Fernunterricht für zwei Drittklässlerinnen im Vergleich – konventionell vs. innovativ

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DRESDEN. Zwei Drittklässlerinnen, zweimal Unterricht zu Hause. Die Corona-Krise macht’s nötig. Der Unterschied könnte allerding größer kaum sein: Denn die eine ist Schülerin einer digitalen Vorzeigeschule, die andere einer durchschnittlich digitalen Schule. Ein Vergleich.

Der Kultusminister sieht „eine Chance für Schule, bei der digitalen Mediennutzung einen großen Schritt nach vorn zu machen.» (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Mira und Lara sind beide acht Jahre alt und besuchen zwei dritte Klassen in Grundschulen in Dresden. Ihre Schultage zuhause ähneln sich sehr – und sind doch ganz unterschiedlich. Denn die eine ist Schülerin einer digitalen Vorzeigeschule. Die andere besucht eine ganz normale, und somit bedingt digitale, sächsische Schule. Das bedeutet: Während Lara sich durch ihr Google Chrome-Book klickt, bearbeitet Mira ihre ausgedruckten Arbeitsblätter.

Bei Mira zuhause wird aktuell mit einem selbstgebastelten Haus-Stundenplan gearbeitet. Kurz vor der Schließung ihrer Schule hat ihre Mutter Miras Aufgaben via E-Mail geschickt bekommen. In Word-Dateien finden sich Deutsch-, Mathe- und Sachaufgaben. «Diese Liste arbeiten wir im Prinzip jetzt ab», sagt Mama Katja. Damit sei ihre Tochter gut beschäftigt.

Ausgedruckte Arbeitsblätter vs. Google Chrome-Book

Mira ist sehr motiviert und macht ihre Aufgaben gerne und pflichtbewusst, sagt ihre Mama stolz. Und die Achtjährige hat auch ein bisschen Glück: Da Katja Grundschullehrerin ist, muss sie sich nicht erst damit beschäftigen, wie man Matheaufgaben kindgerecht erklärt. Sie kann schnell und unkompliziert Hilfestellungen geben. Denn der Unterrichtsstoff, den die Schule geschickt hat, kann Mira nicht komplett alleine bewältigen. Oft braucht es Unterstützung.

Ergänzend zu den Aufgaben der Schule wurden Mama Katja Lernplattformen empfohlen. Auf Internetseiten mit Namen wie «Hamsterkiste» oder «Anton» können Kinder wie Mira digitale Übungen machen. Die Nutzerzahl der landeseigenen Lernplattform LernSax hat sich seit der Schulschließungen in Sachsen nach Angaben des Kultusministeriums mehr als verdreifacht: 308.205 Schüler, Lehrer und Eltern von insgesamt 1230 Schulen tummeln sich mittlerweile dort.

Wie lange werden die Schulschließungen dauern?

«Die Lernzeit zu Hause ist eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten, aber auch eine Chance für Schule, bei der digitalen Mediennutzung einen großen Schritt nach vorn zu machen», sagte Minister Christian Piwarz (CDU). Die gestiegenen Nutzerzahlen zeigten das bereits. Insgesamt ist das Lernprogramm für die Schüler aber noch ausbaufähig.

Bis zu den Osterferien sollen die Kita- und Schulschließungen andauern. «Es muss dann Anfang April eine Neubewertung der Situation erfolgen, um sagen zu können, wie es dann weiter geht», sagt eine Sprecherin des Kultusministeriums. «Es ist für alle eine angespannte Situation», sagt Katja. Aktuell hangele man sich von Tag zu Tag – privat aber auch innerhalb des eigenen Kollegiums.

Die Fach-Lehrer ihrer eigenen vierten Klasse seien sehr kreativ, sagt Mama Katja. So habe ein Sportlehrer Trockenübungen zum Schwimmenlernen geschickt, die Religionslehrerin motivierende und beruhigende Lieder und Denkanstöße passend zur aktuellen Lage rausgesucht. Praktische Fächer wie Kunst, Musik und Sport fallen ihrer Einschätzung nach bei ihrer Tochter Mira ohne ihr Zutun aber «im Prinzip hinten runter».

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Digitaler Klassenraum in der Rubrik Kunst

Ganz anders sieht es bei Lara aus: «Weißt du, wer Pablo Picasso war?» wird die 8-Jährige in ihrem Digitalen Klassenraum in der Rubrik Kunst gefragt. Dann wird ihr der Künstler in einem Video vorgestellt und sie dazu aufgefordert, einen Picasso auszumalen. Auch Yoga- und Sportübungen sind neben Mathe, Deutsch und Musik im Programm. «I loved the drawing (Ich fand das Malen ganz toll»), schreibt Lara hinter die Kunst-Aufgabe und setzt drei bunte Emojis.

Lara ist Schülerin an der privaten Dresden International School (DIS). Hier wurden digitale Medien schon vor der Schließung der Schulen ganz selbstverständlich und ohne Scheu in den Unterricht eingebaut. Derzeit lernen 513 Schülerinnen und Schüler an der DIS. «Selbst unsere Kleinen sind es gewohnt online und virtuell zu arbeiten», erklärt die Leiterin der Grundschule und stellvertretende Direktorin, Beth Dressler.

In den Klassen 3 bis 12 nutzt die DIS ein Angebot von Google, das Bildungseinrichtungen kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Kostenfrei klingt gut, stimmt aber zumindest für die Eltern nicht: Die Dresden International School ist eine Privatschule. Die Gebühren für das Schuljahr 2019/20 für einen Drittklässler liegen beispielsweise bei knapp 10.000 Euro.

Zwei Tage Vorbereitung – dann stand der digitale Unterricht

«Wir haben uns schon frühzeitig mit der Herausforderung einer potentiellen Schulschließung befasst», sagt Schuldirektor Steven Calland-Scoble. Um das Endprodukt fertigzustellen, habe es aufgrund der eh schon aktiv genutzten Plattform, genau «zwei Tage intensiver Vorbereitung» gebraucht.

Lara und ihre Schwester Laura, die auch die DIS besucht, gehen jetzt nicht mehr in die Schule, ihre Tagesabläufe sind aber ähnlich geblieben, sagt Mama Simone. «Die wollen beide jeden Morgen loslegen und sind fast schon ein bisschen übermütig.» Kein Wunder – denn die Schwestern werden an jedem Schultag in kleinen fünfminütigen Videos von ihren Lehrern begrüßt. Mal huscht der Hund durchs Bild, mal schlürft der Lehrer seinen Kaffee. «Das finden die total toll.»

Die technischen Schritte zwischen den einzelnen genutzten Plattformen seien oft noch kompliziert, man müsste sich erst einmal reinfuchsen, sagt Papa Carsten. «Tatsächlich sind unsere Kinder mit ihren Geräten vertraut», sagt die schuleigene Technik-Spezialistin Kierstyn Olson. «Wir müssen jetzt eher den Eltern erklären, was sie zu machen haben.»

„Respekt für den Job des Lehrers gewonnen“

Eine Woche später sieht das schon ganz anders aus. «Wir grooven uns langsam ein», sagt Papa Carsten. Trotzdem – oder gerade deshalb: «Als Eltern haben wir noch einmal neuen Respekt für den Job des Lehrers gewonnen.» Es sei faszinierend, wie die Schule alle Möglichkeiten des Online-Lernens nutze. «Das ist auch spannend für die Kinder», sagt er. Er ist mittlerweile überzeugt: «Es ist ohne Probleme möglich, digital Unterricht zu führen.»

Egal ob digital oder analog, Lara oder Mira: Kein digitaler Raum kann den Schulhof ersetzen. «Ich glaube, was den Kindern an sich fehlt, ist der Umgang miteinander», sagt Laras Mama. Und auch Miras Mama merkt: «Das schlimmste ist für Mira, dass sie ihre Freundinnen nicht treffen kann.» Von Monia Mersni, dpa

Orientierung im digitalen Dschungel: Was Lehrer beim Fernunterricht beachten sollten

 

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Palim
3 Jahre zuvor

Der Beitrag ist ein wenig dürftig. Man erfährt wenig, was denn nun konkret an der teuren Privatschule genutzt wird.

Die staatliche Grundschule wurde überrascht, hatte kaum Vorbereitungszeit, hat aber Aufgabe _per E-Mail_ verschicken können, stellt Aufgaben für D, Ma, Su bereit, mit denen das Kind gut ausgelastet ist. Zusätzlich gibt es die Möglichkeiten, digitale Angebote zu nutzen, speziell: Anton und Hamsterkiste.
Die Mutter, selbst Lehrerin, unterstützt ihr Kind, indem ein Haus-Stundenplan erstellt wurde und Aufgaben erklärt werden, wenn sie selbst nicht bewältigt werden können.

An der Privatschule wird ein digitales Schulbuch genutzt und es gibt unterschiedliche Plattformen, die auch zuvor bereits zur Verfügung standen, dennoch aber 2 weitere Tage Einarbeitung benötigten.
Nun gibt es eine täglich Video-Botschaft der Lehrkraft.
Digitales Material zu Mathe, Deutsch, Musik, Kunst und Sport wurde gegeben.
Die Eltern unterstützen ihre Kinder bei der Technik, denn das Aufsuchen _verschiedener_ Plattformen scheint nicht immer ganz leicht zu sein – laut Aussage des Vaters.

Wo ist nun der Unterschied?
Alle Kinder haben Lehrkräfte und Eltern die sich kümmern.
Alle Kinder haben Aufgaben erhalten, mit denen sie arbeiten können, jedoch in unterschiedlichen Fächern.
Alle Kinder können mit digitalen Angeboten üben und haben offenbar zu Hause auch entsprechende Möglichkeiten.
Die Schulen sind unterschiedlich ausgestattet und waren auf die Schulschließung unterschiedlich früh und gut vorbereitet.
Austausch ist allen via E-Mail oder Plattform möglich.

GriasDi
3 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Ich sehe auch keinen Unterschied. Lernen findet IM Kopf statt. Ob vor dem Kopf nun Bildschirme stehen oder Bücher ist fast egal, wenn es da nicht Untersuchungsergebnisse gäbe, nach denen mit Büchern aus Papier nachhaltiger gelernt wird.

drd
3 Jahre zuvor

Ich verstehe die Aussage des Textes nicht. Anscheinend will man Zeitgemäßheit und Rückständigkeit polarisieren, fragt aber gar nicht nach dem Sinn und der didaktischen Nachhaltigkeit des Lernens. Also bitte was ist dabei wenn Ab digital geschickt werden? Nichts

lehrer002
3 Jahre zuvor

Ich persönlich fand das erste Verfahren deutlich überzeugender. Nicht nur, dass Kinder erwiesenermaßen besser auf echtem Papier schreiben lernen können, auch für die Augen ist diese Version deutlich schnonender. Man schaue hier bspw.: https://www.welt.de/gesundheit/article181609286/Kurzsichtigkeit-Handys-sind-schlecht-fuer-Kinderaugen.html

mississippi
3 Jahre zuvor

Ich verstehe auch nicht die Intention des Textes. Wir Lehrer/innen wissen selbst, wie knapp die Zeit war, ein möglichst sinnvolles, abwechslungsreiches und vielfältiges „Programm“ zu erstellen. Fast alle, von denen ich weiß, haben da ihr Bestes gegeben. Grundschulen, die noch mit dem OHP arbeiten und keine Möglichkeit haben, die Kinder an die digitale Welt heranzuführen, haben einfach kein Geld dafür. Ja, das ist schade für so ein reiches Land wie Deutschland. Aber die Lehrerinnen und Schulen in dieser Situation dafür an den Pranger stellen zu wollen – einfach unpassend. Oder was ist sonst die Aussage? Wir sorgen uns alle um unsere Schüler, halten Kontakt und fühlen mit den Eltern.

Anna
3 Jahre zuvor
Antwortet  mississippi

Die Intention des Textes ist doch ganz offenkundig – so, wie in der „digitalen Vorzeigeschule“, könnte der Standard sein, wenn Bund und Länder bei der Digitalisierung der Schulen nicht so gebummelt hätten wie sie gebummelt haben. Warum sich Lehrerinnen deshalb kritisiert fühlen, erschließt sich mir nicht. Im Text lese ich auch nichts davon. Sind Sie für die Ausstattung Ihrer Schule verantwortlich?