Home Praxis Mehr als nur Kuchenbacken: Was einen guten Elternvertreter ausmacht

Mehr als nur Kuchenbacken: Was einen guten Elternvertreter ausmacht

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MÜNCHEN. Lehrer kennen die Situation: Betretenes Schweigen beim Elternabend, wenn der Elternvertreter gewählt werden soll. Dabei ist Engagement von Elternseite in Schule wichtig – betonen Väter und Mütter, die sich einbringen. Sie raten Interessenten, sich nicht mit dem Versprechen ködern zu lassen, das Ehrenamt koste ja kaum Zeit. Andererseits: Eltern könnten schon eine Menge bewegen, und zwar mit den Lehrern. Nicht gegen sie.

Eltern, die sich in der Schule engagieren, sollten die Bereitschaft mitbringen, Probleme im Team zu lösen. Foto: Shutterstock

«Man kann schon mehr machen, als zum Schulfest Kuchen zu backen», ist Barbara von Schnurbein überzeugt. Und zwar aus eigener Erfahrung. Die Mutter von fünf inzwischen erwachsenen Kindern war viele Jahre Elternvertreterin in den Klassen ihrer Kinder. Auch als Vorsitzende der Landeselternvereinigung (LEV) der Gymnasien in Bayern hat sie sich eingebracht: «Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man sich engagiert und die Schule der Kinder gerne unterstützt.»

Ihren Kindern sei das stets gut bekommen. «Ich habe nie erlebt, dass unsere Kinder etwa dumm angeredet wurden, weil ich mich für irgendetwas eingesetzt hatte, was für die Lehrkräfte vielleicht auch mühsam war», erklärt die Rentnerin, die heute als Autorin und Referentin unterwegs ist. «Im Gegenteil, die Kinder haben sich gefreut, dass ich mich für ihre Schule interessiere.» Auch sei in der Regel das Bewusstsein da: «Ohne Einbeziehung der Eltern kann Schule kaum noch funktionieren.»

Welches Kind will Eltern mit Super-Kontakt zu Lehrern?

«Schulleitungen wissen: Wenn ich einen guten Elternbeirat habe, kann ich mir eine Menge Arbeit sparen», sagt Stephan Wassmuth, Vorsitzender des Bundeselternrates. Er ist Vater von fünf Kindern, drei davon momentan Schulkinder im hessischen Lohfelden. «Vom Grundsatz her war keins von meinen Kindern erst mal wahnsinnig begeistert. Welches Kind will schon, dass man einen Super-Kontakt zu den Lehrern hat?», lacht er. «Dann hört man vielleicht noch dumme Sprüche von den Klassenkameraden.»

Mittlerweile hätten seine Kinder jedoch gute Erfahrungen auch mit seinem jetzigen Posten gemacht. Ein Ehrenamt, das den im öffentlichen Dienst angestellten Diplom-Verwaltungswirt natürlich einige Zeit kostet. Das Argument: «Es ist ja gar nicht viel Arbeit», mit dem zögerliche Eltern auf Elternabenden oft überzeugt werden sollen, zieht insofern nicht.

Solange alles gut laufe, sei der Job zwar entspannt und unkompliziert, sagt Wassmuth. «Es wird dann zeitintensiv, wenn Probleme auftreten.» Und Barbara von Schnurbein bringt es gleich realistisch auf den Punkt: «Wo Menschen zusammen sind, gibt es immer Probleme». Das sei in der Schule nicht anders als in anderen Lebensbereichen.

Direkten Kontakt zu Lehrern suchen statt Gerüchten vertrauen

Wer Elternvertreter wird, sollte ihrer Meinung nach bereit sein, nicht viel aufs Hörensagen zu geben, sondern den direkten Kontakt zu Betroffenen suchen. «Es muss ein Interesse da sein, Probleme einvernehmlich aus der Welt zu schaffen», glaubt sie. «Das gelingt ganz oft, wenn man auf alle zugeht und sich nicht von vornherein auf Gerüchte bezieht.» Dann sei es auch so, dass Eltern eine Menge bewegen könnten. «Wenn man nicht rechthaberisch auftritt, sondern Vorschläge macht und den Lehrern auch Luft lässt, kann man viel gemeinsam machen.»

Das betont auch Stephan Wassmuth. «Wir sollten den Lehrkräften gegenüber nicht arrogant auftreten», rät er. «Wir sollten auf Augenhöhe vernünftig miteinander umgehen. Das kann auch mal im Kumpelton sein, aber auf keinen Fall abwertend.» Mit solchen Voraussetzungen können Eltern vieles mitgestalten und bewirken, ist der Bundeselternratsvorsitzende überzeugt.

Um diese Möglichkeiten auszuloten, sollten sich Elternvertreter auch in den entsprechenden Schulgesetzen und Schulordnungen schlau machen. Die gibt es direkt bei der Schule, sonst auch im Internet oder in der Buchhandlung. Der Bundeselternrat hat zudem eine Arbeitsgemeinschaft «Handlungsleitfaden» ins Leben gerufen. Dort geht es darum, Elternvertreter fit zu machen für ihr Amt, indem zum Beispiel aktive Eltern die Neuen schulen.

Schlaue Schulleiter lassen Mitgestaltung zu

Wer in die Aufgabe hineingefunden hat, profitiert auf lange Sicht davon, so Stephan Wassmuth. «Man muss halt einen langen Atem mitbringen. Schule ist ja ein großer, schwerer Tanker, da bewegt sich so schnell nichts», gibt er zwar zu. «Aber man hat aktiv Möglichkeiten, Schule mitzugestalten, wenn das Schulleiter zulassen. Doch schlaue Schulleitungen lassen das in der Regel zu.»

Wer Elternvertreter in der Klasse seines Kindes ist, steht außerdem nicht allein, sondern bildet mit den Vertretern der anderen Klassen den Schulelternbeirat. Dort sei es sinnvoll, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, rät Wassmuth.

«An der Schule, auf die ich selbst gegangen bin, gab es jahrelang nur zwei Leute im gesamten Elternbeirat der Schule, den Vorsitzenden und einen Stellvertreter», erzählt er. «Als ich als Vater selbst dort hineingekommen bin, habe ich gesagt: Ich hätte gerne noch vier weitere Leute dabei», berichtet Wassmuth. «Dann kann man sich alles besser aufteilen, und es ist vom Arbeitsaufwand nicht ganz so viel.»

Dieses Prinzip lässt sich auch wieder auf die einzelne Klasse herunterbrechen: Wenn viele Eltern einen Kuchen backen für das Schulfest, bleibt die Arbeit nicht an einem allein hängen. «Wenn man den Kindern einen Zettel mitgibt, worauf die Eltern anmelden sollen, ob und welchen Kuchen sie backen, kann man alle Eltern einbeziehen», sagt Barbara von Schnurbein. «Viele backen wahnsinnig gerne und bekommen nur keine Chance, etwas abzuliefern, weil der Elternbeirat für alles sorgt.» Von Christina Bachmann, dpa

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