Philologen fragen: Was bringen einem Schüler sechs Schultage bis zu den Ferien?

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BERLIN. Auch Berlins Schulen werden bald deutlich voller. Schon am Montag sollen die ersten, fünften und siebten Klassen zurückkommen. Nicht jeder sieht das ohne Sorgen. Kritik kommt von Elternseite. Und vom Philologenverband: Der fragt sich, was die Schulöffnungen für die Schüler überhaupt bringen – bei jeweils nur noch fünf bis sechs Schultagen bis zu den Sommerferien?

Was bringen fünf bis sechs Schultage bis zu den Ferien überhaupt? Foto: Shutterstock

Die weitere Schulöffnung ab Montag ist nach Einschätzung der Berliner Elternvertreter für Schulen und Schüler eine echte Herausforderung. «Dass die fünften Klassen kommen sollten, war bekannt», sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, am Donnerstag. «Dass jetzt aber auch die ersten Klassen mit dabei sind, das hat vielen den Boden unter den Füßen weggerissen.»

Wie das machbar sei, müssten jetzt die Schulen organisieren. «Natürlich sehen wir da Schwierigkeiten, vor allem vor dem Hintergrund der personellen und räumlichen Ressourcen.» Wie viele Lehrer überhaupt unterrichten können oder zur Risikogruppe gehören und das nicht dürfen, sei sehr unterschiedlich, sagte Heise.

«Das ist in der Kürze der Zeit eine riesengroße Herausforderung für die Schulen», sagte er. Er gehe davon aus, dass die Kinder der ersten Klassen erst im Laufe der Woche dazu kommen werden. «Es ist den Schulen auch nicht zumutbar, innerhalb des heutigen Tages – morgen ist ein Feiertag – das zu organisieren mit allem, was dazu gehört.» Auch für die Eltern sei es schwierig, von den Entscheidungen so kurzfristig zu erfahren.

Philologen: Viele Schulen sind überfordert

Kritik kommt auch vom Philologenverband Berlin-Brandenburg, der die Lehrkräfte an den Gymnasien und Gesamtschulen vertritt und den vor allem die Entscheidung stört, am 11. Mai auch die siebten Klassen wieder zu unterrichten. Viele Schulen seien damit überfordert. Auf dem Rücken der Schüler und Lehrer werde purer Aktionismus praktiziert, teilte der Verband am Donnerstag mit.

«Bis zum Schuljahresende sind es dann noch 6,5 Wochen. Davon fällt durch Himmelfahrt und Pfingsten noch eine halbe Woche weg», so die Verbandsvorsitzende Kathrin Wiencek. «Nebenbei müssen die mündlichen Abiturprüfungen laufen und die Klausuren der 11. Klassen. Dadurch fallen nochmal Tage raus.» Wenn überhaupt, sei Unterricht für jeden Schüler nur an einem Tag der Woche realistisch. «Damit würde jeder Schüler höchsten fünf- bis sechsmal in der Schule sein und ob dies wirklich etwas bringt, ist mehr als unwahrscheinlich.»

Eltern können mal durchatmen

Nach Heises Überzeugung hat die Entscheidung, die Schulen weiter zu öffnen, viele Eltern aber gefreut. «Mit Sicherheit die, die sagen: „Mein Kind muss mal wieder zur Schule und ich brauche mal wieder Raum zum kurz durchatmen.“ Denn diese letzten Wochen waren für viele sehr aufreibend, die Doppelbelastung, Homeoffice und Homeschooling zu machen und den Alltag in der Familie auf die Beine zu stellen.»

Wenn die übrigen Klassen ab dem 29. Mai dazukommen, wird es nach Heises Ansicht sehr unterschiedliche Unterrichtsmodelle und Schichtsysteme geben. Das könne zum Beispiel so aussehen, dass einige Gruppen nur jeden zweiten oder jeden dritten Tag kommen oder auch nur einmal die Woche. «Ich glaube, es ist vernünftig, den Schulen diese Entscheidung zu überlassen.» Mit Schule im Regelbetrieb wie vor den Schulschließungen im März sei jedenfalls noch nicht zu rechnen. dpa

 

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