Stoßlüften im Klassenraum reicht offenbar nicht aus: Drosten warnt vor Aerosolen

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BERLIN. Prof. Christian Drosten, Direktor am Institut für Virologie der Charité Berlin, hat sich „als Privatperson und nicht als Virologe“ für weitere Öffnungen von Kitas und Schulen ausgesprochen – unter der Voraussetzung, dass die Hygienerichtlinien nach neuen Erkenntnissen überarbeitet werden.  Ein wesentlicher Punkt dabei, wie er darlegte: „Es mehrt sich hier der Eindruck, dass wir zusätzlich zur Tröpfcheninfektion auch eine deutliche Komponente von Aerosol-Infektionen haben.“ Heißt: Das Coronavirus wird offenbar häufiger als zunächst angenommen über Kleinstpartikel übertragen, die minutenlang in der Luft schweben.

Lehrer sollen regelmäßig auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet werden, fordert der Virologe Christian Drosten. Foto: Shutterstock

„Besonders wichtig ist das regelmäßige und richtige Lüften, da dadurch die Innenraumluft ausgetauscht wird. Mehrmals täglich, mindestens alle 45 Minuten, in jeder Pause und vor jeder Schulstunde, ist eine Stoßlüftung bzw. Querlüftung durch vollständig geöffnete Fenster über mehrere Minuten vorzunehmen“, so heißt es beispielsweise im niedersächsischen „Rahmen-Hygieneplan Corona Schule“.

„Eine Kipplüftung ist weitgehend wirkungslos, da durch sie kaum Luft ausgetauscht wird. Aus Sicherheitsgründen verschlossene Fenster müssen daher für die Lüftung unter Aufsicht einer Lehrkraft geöffnet werden. Können aufgrund baulicher Maßnahmen Fenster in einem Raum dauerhaft nicht geöffnet werden, ist er für den Unterricht nicht geeignet, es sei denn, es ist eine effektive raumlufttechnische Anlage (Lüftungsanlage) vorhanden.“ Räume, die über eine solche Anlage be- und entlüftet werden, seien dann nutzbar, wenn sichergestellt werde, dass die Lüftungsanlage nicht als potenzielle Quelle der Virusweiterverbreitung dienen könne.

Diese Vorschrift taucht mit nahezu identischen Formulierungen auch in den Hygiene-Richtlinien der anderen Bundesländer auf. Allerdings werden jetzt Zweifel laut: Reicht eine Stoßlüftung alle 45 Minuten in einem Klassenraum mit zehn, zwölf Personen wirklich aus, um eine Corona-Belastung in der Luft zu beseitigen? Der Virologe Prof. Christian Drosten sät daran Zweifel angesichts neuer Erkenntnisse über die Bedeutung von Aerosol-Infektionen.

„Dann muss diese Raumluft bewegt und herausbefördert werden“

„Wir brauchen viel mehr noch mal bessere Richtlinienwerke für bestimmte ganz wichtige gesellschaftliche Bereiche wie zum Beispiel jetzt die Schulen und die Kindertagesstätten, Kindergärten. Da muss etwas geschehen“, sagte Drosten im Interview mit dem Deutschlandfunk. „Ganz einfach gesprochen: Wenn es denn so ist, dass ein Virus in der Raumluft steht, dann muss diese Raumluft bewegt und herausbefördert werden. Das heißt, man macht das Fenster auf, setzt da einen großen Ventilator rein, der die Luft nach draußen bläst, und macht die Tür einen Spalt auf. So kann man einen Raum entlüften und sicherlich auch eine Aerosolkomponente verringern.“

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Die Behauptung, Kinder seien von Corona-Infektionen weniger betroffen – zuletzt etwa von vier Ärzte-Organisationen öffentlich vertreten, um damit ihre Forderung nach Grundschul- und Kitaöffnungen zu untermauern – sei wissenschaftlich nicht belegt, erklärte Drosten noch einmal (News4teachers berichtet ausführlich über die Kontroverse – und zwar hier). Im Gegenteil: „Das sieht für mich überhaupt nicht so aus anhand der vorhandenen wissenschaftlichen Daten.“ Gleichwohl sehe er „als Privatperson und nicht als Virologe“ durchaus die Notwendigkeit, den „gesellschaftlich extrem wichtigen Bereich der Kinderbetreuung und Erziehung“ wiederzubeleben. „Und da muss man dann überlegen, wie kann man das vorhandene epidemiologische und wissenschaftliche Wissen nehmen, um mit dieser Situation umzugehen.“

„Jeder symptomatische Lehrer muss sofort getestet werden“

Neben der Forderung, die Aeroso-Infektionen stärker in den Blick zu nehmen („Im Alltag sollte man sich eher vielleicht aufs Lüften konzentrieren und weniger auf das ständige Wischen und Desinfizieren“), nennt Drosten als weitere Konsequenz: das regelmäßige Testen von Erziehern und Lehrern. „Wir haben hier bei den Erziehungskräften auch sehr, ich will mal sagen, gut informierte Personen, die auch häufig besorgt sind um die eigene Gesundheit, um die Gesundheit der Angehörigen. Wir sollten hier Diagnostik anbieten. (…) Jeder symptomatische Lehrer muss sofort getestet werden und jeder besorgte Lehrer, der auch vielleicht keine Symptome hat, darf einmal pro Woche getestet werden – als Beruhigungs- oder auch Service-Funktion für dieses sehr wichtige Personal.“

Weiter erklärte er: „Ich glaube, mit dieser Kombination, bei Symptomen muss, ohne Symptome kann man getestet werden, und zwar niedrigschwellig, real, wirklich verfügbar, verlässlich, vielleicht einmal in der Woche für jeden Lehrer, jede Kita-Erzieherkraft, ich glaube, damit wären wir ein ganz wichtiges Stück weiter, wenn wir das bis zu den Sommerferien einüben. (…) Dann kommen wir, glaube ich, gut in den Herbst rein und da müssen wir ja noch mal besonders aufmerksam sein wegen des Temperatureffekts, den es vielleicht gibt.“ Heißt wohl: Im Herbst dürfte die Gefahr einer zweiten Corona-Welle steigen. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Aufenthalt mit Menschengruppen in geschlossenen Räumen vermeiden! Forscher warnen vor Übertragung des Coronavirus‘ über Aerosole

 

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33 Kommentare
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Marie
3 Jahre zuvor

Super, unsere Fenster haben Sicherungen, die man nicht lösen kann. Sie lassen sich gerade mal knapp 10 cm öffnen. Das bringt weder einen raschen Luftaustausch noch passt der genannte große Ventilator da rein. Im Moment ist morgens die erste Aufgabe, alle Fenster zu öffnen, damit es in den Räumen halbwegs erträglich ist. Wenn ich allerdings auch noch im Herbst / Winter immer alle Fenster auf lassen muss, wird es ziemlich rasch sehr kalt sein. Da dürfen dann alle mit dicker Jacke sitzen, das ist der Gesundheit bestimmt sehr zuträglich.

Pälzer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

Fenster, deren Sicherungen man nicht lösen kann, könnte man auch nicht von außen putzen. Vermutlich ist eher der Schlüssel unter Verschluss, denn so dumm wird niemand bauen. Aber: ja, wir haben Glück, dass der Sommer kommt.

dickebank
3 Jahre zuvor

Problematisch. Ich schätze, dass der Schulträger es nicht gerne sieht, wenn ich in meiner Klasse die Fenster nicht „auf Kipp stelle“ sondern komplett öffne, um Stoß zu lüften. Das komplette Öffnen der fenster wird in Fachkreisen nämlich auch als „Entglasen“ bezeichnet

Pälzer
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Es ist wohl mehr ein zerstörungsfreies Komplett-Öffnen gemeint.

blauer.falke
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Sie halten dieses ernste Thema offenbar für eine gute Gelegenheit zum Blödeln!

Illy
3 Jahre zuvor

…ich denke jedem ist klar, worauf das alles hinausläuft.
Wie Frau Gebauer ja schon feststellte: es wird unter den Lehrern, Schülern und deren jeweiligen Angehörigen Tote geben. Sie hat freundlicherweise eine Tel.Nummer angegeben, wo sich die Betroffenen dann gerne melden können.
…habe ich eigentlich heute schon mal gesagt, dass ich für eine temporäre Bildungspflicht und Aussetzung der Schulpflicht bin?…wollte ich nur nochmal so erwähnen.

Pälzer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illy

Bisher gibt es in Deutschland 3 Tote unter 20 Jahren, alle hatten Vorerkrankungen.
Hier erfährt man mehr: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/2020-05-25-de.pdf?__blob=publicationFile Bei den Fachleuten wird die Lage nicht so apokalyptisch beurteilt wie in den Mainstream-Medien.

Marie
3 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Wie illy schon schrieb: Es geht nicht nur um die Kinder ( die je nach Studie hochgefährdet oder entspannt unbetroffen sind – wer will da sagen, was nun stimmt?), sondern auch um Lehrer und Eltern. Ich tue mich echt schwer mit der Rolle als Laborratte.

Cornelia
3 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

Und um Geschwister. Das wird auch oft vergessen. Die sind auch manchmal vorerkrankt. Oder behindert und somit häufig für schwere Verläufe prädestiniert. Sie werden jetzt zu Hause geschützt und nur im äußersten Notfall in Notbetreuung gegeben, weil man weiß, was man damit riskiert. Wie will man sie schützen, wenn die Geschwister wieder in die Schule gehen?? Warum wird das nirgends gesehen und erwähnt? Häufig lese ich, dass Behinderte und ihre Angehörigen in der jetzigen Krise gar nicht gesehen werden. Und das stimmt.
Übrigens, die Einschränkungen, die viele jetzt so schrecklich finden, gehören leider allzu oft für Behinderte und ihre Angehörigen zum Alltag. Aber bitte nicht falsch verstehen. Lockerungen müssen schon sein, aber mit Bedacht.

Pälzer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Cornelia

In RP entscheiden die Schüler & Eltern nach Rücksprache mit dem Arzt selber, ob sie zum Präsenzunterricht gehen.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor

Ich versuche, so oft es geht, zu lüften. Im Sommer ist das überhaupt kein Problem. Unterricht im Freien wäre super, ist aber eher nicht realisierbar. Den Vorschlag, Lehrer und Erzieher regelmäßig zu testen, finde ich absolut richtig. Die Schulen sollten unter Einhaltung von Hygiene- und Schutzmaßnahmen geöffnet werden.

kanndochnichtwahrsein
3 Jahre zuvor

Ich fühle mich wie in einem riesengroßen Glücksspiel… nur kennt nicht mal jemand die Regeln (des Virus…)… Abstand ist nur bedingt machbar, bei vollen Schulen eine Illusion! Lüften geht vielleicht jetzt – mit Durchzug – aber selbst das ist nicht überall möglich und im Herbst/Winter undenkbar.

Bildungspflicht statt Schulpflicht, digitale Endgeräte für die, die sie nicht haben – notwendige Betreuung der jüngeren Kinder durch Personen aus dem Umfeld (Einschränkung von Kontakten – immer zwei, drei Familien untereinander) oder Notbetreuung durch Lehrer/innen, die am wenigstens für einen schweren Verlauf gefährdet sind…

Alles andere scheint mir ein Seiltanz ohne Netz und doppelten Boden.
Man muss sich entscheiden: Entweder akzeptieren wir, wie Fachleute die Situation einschätzen und handeln danach, oder wir lassen selbsternannte Experten ihre eigenen Szenarien backen. Dann müssen alle die Folgen ausbaden!

Nunjasoeinfachistdasnicht
3 Jahre zuvor

Ihre Vorschläge sind leider nicht wirklich zu Ende gedacht – es gibt in der aktuellen Situation leider keine „einfachen und schnellen“ Lösungen, da muss ich Sie leider enttäuschen…

„Bildungspflicht statt Schulpflicht“
Und was ist, wenn Schüler/Eltern dieser Pflicht nicht nachkommen? Bei meinem Schülerklientel leider keine Seltenheit, trotz Telefonaten und vielen Bemühungen.

„digitale Endgeräte für die, die sie nicht haben“
Bitte sagen Sie ganz konkret, wie Ihre Forderung umgesetzt werden soll. Wie prüft „man“ nach, dass eine Person ein „digitales Endgerät“ nicht besitzt und deshalb eines benötigt? Ist auch ein Schüler ohne eigenen Computer/Tablet eines wohlhabenden (was immer das auch heißt) Elternpaares „föderberechtigt“? Oder soll die Förderberechtung an ein gewisses Bruttoeinkommen gekoppelt werden? Ansonsten landen demnächst viele Geräte auf ebay…
Zumindest hier „meiner Region“ in Baden-Württemberg können die Schüler über die Kreismedienzentren einen Laptop oder ein Tablet über den Klassenlehrer kostenlos ausleihen. Wie das allerdings mit einer möglichen Beschädigung des Gerätes aussieht, weiß ich leider nicht.
Ebenso muss man leider anerkennen, dass bei einigen Familien Geld für Smartphones und teure Schuhe vorhanden ist, für einen Office-Computer im zweistelligen Eurobereich (ebay) fehlt dann leider das Geld.

„notwendige Betreuung der jüngeren Kinder durch Personen aus dem Umfeld“.
Aha – sollen dann etwa Nachbarn, Freunde und Verwandte die jüngeren Kinder betreuen? Und was heißt bei Ihnen „betreuen“? Was machen die Familien, die in ihrem Umfeld keine Personen haben bzw. zu wenige Personen kennen, damit die Kinder „betreut“ werden?

„oder Notbetreuung durch Lehrer/innen, die am wenigstens für einen schweren Verlauf gefährdet sind“
Wie wollen Sie dies umsetzen? Sollen alle Lehrerinnen und Lehrer zum Arzt, um eine Diagnose erstellen zu lassen, wie „gefährdet“ sie sind? Zumal die Folgen des Corona-Virus für den menschlichen Körper doch absolut nicht erforscht sind, weil dazu das Virus noch viel zu unbekannt ist…

„Entweder akzeptieren wir, wie Fachleute die Situation einschätzen und handeln danach“
Und wer ist ein „Fachmann“? Ärzte? Virologen? Und was ist, wenn sich z.B. Virologen untereinander widersprechen? Genau das erlebt man nämlich seit vielen Wochen!

Durch meinen Beitrag möchte ich nur aufzeigen, dass „schnelle und so einfache“ Lösungen wie von „kanndochnichtwahrsein“ dann eben doch nicht umzusetzen sind. Ehrlicherweise muss ich auch zugeben, dass ich auch keine „schnellen“ Lösungen für die vielen Fragen der aktuellen Coronakrise für die Bildungslandschaft habe.

Cornelia
3 Jahre zuvor

Die Vorschläge von kanndochnichtwahrsein finde ich gut, sie sind pragmatisch, nah an der Situation. So ähnlich ist auch meine Vorstellung von einer Lösung. Nein, das ist keine schnelle und einfache Lösung. Was ist besser? Gibt es jetzt überhaupt gute Lösungen? Gibt es manchmal vielleicht nur mangelhafte oder ausreichende oder ungenügende Lösungen? Uns bleibt eine Abwägung nicht erspart, es ist und bleibt wohl eine ganze Zeitlang noch eine Situation, in der man ganz schnell auf der einen oder andern Seite vom Stuhl fliegen kann.
Notbetreuung ist und bleibt vorab eine gute Lösung, warum sollten junge Lehrer jetzt plötzlich zum Arzt, um sich untersuchen zu lassen? Gerade in einer Notbetreuung sind doch die Hygieneregeln viel besser einzuhalten als in einem vollumfänglichen Schulbetrieb!

Illy
3 Jahre zuvor

@nunjaseinfach…: ich denke es könnte alles genausoeinfachsein wie kanndochallesnichtwahrsein vorschlägt,. Der erste Schritt wäre, wenn wir unser Anspruchsdenken schon mal alle herunter regulieren würden. Bei allen Problemen, die diese Zeit gerade mit sich bringt hilft es nichts an dem alten Konzept Schule verbissen hängen zu bleiben.
Genau das wird jedoch von den verschiedenen Interessenvertetern regelrecht eingefordert.
Ich kann mich den verschiedenen Gedanken eine Lösung zu finden nur anschliessen. Wir entfernen uns damit dann von alten Vorstellungen wie Schule zu funktionieren hat. Genau das macht es gerade vielen schwer eine neue Sichtweise zu entwickeln. Das geht Lehrern wie Eltern gleicher maßen so.
Es könnte also alles viel leichter sein, wenn man sich neuen Konzepten öffnet. Das ist aber genau das Problem: viele wollen das Alte unbedingt zurück….dafür nehmen sie gerade in Kauf einiges zu verlieren.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illy

Ich finde den Gedanken, eine Bildungs- statt einer Schulpflicht einzuführen durchaus diskutierenswert. Es würde den Eltern, die das wünschen und organisieren können, in der jetzigen Situation die Möglichkeit geben, ihre Kinder nicht in die Schule zu schicken, sondern mit Unterstützung der Schule weiter zu Hause zu beschulen. In Frankreich gibt es m.E. eine solche Bildungspflicht statt einer Schulpflicht. Die Schulpflicht wird in der jetzigen Situation ohnehin ad absurdum geführt. Welche weiteren Länder gibt es, in denen eine Bildungs- statt einer Schulpflicht besteht?

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

… und Lernen kann auch völlig ohne Zwang und Notendruck stattfinden. Oft lassen genau diese Bedingungen die intrinsische Motivation der Kinder absterben. Irgendwann lernen alle nur noch für Noten und unter großem Zeit- und Leistungsdruck (siehe G8 am Gymnasium).

OlleSchachtel
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Mir graut davor dass ich morgens die halbe Klasse in der Schule unterrichte und nachmittags die andere Hälfte per Videokonferenz. Natürlich bereite ich meinen Unterricht dann Nachts vor und korrigiere Klassenarbeiten Nachts und führe ganz nebenbei noch Elterngespräche. Wenn die Schulen wieder schließen suche ich mir definitiv einen neuen Job, das ist nicht leistbar und so glorreich ist meine Bezahlung als Grundschullehrer nicht. Pfeif auf die Verbeamtung. Ich wollte Kinder immer gut unterrichten und opfere dafür viel Zeit und auch viel privates Geld. Doch Videolehrer zu sein ist für mich der absolute Albtraum. Kinder im Schlafanzug, mit Flimmerkiste im Hintergrund, Mutti die aus dem Off mitredet und kleine Geschwister die ich mitunterhalten darf. Unsere Fenster in der Schule sind offen, ich trage Maske und die Kinder sind glücklich wieder in der Schule zu sein.

kanndochnichtwahrsein
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illy

@Illy – Ja, so war es gemeint, danke!
Natürlich gibt es keine einfachen Lösungen.
Natürlich kenne ich genau diese einschränkenden Probleme auch.
Natürlich haben wir die aber auch im normalen Schulalltag.
Natürlich kann man jeden Lösungsansatz/Denkansatz einfach nur als unbrauchbar abtun… bitte, jedem selbst überlassen.

Wir (nein, „die da oben“) könnten m.E. jetzt aber entscheiden, ob es vielleicht einige „Bildungsverlierer“ (kein gutes Wort, aber diese habe ich natürlich auch in meinen Klassen trotz allem Bemühen) mehr geben würde oder stattdessen ein hohes Risiko für gesundheitlichen Personenschaden oder Schlimmeres in Kauf nehmen.

Neu denken könnte helfen.
Nicht weil alles schlecht war, nicht weil jetzt alles einfach wäre, sondern weil andere Situationen schon lange andere Lösungen verlangen.
Corona versetzt dem System nur den entscheidenden Stoß. Endweder fällt es „nur“ zusammen und wird wieder geflickt – oder wir bauen es neu?!

Im Allgemeinen vermisse ich hier weitgehend eine Stimmung, in der Dinge erstmal ohne Vorbehalte, auch ins Unreine, neu und vor-gedacht werden könnten.
Viel wird einfach gleich wieder eingestampft, ohne Verwendbares, Gutes, Nützliches drin zu suchen und aus den Gedanken vieler Einzelner zusammemzutragen.
Und bitte nicht den Vorwurf aus der Schublade ziehen, etwas sei nicht zu Ende gedacht.
NATÜRLICH ist es nicht zu Ende gedacht. Wie könnte es auch. Es sind Gedanken. Das Ende kennen wir alle nicht. Wer es besser kann, soll es besser machen.
Zu Ende denken müssten es Gremien aus verschiedenen Fachleuten.
Und ja, jedem Fachmann kann man sicher einen anderen anders denkenden oder anders urteilenden Fachmann gegenüberstellen, wenn man das als erstrebenswert ansieht.
Ob’s zu etwas führt?

Tina Bendel
3 Jahre zuvor

@kanndochnichtwahrsein
Hallo!
Ich bin eigentlich niemand der kommentiert, etc, aber ich glaube wir beide teilen verdammt viele Ansichten zu diesem so wichtigen Thema!
Ich habe in den letzten Wochen ein (natürlich völlig unperfektes) Konzept für den digitalen Fernunterricht entwickelt, und versucht darauf aufmerksam zu machen… Aber ohne nennenswerten Erfolg, obwohl einige Vertreter mit „viel Ahnung im Schulbereich“ mir zugesichert haben, dass es gut ist. Es fehlt bislang „oben“ die Bereitschaft umzudenken, geschweige denn zuzuhören, was es überhaupt für Alternativen gäbe.
Vielleicht hast du ja Lust auf einen Austausch 😉

kanndochnichtwahrsein
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tina Bendel

Die Erfahrung mach ich auch immer wieder.
Hier möchte ich aber anonym bleiben.
Andere Wege sich auszutauschen????

Illy
3 Jahre zuvor

Ich wäre dabei.

Palim
3 Jahre zuvor

Trefft euch doch im 4teachers-Chat, da könnt ihr mit euren Nicknamen schreiben und könnt euch dort austauschen.
Ihr könntet einen Termin vereinbaren oder zuvor einen per Forum ankündigen, dann kann jederR, die/der mag, dazukommen.
Die zeitlich unabhängigere Variante wäre es, ein Forum zu dem Thema zu starten und dort zu schreiben.

TB
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tina Bendel

Ich habe mich auch schon gefragt, wie das funktionieren könnte ohne hier alles preis zu geben 😉 ich habe leider noch keine ideale Lösung…
Seid ihr bei Facebook? Meinen Namen hat es ja dummerweise eh schon weiter oben angezeigt… So könnte man mich finden.

Illy
3 Jahre zuvor
Antwortet  TB

@palim : danke für den Tipp. Wusste gar nichts von einem Chat.
Facebook schaue ich mal bei TB vorbei.

Illx
3 Jahre zuvor

@pfälzer Das ist mir klar. Es geht jedoch um gesundheitlich gefährdete Angehörige der beteiligten Lehrer und Schüler sowie die Risikopatienten dieser Gruppe selbst ….Und da bleibt die Lage solange es keine wirksamen Medikamente gibt -um es mit ihren Worten zu sagen – apokalyptisch..
Im übrigen werden auch die Erkenntnisse bzgl. der Auswirkungen dieses Erregers mit zunehmenden Infektionen sicher noch weitere umerfreuliche Tatsachen zu Tage fördern auch bei den Jüngeren.
Aus diesem Grunde wäre ich persönlich froh, wenn unsere zukünftigen Maßnahmen sich nicht darauf beschränken würden Lehrer und Schüler in den Durchzug zu setzen und sich ‚freitesten ‚ zu wollen.
Selbst wenn Kinder <10 Jahre nicht problematisch wären, so zeigt sich, dass ältere Kinder /Schüler genauso infektiös wie Erwachsene sind. D. H. Wir täten gut daran Homeschooling z.B. für ältere zu etablieren und das temporäre Aussetzen der Schulpflicht ist ebenfalls eine Möglichkeit den Schulalltag zu entzerren. Jedoch kann es doch nicht tatsächlich der Wille sein, normale oder halbvolle Klassen mit dem Erkenntnisstand bzgl des Infektionsweges im Herbst in den vermeintlich erzeugbaren Durchzug zu setzen…nur weil alle gerne wieder so wie früher vor der bösen Pandemie leben wollen.
Auch wenn es schwerfällt vom Alten abzuweichen , jedoch ist es jetzt an der Zeit umzudenken.

Pälzer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illx

in meiner 9 hat das Unterrichten online 4 Wochen lang gut geklappt, „nur“ etwa 2-3 aus der Klasse waren abgetaucht. Aber die Länge bringt die Last, jetzt sind allmählich nur noch die braven Bildungsbürgerkinder am PC, wenn unsere Besprechungsstunden stattfinden.
Ja: Der Virus ist gefährlich, und wir müssen uns vernünftig schützen. Aber Corona ist nicht die einzige Gefahr für unsere Gesellschaft, wir müssen verschiedene Gefahren und Übel gegeneinander abwägen, und dabei darf nicht allein die Todesangst herrschen.

Sisani
3 Jahre zuvor

Ist es wirklich notwendig das die Kinder während des Unterrichts in Durchzug sitzen nur weil der Herr Drosten das so möchte?Die Lehrer sitzen am Pult ,weg von Zugluft.Die erste Kinder klagen schon über Halsschmerzen und Schnupfen.so kann man auch die Kinder mit Gewlat krank machen.Welcher ERwachsene sitzt freiwillig im Durchzug weil es angeblich seiner Gesundheit förderlich ist

Marie
3 Jahre zuvor
Antwortet  Sisani

Nein, die Lehrer sitzen nicht weg, sondern mitten drin in der Zugluft. Das ist nämlich im Klassenraum ihre einzige Chance, möglichst wenig Aerosole abzubekommen. Abstand und Maskenpflicht gibt es bekanntermaßen dort nicht mehr.

Felix
3 Jahre zuvor
Antwortet  Sisani

Von so einer Haltung bin ich echt genervt. Lüften ist das einzige, das wir aktiv in den Schulen tun können, um die Kinder zumindest ein winziges Bisschen zu schützen. Und selbst da wird gejammert. Jammern Sie dann auch, wenn sich Ihr Kind in der Klasse mit Corona infiziert, weil nicht gelüftet wurde?

Illy
3 Jahre zuvor

Ich sag es mal si. Solange der Arbeitsschutz der Lehrer und der Gesundheitsschutz unserer Kinder derartig mit Füssen getreten wird und keine vernünftigen Lösungen für alle Akteure der Schule bestehen: Fenster auf und Durchzug. Schade füe diejenigen die dadurch krank weden, aber diejenigen die die Schulen als Aufbewahrungsanstalt benötigen und das in den vergangenen Wochen vehement eingefordert haben müssen den Wunsch derer akzeptieren sich schützen zu wollen.
Meine Meinung…muss ja nicht ihre sein.

Wir dürfen uns auf den Herbst/Winter freuen:(

Alex
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illy

Sehe ich auch so. Auch wenn es durch versetzte Pausen permanent Lärm gibt, sind geöffnete Fenster nunmal der einzige Schutz, den mir das Land im Klassenraum zugesteht. Sollte ich auf Grund des Durchzugs krank werden, werde ich nicht – wie sonst durchaus üblich – erkältet zur Schule kommen, sondern brav meinen Hausarzt aufsuchen und mich krank schreiben lassen ( wird im übrigen im Hygieneplan exakt so vorgegeben). Wenn sich jede LK daran hält, sind die Schulen vermutlich schneller wieder zu, als es manchem lieb ist, einfach, weil kein Personal da ist. Aber vielleicht kommt das Land ja auf die schlau Idee wie Sabines Schule und bestellt die Eltern als Vertretungskräfte in die Schule 🙂

Rotstiftprofi
3 Jahre zuvor
Antwortet  Alex

Liebe/r Alex, genauso wie Sie – Zitat aus Ihrem Kommentar: „werde ich nicht – wie sonst durchaus üblich – erkältet zur Schule kommen, sondern brav meinen Hausarzt aufsuchen und mich krank schreiben lassen“ – werde ich es dann auch halten. Bei voller Stelle und zwei Hauptfächern kommt da dann einiges an Vertretung zusammen. Zu dumm auch.