Stadt Jena kündigt Maskenpflicht im Unterricht an – Schule klagt, weil dies die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern behindert

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JENA. Mit einer Maskenpflicht auch im Unterricht ist die Stadt Jena einmal mehr bundesweit  vorgeprescht. Sie soll ab kommender Woche gelten. Doch es gibt Widerstand – und die Vorgabe wird zum Fall für die Justiz.

In Jenas Schulen gilt – Stand: jetzt – ab Montag eine Maskenpflicht. Foto: Shutterstock

Jenaer Schüler müssen nach der jüngster Allgemeinverfügung der Stadt ab dem 4. Mai auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz tragen – anders als Thüringer Schüler andernorts. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte den Alleingang der Stadt kritisiert: Er führe zu Verunsicherung. (Holter lehnte gleichzeitig auch ab, dass der Landkreis Altenburger Land in seinen Schulen bei Lehrern und Schülern Fieber messen lässt – hier gibt’s einen ausführlichen Bericht dazu).

Die Freie Waldorfschule Jena geht gerichtlich gegen die Anordnung vor. Der kaufmännische Geschäftsführer der Schule, Peter Häuser, monierte, dass sich die Vorgaben des Landes und der Stadt widersprächen. Die Schulen bräuchten aber Rechtssicherheit. Pädagogische Fragen seien für den Eilantrag nicht vordergründig. Allerdings räumte Häuser ein, dass das Tragen einer Maske im Unterricht für Schüler und Lehrer sehr hinderlich sei. «Als Waldorfschule haben wir einen sehr kommunikativen Unterricht», sagte er im Gespräch.

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In Thüringen sollen Schüler Masken in den Pausen tragen

Die Vorgaben der Landesregierung sehen keine Maskenpflicht im Unterricht vor. Die Schüler sollen die Nasen- und Mund-Bedeckungen aber in den Pausen und beim Raumwechsel tragen – damit geht Thüringer schon weiter als die meisten Bundesländer, die überhaupt keine Vorgaben für das Tragen von Masken in der Schule machen (hier berichten wir ausführlich über das Durcheinander bei den Masken-Regelungen). Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Gera in dem Eilverfahren wird für Anfang kommender Woche erwartet.

Nach der Kritik an ihren Plänen für eine Maskenpflicht im Unterricht sucht die Stadt nun nach Alternativen. «Wenn es im Rahmen strikter Hygienepläne weniger invasive, aber vergleichbar wirksame Maßnahmen gibt, dann werden diese das Tragen der Maske möglicherweise ersetzen können», erklärte Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) am Mittwoch nach einem Telefonat mit Holter. Beide hätten vereinbart, eine gemeinsame Lösung zu finden, heißt es in einer Mitteilung.

„Klassenzimmer sollen kein Übertragungsweg für das Virus werden“

Im Kampf gegen das Coronavirus war Jena Vorreiter in Sachen Maskenpflicht und hatte schon Anfang April das Tragen solcher Bedeckungen von Mund und Nase in Geschäften, Bussen und Bahnen vorgeschrieben. Damit soll die Ausbreitung des Virus per Tröpfcheninfektion eingedämmt werden. Diesen Weg hatte die Stadt nun auch in den Klassenzimmern fortsetzen wollen. Es müsse sichergestellt werden, «dass die Klassenzimmer nicht durch die Verbreitung von Aerosolen zu einem Übertragungsweg für das Virus werden», betonte Nitzsche am Mittwoch. Dem Vernehmen nach könnte als Alternative etwa ein rigideres Lüften der Klassenräume angepeilt werden. dpa

Lehrerverband fordert Maskenpflicht an Schulen – geplant ist die nicht

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Osman
3 Jahre zuvor

Wie DUMM ist diese Schule !!!

Küstenfuchs
3 Jahre zuvor
Antwortet  Osman

Ich halte sie überhaupt nicht für dumm. Wie sollen „durchsuppte“ Masken im Unterricht helfen, die jedes – wirklich jedes – Kind mit den Fingern anfasst und dann Keime, Viren usw. großflächig mit den Händen verteilt?
Auf den Gängen für kurze Zeit, vielleicht. Aber sonst?

Nina
3 Jahre zuvor

Meine Erfahrungen nach einer Woche Präsenzunterricht in Klasse 10 ist, dass das Unterrichten mit Maske über einen längeren Zeitraum nicht möglich ist. Es wird warm, die Brille beschlägt, man atmet die eigene ausgeatmete Luft wieder ein, der Kopf schmerzt, das Gesicht beginnt zu jucken und am Ende fasst man sich mehr ins Gesicht als sonst, reibt an der Maske und schafft so perfekte Infektionsbedingungen. Wir tragen auf den Fluren und in der Hofpause Masken, im Klassenraum nehmen wir sie ab. Das ist machbar. Dauerhaftes Tragen halte ich für kontraproduktiv.

Marie
3 Jahre zuvor
Antwortet  Nina

Genau deshalb habe ich mir mehrere dieser Gesichtvisiere gekauft. Die sind definitiv besser: Die Kinder sehen das ganze Gesicht, ich selber habe ein viel besseres Blickfeld, ich kann bequem atmen und sprechen und es wird vor allem nicht so heiß wie unter einer Maske. Außerdem kann man das Teil mittags mit Spüli reinigen und anschließend desinfizieren – und schon ist es wieder einsatzfähig.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

Genau das wollte ich auch schreiben. Warum tragen nicht lieber alle ein Gesichtsvisier? Ich habe es ausprobiert und man gewöhnt sich sehr schnell daran. Es ist wiederverwendbar, man muss es aber natürlich desinfizieren. Meist sind die Schutzfolie auch einfach austauschbar. Ich glaube, das wäre für alle besser zu händeln und es schützt, denke ich, auch wirkungsvoller. Ich kann das Visier auch empfehlen.

Küstenfuchs
3 Jahre zuvor
Antwortet  Nina

Dazu kommt doch, dass die Maske nach spätestens 30 Minuten so durchfeuchtet ist, dass jedes Ausatmen potentielle Viren in den Raum schleudert. Man fasst sich unwillkührlich öfter ins Gesicht und dabei ganz sicher in den (potentiell) kontaminierten Bereich.
Und Schüler verhalten sich dabei um ein Vielfaches schlechter.

Der Glaube, solche Masken würden in dem Bereich Probleme lösen, ist albern. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand ebenso wie nahezu alle Wissenschaftler, die sich momentan dazu äußern.

Nur in Jena scheint das Gesundheitsamt ein wenig hinterm Mond zu leben.

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Ja , aber die, die hinter dem Mond leben, waren die Ersten, die diese ineffektiven Keimschleudern medienwirksam einführten, bundesweite Aufmerksamkeit damit auf sich zogen und zum Sinnbild für schildbürgerartige Wehrhaftigkeit gegen Keime aller Art wurden.

Ich plädiere als westfälische Antwort auf das bundesweite Gebot des Tragens von Gesichtsmasken für das Einkleiden mit mittelalterlichen Pestmasken, oder alternativ sich mit Karnevalsmasken zu bedecken bzw. als Ergänzung zum beknackten Outfit der Gesichtsmasken das Tragen roter Clownsnasen.
Die Möglichkeiten zum stillen Protest gegen diese amtlich vorgeschriebene Dummheit sind unbegrenzt.