BERLIN. FDP-Chef Christian Lindner hat mehr Tempo bei der Öffnung von Schulen und Kitas gefordert. «Wenn vier medizinische Fachgesellschaften dazu aufrufen, Kitas und Schulen vollständig zu öffnen, muss die Politik so schnell wie möglich reagieren», sagte er. Mehrere Medizinerverbände, darunter der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, hatten sich in einer gemeinsamen Stellungnahme für eine umgehende Komplettöffnung von Kindergärten und Schulen ausgesprochen (News4teachers berichtet ausführlich über das Papier und die Reaktionen darauf – hier nachzulesen).
«Nach Ansicht der Fachverbände sind Kinder keine starken Treiber der Pandemie. Daraus müssen wir die richtigen Schlussfolgerungen ziehen», sagte Lindner. Die Corona-Krise dürfe nicht länger auf dem Rücken von Kindern und Eltern ausgetragen werden. Es brauche «schleunigst kluge und mutige Stufenpläne», wie Schulen und Kindergärten schneller zurück in den Unterricht geführt werden könnten. Die Länder entscheiden darüber in Eigenregie.
In Sachsen sind Grundschulen und Kindergärten für alle seit Wochenbeginn wieder geöffnet – ohne Abstandsregeln und ohne Schichtunterricht (News4teachers berichtet auch über das umstrittene sächsische Modell auführlich – und zwar hier). Andernorts gibt es in den Kitas weiterhin nur Notbetreuung. An den Schulen in den übrigen Bundesländern wechseln sich die Schüler momentan ab: Ein Teil lernt zu Hause, der andere bekommt Präsenzunterricht. dpa
Herr Lindner, treten Sie als Schul- und Kita-Minister von Nordrhein-Westfalen zurück!
Herr Lindner sollte davon Abstand nehmen, über Dinge zu sprechen, wenn er sich nicht ausreichend informiert hat. Es ist mitnichten so, dass sich Kinder nicht anstecken oder andere nicht anstecken. Er spricht hier als Lobbyist der Wirtschaft und nicht der Kinder und sollte das auch so zu erkennen geben!
Mutig ist, wenn man sich den Forderungen aus der Wirtschaft nicht einfach beugt, sondern die vorhandenen Informationen und Interessen reflektiert und abwägt.
Da ist Herr Lindner ein Redner von vielen, die alle mitsprechen möchten, die Entscheidungen aber nicht fällen können (oder wollen).
Ich registriere seit Wochen, dass wir doch alle „mitsprechen möchten“ und es auch emsig tun, obwohl wir „die Entscheidungen aber nicht fällen können“. Warum also Herrn Lindner für etwas kritisieren, das wir genauso machen wie er?
@Grundschullehrer
Sie sagen: „Herr Lindner sollte davon Abstand nehmen, über Dinge zu sprechen, wenn er sich nicht ausreichend informiert hat.“
Dazu möchte ich fragen: Meinen Sie tatsächlich, dass Sie, ich und andere hier besser informiert seien als Herr Lindner? Auch hier meint doch fast jeder, seine Meinung sei die einzig richtige und beruhe auf besserer Information als die der anderen.
Herr Lindner äußert sich folgendermaßen: «Nach Ansicht der Fachverbände sind Kinder keine starken Treiber der Pandemie. Daraus müssen wir die richtigen Schlussfolgerungen ziehen», Es brauche «schleunigst kluge und mutige Stufenpläne». Die Datenlage reicht aktuell nicht aus, um so einen Schluss zu ziehen, wie Herr Lindner es an dieser Stelle tut. Wenn vier medizinische Fachverbände dies fordern, kann man nicht automatisch daraus schließen, dass es dann auch „schleunigst“ getan werden muss. Fachverbände fordern vieles. Medizinische Fachverbände verfügen nicht über die wissenschaftliche Expertise wie es Mikrobiologen oder Virologen tun. Sie können das ein oder andere fordern, das ist ihr gutes Recht. Von einem Bundespolitiker erwarte ich aber, dass er sich ein differenziertes Urteil basierend auf mehreren Studien und wissenschaftlichen Expertisen bildet.
@Grundschullehrer
Sie sagern: „Medizinische Fachverbände verfügen nicht über die wissenschaftliche Expertise wie es Mikrobiologen oder Virologen tun.“
Ich gehe aber stark davon aus, dass sie nicht hinterm Mond wohnen und sich von Ihren medizinischen Kollegen und Virologie-Experten mindestens so viel angelesen haben wie Sie und ich, also kein bisschen schlechter informiert sind als total fachfremde Leute wie wir.
Jedenfalls habe ich mehr Vertrauen in die Urteile dieser kinderärztlichen Fachverbände als in das von Lehrern und Angehörigen anderer Berufszweige.
Es geht aber nicht um Vertrauen, sondern um Wissen bzw. wissenschaftliche Evidenz. Daher ist auch der Standpunkt von Frau Giffey der Folgende: „In der Neuen Osnabrücker Zeitung stellte die SPD-Politikerin klar, dass „über die Rückkehr zum vollständigen Regelbetrieb“ erst diskutiert werden könne, wenn gesichert sei, dass Kinder einem geringeren Infektions- und Ansteckungsrisiko ausgesetzt seien. Dazu gebe es allerdings noch „keine gesicherten Erkenntnisse“. (https://www.merkur.de/politik/coronavirus-schulen-deutschland-lockerungen-kita-unterricht-abitur-betreuung-lohnfortzahlung-spahn-zr-13757918.html)
Mut hat selbst „der kleine Muck“.
Die Geschichte einer „Fast-Drei-Prozent“ Partei frei nach Hauff.
Vorsichtig zu sein ist besser als mutig zu sein – das gilt vor allem angesichts der Bedrohung durch eine Pandemie.
Im Falle einer offensichtlichen Personengefährdung jede Vorsicht fahren zu lassen, ist bestenfalls als waghalsig zu bezeichnen. Eine derartige Kühnheit von Schülern/Kita-Kindern, ihren Familien sowie Lehrkräften bzw. Erziehern zu fordern, ist zudem schlicht rücksichtlos und verschließt die Augen vor den wahrscheinlichen Konsequenzen oder nimmt diese achselzuckend in Kauf.
Volle Zustimmung! Ich halte es da eher mit unserer Bundeskanzlerin, die dazu aufgerufen hat, in der derzeitigen Lage vorsichtig, abwägend und nicht leichtisnnig zu sein.
Sachsen-Anhalt kopiert ja bereits ab Juni den sächsischen Weg. Weitere Länder werden sicher folgen.
Sachsen-Anhalt kopiert nicht den sächsischen Weg. Wir gehen unseren eigenen „Sachsen-Anhalt-Weg“, wie es Herr Haseloff jüngst verkündete. Die Öffnungen der Schulen werden unter Beachtung der Abstands- und Hygieneregelungen vorgenommen. Das ist schonmal ein wesentlicher Unterschied zu Sachsen. Dafür gibt es im wirtschaftlichen und touristischen Bereich sehr umfangreiche Lockerungen.
So weit ich dies in der gestrigen Pressekonferenz verstanden habe, möchte Herr Tullner allerdings ab 8.6. (spätestens ab 15.6.) in den Grundschulen ebenfalls zum „Normalbetrieb“ übergehen. Feste Gruppen statt Abstand. Wie in den Kitas.
Hier erklärt Herr Tullner, wie es nach den Pfingstferien weitergeht:
https://www.youtube.com/watch?v=22Jv38_u4os
Das war vor der Landespressekonferenz am 19.05. Dort erklärt Frau Grimm-Benne (ca. ab Minute 59), dass sich mit dem Kultusministerium auf einen eingeschränkten Regelbetrieb in den Grundschulen geeinigt wurde, damit Eltern ihre Kinder wieder betreut haben. Ab 08.06. (spätestens ab 15.06.) gilt das Wechselmodel in Grundschulen nicht mehr. Um Klagen aus dem Weg zu gehen, wird die Schulpflicht dann aufgehoben.
Abgesehen davon, dass auf das Papier, auf das sich Herr Lindner bezieht, direkt mehr als 4 medizische Verbände gesagt haben, dass die Aussagen in dem Papier falsch sind, sollte man bedenken, dass eine Schulöffnung für alle Schüler auch alle Lehrkräfte wieder zurück in die Schule holt.
Selbst wenn Kinder nicht ansteckend seien sollten, Lehrer sind es. Und was in dieser ganzen Diskussion immer vergessen wird ist das Lehrerzimmer.
Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen steht Lehrkräften in den meisten Schulen kein eigener Schreibtisch zur Verfügung. Stattdessen bekommen sie ca. 50 cm eines großen Tisches. Wenn alle Kollegen zurückkehren, können Lehrkräfte in ihren Lehrerzimmer den Abstand unmöglich einhalten.
@ S.Z.: Konkret hieße das also, dass die Schule in Sachsen-Anhalt ab dem 08.06. ein freiwilliges Betreuungsangebot für berufstätige Eltern ist?
Der staatliche Bildungsauftrag würde damit ad absurdum geführt! Angesichts dieser Tatsache kann ich Eltern verstehen, die eine generelle Aufhebung der Schulpflicht und die Einführung einer Bildungspflicht fordern, um ihre Kinder im Homeschooling zu unterrichten. Ich konnte die Pressekonferenz allerdings nirgends finden, können Sie mal einen Link schicken?
https://m.youtube.com/watch?v=mFSMwndSaTI
Hier der Link zur Pressekonferenz.
Zumindest wird hier offen und ehrlich kommuniziert, dass es nicht um Bildung oder soziale Kontakte für Kinder geht, sondern einzig und allein die Betreuung im Vordergrund steht, damit Eltern der Wirtschaft wieder in vollem Umfang zur Verfügung stehen können.