„Für Kinderohren ungeeignet“: Geplante Schülermitwirkung geht Lehrerverbänden zu weit

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MAINZ. Die erweiterten Mitspracherechte für Kinder und Jugendliche im geplanten neuen Schulgesetz von Rheinland-Pfalz gehen einigen Lehrer-Vertretern zu weit. Die Mitwirkung der Schüler solle auf die Punkte beschränkt werden, «wo sie wirklich möglich ist», sagte die Landesvorsitzendes des Philologenverbands, Cornelia Schwartz bei einer Schalte des Bildungsausschusses des Landtags zur Novelle. Schwartz befürwortet eine Konzentration auf den Unterricht, «der demokratische Fähigkeiten schon schult».

Lässt sich in Schulen sinnvoll über Hausaufgaben abstimmen? Foto: Shutterstock

Viele Schulorganisationsfragen seien so komplex, dass es gar keine Wahl gebe. «Scheindemokratische Strukturen bewirken eher negative Einstellungen gegenüber Demokratie», mahnte Schwartz bei der Expertenanhörung.

Nach Ansicht des VBE-Landesvorstandsmitglied Lars Lamowski sind Grundschulkinder bei einigen Themen in der Mitsprache «völlig überfordert», etwa wenn es um die Beratung von Ordnungsmaßnahmen und die Situation in der Familie der betreffenden Schüler gehe. «Manche Sachen sind für Kinder-Ohren nicht geeignet.» Grundschulkinder könnten auch nicht drei oder vier Stunden lang an Konferenzen teilnehmen. Ein Klassenrat, in dem Schüler aller Grundschuljahrgänge vertreten seien, müsse zudem von einem Verbindungslehrer vorbereitet und dieser auch mit Entlastungsstunden ausgestattet werden.

GEW: Auch in Grundschulen funktioniert die Mitbestimmung

Grundschüler seien aus dem Klassenrat seit vielen Jahren sehr erfahren in der Mitsprache, sagte dagegen der GEW-Landesvorsitzende Hammer. Es sei gut, das sich die Schulen auf den Weg machten, mehr echte Partizipation zu ermöglichen.

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Demokratiebildung: Kostenloser Online-Kurs für Lehrer

Die Demokratiebildung in der Schule hat im Zuge der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen an Bedeutung gewonnen. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, sich als Part der Gesellschaft zu begreifen, der diese aktiv verändern kann. Doch wie können Lehrkräfte dies erreichen? Unterstützung bietet der kostenlose Online-Kurs „Citizenship Education – Demokratiebildung in Schulen“, den die Bertelsmann Stiftung zusammen mit dem Institut für Didaktik der Demokratie an der Leibniz Universität Hannover entwickelt hat.

Hier gibt es weitere Informationen.

Für die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler in der schulischen Praxis in Rheinland-Pfalz soll mit dem neuen Schulgesetz ein Mitbestimmungskatalog eingeführt werden, der etwa Veränderungen des Schulgebäudes, Konzepte zu Klassenfahrten oder auch die Organisation von Hausaufgaben einschließt (News4teachers hat bereits ausführlich darüber berichtet – hier geht es zu einem umfassenden Beitrag dazu).

Alle Schulen sollen Schülervertretungen haben. Bei den Grundschulen war dies bisher nicht überall der Fall. „Schon unsere Jüngsten können und sollen mitbestimmen“, meint Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). „Das ist gelebte Demokratie.“ Dass Kinder in der Schule lernen, dass die eigene Meinung gehört wird und auf diese Weise Selbstwirksamkeit erfahren, ist ein zentrales Anliegen der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Künftige KMK-Präsidentin Stefanie Hubig im Interview: „Demokratiebildung ist so wichtig wie schon lange nicht mehr!“

 

 

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Pälzer
3 Jahre zuvor

Es ist traurig, dass die SPD so auf formaldemokratische Regelungen setzt. Aus den Klassenstunden der 5.-6. Klassen ist doch schon lange bekannt, dass ein großer Teil der Kinder von langen Diskussionen angeödet wird. Sie wollen – bei Bedarf ! – die Möglichkeit zur Mitsprache haben, aber ansonsten möchten sie einen Erwachsenen, der klug und sicher entscheidet, ebenso wie auch Bürger eines Landes (und sogar Journalisten) von guten Kanzlerinnen und Vorsitzenden Führungsstärke fordern. Nur die wenigen Mitglieder der Landesschüler*innen*vertretung, die auch das Wahlrecht ab 0 Jahren im Programm haben, sehen es anders.