Australische Corona-Studie: Ansteckungsrisiko in Schulen beherrschbar – wenn…

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SYDNEY. Das Risiko für Corona-Ausbrüche in Schulen und Kindergärten lässt sich einer Studie aus Australien zufolge mit Maßnahmen wie Kontaktverfolgung gering halten. Obwohl mit dem Virus infizierte Lehrer, Betreuer und Kinder ihre jeweilige Einrichtung aufgesucht hätten, als sie bereits infektiös waren, seien dort nur wenige weitere Menschen infiziert worden, berichten Forscher im Fachjournal «The Lancet Child & Adolescent Health». Das effektive Verfolgen von Kontakten Infizierter sei der Schlüssel dafür, eine Ausbreitung in Schulen und Kitas zu verhindern.

Das Schuljahr 2020/2021 hat mit dem Schulstart in Mecklenburg-Vorpommern begonnen. Illustration: Shutterstock

Anders als in vielen anderen Ländern waren die Schulen in Australien während der ersten Ausbreitungswelle begleitet von Abstands- und Hygieneregeln offen geblieben. Forscher um Kristine Macartney von der Universität Sydney hatten von Januar bis April für 25 Schulen und Kindergärten im Bundesstaat New South Wales Infektionszahlen und -wege erfasst. Gab es in einer Einrichtung einen Nachweis, wurden die engen Kontakte des Betroffenen identifiziert. Diese Menschen wurden angehalten, 14 Tage in Quarantäne zu gehen und regelmäßig nach Symptomen gefragt. Gab es diese, wurde ein Test veranlasst.

Schulen waren zwar geöffnet, ein Großteil der Schüler fehlte aber

12 Kinder und 15 Lehrer/Betreuer besuchten ihre jeweilige Einrichtung demnach auch zu einer Zeit, in der sie infektiös waren – also etwa am Tag vor dem Auftreten erster Symptome. Von ihren insgesamt 1448 Kontaktpersonen dort erkrankten lediglich 18 an Covid-19. Betroffen war neben drei Schulen vor allem ein Kindergarten, in dem ein Erwachsener das Virus auf sechs Erwachsene und sieben Kinder übertrug. Eine Detailanalyse, bei der auch Antikörper-Tests gemacht wurden, ergab, dass Sars-CoV-2 merklich häufiger zwischen Erwachsenen oder von einem Erwachsenen auf ein Kind übertragen wurde als von einem Kind auf einen Erwachsenen oder zwischen Kindern.

Die Forscher gehen auch auf Einschränkungen der Aussagekraft ihrer Ergebnisse ein: So seien die meisten der engen Kontaktpersonen nur getestet worden, wenn sie Symptome entwickelten. Es sei anzunehmen, dass darum einige mild oder symptomlos verlaufene Fälle nicht erfasst wurden. Hinzu komme, dass die Schulen zwar offen geblieben seien, die Kinder aber dazu angehalten waren, wenn möglich von zuhause aus zu lernen. Kurz vor dem Ferienstart im April habe davon ein Großteil der Schüler Gebrauch gemacht.

In dem Fachjournal stellen Forscher um Jasmina Panovska-Griffiths vom University College London zudem eine Modellanalyse für sechs Szenarien zur anstehenden Öffnung der Schulen nach den Ferien in Großbritannien vor. Betrachtet wurde das potenzielle Infektionsgeschehen etwa bei rotierendem Unterricht jeweils für einen Teil der Schüler. Demnach muss es für eine Vollzeit-Schulöffnung gelingen, etwa drei Viertel der symptomatischen Infektionen zu erkennen und zu isolieren, um eine Ausbreitung effektiv eindämmen zu können. Zudem müsse dafür ein Großteil der Kontaktpersonen Infizierter erfasst werden.

Ohne Strategie der Nachverfolgung droht eine starke zweite Welle

Die Modellrechnung lasse darauf schließen, dass die Schulen in Großbritannien begleitet von einer effizienten Test- und Kontaktverfolgungsstrategie öffnen können, so Panovska-Griffiths. Ohne diese aber drohe in den Monaten darauf eine starke zweite Ausbruchswelle, selbst bei der Annahme, dass Kinder nur halb so ansteckend sind wie Erwachsene.

Bereits im Mai hatte Prof. Christian Drosten, Chef-Virologe der Berliner Charité, auf eine  Studie aus Frankreich verwiesen, in der ein Corona-Ausbruch in einer französischen Schule untersucht wurde – mehr als 40 Prozent aller Schüler und Lehrer hatten sich danach infiziert.  „Das ist schon erheblich. So ein großes Gymnasium in einer Stadt hat dann schon mal 1500 Schüler. Wenn man dann innerhalb von ein paar Wochen plötzlich etwa 800 neue Fälle hätte – in der Stadt und in allen Familien, die dazugehören – dann kann man sich vorstellen, dass das einen Ausbruch treibt“, so erklärte Drosten seinerzeit. News4teachers / mit Material der dpa

Robert-Koch-Institut schätzt Infektionsgefahr in vollen Klassen ohne Abstand als hoch ein

 

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