Marburger-Bund-Chefin: Masken im Unterricht machen überhaupt keinen Sinn

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BERLIN/OSNABRÜCK. Hygiene-Expertin Susanne Johna kritisiert die nordrhein-westfälische Entscheidung zur Maskenpflicht im Schulunterricht und fordert zugleich veränderte Quarantäneregeln.

Die Chefin des Ärzteverbandes Marburger Bund und Hygiene-Fachfrau Susanne Johna hat die in NRW verordnete Maskenpflicht im Schulunterricht scharf kritisiert. „Wenn alle auf ihren Plätzen sitzen und Abstand sichergestellt ist, macht das Tragen von Masken während der Unterrichtsstunden überhaupt keinen Sinn und wäre eine überflüssige Behinderung“, sagte sie im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Sinnvoll ist die Maske dann, wenn es eng wird, etwa beim Verlassen der Klasse, vor dem Schulkiosk oder auf dem Pausenhof, wenn mehrere Klassen gleichzeitig Pause haben.“

Maskenpflicht während der gesamten Unterrichtszeit, wie in NRW geplant, kann anstrengend werden. Foto: Christo Anestev / Pixabay (P. L.)

Die Rückkehr zum Regelbetrieb, den ab Montag weitere Bundesländer wagen, hält Johna trotz ansteigender Infektionszahlen und zweier schon wieder geschlossener Schulen in Mecklenburg-Vorpommern für geboten. „Der Schulbetrieb ist eine Großveranstaltung, die wir uns leisten müssen. Die allermeisten Schulen haben gute Hygienekonzepte entwickelt, sodass die Rückkehr zum Unterricht jetzt vertretbar und richtig ist“, sagte die Marburger-Bund-Vorsitzende. „Wir müssen die Entwicklung genau im Blick haben, aber bei der Pandemiebekämpfung auch nicht übers Ziel hinausschießen.“

Dass die Infektionszahlen im Sommer wieder stiegen, sei „beunruhigend“, betonte die Internistin und Oberärztin für Hygiene und verwies auf neue Studien, die bleibende Schäden auch für junge Menschen nachgewiesen hätten. „Wer dieses Risiko leugnet und ohne Maske dicht an dicht demonstriert, gefährdet sich und andere.“

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Zur Abwendung einer zweiten Welle forderte die Expertin strengere Quarantäneregeln für Menschen, die an sogenannten Superspreading-Events beteiligt waren. „Wer nachweislich einem Cluster zuzuordnen ist und mit vielen Mitbewohnern zusammenlebt, sollte nicht zu Hause isoliert werden. Für solche Personen müssen wir eine besondere Quarantänesituation anbieten, etwa in Hotels, und sie für eine Woche auch von ihrer Familie oder anderen Mitbewohnern fernhalten“, sagte Johna. „Dass in Italien so viele Menschen in Großfamilien leben, hat ganz offenkundig die starke Ausbreitung des Coronavirus dort gefördert.“

Nach Massenansteckungen sollten aber nicht nur die danach positiv Getesteten, sondern auch deren Kontaktpersonen isoliert werden, so der Appell der Expertin. „Dafür braucht es aber die Akzeptanz der Gesellschaft, die schon mit Blick auf die Masken bröckelt. Daher stellt sich die Frage, wie eine solche sinnvolle Strategie wirklich umgesetzt werden könnte“, gab sie zu bedenken. „Helfen würde es, die Quarantäne-Zeit von 14 Tagen auf die Hälfte zu verkürzen. Nach sieben Tagen sind Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, gar nicht mehr oder kaum noch ansteckend, wie wir inzwischen wissen.“

Das Robert-Koch-Institut forderte Johna daher auf, „seine Quarantäne-Empfehlung entsprechend anzupassen. Sieben Tage reichen aus, vor allem in Verbindung mit einem abschließenden negativen Test.“ (ots)

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23 Kommentare
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Bernd
3 Jahre zuvor

Bemerkenswert am Problem vorbeigeredet – der Regelunterricht ist deshalb problematisch, weil der Abstand mit 30 Kindern in einer Klasse ja gerade nicht eingehalten werden kann. Deshalb stimmt eben die Prämisse von Frau Johna nicht: „Wenn alle auf ihren Plätzen sitzen und Abstand sichergestellt ist…“

Nein, ist er nicht. Und deshalb verfehlen auch die weiteren Ausführungen der Dame das Thema.

JuJa
3 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Anscheinend hat Frau Johna von der Realität in den Klassenzimmern überhaupt keine Ahnung. Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: bei Regelunterricht ist der Mindestabstand nicht einhaltbar, weder mit 18 noch mit 28 SchülerInnen. Die Klassenräume sind dafür einfach viel zu klein. Ich würde es mir für ALLE Beteiligten wünschen, dass ein normaler Schulbetrieb möglich wäre. Aber unsere Politiker haben noch immer nicht verstanden, dass wir bei der Bildung schnellstens weg vom Massenbetrieb müssen.

Sabine Szidlovszky
3 Jahre zuvor
Antwortet  JuJa

Diesen Massenbetrieb gab es in meiner Schulzeit auch und ich bin vor 48 Jahren in die Schule gekommen, mein Sohn mit 30 erlebte das Gleiche, bei meiner Tochter mit fast 10 sieht es nicht anders aus. Ich denke wenn heute Lehrer ein Studium beginnen wissen sie worauf sie sich einlassen, genau so, wie vor 10/20/30 Jahren. Alles andere ist blauäugig.

Palim
3 Jahre zuvor

Schickt doch ein Foto von den 30 SuS im Klassenraum an den Marburger Bund.

Wenn jeder einen Zollstock mitbringt und anlegt, dürfte der Abstand auf dem Foto gut einzuschätzen sein.

Volker
3 Jahre zuvor

Der Satz der Ärztin ist absurd.
Beim Sitzen im Klassenzimmer ist der Abstand eben nicht gegeben. Damit ist der Artikel belanglos.

Lisa
3 Jahre zuvor
Antwortet  Volker

Das Problem ist, dass Maskengegner diesen Artikel lesen und sagen: „Siehste, hab ich doch gesagt! Masken bringen gar nichts!“ Deshalb finde ich solche Aussagen von Frau Johna gefährlich!

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Volker

Ich kann das nachvollziehen, die derzeitig mit den entsprechenden Artikeln zur Schulöffnung verbundenen Fotos von Klassenräumen zeigen vielfach Einzelplätze – also Schülertische mit einer Sitzgelegenheit – wie sie in der zeit vor den ferien mit geteilten Klassen eingerichtet worden sind. Dass bei voller Mannschaftsstärke die SuS zu zweit an Tischen sitzen müssen, die allenfalls 1,60 m breit sind, scheinen viele auszublenden. Der angestrebte „Regelunterricht“ ist ohne Unterschreitung des Mindestabstandes nicht zu realisieren.

Die Abstände lassen sich ja nicht einmal in den Lehrerzimmern einhalten, weder am Sitzplatz noch vor den Postfächern oder den Kopierern, wenn es überhaupt mehrere gibt.

AvL
3 Jahre zuvor

An Hand des Interviews wird die unterschiedliche Sichtweise und Wahrnehmung eines möglichen Problems deutlich, das sich erst dann manifestiert, wenn sich tatsächlich jemand als Glied einer Clusterkette erweist.
Es wird nicht verhindert werden können, dass immer wieder positive SARS-CoV-2-Testergebnisse bei Personen nachgewiesen werden, die im Schulsystem eingebundenen sind.
Zur Zeit sieht die Reaktion der Schulen derart aus, dass beim Auftreten eines einzigen Verdachtsfalls als Folge eines positiven Testergebnisses sofort ganze Schulen geschlossen werden, so wie diese Vorgehensweise in Mecklenburg-Vorpommern an zwei Schulen bereits umgesetzt wurde.

Dabei ist aber auch zu berücksichtigen, dass die Coronateste eine hohe Rate an falsch posiven und falsch negativen Testergebnissen in sich bergen. https://www.aerzteblatt.de/archiv/214370/PCR-Tests-auf-SARS-CoV-2-Ergebnisse-richtig-interpretieren

Es wird sich im Verlauf der Pandemie niemand von staatlicher Seite vor einem verbleibenden Restrisiko geschützt werden können. Die derzeitig auftretenden Neuinfektionen und positiven Testergebnisse sind dem Verhalten der Gruppe der 17 bis 38 jährigen zuzuschreiben, die sich durch ihr Fehlverhalten einem hohen Infektionsrisiko aussetzen und somit zum Wiederanstieg der Neuinfektionen beigetragen haben.

Besorgter Bürger
3 Jahre zuvor

„Restrisiko“ – dass ich nicht lache!

30 Personen und mehr in einem kleinen Klassenraum, kaum gelüftet und ohne Masken. Das ist kein „Restrisiko“, das ist fahrlässiges hohes Risiko!

AvL
3 Jahre zuvor

Masken sind in NRW ab der 5.Klassee im Unterricht permanent vorgeschrieben.
Ich empfinde es schon als unerträglich mich auf den Zimmern und Fluren der Stationen eines Krankenhauses bei derartigen Temperaturen aufzuhalten.
Unter diesen Bedingungen lässt die Konzentrationfhigkeit deutlich nach: Hitzefrei oder Kreislaufkollaps bei Beeinträchtigungen der Nasenatmung sind ein vorraussehbares Risiko.
Fahrlässig ist es unter derartigen Bedingungen einen Unterricht durchsetzen zu wollen. Das funktioniert nur in den frühen Morgenstunden bis um 12 Uhr bei geschlossenen Räumen, damit die Hitze nicht in alle Ritzen dringt.

Teresa
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Dieser Kommentar wird von mir zu 100% geteilt. Gerade komme 8ch aus der Lehrerkonferenz und denke, auf welchen Wahnsinn müssen sich Lehrer und Schüler am Mittwoch bis zum 31.8. einlassen. Wo ist da pädagogischer Verstand?

Julia
3 Jahre zuvor

Hahaha!
Welche Größe müsste denn ein Klassenzimmer bei 30 Kindern haben, wenn man die Abstände einhalten wollte?! Eine Turnhalle?!
Dann braucht die Lehrkraft ein Megafon und die Schüler in der letzten Reihe Ferngläser.
Das ist einfach alles realitätsfremd.

Erika Porada
3 Jahre zuvor

Ha Ha Ha
Wie soll in einer Klasse mit 31 Schülern ein „Mindestabstand“ von 1,50 m funktionieren????

immeralleshinterfragen
3 Jahre zuvor

An unserer Schule wurden die Klassen vor den Sommerferien gedrittelt (!), weil sämtliche Räume zu klein waren, um 1,5m Abstand beim Sitzen zu gewährleisten. Stand heute wäre ich auch mit Halbierung der Klassenstärke, der Wert des Mindestabstands ist sowieso ein Kompromiss.

Die Bilder in den Medien von weitläufigen Klassenzimmern mit wenigen Kindern an Einzeltischen zur Illustrierung des Schulstarts empfinde ich als Verhöhnung der Betroffenen. Wahrscheinlich ist auch Frau Johna diesem Klischee-Bild erlegen, anders ist ihre Aussage nicht zu erklären.

Ein funktionierendes Be- und Entlüftungssystem in jedem Klassenraum ist leider ebenfalls noch Utopie. Und ein paar eilig angeschaffte Laptops ergeben kein funktionierender Fernunterricht.

Klaus
3 Jahre zuvor

Anscheinend hat Frau Johna die Problematik nicht annähernd begriffen oder wir verstehen sie alle falsch …

Wenn ich Frau Johna richtig interpretiere, dann ist sie für eine Maskenpflicht im Unterricht, weil ja dort der Mindestabstand nie eingehalten werden kann.

Barbora Emilija K.
3 Jahre zuvor

Ich dachte, bevor man ueber etwas redet, muss man Ahnung haben. Aber ich sehe, es muss nicht immer so sein.

E.F.
3 Jahre zuvor

Es sollten nicht immer wieder Leute über
Dinge reden die sie nicht verstehen.

Harald K.
3 Jahre zuvor

Es gibt eine eindrucksvolle Berechnung, deren Ergebnis als Computeranimation dargestellt wurde, die zeigt wie sich die Ausatemluft eines einzigen Schülers in einem gesamten Klassenzimmer verteilt. Nach relativ kurzer Zeit ist fast der gesamte Raum ( von der etwa in der Mitte sitzenden Person), bis vor zur unterrichtenden Lehrperson, von Aerosolpartikeln erfüllt. Im Berechnungszeitraum spricht, hustet oder niest der Schüler nur zweimal. Das kommt auch in normalen Zeiten so vor.
Wohlbemerkt: die Berechnung bezieht sich auf eine Person, nicht auf die gesamte Klasse . Ich denke diese Berechnung (Untersuchung) sollte man nicht nur Frau Johna, sondern allen, die von vollen Klassenzimmern ohne Masken reden, zur Ansicht und Kenntnis bringen (wenn Sie die Untersuchung nicht schon kennen und wider besseres Wissen handeln). Vielleicht wird sie/ er dann verstehen, wie fahrlässig ein solches Vorgehen ist .
Wieder einmal werden Lehrer und Schüler als Versuchskaninchen benutzt, nicht „in vitro“ , sondern als Großversuch „in scola“…
Mittlerweile frage ich mich wer schlimmer ist: die Menschen die leichtsinnig gegen das Tragen von Masken als Freiheitseinschränkung demonstrieren, oder diejenigen, welche tausende von Schülern und Schülerinnen, sowie Lehrer und Lehrerinnen zu eben solchem Verhalten verurteilen wollen (und bereits tun).
Wie schön für Frau Johna und diese Menschen, dass sie geschützt in einem Büro arbeiten dürfen.

Julian U.
3 Jahre zuvor

Eben, der Mindestabstand darf ja nicht eingehalten werde, damit auch alle in den Klassenraum passen. Und die Konsequenz Maske wird jetzt auch als Mist empfunden.

Till Bill
3 Jahre zuvor

Frau Johna hat vollkommen recht. Die Masken sind sinnlos. Sie haben absolut keinen Effekt auf das Infektionsgeschehen. Die Zahlen auf der Seite des Robert-Koch-Instituts belegen dies eindeutig. Selbst der Virologe Herr Drosten wies Anfang April klar darauf hin, dass es keine wissenschaftlichen Belege für den Schutz durch Masken gebe. (Quelle: https://www.focus.de/gesundheit/coronavirus/einfache-masken-schuetzen-nicht-top-virologe-christian-drosten-erklaert-wie-man-sich-ueber-luft-mit-corona-anstecken-kann_id_11835312.html).
Und was sagt das schwedische Drosten-Pendant Tegnell zu einer Maskenpflicht? „Das Resultat, das man durch die Masken erzeugen konnte, ist erstaunlich schwach, obwohl so viele Menschen sie weltweit tragen. Es überrascht mich, dass wir nicht mehr oder bessere Studien darüber haben, welche Effekte die Masken tatsächlich herbeiführen. Länder wie Spanien oder Belgien haben ihre Bevölkerung Masken tragen lassen – trotzdem gingen die Infektionszahlen hoch. Zu glauben, dass Masken unser Problem lösen können, ist jedenfalls sehr gefährlich.“ Während alle Angst vor der 2. Welle haben, sinken in Schweden übrigens die Zahlen. (Quelle:https://www.focus.de/gesundheit/news/von-zweiter-welle-keine-spur-grosse-schweden-analyse-corona-solo-war-vielleicht-doch-der-richtige-weg_id_12270776.html?fbclid=IwAR3M7z_-bNsdPatr9k5bedJiCk7nxjYmnfmHzXQrZGvTULtL7s_qel3B2I8)

Besorgte Bürgerin
3 Jahre zuvor
Antwortet  Till Bill

Stimme ihnen zu 100% zu. Und die die immer noch alles glauben was in den manipulierten Medien gesagt und gezeigt wird, dass man uns nur schützen will, haben den Schuss noch nicht gehört und können sich gerne als Immpf-Versuchskaninchen zu Verfügung stellen.

Dirk E
3 Jahre zuvor

Auch vollste Zustimmung zu Frau Johna. Till Bill hat es mit seinem Kommentar vollkommen recht- dem ist nichts hinzuzufügen.
Jedermann, der eine Maskenpflicht im Klassenzimmer fordert, sollte bitte insbesondere bei den aktuellen Temperaturen durchgängig in einem warmen unbelüfteten Raum diese ständig korrekt tragen und die RKI Trageregeln strengstens beachten! Wer das nicht schafft, kann auch nicht für eine Maskenpflicht sein. Vielleicht merken die Leute, was sie den Kindern antun. Zudem prognostiziere ich: Je mehr Masken im Unterricht getragen werden, desto mehr Corona Ausbrüche wird es in den Schulen geben. Wer (als Lehrer, Elternteil) eine Maskenpflicht in Schulen, insbesondere während des Unterrichts und auf dem Pausenhof fordert, handelt überhaupt nicht im Sinne der Kinder, sondern nur für seinen eigenen Egoismus. Liebe Leute im Panikmodus: Fangt bitte mal an realistisch zu denken! Die meisten waren ja auch in der Schule und man sollte darüber nachdenken, wenn das während der eigenen Schulzeit passiert wäre.

Sicher: Virus ernst nehmen, aber Masken helfen uns hier nicht. Wenn dann meine Aussage sich dann auch in der Praxis bestätigen sollte, ist das Gehäule riesengroß.

M.T.
3 Jahre zuvor

Dieser tollen Expertin würd ich gern mal eine Mail schreiben.

„Sinnvoll ist die Maske, wenn es eng wird, ansonsten ist sie überflüssig“. Vielleicht ist es im Regelbetrieb verdammt eng im Klassenraum und Abstand nicht möglich??

Außerdem wurde schon mehrfach erwiesen, dass in geschlossenen Räumen 1,5m Abstand nicht ausreichen, Stichwort Aerosole. Die Schüler sitzen dort stundenlang. Was soll da für eine Sicherheit gegeben sein, wenn bei einem einzigen Coronafall alle anderen angesteckt werden und den Virus dann mit nach Hause schleppen?