeitslose.

mississippi
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschulpädi

Zur Risikogruppe zählt man erst ab 60 Jahren.

Cuxi
3 Jahre zuvor
Antwortet  mississippi

Ist der Kommentar ernst gemeint? Ich lese leider keine Ironie da raus…

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Cuxi

Ist der besonderen Letalität der Alterskohorten zwischen 60 – 69, 70 – 79 und über 80 geschuldet.
Neben der altersbedingten Risikofaktoren gibt es noch gesundheitliche, die alle Altersgruppen betreffen.

Stichtagsregelungen – behördlicherseits- bedürfen keiner Ironie. Sie sind willkürliche Festsetzungen

Jan
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschulpädi

Da ist deine Kreativität gefragt, mein Freund. Ändere das Unterrichtsgeschehen, oder geh‘ gleich eine Etage höher und arbeite an einer Änderung des Systems.
Wen klagst du an, wegen des Abstands? Das kann niemand ändern.

Ein bayerischer Abiturient
3 Jahre zuvor

Hierzu meine jetzige Situation als bayerischer Schüler einer 12. Klasse.
Dadurch, dass unsere Prüfungen erst am 30.04 hätten beginnen sollen, sind uns drei Wochen Regelunterricht entfallen, von denen nur die letzte für die reine Abiturvorbereitung angedacht war und die anderen beiden für den restlichen Stoff in allen Fächern. Durch die vorläufige Verschiebung der Prüfungen auf den 20.05 hätten wir diese Wochen eigentlich zurückbekommen. Dies ist auf dem Papier zwar eine Lösung, die uns faire Bedingungen für das Abitur garantieren soll, in der Praxis ist dies jedoch nicht der Fall. Die Klausuren, mündliche Noten etc., die eigentlich vor den Ferien abgeschlossen werden sollten, müssen schließlich noch nachgeholt werden. Dadurch, dass wir die Osterferien jetzt zur gleichzeitigen Vorbereitung auf das Abitur und die ausstehenden Leistungserhebungen nutzen müssen, fällt uns diese Möglichkeit der reinen Vorbereitung weg; von mehr Zeit für das Abitur kann daher leider nicht gesprochen werden. Ganz davon abgesehen, dass noch keiner darüber gesprochen hat, wie die normalen Klausuren vor dem Abitur, insbesondere der mündlichen Klausuren ablaufen sollen und können, da man hier beispielsweise grundsätzlich das Recht hat, dem Lehrer Fragen zu stellen (wenn das nur Gewohnheitsrecht ist, dann möchte ich nichts gesagt haben).
Hinzu kommt noch, dass die Vorbereitungszeit natürlich geprägt ist von sozialen Unterschieden (Laptops, Hilfe von den Eltern, Internetkapazitäten, etc.) und den Angeboten der Lehrer, manche sind super, manche sind mäßig hilfreich, je nach Lehrer.
Die psychischen Faktoren der zusätzlichen Belastung während der jetzigen Vorbereitungszeit lasse ich hier außer Acht und konzentriere mich nur auf die Organisatorischen Probleme, die jede Lösung mit sich ziehen wird.
Öffnet man die Schule ab dem 20.04 – und sei es nur für uns – würde das im Falle meiner Schule immer noch bedeuten, dass ca. 130 Schüler plus die notwendigen Lehrkräfte im Haus wären. Diese sind dann in unterschiedlichen Kursen organisiert, die stündlich durchwechseln (bspw. die ersten beiden Stunden in einem Kurs und die nächsten in einem anderen Kur), was noch einmal mehr Kontaktpunkte mit sich bringt als ein Klassensystem. Die Kurse bestehen immer aus 20-30 Schülern und die Kapazitäten unserer Klassenzimmer ließen einen gebührenden Sicherheitsabstand nicht zu. Hinzu kommen die Risikogruppen, die es auch in unserem Alter gibt und natürlich die, unter der Lehrerschaft. Von den sechs Lehrkräften meiner Abiturfächer, gehören vier altersmäßig zur Risikogruppe. Wenn diese für den Unterricht wegfallen, wäre die Vorbereitung in der Schule ja fast redundant. Auch wenn man nicht zu den Risikogruppen gehört, möchte man nicht mit der Verantwortung leben müssen, einen Lehrer oder Freund unbewusst anzustecken, wenn man genau dies die letzten vier Wochen zu verhindern versucht hat. Die Rolle von uns als potentielle Überträger für unsere Familien ist selbstverständlich auch nicht zu unterschätzen und diese Angst ist es, die viele Jugendliche enorm dazu umtreibt, sich konsequent an die geltenden Regeln zu halten. Man denke an den Weg zur Schule; der Bus, den ich morgens immer nehme, ist stets voll mit Schülern aus sechs verschiedenen Schulen, die auf dessen Route liegen, von denen jede Schule natürlich eigene Schüler von Abschlussklassen hat, an Abstand ist da leider nicht zu denken. Diese ganze Prozedur würde zunächst drei Wochen so gehen, bis es dann erst an die schriftlichen Abiturprüfungen geht, wenn sich aber ein großer Teil der Schülerschaft in diesen drei Wochen ansteckt oder auf Verdacht in Quarantäne gehen muss, haben diese dann natürlich den Nachteil, nicht an der Vorbereitung in der Schule teilnehmen zu können oder die Prüfung zu verpassen.
Diese Situation ist das bayerische Szenario, das ist noch mal etwas anderes als das sächsische o. Ä. Dort haben sich die Schüler jetzt die vollen fünf Wochen nur auf ihre Abiturfächer konzentrieren können, während wir uns auf alle Fächer konzentrieren mussten und können auch direkt nach der Öffnung ihre Prüfungen ablegen, ohne sich vorher der Gefahr von drei Wochen Präsenzunterricht aussetzen zu müssen. Es sei ihnen gegönnt, denn auch ohne den jetzigen Ausnahmezustand wäre unser Abitur samt Vorbereitung nicht mit dem sächsischem oder sonst einem Abitur vergleichbar gewesen (jedes System hat natürlich seine Vor-und Nachteile, ich möchte kein Abitur abkanzeln), so funktioniert unser Bildungsföderalismus nun einmal. Aus diesem Grund ist mir nicht ganz schlüssig, wieso man einheitliche Regeln fordert, wo es noch nie einheitliche Regeln gab – auch wenn man natürlich bundesweit den Infektionsschutz an erste Stelle setzen sollt, darin sollte man sich einig sein; aber dennoch ist das Risiko der reinen Abiturprüfung in bspw. Sachsen oder Hessen noch einmal geringer als die Unterrichtszeit in Bayern, demnach ist es nicht der schlechteste Weg, situationsgerecht je nach Lage zu entscheiden. Es sind ja je nach Bundesland und Schularten ganz unterschiedliche Szenarien, was die Infektionslage, die Zahlen der Schüler und Familien, die es betrifft und die Zeitspanne angeht.
Zu der Idee nur die Grundschüler in den Unterricht zu schicken, kann ich natürlich nichts aus großartigen Erfahrungswerten sagen, aber bei meinem Neffen (2.Klasse) ist die Lage beispielsweise so, dass mein Bruder und seine Frau sich nicht begrenzt frei nehmen können um ihn zu betreuen und auch wenn er gut daheim lernen kann und viele Arbeitsaufträge hat, so bleibt doch eine Menge an Stoff und Schlüsselkompetenzenkompetenzen einfach auf der Strecke, was den Ruf nach einer Öffnung der Grundschulen natürlich legitimiert. Die Situation von Alleinehrziehenden oder Eltern, die bspw. kaum Deutsch sprechen und ihre Kinder nicht effektiv beim Lernen unterstützen können ist die Situation noch einmal drastischer. Aber auch hier sind die Hygenievorgaben einfach nicht durchführbar; dass sich eine Klasse siebenjähriger Kinder oder gar eine Kindergartengruppe nicht an Abstandsregeln halten oder einen Mundschutz ordnungsgemäß verwenden können, liegt in der Natur der Sache.
Selbstverständlich ist es schwierig, die jetzige Situation pragmatisch zu stemmen und ja, das öffentliche Leben muss schrittweise wieder hochgefahren werden um eine funktionierende Gesellschaft zu gewährleisten, auch die Schulen, Kitas, etc., aber dies ist leider in der jetzigen Situation schlichtweg nicht möglich. Wirft man einen Blick auf Länder, die sich früher mit dieser Problematik konfrontiert sehen mussten, so wird ganz zweifellos deutlich, dass das sinnvollste politische Mittel Geduld ist; es ist nun mal leider nicht mit fünf Wochen Sparflamme getan, auch nicht, wenn die Rufe nach Öffnung innerhalb dieser fünf Wochen lauter werden, denn der objektiven Sachlage halten diese Rufe nun mal nicht stand.
Diese Tatsache hilft denen, mit Problemen bei der Betreuung ihrer Kinder, natürlich nicht weiter, hier gilt es nur, auf den gesunden Menschenverstand und Kulanz deren Arbeitgeber zu hoffen. Auch hilft es mit Blick auf die Konjunktur niemanden, wenn wir jetzt so weitermachen und vielleicht, bzw. sicherlich, zieht es schwerwiegende wirtschaftliche Folgen mit sich, aber selbst diese sind nicht mit der Gesundheit und dem Wohl unserer Mitmenschen aufzuwiegen.
Die Schulschließungen sind auch für uns Schüler – ich kann natürlich jetzt nur für mich speziell als Jugendlicher sprechen – nicht einfach; natürlich nicht vergleichbar mit existentiellen oder gesundheitlichen Katastrophen, mit denen sich andere durch diese Krise konfrontiert sehen. Denken Sie bitte nicht, dass ich für Schulschließungen oder ein Abitur ohne Prüfungen plädiere, weil ich mich darüber freue, im Gegenteil. Ich hänge sehr an der Schule und jetzt fällt ein wichtiger Teil meines Weges aus der Schule hinein in das Leben weg, eventuell habe ich nie wieder wirklichen Unterricht, wahrscheinlich entfällt unsere Abschlussfeier und die Abifahrten und die Mottowoche sowieso, das alles, diese ganz normalen Erinnerungen werden mir später einmal fehlen. Und auch bin ich kein großer Fan von einem Durchschnittsabitur, ich habe so lange hart dafür gearbeitet und möchte es eigentlich auch ordnungsgemäß abschließen, aber wenn es alleine aus Gründen der Menschlichkeit – nichts ist mehr wert als ein einziges Menschenleben, ob sieben oder siebzig – nicht normal stattfinden kann, dann werde ich das so hinnehmen. Auch ist mir bewusst, dass es später, wenn die Krise einmal verblassen sollte, heißen wird, dass wir das Abitur geschenkt bekommen haben – obwohl wir auch sehr viel investiert haben, man darf nicht vergessen, dass wir fast 2/3 schon geleistet haben, und es wird sich auch nie so anfühlen wie ein echtes Abitur, aber da, wo Menschenleben komplett auf den Kopf gestellt werden, kann eine Generation an Schülern auch mal zwei, drei Monate ohne Präsenzzeit in der Schule und ohne Abiturprüfungen leben, auch wenn wir alle, von Groß bis Klein unsere Freunde, unsere Hobbies und unsere Schule vermissen.
Wenn sie sich jetzt meinen kurzen Einblick in meine Situation durchgelesen habe, bedanke ich mich recht herzlich und hoffe, Sie können ihre Perspektive um einen neuen Blickwinkel erweitern.
Und wenn wir die Botschaft des Osterfestes verinnerlichen können, dann können wir uns auch daran erinnern, dass auch aus einem Leidensweg schöne Dinge erwachsen können, in diesem Sinne: Frohe Ostern und bleiben Sie gesund!

Jan
3 Jahre zuvor

Hallo,

danke für den Beitrag und die interessanten Gedanken!

Über die Schulfrage würde ich mir eine öffentliche Diskussion wünschen. Wäre spannender, als täglich in der Tagesschau Klaus und Marta zu sehen, die Tag für Tag feststellen, dass es so viel stiller ist auf oder – bei allem Respekt – den Papst, wie er über einen leeren Platz schreitet und uns alle segnet.
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Das Licht mit einem Schlag in ganz Deutschland wieder anzuschalten á la „wird-schon“ klingt wenig überzeugend. Also: schrittweises Licht-Anschalten. Aber wie genau? Nach Relevanz? Klingt gut. Wie relevant sind Schulen? Für wen? Müssen/sollen alle Kids auf einmal wieder hin? (Klingt pandemie-mitdenkend uncool für mich). Wie kann ein schrittweiser Einstieg gelingen? Nur manche? Nur die Kids der Berufsgruppen, die kein Homeoffice machen können und dringend wieder an ihren Arbeitsplatz sollten? Was ist dann mit den Kids, die zu Hause bleiben? Wie können wir gewährleisten, dass es irgendwie für alle funktioniert und gleichzeitig physische KONTAKTE unter zwei Metern Distanz auf das WIRKLICH NOTWENDIGE BESCHRÄNKEN?
Ernsthaft beschränken, auch auf der Türschwelle und im Gang. Nicht nur in der Sitzordnung. (Abgesehen davon, dass zwei Meter zwar ganz cool sind – aber ich würde ungerne mit jemandem einen ganzen Tag in einem Raum sitzen, der gerade eine Influenza voll am Laufen hat).
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Nein, es ist nicht notwendig, dass alle Kids gleichzeitig wieder in die Schule gehen. Es ist auch nicht notwendig, alle 4rt-Klässlerinnen gleichzeitig wieder hin zu schicken. Man muss nicht alle gleich behandeln um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Manche wollen gar nicht gleich behandelt werden. „Gleich“ und „Gleichwertig“ werden nicht umsonst unterschiedlich geschrieben.
Simple, undifferenzierte Strategien sind nur notwendig, wenn wir weiterhin Bild-Zeitungs-Niveau in der Tagesschau hören und sich unsere Politikenden weiterhin ziemen die Frage, wie denn eine schrittweise Lockerung überhaupt konzeptionell aussehen könnte, öffentlich zu diskutieren.
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Ist ja nicht so, dass wir im Jahre 2020, in Deutschland, in einem der reichsten Länder der Welt, technisch nicht die Möglichkeiten hätten einen Teil der Kinder qualitativ hochwertig in der „Home-Schule“ zu beschulen. Ja, das geht nicht mit allen. Aber es geht mit manchen. Und ist nicht genau das die Frage? – wie erhalten wir den Laden hier am Laufen und bleiben GLEICHZEITIG so weit es irgendwie möglich ist, erstmal noch auf PHYSISCHER DISTANZ.
(„Soziale Distanz“ ist m.E. ein schlecht gewählter Begriff, der sich aber jetzt leider für die eigentlich gemeinte „physische Distanz“ festgesetzt hat. Wenn ich mit meiner alten Mutter zwei Stunden per Video-App kommuniziere und mich vergewissere, dass dort alles rund läuft, bin ich von ihr nicht sozial distanziert, sondern physisch)
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Warum sind unser Steuersystem und die Straßenverkehrsordnung komplexer als unsere in den öffentlich-rechtlichen Medien diskutierten Fragen ‚zu‘ und Antworten ‚auf‘ die Corona-Pandemie?
Die öffentliche Diskussion findet auf einem hundsmiserablem Niveau statt. Zwei Jungs, die ich gut kenne (9 und 11 Jahre alt) haben keinerlei Probleme der Tagesschau oder Heute-Sendung zu folgen.
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Die Schul-Frage ist ernst und komplex. Da könnten wir viel gut machen, wenn wir es durchdenken (würden).

Grundschullehrerin
3 Jahre zuvor

Lieber Abiturient, danke für deinen Beitrag, der mich in seiner Vielperspektive sehr berührt hat und von soviel Empathie zeugt, wie ich es oft in dieser Zeit bei manchen vermisse.

Ich selbst bin Grundschullehrerin mit zwei Kindern in der Risikogruppe und die Aussicht auf schnelle Schulöffnungen in Sachsen bereitet mir auch Kopfzerbrechen. Gleichzeitig sorge ich mich auch um viele Schüler und weiß, dass die Schule ein guter Ort für sie wäre.

Mitglied eines Schulmitwirkungsgremiums
3 Jahre zuvor

Ob es nun am Vorpreschen weniger von 16 Ländern oder Ambitionen zur männlichen Kanzlerin liegt, alles spekulativ.
Dieser Eiertanz vor dem 15.04. ist ein unhaltbarer Zustand und eine Klatsche für die kommende Wählerschaft, den heutigen Schülern SuS.
Aber laßt es mal weiter die Profis machen wie auch bei fff und dem Klimaschutz.

NRW macht Druck und geht es dabei nur um das Allgemeinwohl oder spielt der Zeitraum 20. bis 28. April 2020 nicht die wahre ausschlaggebende Rolle?
Die LEHRPROBEN für das zweite Staatsexamen sind verbindlich bis zum 28.04.2020 abzuhalten. … und es gibt in NRW keine Alternative und ohne Schüler physisch vor Ort im Klassenraum bei den Prüfern keine Lehrprobe und keine bestandene Lehramtsprüfung.
Folglich dann keine neuen Lehrer*Innen ab 2020/21
*
Von Risikogruppen auch bei Schülern ganz zu schweigen.
*
PS: Mich erinnert dieses Vorgehen ohne Augenmaß oder Bürgerwille sehr an die CO Pipeline in NRW von Bayer.

Mitglied Jahrgangsstufenpflegschaft
3 Jahre zuvor

Isi in NRW die zweite Staatsprüfung der Grund?MSB in NRW:
Absage (Zweite) Staatsprüfungen im Zeitraum vom

 16.03.2020 bis 25.03.2020

 

Aufgrund der landesweiten Schulschließungen werden die noch ausstehenden (Zweiten) Staatsprüfungen im Zeitraum vom 16.03.2020 bis 25.03.2020 abgesagt. Diese Prüfungen werden von hier aus im Zeitraum 20.04.2020 bis 28.04.2020 neu angesetzt. Die Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung,  Prüferinnen und Prüfer sowie Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter werden zeitnah auf den üblichen Wegen über die neuen Prüfungstermine informiert.