Höcke gegen A13 für alle Lehrer – „Gymnasiallehrer leisten mehr“

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ERFURT. A13 für alle Lehrer – die Forderung, die die GEW und der VBE seit Jahren erheben, ist jetzt auch in Thüringen ein Thema. Der Bildungsminister dort befürwortet, dass Grundschullehrer grundsätzlich so bezahlt werden wie Gymnasiallehrer. Allerdings hat die Landesregierung im Freistaat keine eigene Mehrheit. Und es gibt auch Widerstand gegen das Ansinnen – von Rechtsaußen zum Beispiel.

Biedermann und Einpeitscher: Der AfD-Funktionär und frühere Lehrer Björn Höcke. Foto: Alexander Dalbert / Wikimedia Commons
Selbst Gymnasiallehrer von Beruf: der AfD-Funktionär Björn Höcke. Foto: Alexander Dalbert / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Im Thüringer Landtag ist es zu einer kontroversen Debatte um die Frage gekommen, ob Gymnasiallehrer mehr arbeiten müssen als Pädagogen an den Grundschulen. Der AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke sagte in Erfurt während einer Plenardebatte, Gymnasiallehrer hätten «eine viel größere Belastung» zu schultern und müssten deshalb auch mehr Geld bekommen.

„Nicht zu vergleichen mit Belastung eines Grundschullehrers“

Höcke argumentierte unter anderem, dass Gymnasiallehrer eine sehr hohe Arbeitsbelastung hätten, weil sie ihre Schüler durch wichtige Abschlussprüfungen begleiten und Klausuren korrigieren müssten. «Das ist nicht zu vergleichen mit der Arbeitsbelastung eines Grundschullehrers», sagte er. Deshalb sei es richtig, dass es beim Einkommen «einen gewissen Abstand» zwischen den Pädagogen gebe. (Höcke und der rechtsradikale AfD-„Flügel“ stehen jetzt unter Beobachtung des Verfassungsschutzes – News4teachers berichtet hier ausführlich darüber.)

Unter anderem der Linke-Bildungspolitiker Torsten Wolf wies diese Aussage zurück. «Das war wirklich peinlich, was Sie hier gerade geliefert haben», sagte er.

Nach Ansicht von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) gibt es ein ganz pragmatisches Argument dafür, alle Lehrer im Freistaat gleich zu bezahlen – unabhängig davon, an welcher Schule sie unterrichten. Holter sagte, zwar könne man einerseits eine Debatte darüber führen, ob Lehrer unterschiedlich bezahlt werden sollten oder nicht. Andererseits sei es aber schlicht und einfach erforderlich, auch Grundschullehrer in Thüringen nach den Gehaltsstufe A13 zu bezahlen, in die Gymnasiallehrer in der Regel eingruppiert werden.

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Der Wettbewerb zwischen den Bundesländern um Lehrernachwuchs mache das notwendig, sagte er. Entweder Thüringen vergüte seine Grundschullehrer demnächst auch entsprechend oder «wir ziehen den Kürzen», sagte Holter.

Plakatkampagne zur Gewinnung von Lehrern

Nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW bekommen Grundschullehrer unter anderem in Sachsen und Brandenburg inzwischen ein A13-Gehalt. Auch Mecklenburg-Vorpommern hat unlängst beschlossen, Grundschullehrer künftig nach A13 zu bezahlen. Die Gewerkschaft fordert seit Langem, Grundschullehrer in allen Ländern nach A13 zu bezahlen.

Holter kündigte an, eine Plakatkampagne zur Gewinnung von Lehrern im Sommer mit neuen Motiven fortsetzen zu wollen. Die Kampagne sei bislang sehr erfolgreich gewesen. Thüringen brauche dringend junge Lehrer. In manchen Schulen seien bis zu drei Viertel aller Lehrer bereits über 50 Jahre alt, sagte er. In keinem anderen Land gebe es mehr Lehrer im Alter von über 60 Jahren. Bis zum Jahr 2030 müssten im Freistaat mindestens 8000 neue Lehrer eingestellt werden. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

„Zeichen der Wertschätzung“: Martin bringt A13 für Grundschullehrer ins Parlament

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Pälzer
3 Jahre zuvor

Hatte der Linke-Bildungspolitiker Torsten Wolf außer «Das war wirklich peinlich, was Sie hier gerade geliefert haben» noch ein weiteres Argument? Will der Schreiber dieses Artikels Wolf diskreditieren?

Pälzer
3 Jahre zuvor

«wir ziehen den Kürzen», sagte Holter. Hat er das wirklich so gesagt?

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Warum sollte er das so nicht gesagt haben? Er zielt doch in seinem Redebeitrag in der Parlamentsdebatte darauf ab, dass Thüringen bei der Lehrergewinnung (Recruitment) gegenüber anderen Bundesländern, die Lehrkräften an Grundschulen in A13 eingruppieren.

Dass der Abgeordnete der AfD b. Höcke da anderer Meinung ist, ist klar, ist er doch – immer noch – Gymnasiallehrer.

Das, was Holter micht anspricht – und hierin besteht die Verkürzung der gesamten Desbatte, ist die Eingruppierung der Lehrkräfte der SekI. Diese werden nämlich in einigen Bundesländern nach der Schulform, der sie zugewiesen worden sind, eingruppiert, in anderen als „ausgebildete Realschullehrer“ mit entsprechendem Lehramt ausgestattet und in A13 eingruppiert, und in den meisten als SekI-Lehrkräfte unabhängig von der Schulform und dem Ersten Staatsexamen in A12 respektive E11 eingruppiert. Das Eingruppierungs-Wirrwarr in der SekI ist aus meiner Sicht der trifftigste Grund für eine Änderung.

kanndochnichtwahrsein
3 Jahre zuvor

So viele Lehrer mit Stufenlehrerausbildung SI/SII oder nur SII sind in den Neunzigern gar nicht oder „nur“ in der Hauptschule eingestellt worden. Entweder HS oder gar keinen Job. Wie viele Lehrer sind damals abgewandert in die Wirtschaft – die fehlen uns heute!
Hauptschule = A12 – egal wo man nach weitgehender Schließung der Hauptschulen heute arbeitet, einmal A12 immer A12, selbst wenn man dann an der Gesamtschule SII unterrichtet. Damit sind auch die Beförderungsmöglichkeiten eingeschränkt, man könnte den Laufbahnwechsel machen, aber Laufbahnwechselstellen gibt es fast gar nicht. Also weiterhin: einmal A12 – immer A12
Es geht nicht darum, ob das Geld, das wir bekommen, ausreichend ist oder nicht.
Angestellte verdienen noch viel weniger. Weil das eine (Bezahlung von Seiteneinsteigern, angestellten Lehrern, Vertretungskräften etc.) ungerecht ist, muss aber nicht das andere Ungerechte ungerecht bleiben…
Jetzt reißen sich alle Lehrer in Bein aus, fragen weder nach Bezahlung noch Arbeitszeiten oder Privatleben, um trotz Fehlen vieler Kollegen unter fragwürdigen Umständen in der Schule und unter noch fragwürdigeren (digitalen) Umständen fürs Homescooling irgendwie möglichst gute Lösungen zu finden und für die Kinder da zu sein.
Obendrein wird Druck ausgeübt, alles perfekt machen zu müssne, was unter den gegebenen Vorausseztungen trotz menschenmöglichem Bemühen nicht perfekt sein kann.
Lehrer sind in der breiten Öffentlichkeit leider oftmals immer noch „faule Säcke“, die frei, Ferien oder keine Lust haben.
Ich liebe meinen Job, aber nicht die Kommentare und Vorurteile meiner Nachbarn, Bekannten, der Eltern der Schüler… und ich mag mich nicht mehr rechtfertigen müssen dafür, dass ich Lehrer geworden bin.
Spätestens jetzt wäre ein Zeichen aller Landesregierungen fällig, alle Lehrer endlich gleich zu bezahlen.
Und jetzt klage bitte keiner, es sei angesichts der Krisen-Kosten kein Geld da. Wenn dafür kein Geld da ist, wundert Euch nicht, wenn keiner mehr Lehrer werden will…

Line Duchamp
3 Jahre zuvor

Absurd. Aber wen wundert’s bei der Parteizugehörigkeit??

Ich bin Lehrerin an einer Oberschule. Auch ich nehme Abschlussprüfungen ab. Muss Klausuren bewerten.

Jede Schulform hat ihre eigenen spezifischen Schwerpunkte. In der Grundschule muss man vor allem zusätzlich „Mutti“ oder „Vati“ sein. Die pädagogische Herausforderung steht hier über der reinen Stoffvermittlung. Der methodisch-didaktische Aufwand ist höher als an Gymnasien.

Außerdem ist die Leistungsschere/Differenzierungsspanne sowohl in Grund- als auch in Mittelschulen ungleich höher. Wer’s am Gymnasium nicht packt, wird eben wieder zuückgestuft. Das ist weder an Grund- noch an Oberschulen möglich. Wir „müssen“ alle mitnehmen bis zum Schluss. Selektion ist keine Option.

In der Oberschule habe ich in einer Lerngruppe alle vor mir sitzen: Förderschüler E und L, Inklusionsschüler, SchülerInnen, die kein Wort Deutsch verstehen, SchülerInnen auf Hauptschulniveau, SchülerInnen auf Realschulniveau, SchülerInnen mit Gymnasialempfehlung, die sich nicht trauen….. Alle auf einmal. Natürlich gibt es auch an Gymnasien Heterogenität – aber die ist naturgemäß wohl kaum vergleichbar mit jener an Grund- und Oberschulen!

A13 für ALLE LehrerInnen! Der Arroganz mancher Gymnasiallehrer sollte man mit Einsätzen in anderen Schulformen begegnen! (Die bei uns stundenweise eingesetzten Gymnasiallehrer – mit Verlaub – kotzen regelmäßig ab!)

AvL
3 Jahre zuvor

Was dieser Vertreter der AfD da von sich gibt entspricht dessen einseitiger Wahrnehmung und Geringschätzung der Berufskollegen.
Wenn es nach dem Leistungsprinzip ginge, so müssten Lehrer, die an Brennpunktschulen mit einem hohen Anteil an Kindern in prekären Sozialverhältnissen unterrichten deutlich mehr als ihre Kollegen verdienen. Denen sollte in jedem Fall eine Leistungsprämie zustehen.
Die Besoldung richtet sich nach der Ausbildung und dem Studiengang.
Ob ein Gymnasiallehrer eine Befähigung zur Unterrichtung von Grundschülern hat, seine Arbeitsbelastung höher ist, muss man in Frage stellen.

Georg
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Höckes Einschätzung dürften sehr viele Politiker unterschiedlicher (Regierungs-) Parteien teilen, weil andererseits die Gehaltsangleichung schon längst deutschlandweit umgesetzt worden wäre. Es muss dringend die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte unterschiedlicher Schulformen ernsthaft ermittelt werden. Gleichzeitig wird der Lehrermangel an der Grundschule durch die Angleichung nicht von jetzt auf gleich behoben. Die von AvL genannte Leistungsprämie an Brennpunnktschulen halte ich für schwierig umsetzbar, weil man gleichzeitig dann auch eine Landprämie für Dorfschulen fordern könnte. Wesentlich gerechter wäre eine Angleichung der Nettoeinkommen für verbeamtete und angestellte Lehrer sowie die Entlohnung der Vertretungskräfte.

Für mich hat der Artikel aufgrund der drei in Bezug auf den Inhalt vollkommen unnötigen fett gedruckten Zeilen allerdings ein Geschmäckle.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Lehrern, die im sozialen Brennpunkt unterrichten, sollte eine Art Leistungsprämie zustehen. Der Arbeitsaufwand und die psychische und auch körperliche Belastung sind dort ungleich höher. Alternativ könnte man auch diese Schulen mit mehr Lehrern und generell mehr Personal (Stichwort „Multiprofessionelle Teams“) ausstatten. In der derzeitigen Realität ist es umgekehrt.

Georg
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Wie hoch soll die Prämie Ihrer Meinung nach denn sein? Schon illusorisch hohe 100€ im Monat reichen nicht aus. Die Alternative, nämlich eine deutlich geringere Unterrichtsverpflichtung bei gleichem Einkommen, wobei hier 1 Wochenstunde bei Weitem nicht ausreicht, käme das Land noch viel teurer und verschärft den Lehrermangel noch.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Ich habe ja schon deutlich gemacht, dass es nicht der derzeitigen Realität entspricht. Dennoch halte ich es für wichtig, darüber nachzudenken, was sinnvoll wäre und umgesetzt werden sollte.

rroseselavy
3 Jahre zuvor

Zeitgenössische Nazis a la Höcke argumentieren, so sie es denn überhaupt tun, nur destruktiv und, wie bei diesem Thema, in scheinbar völliger Unkenntnis dessen, was an Grundschulen geleistet wird.

Georg
3 Jahre zuvor
Antwortet  rroseselavy

Abgesehen davon, dass die Forderung „A13 für alle“ sozialistischer ist als das, was Höcke fordert, wissen auch nur die wenigsten Grundschullehrer, was am Gymnasium geleistet werden muss. Wenn die Gesamtarbeitszeit einer Grundschullehrkraft Vollzeit der einer Mathe-Deutsch-Lehrkraft am Gymnasium Vollzeit mit 1/3 Oberstufe und Klassenleitung entspricht, dann kann man über A13 reden. Dafür muss das aber erst einmal erhoben werden.

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Jau, wie immer – carthaginem delendam esse censeo.

Statistisch gesehen kann eine SekI+II-Lehrkraft auch nicht mehr als ein Drittel ihres Deputats in der GOSt unterrichten. Unterstufe und Mittelstufe stellen mindestens 66% der Schülerschaft eines GY.

Btw unabhängig von der Forderung gleicher Einstufung ist die Frage nach den unterschiedlichen Deputasstunden doch gar nicht gestellt. Selbst bei gleicher Einstufung zu A13 ist das Wochenstundendeputat für Lehrkräfte der Primarstufe und der SekI mit Ausnahme der GE unterschiedlich hoch.