Kultureller Leuchturm: Wie eine Schule identitätsstiftend für eine ganze Region wirkt

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KIEL/LEIPZIG. Schulen sind über den Bildungsauftrag hinaus für das Gemeinwohl der sie umgebenden Kommunen unersetzlich, heißt es oft. Studienrat Tim Carstens hat dies am Beispiel eines Gymnasiums in der Sächsischen Schweiz untersucht.

Eine Schule kann ihr Umfeld kulturell „erleuchten“. Foto: Shutterstock

Durch die Schließung der Schulen in den vergangenen Monaten wurde besonders die gesellschaftliche Relevanz der Schule über den Bildungsauftrag hinaus deutlich. Schulen stellen für das sie umgebende Gemeinwesen einen Ort der Wertevermittlung und des gesellschaftlichen Lebens dar; insbesondere im ländlichen Raum offenbaren sich diese Funktionen von Schule.

Das Goethe-Gymnasium Sebnitz etwa kann als demokratischer Leuchtturm bewertet werden. Zu diesen Ergebnissen kommt jedenfalls Studienrat Tim Carstens in einer aktuellen Studie. Erstmals in Deutschland wurde dabei, laut einer Pressemeldung der privaten Handelshochschule Leipzig (HHL), mit dem Goethe-Gymnasium Sebnitz in der Sächsischen Schweiz eine Einzelschule auf ihren Gemeinwohlbeitrag hin untersucht. Die Studie entstand in Kooperation der HHL mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Internationale Ausrichtung der Schule sorgt für Weltoffenheit

Aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung weise die Schule in dem Bereich der „verwurzelten Weltoffenheit“ hohe Werte auf. Dabei komme auch zum Tragen, dass in der Schule Internationalität auf verschiedenen Ebenen gelebt werde: Es werden Kontakte gepflegt zu Menschen im benachbarten Ausland in Tschechien, sowie Menschen in anderen europäische Länder bis hin zu anderen Kontinenten – mit China und Israel. Die Schule beeinflusse so ein Miteinander, das auf klaren Werten fußt, und fördere die Verbindung der verschiedenen Mitglieder der Schulgemeinschaft miteinander.

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Nach den Erkenntnissen der Studie wirkt das Gymnasium außerdem identitätsstiftend für die Region. Das Goethe-Gymnasium könne als kulturelle Bereicherung für die Sächsische Schweiz gesehen werden und der Schule komme dabei eine „standortsichernde Funktion“ zu.

Das Goethe-Gymnasium hat eine große Bedeutung für die Gemeinde Sebnitz. Foto: SchiDD / Wiikimedia Commons (CC BY-SA 4.0) (Ausschnitt)

„In der Summe offenbaren die qualitativen Gemeinwohlbeiträge die unersetzliche Bedeutung, welche das Goethe-Gymnasium Sebnitz für die Region und die darin lebenden Menschen erfüllt“, resümiert Carstens.

Im Rahmen der Studie wurden in einem mehrstufigen Verfahren die Bedürfnisse von Akteuren des gesellschaftlichen Umfeldes erhoben und in ein quantitativ messbares System überführt. Eltern und Schüler wurden ebenso einbezogen wie Lehrkräfte, die Schulleitung und Vertreter der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Um zu bestimmten, inwieweit die Bedürfnisse erfüllt wurden, wurden erneut Vertreter aller gesellschaftlichen Akteure befragt. News4teachers

Was Schulen auf dem Land und Schulen in der Stadt benötigen – Bildungsforscher legen Gutachten zu regionalen Unterschieden vor

 

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Gümnasiallehrer a.D.
3 Jahre zuvor

Schule hat auch den Auftrag von Erziehubg neben der Bildung.

Was oft aber nicht gesagt wird ist, das die Schule auch einen Betreuungsauftrag hat. Und das ist der vermutliche Grund, warum dieser Auftrag aus der 2. Reihe, nun für massive Schulöffnungen verantwortlich ist: Würden die Kinder nicht von 8 bis wenigstens 14 Uhr durch die Schule betreut werden, dann könnten die Erziehungsberechtigten keiner Erwerbstätigkeit nachgehen.

Gäbe es ein Grundeinkommen (egal wie man jetzt dazu steht), dann wäre dieser Auftrag vermutlich deutlich kleiner.

Im Grunde kann man auch sagen Schule ist betreuungstechnisch nichts anderes als Kindergarten. Sie erfüllt genau diesen Zweck. In Zeiten von wirtschaftlicher Stabilität wird dieser Betreuungszweck nie angeführt. Höchstens von Menschen, die drauf angewiesen sind – aber häufig kein Gehör finden. Jetzt, da vieles prekär geworden ist und die Unternehmen vermutlich ihre Angestellten zur Rückkehr drängen, wächst von Eltern der Druck, die Schulen wieder Regelhaft zu öffnen. Der Druck wird also von oben nach unten weitergegeben und anstelle, dass sich die Kultusminister diesem Wahnsinn entgegenstellen, wird dieses Spiel offenbar („volle Öffnung nach den Sommerferien) mitgespielt. Auf kosten welcher beteiligten?

Wie so oft kommt zum Tragen: Kosten vergesellschaften, Gewinne privatisieren.