Drogenkriminalität an Brandenburger Schulen leicht zurückgegangen

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POTSDAM. Die Rauschgiftkriminalität ist an den Brandenburger Schulen zwar leicht gesunken, insgesamt aber haben die Delikte im Land in den vergangenen Jahren zugenommen. Nach Ansicht von Experten muss die Prävention daher verstärkt werden.

Die Zahl der Rauschgiftdelikte an den Brandenburger Schulen hat sich 2019 nach mehreren Jahren des Anstiegs verringert. Der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik zufolge wurden im Vorjahr 177 Delikte registriert, 35 weniger als 2018, wie das Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Damit gab es 2019 aber noch immer 20 Verstöße mehr gegen das Betäubungsmittelgesetz als im Jahr 2013.

Aufklärungs- oder Kontrollerfolg? Während die Rauschgiftkriminalität an den Schulen leicht sinkt, hat sich die Zahl aller Drogendelikte in Brandenburg von 2013 bis 2019 fast verdoppelt. Foto: Heath Alseike / flickr (CC BY 2.0)

Zu den häufigsten Delikten gehörten Besitz, Erwerb und Abgabe von Drogen. Den Angaben nach handelt es sich dabei vor allem um Cannabis und Cannabis-Zubereitungen sowie um Amphetamine und Derivate, darunter Ecstasy. Während die Zahl der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mit Cannabis von 149 im Jahr 2018 auf 96 im Vorjahr zurück ging, stiegen die allgemeinen Gesetzesverstöße mit Amphetaminen und Derivaten im selben Zeitraum von 18 auf 31.

Im Gegensatz zur Entwicklung der Rauschgiftkriminalität speziell an den Schulen hat sich die Zahl aller Drogendelikte in Brandenburg von 2013 bis 2019 fast verdoppelt. Früheren Angaben des Innenministeriums zufolge gab es im vergangenen Jahr 9616 Fälle, 4472 mehr als 2013. Laut Kriminalitätsstatistik gibt es immer mehr junge Drogendealer. 2013 waren 28 Prozent der Tatverdächtigen zwischen 14 und 20 Jahre alt. 2019 war diese Altersgruppe auf 36 Prozent gestiegen.

Der Rückgang der Drogenkriminalität an den Schulen ist offenbar auch auf die verstärkte Aufklärungsarbeit der Polizei zurückzuführen. So hat es im vergangenen Jahr nach Angaben des Polizeipräsidiums Brandenburg landesweit 622 Veranstaltungen zur Drogenprävention an den Schulen gegeben, 50 mehr als im Jahr zuvor. Davon nahmen an 550 Veranstaltungen im Vorjahr Schüler der Klassen eins bis sechs, der siebten und zehnten Klassen sowie der Klassen elf bis 13 teil.

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) zeigte sich erfreut über den leichten Rückgang der Drogenkriminalität an den Schulen, warnte aber vor einer Überbewertung. «Es handelt sich schließlich um Kontrolldelikte und wir müssen davon ausgehen, dass es auch Fälle gibt, die nicht bemerkt wurden», sagte er. «Es bleibt daher wichtig, dass wir die gute Zusammenarbeit von Schulen und Polizei fortsetzen.» Das sei der «beste Schutz» vor Drogen.

Denn als Folge der verstärkten Präventionsarbeit an den Schulen haben auch die Kontrollen dort zugenommen. Nach Einschätzung des Humanistischen Regionalverbands Brandenburg/Belzig hat sich die Verteilung illegaler Drogen vom Schulhof auf den Bereich außerhalb verlagert. «Dabei ist das Problem des Drogenkonsums eher größer geworden», meint der Geschäftsführer des Verbands, Axel Krause. Das sei auch bei Treffen mit Eltern, Lehrern und Mitarbeitern anderer Träger und Verbände der Schulsozialarbeit im Land erörtert worden. Der Verband betreibt Schulsozialarbeit an mehreren Schulen in Brandenburg/Havel.

Nach Angaben der Geschäftsführerin der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen, Andrea Hardeling, gibt es eine «relative Dunkelziffer», die höher sei als die offizielle Zahl der Drogendelikte an den Schulen. Besonders in den Schulklassen fünf bis zehn müsse Suchtprävention aktiv angeboten werden. «In einigen Schulen gibt es einen großen Bedarf an Suchtprävention, da werden Fachkräfte geholt, wenn es zu einem Vorfall gekommen ist.» Viel wichtiger aber seien Konzepte, wie die Schulen grundsätzlich mit dem Thema umgehen, betont Hardeling. «Da gibt es noch zu wenig Ressourcen in den Schulen und zu wenig Zeit dafür.» (Manfred Rey, dpa)

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