Eltern machen gegen Unterricht ohne Abstandsregel mobil: «Auf dieser Basis ist ein sicherer Schulbeginn nicht möglich»

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HAMBURG. Eine Hamburger Elterninitiative hat in einem offenen Brief an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) beklagt, dass sowohl ein klarer Schwerpunkt auf der Prävention einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus fehle als auch ein klarer «Plan B» für den Fall, dass es an Schulen zu Infektionsausbrüchen kommt. «Auf dieser Basis ist ein sicherer und geordneter Schulbeginn nicht möglich», heißt es. Der Bürgermeister reagiert.

Wieso gilt in Klassenräumen nicht, was außerhalb gilt? Das dürfte Schülern nicht so leicht zu vermitteln sein. Foto: Shutterstock

„Wir vermissen insbesondere einen klaren Schwerpunkt auf der Prävention einer weiteren Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus und einen ebenso klaren `Plan B‘ für den Fall, dass es an Schulen zu Infektionsausbrüchen kommt. Auf dieser Basis ist ein sicherer und geordneter Schulbeginn nicht möglich. Dies ist umso besorgniserregender, als mit dem Ende der Sommerferien die Infektionszahlen bundesweit und auch in Hamburg wieder merklich ansteigen“, so heißt es in dem Schreiben.

Plötzliche Schulschließungen drohen, wenn das Infektionsniveau ansteigt

„Wir alle wünschen uns und den Kindern und Jugendlichen einen weitgehend normalen und verlässlichen Schulunterricht, im Sinne des Kindeswohls und der soziopsychologischen Entwicklung unserer Kinder. Das Kindeswohl ist aber ohne Gesundheitsschutz nicht zu haben. Und ohne ein vorausschauendes Konzept, das auch den Krisenfall mitdenkt, ist in Pandemiezeiten kein verlässlicher Unterricht zu gewährleisten. Es droht vielmehr bei einem Anstieg des allgemeinen Infektionsniveaus zu unvorhersehbaren partiellen bis flächendeckenden Schulschließungen zu kommen, die dann wieder zu ungeordneter Rückkehr zum Hybridunterricht bzw. zum alleinigen Homeschooling zwingen.“

Vor allem die Aufhebung der Abstandsregel und die Gefahr durch Aerosole beunruhigen die Initiatoren. „Abstand halten im Klassenzimmer muss möglich und die Regel sein. Dies kann insbesondere ermöglicht werden durch geteilte Klassen und Unterricht in Kleingruppen, Reduzierung der Wochenstundenzahl im Präsenzunterricht, Kombination mit digitaler Lernstoffvermittlung. Notfalls müssen Unterrichtsinhalte konzentriert und Stoffpläne gekürzt werden.“ Für regelmäßiges, vorzugsweise dauerhaftes Lüften der Unterrichtsräume, Umkleiden etc. müssten nötigenfalls technische Möglichkeiten geschaffen werden – und zwar umgehend.

Bildungssenator hält Kinder für weniger von Corona betroffen

Die Eltern monieren, dass die Hamburger Bildungsbehörde die wissenschaftliche Erkenntnislage „fragwürdig“ auslege. Tatsächlich hatte Bildungssenator Ties Rabe (SPD) noch in der vergangenen Woche in einem Interview erklärt: „Das ist zwar wissenschaftlich nicht bis ins Letzte ausgeleuchtet, das gebe ich allen zu, aber die meisten Wissenschaftler sind sehr klar in der Auffassung, dass das ganz anders ist als bei der Spanischen Grippe, die man früher immer mit Corona gleichgesetzt hat.“ Die Spanische Grippe habe vor allem Kinder und Jugendliche betroffen. „Und hier ist es genau umgekehrt“, meint Rabe. „Das Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen kann nicht gleichgesetzt werden in seinen Auswirkungen mit dem, was bei Erwachsenen passiert. Das ist ein Momentum, das man berücksichtigen muss in dem Abwägungsprozess, vor dem jetzt die Politik steht.“

Die Eltern betonen jetzt: „Diese Auffassung ist nach veröffentlichten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Teilen fragwürdig. Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass Kinder und Jugendliche in ähnlichem Umfang teil am Infektionsgeschehen haben wie andere Altersgruppen auch. In Israel mussten bereits kurz nach Öffnung der Schulen Mitte Mai über 170 Schulen wegen Sars-CoV-2-Ausbrüchen wieder geschlossen werden. In Frankreich und Australien ließ sich in dokumentierten Fällen die Ausbreitung des Virus in Schulen nachvollziehen. Eine aktuelle Studie zu einem Coronavirus-Ausbruch in einem Sommercamp untermauert der US-Gesundheitsbehörde CDC zufolge die Erkenntnis, dass sich Kinder jeden Alters mit dem Erreger infizieren können.“

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Schulen sollen nicht „wie die Titanic“ auf den Ernstfall zusteuern

Alles in allem „erweckt das bislang vorliegende Konzept noch nicht das Vertrauen, dass Hamburgs Schulen gut gerüstet in und durch das kommende Schuljahr gehen“. Erwartet würden dringende kurzfristige Nachbesserungen und eine grundlegende Überarbeitung unter Einbeziehung der Schüler-, Eltern- und Lehrervertretungen sowie dem Gesamtpersonalrat – auch gerade mit Blick auf die Infekt-Saison im Winterhalbjahr. „Hamburgs Schulen dürfen nicht auf den Ernstfall zusteuern wie die Titanic auf den Eisberg.“

Der Bürgermeister verteidigte den Schulstart im Vollbetrieb gegen die Kritik. «Sie können sicher sein, dass wir wirklich sehr, sehr vorsichtig abwägen und dass wir jederzeit reagieren, wenn wir Einschätzungen haben, die sich nicht bestätigen. Aber in dieser Situation ist es sehr vertretbar, jetzt mit dem Schulunterricht wieder zu beginnen», sagte Tschentscher am Dienstag im Rathaus. Sollte es einen Corona-Fall an einer Schule geben, würden sofort die notwendigen Maßnahmen für die Klasse oder die Schule eingeleitet. Derzeit sagten jedoch alle Fachgesellschaften und Virologen, dass ein Vollbetrieb vertretbar sei, betonte Tschentscher.

RKI fordert: Klassen zusammenhalten – das passiert aber nicht

Was allerdings von der Definition des Begriffs „Vollbetrieb“ abhängt. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instiuts, hatte vergangene Woche betont, es sei wichtig, dass man Klassenverbünde zusammenhalte und die Klassen nicht mische. Es müssten sogenannte „epidemiologische Einheiten“ gebildet werden. Auch in der Freizeit sei es sinnvoll, wenn sich Schüler dann nur mit den Schülern treffen, mit denen sie schon in der Schule waren. In Hamburg aber gilt – wie in den anderen Bundesländern auch – das „Kohortenprinzip“. Heißt: Kontakte innerhalb der Schule sollen auf einen Jahrgang beschränkt werden, der schon mal deutlich mehr als 100 Schüler umfassen kann. Sogar davon sind Ausnahmen, etwa im Ganztag, erlaubt.

„Eine Schulöffnung nach dem Prinzip ‚Augen zu und durch‘, die vor allem darauf setzt, dass es angesichts der – noch – geringen Infektionszahlen nicht zu Ausbrüchen an Schulen kommen werde, genügt nicht dem Vorsorgeprinzip“, so meinen die Hamburger Eltern. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zur Seite der Initiative – und zum offenen Brief.

Bei der nächsten Corona-Welle heißt es: „Schulen zuletzt“! Hamburgs Bildungssenator hält die frühen Schulschließungen im Nachhinein für falsch

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Küstenfuchs
3 Jahre zuvor

Dieses sogenannte „Kohortenprinzip“ ist nicht einleuchtend (um es vorsichtig zu formulieren). Nahezu jedes Kind einer Kohorte hat engen Kontakt zu mindestens einem aus einer anderen (Geschwister, Freunde, Vereine). Als wolle man mit einem Sieb einen Raum luftdicht abschließen!

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Das Prinzip der Kohortenbildung hat sich aber in den skandinavischen Ländern und in den Niederlanden bewährt, als eine präventive Vorsichtsmaßnahme, um eine Weiterausbreitung des SARS-CoV-2 bei einem lokalen Ausbruch von vorne herein in der weiteren Ausbreitung veindämmen zu können.
Es bereit den ewig kritischen und wenig auf die Praktibilität der Umsetzung von Bildung ausgerichteten Zeitgenossen richtig Spaß, die politisch Verantwortlichen vor sich her zu treiben.
Im Moment ist das Risiko einer weiteren Ausbruchswelle nur von Seiten der Urlaubsrückkehrer und einiger Großbetriebe erhöht.
Allerdings fokussieren sich hier diverse Leute mit ihren extremen Ansichten einseitig auf die Schulen als Risikofaktor und Herd einer neuen Epidemiewelle.
Durch die ewigen Wiederholungen wird dieses Szenario aber um keinen Jota erhöht. Schulschließungen haben nach Auswertung der meisten wissenschaftlchen Arbeiten den geringsten Effekt auf die Eindämmung einer erneuten Coronapandemie.
Diese gerhören zum Szenario der Eindämmung einer Grippeepidemie oder eines regionalen Masenausbruchs in einzelnen Schulen.
Allein die relativ auf die Erwachsenen bezogen geringe Zahl an erkrankten Kinder, die in jeder untersuchten großen Studie ca. 1 % ausmachen, sprechen gegen ein erhöhtes Risiko von Kindern für Erwachsene sich durch Kinder anzustecken.
Das jemand positiv getestet wurde, bedeutet noch lange nicht, dass er erkrankt ist, sondern dass er sich mit dem Virus immunologisch auseinandergesetzt hat.
Hier sind Leute aufgetreten, die behaupteten, dass auch bei leichten Infektionen schwerste neurologische Defizite zu befürchten seien, ohne dass ein schweres septisches Krankheitsbild vorliegt. Der selbst ernannte Experte verfügt über keinerlei praktisch medizinische Erfahrung, und er äußerte gar die Befürchtung, dass 10.000.000 Menschen deutschlandweit sich bei einem Massenausbruch durch SARS-CoV-2 zu Buche stehen würden, so die Schulen nicht weiter geschlossen bleiben und sich dadurch das Virus weiter ausbreitet.
Da wird es mal Zeit, dass sich staatliche Stellen auf derartige Extremisten ein Auge werfen.

Bernd
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

„Da wird es mal Zeit, dass sich staatliche Stellen auf derartige Extremisten ein Auge werfen.“

Richtig, wird Zeit, dass in der Terrorbude RKI mal aufgeräumt wird.

War’s schön auf der Hygiene-Demo in Berlin?

Bernd
3 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

PS. Es sind Lungenärzte, die vor Langzeitfolgen auch bei solchen Patienten warnen, die nicht schwer an Covid-19 erkrankt waren – alles Terroristen natürlich: https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/mediziner-sind-wegen-moeglicher-corona-spaetfolgen-alarmiert/

Stefan2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

AvL
Sie setzen ganz bewusst Lügen in die Welt.
Es wurde behauptet, die Schulen müssen anders als im Regelschulbetrieb organisiert werden, da sonst eine Gefahr des Lockdowns wie in Israel droht. Moralisch sind Sie unterste Schublade.
Selbst der Ärzteverband verkündet: „Sind in zweiter, flacher Welle“

Sie hatten von Beginn null Kenntnis zu Spätfolgen , die überall auftraten.
Mein Verwandter ist Chefarzt in der Kardiologie und ist international vernetzt zu dieser Thema. Dies dürfte nicht ihre Klasse sein!
Hier steht auch, dass bei milden Verläufen zu dauerhaften Herzschäden kommen kann.
Selbst eine mild verlaufende SARS-CoV-2-Infektion scheint das Herz dauerhaft beeinträchtigen zu können. Zu diesem Schluss kommen nun Kardiologen aus Frankfurt.
https://www.kardiologie.org/covid-19/erkrankungen-des-perikards/covid-19–dauerhafte-herzschaeden-sogar-bei-milden-verlaeufen/18225326

Mit diesen Leuten können Sie doch – AvL – fachlich nicht mithalten

„„Alle Organsysteme können infiziert werden“, stellte Professor Dr. Tobias Welte von der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover klar. Man müsse COVID-19 als eine Multisystemerkrankung betrachten.“

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan2020

Sie haben hier einen entsprechenden Kommentar eingestellt, in dem sie ihre Befürchtung zum Ausdruck brachten, dass bei einem weiteren exponentiellen Infektionsgeschehen bezogen auf Deutschland, eine derart hohe Anzahl an Personen mit schweren neurologischen Defiziten zu befürchten seie.
Aus ihren Ausführungen geht hervor, dass sie nur sehr rudimentäre Kenntnissen über ein septisches Krankheitgeschehen haben. Sie sollten sich einmal bei einem Intensivmediziner erkundigen.
Und nebenbei, die relativ geringe Letalität von invasiv beatmeten Patienten in Deutscvhland ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass wir über ausreichend gut geschultes Personal, Gerätetechnik und Know-How einschließlich ECMO haben.
Es kam nur in einzelnen Fällen zum massenweisen Antransport von Schwersterkrankten.
Und es waren meist Personen aus Altenheimen beim Massenausbruch und einige heimkehrende Skiurlauber.

Stefan2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Es bleibt dabei, lesen Sie unten:
Mit diesen Leuten können Sie doch – AvL – fachlich nicht mithalten.
Ich befürchte auch multiple Auswirkungen einer Infektion beim Menschen, dazu zählen selbstverständlich die weltweit sehr gut untersuchten neurologischen Störungen.

Die Leute sterben an multiplen Organversagen. Zu den Organen gehört völlig überraschend auch das Gehirn…..

Eine Autorengruppe um Ling Mao hat die neurologischen Befunde von 214 hospitalisierten COVID-19-Patienten, von denen 88 ernsthaft erkrankt waren, untersucht und dabei zwischen

Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems – CNS: Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Bewustsseinsstörungen, Hirngefässerkrankungen, Verwirrung, und epileptische Anfällen,
Beeinträchtigungen des peripheren Nervensystems – PNS: Verlust / Einschränkung des Geschmacks- oder Geruchssinns, Sehstörungen, Nervenschmerzen.
Nur eine ganz harmlose Grippe. Bitte gehen Sie weiter, hier ist nichts zu sehen…
Ich bin neugierig, ob in den nächsten Monaten und Jahren eine Welle von neurologischen und psychiatrischen Spätschäden auf uns zukommt.

Dessen Fachkompetenz erscheint mir da komplexer sowie kompetenter, als Ihre…

„„Alle Organsysteme können infiziert werden“, stellte Professor Dr. Tobias Welte von der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover klar. Man müsse COVID-19 als eine Multisystemerkrankung betrachten.“

Das Wissen um die Todesursachen ist gestiegen, und es gibt neue Fragen, die die neuronalen Auswirkungen von SARS-CoV-2 betreffen, die in der Weise bisher nicht gestellt wurden, aber zunehmend von der Wissenschaft untersucht werden und davon wissen Sie nichts.

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Vorraussetzung für ein derartiges Krankheitsgeschehen ist eine schwere Sepsis mit einer Panenzephalitis und entsprechenden embolischen Verschlüssen von Hirngefäßen.
Derartige schwere Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit SARS-CV-2 sind prozentual äußerst selten bezogen auf die Gesamtzahl der Infizierten.
Entsprechend gelingt es nur Ländern wie den USA mit einem entsprechenden Missmanagement im Gesundheitswesen eine entsprechend hohe Fallzahl an Schwersterkrankten SARS-CoV-2-Patienten zu generieren.

Illy
3 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan2020

Hallo Stephan,
ich brauche bzgl einiger Studien mal eine kompetente Antwort. Könnten wir diesbezüglich Kontakt aufnehmen? Das wäre eine große Hilfe. Ich suche bestimmte Studien.
2020Aufbruch@gmx.de
Danke

Illy
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illy

Aaahh Entschuldigung… Stefan

Es wäre sehr nett wenn sie sich melden würden.

Stefan2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illy

Hallo,

ist dies Ihre Adresse?

2020Aufbruch@gmx.de

LG

Illy
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illy

Hallo Stefan,
ja
2020Aufbruch@gmx.de
…herzlichen Dank

Palim
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Was bedeutet denn in den anderen Ländern „Kohorte“?

Da ist man ja schon in D uneins, bei den einen bedeutet es nun Jahrgang, bei den anderen Klasse 1-4.

Gümnasiallehrer a.D.
3 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Also unterste Schublade AvL, von wegen Schulschließungen würden nicht zur Eindämmung beitragen. Das Gegenteil ist der Fall. Aber immer schön weiter Fake Facts verbreiten, diese werden dadurch aber auch nicht realer.

Stefan
3 Jahre zuvor

Avl

Eine einfache google – Anfrage befördert mehr Fachkompetenz zum Thema – Neurologische Störungen bei Corvit 19 hervor – als Sie in Ihrer Nichtkompetenz zu diesem Problemfeld den Lesern hier verkaufen wollen.
Ich hatte Ihnen schon einmal das Angebot unterbreitet mit meinen Verwandten, der Chefarzt einer kardiologischen Abteilung ist, einen Kontakt herzustellen. Er ist mittlerweile auch intern. sehr vernetzt zu diesen Problemfeldern der Nachsorge bei Corvit 19. Da können Sie mit ihrer „klinischen“ Erfahrung von ein paar beatmeten Patienten kaum mithalten und dennoch gaukeln Sie den Lesern hier eine nicht vorhandene Fachkompetenz vor.
Ebenso haben Sie eine evt. zukünftig zweite Welle in Abrede gestellt, doch der Ärzteverband spricht jetzt schon davon, obwohl ich sie eher im Spätherbst verorte. Soviel zu Ihren inkompetenten Einlassungen.

Ärzteverband: Zweite Corona-Welle ist da
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-zweite-welle-deutschland-100.html

https://www.google.com/search?q=neurologische Störungen sars corvit

Küstenfuchs
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Es scheint eine Ärztelobby zu geben, die hauptsächlich aus Allgemeinmedizinern, Augenärzten oder Anästhesisten besteht, die alle Gefahren klein reden. Dabei haben die von Virologie und besonders der dahinter stehenden Mathematik entweder keine Ahung oder ignorieren sie einfach. Auch ist die Studienlage nicht so eindeutig, wie AvL hier einfach mal so hinausposaunt. Gerade die Studie des Wiener Statistikers Peter Klimek legt nämlich das Gegenteil nahe. Der hat sich gar keine kranken Personen angeschaut, sondern nur weltweit geschaut: Was sind die Maßnahmen und welchen Folgen bei den Fallzahlen haben sie. Das erscheint mir wissenschaftlich viel aussagekräftiger als alle medizinischen Studien, die allesamt an einer viel zu kleinen Fallzahl leiden. Gerade die Studie in Ba-Wü, mit der Schulöffnungen begründet wurden, macht mich als Mathematiker fassungslos, so eine armseelige Vorgehensweise würde ich einem Oberstufenschüler nicht durchgehen lassen.

Ein paar nicht widerlegbare Fakten:
1. Gut eine Woche (8 Tage) nach den Schulschließungen am 13. März in Deutschland hat sich die tägliche (geglättete) Steigerungsrate an Infizierten von einem Tag auf den nächsten halbiert.
2. Gut eine Woche (genauer knapp 2 Wochen) nach Beginn der Sommerferien in Schweden ist dort die Zahl der Neuinfizierten extrem eingebrochen (auch hier: Ca. Halbierung).
3. Die Niederlande oder Schweden scheinen kaum als Vorbild zu dienen, haben sie doch die dreifachen (NL) bzw. fünffachen (SWE) Todenzahlen (in Relation zu den Einwohnern).

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Nachzutragen ist, dass es einen vollständigen shut-Down in allen gesellschaftlichen Bereichen gab, der diesen einbruch der Infektionszahlen erklärt.
Hinzu kommt, dass zu Anfang der Pandemie die ersten Erkrankten alle einen Bezug zu alpinen Skigebieten hatten. Aber das wird hier immer ausgeklammert bzw. nicht erwähnt.
Und noch eins, die größte Anzahl an Verstobenen und manifest Erkrankten an SARS-CoV2 stellen Ärzte und das Pflegepersonal, den geringsten Anteil stellen Angestellte in Kitas und Lehrer.
Ich wünsche ihnen allen einen besinnlichen und guten Schulstart, weiterhin Gesundheit und einen realitätsbezogeneren Zugang zur Pandemie.

Andreas
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

an AvL
Bitte verschonen Sie uns mit ihren Kommentare. Das Sie ein Auftragsschreiber sind ist bekannt.

Ignaz Wrobel
3 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Pertus schrieb zu den Irokesen: „Euch schreib ich nicht, lernt erst einmal Lesen !“
Paulus schrieb zu den Philistern: “ Bei euch hör ich`s im Gehirne knistern.“
A. schreibt zu den Demagogen:“ Bleibt wie ihr seid, ihr
habt die Wahrheit gut verbogen.“

immeralleshinterfragen
3 Jahre zuvor

Laut Herrn Rabe auf der heutigen Landespressekonferenz hatte die Schulbehörde schon damit mehr als genug zu tun, das Konzept für den Unterricht ohne Abstand auszuarbeiten. Für moderne Schulbauten in Passiv-Bauweise werde immer noch an einer Lösung gearbeitet, wie bei dauerhaft geschlossenen Fenstern gelüftet werden soll (ich empfehle einen Not-Hammer). Was vor den Ferien nur schlecht funktioniert hat, soll nun als Plan B und C weiter in der Hinterhand gehalten werden. Die Behörde hat einfach nicht genug Personal für neue Wege und Ideen.

Und ich schaffe es einfach nicht, unseren Kindern plausibel zu erklären, warum in der Schule alles umgekehrt ist: Maske und Abstand an der frischen Luft, keine Maske und kein Abstand im Klassenraum. Darum bin ich auch kein Schulpolitiker geworden.

Das Spiel geht so: Wenn alles gut geht, gewinnt die Schulbehörde mit dem „tollen“ Konzept. Falls doch die Wissenschaftler Recht haben sollten, die ein hohes Infektionsrisiko sehen, haben die Wissenschaftler Schuld, die die Schulbehörde falsch beraten haben.

Der offene Brief ist sehr lesenswert. Und unterschreibenswert.

LAETITIA
3 Jahre zuvor

Eben, mit Geschwisterkindern lässt sich das nicht einhalten. Wir haben hier dann 4 Kinder in 4 verschiedenen Klassen aus 2 verschiedenen Schulen…

st.efan
3 Jahre zuvor

Für mich mit am schwersten zu ertragen ist die Tatsache, das bei den Begründungen für die getroffene Risikoeinschätzung des Herrn Rabe vor allem das Erkrankungsrisiko für die Kinder selbst zu Grunde liegt. Mal abgesehen von den bereits belastbar dokumentierten schweren Erkrankungen bei Kindern, mit Gefäßschäden in den Beinen und den daraus resultierenden systemischen Schäden, ist die Gefahr der Kinder als Überträger nicht ausreichend berücksichtigt. Es entsteht immer der Eindruck, daß die Anzahl an risiko- und hochrisikobehafteten Eltern und Geschwistern ja im Promille-Bereich liegen würde und diese Kinder dann ja zu Hause bleiben könnten. Mein Sohn wird es sicher nicht so toll finden, das er sich zwischen Abstand halten in der familiären Gemeinschaft, die ihm ja eigentlich Schutz und Sicherheit vermitteln soll, und weiterer Separation von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern entscheiden soll. Ich möchte ihm sagen können, „trag deine Maske bitte auch im Unterricht“, ohne das er dafür ausgelacht und gedisst, oder womöglich von den Lehrkräften „zur Ordnung“ gerufen würde.
Ich gehöre nicht zu den grundsätzlichen Haderern und Kritikposaunen, schicke auch immer Alles durch den „Weiss ich es denn besser, kenne ich eine Alternative?“-Filter, aber wir sind in einer Situation, bei der es nicht um den besser/schlechter-Vergleich geht, sondern, zumindest im Falle der Menschen, die gefährdeter sind als Andere um gesund bleiben, oder möglicherweise schwer erkranken und das Leben riskieren.

immeralleshinterfragen
3 Jahre zuvor
Antwortet  st.efan

Genau diese angesprochene Möglichkeit der Stigmatisierung und Ausgrenzung bis hin zum Mobbing wird leider überhaupt nicht berücksichtigt. Ich glaube Christian Drosten war es, der frühzeitig mit Blick auf niederländische Schulen genau vor dieser Situation gewarnt hat.

Eltern, die versuchen verantwortungsvoll zu handeln, werden einigen Lehrern gegenüber die Rolle der „nervigen Eltern/Corona-Hysteriker“ einnehmen müssen: Weitere Stigmatisierung.

Lehrer können versuchen darauf zu achten, dass es nicht zu Ausgrenzung und Gruppenzwang kommt, falls ein Kind im Unttericht die Maske nicht absetzen will/soll – es wird dennoch geschehen.

Spannend wird auch die Frage, wie mit den Kindern verfahren wird, die per Attest – egal ob Elternteil oder Kinde betreffend – nicht zur Schule gehen. Diese Gruppe wird sozial und lerntechnisch komplett abgehängt, auf den angeblich parallel angebotenen „Fernunterricht“ zusätzlich zum Präsenzunterricht bin ich nach den bisherigen Erfahrungen sehr gespannt.

lilu
3 Jahre zuvor

Auch als Lehrer wird man schnell belächelt und als Hysteriker abgestempelt, wenn man am Infektionsschutz gewissenhaft festhält.

LAETITIA
3 Jahre zuvor

Hier bei uns gibt es weder von der Gemeinschaftsschule noch von der Grundschule nach den Ferien ein Fernunterricht – Angebot. Die kleinen würden Wochenpläne und Abs bekommen, der Große müsste komplett allein lernen und die Prüfungen zur Mittleren Reife als Externer ablegen..

OMG
3 Jahre zuvor
Antwortet  LAETITIA

Na ja, als Schule kann ich nur sagen: Wir sind dran.
Die ersten iPads sind vorgestern geliefert worden (einstellige Zahl), knapp 140 werden in den nächsten Wochen kommen.
Wir sitzen gerad dran, das Gerätemanagement einzurichten und die Apps einzubinden, dass wir jedes neue Gerät automatisch gleich mit dem Schulimage bespielen.
Unser Problem: Wir sind begeistert dabei, derzeit ein bissl müde und frustriert – schlicht: Niemand hatte bisher ein Apple – gerät, gelernt haben wir es nicht und es dauert evtl. deshalb auch länger als bei Profis, weil wir jeden Schritt das allererste mal tun.
Die tollen Ermunterungsbriefe aus dem HKM haben wir zwar im Raum, diese helfen leider nicht und sind auch keine Hilfe.
Es sind halt wenige, die derzeit viel auf einmal machen müssen. Aber wir versuchen es wirklich, gut zu machen.

Nächste Woche wollen wir die Lernplattform so einrichten, dass jeder damit arbeiten kann, das ist aber im Moment kniffliger, als wir vorher gedacht haben, auch deshalb, weil von außen keine Hilfe kommt und wir uns auch hier durchwurschteln müssen.

Es ist halt schöner, als Kultusminister in eine Kamera zu grinsen und von der Technik keine Ahnung zu haben und trotzdem alles hinbekommen zu müssen.

mama 51
3 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Da ist es wieder, das eigentliche Problem:
Plan B, C, D, ….bleibt an den SL hängen und den Lehrkräften, die die Technik drauf haben und/oder bereit sind, sich irgendwie mit riesigem Zeitaufwand einzuarbeiten.

Palim
3 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Es sieht bei uns so ähnlich aus.
Wir warten noch auf die paar Endgeräte, die kommen sollen, viele werden es nicht sein. Es wäre schön gewesen, sie Installationen in der unterrichtsfreien Zeit erledigen zu können, zumal sich das Ministerium gerade mit neuen Aufträgen bedeckt hält.

Das Gerätemanagement übernimmt vermutlich auch bei uns die SL, weil sie Apple-affin ist.
Die Kommunikatins-Plattform haben wir über Ostern eingerichtet und mit einigen Klassen genutzt, die Daten neuer SuS und LuL sind eingepflegt. Die Niedersächsische Bildungscloud lässt weiterhin auf sich warten.

Ein digitales Lernprogramm haben wir über Ostern neu hinzu genommen und genutzt, werden uns aber wieder davon trennen, dafür wurde nun ein anderes eingerichtet. Die bewährten bleiben bestehen.

Den Blog haben wir erneut vorbereitet für die neuen Klassen, mal sehen, ob wir ihn weiterhin einsetzen werden.
Hilfen zur Nutzung für Eltern und SuS (schriftliche Anleitung, Erklärvideos) sind z.T. seit Ostern entstanden, z.T. in Vorbereitung.
Ich habe noch immer die Hoffnung, dass ich mehr als 20% der Eltern bzw. SuS per E-Mail erreichen könnte.

Warum es so viele unterschiedliche Sachen sind?
Weil sich mehrere Leute gekümmert haben, weil man mehrere Wege geht und ausprobiert, in der Kürze der Zeit nicht grundlegend testen konnte, weil manches eine Lehrkraft organisiert und anderes zunächst die Zustimmung des Trägers benötigt, man also manchmal wartet, und auch, weil manches bisher kostenfrei war, nun aber kostenpflichtig wird zu Preisen, die den Etat einer kleinen Schule sprengen, obwohl sich unsere Kommune gerade zugänglich zeigt.

Wollten wir übrigens darauf warten, dass die Service-Firma, die für die Schulen Verträge hat, sich darum kümmerte, könnten wir es auch gleich sein lassen.

Anne
3 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

In NRW wurde ja vollmundig die Bereitstellung von Schülerleihgeräten verkündet. „In echt“ sieht es jetzt so aus: Gestern hatten wir das Gespräch mit dem Schulträger. Es dauerte, bis man akzeptiert hat, dass wir Apple-Geräte haben wollen ( wir haben davon schon einige wenige, sollten zur Ergänzung jetzt aber vollkommen andere bekommen). In 2 Wochen entscheidet der Gemeinderat, ob sie auch wirklich angeschafft werden. Dann erst wird die Ausschreibung erstellt, die muss 6 Wochen laufen, dann wird der Anbieter ausgewählt und anschließend bestellt. Wenn wir ganz viel Glück haben, sind die Geräte also Mitte Oktober da…. Da hoffen wir mal, dass wir nicht vorher in den Fernunterricht zurück müssen!

Palim
3 Jahre zuvor
Antwortet  Anne

Frohe Weihnachten!

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Anne

@Palim – Weihnachten in 2020 oder doch eher 2021?

LAETITIA
3 Jahre zuvor

Es ist unsäglich, dass einem dermaßen kaputt gesparten System noch die Verpflichtung zur Teilnahme herrscht!

Andreas
3 Jahre zuvor
Antwortet  LAETITIA

da bin ich ganz bei ihnen.

Gustav
3 Jahre zuvor

Also bei uns ging alles sehr schnell durch den Rat und angeblich soll jeder innerhalb vier Wochen ein Gerät bekommen.
Ob noch original eingepackt oder eingerichtet, keiner weiß es.
Interessanter wäre doch die Frage: Für alle Jobcenter-Kunden wurden iPads mitbestellt. Entweder auf Leihbasis oder geschenkt.
Aber die Eltern, die nicht mal eben 500€ für ein iPad besitzen. Müssen die SuS dann analog arbeiten?
Hier sehe ich aktuell ein weitaus größeres Problem.