Schülervertretung: „Schulschließungen nicht bis in letzten Moment hinauszögern“

6

BUDENHEIM. Mit demonstrativer Zuversicht trotz aller Corona-Bedenken sind Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz ins neue Schuljahr gestartet. «Es ist in diesem Jahr anders, aber ich bin froh, dass ich nicht mehr zuhause bleiben muss», sagte die Siebtklässlerin Aicha am Montag in der Lennebergschule in Budenheim (Kreis Mainz-Bingen). Dort waren zum Beginn des neuen Schuljahres Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bildungsministerin Stefanie Hubig (beide SPD) zu Besuch. Von der Landesschülervertretung kamen kritische Töne.

Die Maske gehört für viele Schüler in Deutschland derzeit zur Grundausstattung. Foto: Shutterstock

«Schule ist viel mehr als Tafel, Tablet und Tinte», sagte die rheinland-pfälzische Regierungschefin. Die Rückkehr zum Regelbetrieb sei auch «ein Signal an die Gesellschaft». Wenn sich alle nach den Bedingungen der Corona-Krise richteten, könne vermieden werden, «dass wir insgesamt wieder in einen Shutdown kommen». Mit Blick auf die Schulschließung Mitte März und den ab Ende April stufenweise eingeführten Wechsel von Fernunterricht mit Unterricht in der Schule sagte Dreyer, die Schulgemeinschaft habe diese Schwierigkeiten «gut gestemmt».

Bildungsministerin Hubig: „Wissen nicht, was passiert“

Schule müsse in Präsenz stattfinden, sagte Bildungsministerin Hubig. Der Beginn des neuen Schuljahres sei ein besonderer Tag, «auch wenn wir nicht wissen, was passiert». Womöglich müssten Schulen auch wieder geschlossen werden, falls es zu einem steilen Anstieg der Infektionszahlen komme. Für diesen Fall hat das Bildungsministerium zwei alternative Szenarien zum Regelbetrieb vorbereitet: den Wechsel von Fern- und Präsenzunterricht sowie ausschließlichen Fernunterricht mit digitalen Mitteln. Sie wünsche aber allen, «dass wir keinen einzigen Tag haben, an dem Schulen schließen müssen», sagte Hubig.

Als Schulleiter der Lennebergschule, die Grundschule und Realschule plus vereint, sagte Baris Baglan, die Corona-Schutzmaßnahmen würden an der Schule strikt umgesetzt. Für die Schülerinnen und Schüler bedeute der Beginn des neuen Schuljahres auch «Freunde wiedersehen, regelmäßige Tagesstrukturen, Klassenunterricht face to face und weniger Adipositas bei mehr Bewegung». Die Corona-Krise habe sichtbar gemacht, was für den digitalen Unterricht noch verbessert werden müsse. «Wenn es sein muss, können wir auch Home Schooling weiter managen. Muss aber ehrlich gesagt nicht sein.» Die Hoffnung sei zum Schulbeginn jedenfalls größer als die Sorge, sagte Manuela El Habibi vom Schulelternbeirat.

Schüler trugen Masken auch im Klassenraum – im Beisein der Politikerinnen

Beim Besuch aus der Landesregierung trugen die Kinder ihre Masken auch im Klassenraum – sicher ist sicher. Sonst kann der Mund-Nasen-Schutz im Unterricht aber abgesetzt werden. Dreyer und Hubig besuchten eine vierte Klasse, in der ihnen die Kinder eine rhythmische Klatsch- und Trommelshow zeigten, ehe beide die Labrador-Hündin Pink begrüßten. Die Lennebergschule hat sogenannte Hundeklassen, in denen eine «tiergestützte Pädagogik» betrieben wird, unter anderem zur Förderung emotionaler Kompetenzen.

Anzeige

In einer siebten Klasse ließen sich die Besucherinnen den Einsatz einer Schul-App zeigen, die unter anderem Stundenplan und Hausaufgaben integriert. Im neuen Schuljahr treibt das Bildungsministerium die Entwicklung des «Schulcampus RLP» voran, die als landesweite digitale Arbeitsumgebung für alle Schulen dienen soll.

Noch einen Tag mehr Aufregung gibt es für 37.100 Kinder der ersten Klasse, die am Dienstag eingeschult werden. Das sind nach Angaben des Bildungsministeriums 1450 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt – einschließlich der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an den Berufsschulen – gibt es in diesem Schuljahr 521.100 Schülerinnen und Schüler, 1550 weniger als im vergangenen Schuljahr. Allein an den allgemeinbildenden Schulen sind es 407.500 junge Menschen.

Schülervertretung: Niemand hat uns um unsere Einschätzung gefragt

Alle am Schulleben Beteiligten müssten mit in die Entscheidungsprozesse rund um Schule und Corona eingebunden werden, forderte am Montag die Vertretung der Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz (LSV). «Ich bin schockiert, dass bisher sämtliche Maßnahmen, die über unsere Gesundheit und unsere Schullaufbahn entscheiden, getroffen wurden, ohne auch nur ein einziges Mal nach unserer Einschätzung zu fragen», kritisierte LSV-Vorstandsmitglied Justus Schenk. Niemand wünsche sich erneut sehr strenge Corona-Maßnahmen. «Dennoch sind erneute Schulschließungen denkbar und sollten nicht um jeden Preis vermieden und bis in den letzten Moment hinausgezögert werden.» dpa

Die Umstände des Schulbesuchs von Ministerpräsidentin Dreyer und Bildungsministerin Hubig werden auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Schulstart mit Maskenpflicht bis zum Platz: „Wie im Restaurant“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

6 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Besorgter Bürger
3 Jahre zuvor

Hier gibts ein paar aussagekräftige Bilder von diesem Schulbesuch:
https://www.rpr1.de/nachrichten/regional/dreyer-besucht-schule-budenheim

Schön, dass sie eine extra kleine Klasse besucht hat, da war der Abstand einhaltbar. Vorbildlich.
Schön, dass alle Masken tragen. Warum eigentlich? So was Heuchlerisches und Verlogenes. Selber schön auf Nummer sicher gehen.. und andere in volle Klassenzimmer ohne Lüftung und ohne Masken schicken.

Ich kann hier leider nicht schreiben, was für Gedanken mir dazu kommen. Ich bin stink sauer, wie Lehrerinnen und Lehrer behandelt werden.

Ich bin überzeugter Demokrat. Aber so langsam kann ich zumindest die Wut so mancher „Wutbürger“ nachvollziehen.

Macht nur so weiter!

Diese Politiker sind eine echte Belastung für unsere Demokratie. Kann Merkel nicht mal ein Machwort sprechen und diese rücksichtslose Politik dieser „Kultus“-Minister und Ministerpräsidenten stoppen?

Matty
3 Jahre zuvor

Da kann ich Ihnen nur zustimmen!
Unglaublich, wenn die Politiker kommen müssen sogar die Grundschüler plötzlich Maske tragen.
Diese Scheinheiligkeit der Politiker hält man nicht mehr aus.

FunkelfunkelkleenerStern
3 Jahre zuvor

Wieviele Schüler werden das auf dem Bild wohl sein? Zehn, zwölf? Packen sie noch achzehn, zwanzig drauf, dann wird ein Schuh draus. Da wurde die Reinigungsfirma vorher bestimmt mindestens doppelt durchgeschickt – so schön sauber und hygienisch! Mir fehlen allerdings die Jubelschüler mit Winkelement.

Leser
3 Jahre zuvor

Schön, wenn es in der Klasse so übersichtlich ist und sogar alle Masken tragen! Aber wo sieht es so aus? Ist ja wohl die Ausnahme!

Unbekannt
3 Jahre zuvor

Das ist ein sehr langer Text aber sie sollten ihn sich unbedingt durchlesen.
Ich bin selber Schüler in der 10. Klasse und ich muss zugeben das sich keiner an die Regeln hält. Der Schulhof wurde extra für jeden Jahrgang in kleine Abteile eingeteilt(jeder jahrgang teilt sich 1 Abteil) und wer hält sich daran? Niemand. Und auch aus dem vielen Händewaschen ist nichts geworden. Macht keiner und ich habe es heute sogar selbst vergessen. Es ist wirklich eine Frechheit und unverantwortlich was die Kultusministerien sich da erlauben. So nach dem Motto „Kindern kann ja eh nichts passieren“ Man hat als Schüler wirklich extrem Angst sich selbst anzustecken, da man dadurch seine eigenen Eltern ja auch ansteckt. Und die sind keine Kinder oder Jugendlichen mehr und das kann bei den meisten tödliche Folgen haben. Genauso sind die Lehrer auch gefährdet.
Ich kann es nicht nachvollziehen welcher vollidiot auf die Idee gekommen ist mit dem komplett normalen präsenzunterricht fortzuführen. Das hält maximal für 2-3 Monate danach sind die Infektionszahlen wieder ganz oben angekommen durch die vielen Verbreitungsmöglichkeiten.
Die Kultusministerien hätten einfach den gesplitteten präsenzunterricht weiter machen sollen. Die Klasse wird in 2 Gruppen aufgeteilt und die 1. Gruppe hat in der ersten Woche Schule während die 2. Gruppe zuhause homeschooling hat. In der nächsten Woche hat dann die 2. Gruppe Schule und die 1. Ist zuhause.
Ausserdem sind bei mir keine Lücken durch das lange homeschooling zu finden. Es ist sogar eher im Gegenteil ich habe viel effektiver gelernt, da ich mir die Themen mit Hilfe von Youtube selber beigebracht habe. Ausserdem konnte ich mir selbst einteilen wann am Tag ich die Aufgaben mache. Diese Musterstreber die sagen sie freuen sich ja so doll auf die schule weil man unbedingt den persönlichen kontakt zu Lehrern usw braucht weil das ja so viel besser ist, haben entweder 50 euro für den Satz angeboten bekommen oder sind nicht mehr ganz sauber im kopf. Das einzige positive ist vielleicht das man seine Freunde wieder sieht. Mehr nicht! Ich weiß garnicht wieso wir uns das überhaupt gefallen lassen und uns selber und unsere Familien in so eine Gefahr bringen, da Corona ja auch schwere Langzeitschäden mit sich zieht. Aber wenn du Schüler bist wirst du sowieso von jedem ignoriert.

Eva Maria Enser
3 Jahre zuvor

Ich bin eine Lehrerin aus Österreich und besuche news4teachers häufig. Bin ganz eurer Meinung und habe vor dem Schulstart bei uns in drei Wochen ziemliches Bauchweh, wenn ich mir die Infektionszahlen ansehe. Durchdachte Konzepte sehen anders aus.