Unterrichtsstart in drei Bundesländern – in Schleswig-Holstein macht die erste von Corona betroffene Schule gar nicht erst auf

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KIEL. In Schleswig-Holstein, Berlin und Brandenburg sind die Schüler wieder an die Schulen zurückgekehrt – angesichts von Corona unter besonderen Vorzeichen. Eine erste Schule ist noch vor dem Unterrichtsbeginn vom Virus betroffen. Bayerns Ministerpräsident Söder mahnt: «Corona wird jeden Tag gefährlicher.» Das Virus sei in ganz Europa wieder auf dem Vormarsch. Zugleich nähmen Leichtsinn und Unvernunft zu. «Die eigentliche Gefahr ist der Leichtsinn bei privaten Veranstaltungen.» Söder rief deshalb wieder zu mehr Vorsicht auf.

Wird es in diesem Schuljahr augrund von Corona immer wieder zu Unterrichtsausfall kommen? Foto: Shutterstock

Mit Corona-Schutzmaßnahmen ist an diesem Montag in drei weiteren Bundesländern das neue Schuljahr gestartet. Nachdem in der vergangenen Woche bereits in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg die Schüler an die Schulen zurückgekommen waren, ist es jetzt in Schleswig-Holstein, Brandenburg und Berlin losgegangen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte den Schulstart bundesweit einen «schwierigen Balanceakt». Er und sein Kabinett berieten heute über eine mögliche Verschärfung der Schutzmaßnahmen.

Im Kampf gegen das Coronavirus will Bayern Testzentren im ganzen Land aufbauen und Tests für Reiserückkehrer deutlich ausweiten. Über eine mögliche Maskenpflicht auch im Schulunterricht will die Staatsregierung dagegen erst zum Ende der Sommerferien Anfang September entscheiden. Die Schule beginnt am 8. September. Söder deutete aber an, dass er eine bayernweite Maskenpflicht auch im Unterricht skeptisch sieht: Wenn es in Landkreisen kaum Fälle gebe, wäre dies «eher eine Qual und Tortur für die Schüler», sagte er. Deshalb müsse man eher flexibel agieren.

Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) betonte, die Gesundheit habe oberste Priorität, man wolle aber auch dem Bildungsauftrag gerecht werden. Deshalb müsse man flexibel sein. Er rief ebenso wie Söder zu mehr Vorsicht im Privaten auf: «Wer einen Regelbetrieb in der Schule möchte, der sollte auch außerhalb achtsam sein.»

In Schleswig-Holstein sollen möglichst viele der rund 363.000 Schüler wieder so viel Präsenzunterricht wie möglich bekommen. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) spricht von der „Wiederaufnahme des Regelbetriebs unter Corona-Bedingungen“. Das Ministerium empfiehlt Schülern und Lehrern dringend, in den ersten zwei Wochen eine Mund-Nasen-Bedeckung in der Schule zu tragen – auch während des Unterrichts. Die Jahrgangsstufen 1 bis 6 sind davon ausgenommen. Eine Maskenpflicht in der Schule, wie sie andere Länder haben, lehnt Prien als zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht verhältnismäßig und nicht verfassungskonform ab.

Maskenpflicht in Fluren, aber nicht in Klassenräumen

Eine Schule bei Husum ist schon vor dem Start wegen einer infizierten Lehrerin vorsorglich zunächst für die kommende Woche geschlossen worden. Negative Testergebnisse der Kollegen, die am Sonntag getestet wurden, könnten aber dafür sorgen, dass die Schüler möglicherweise schon früher wieder in den Unterricht dürfen, bestätigte der Kreis Nordfriesland.

In Brandenburg gilt in Fluren, Treppenhäusern und Mensen eine Maskenpflicht für Schüler und Lehrer, aber nicht in Klassenräumen und auf Schulhöfen. Weil das Kabinett erst am Dienstag über die Corona-Verordnung berät, ist der Mund-Nasen-Schutz in Schulen zunächst freiwillig. Im Hygieneplan ist ein Mindestabstand von 1,50 Metern für Lehrer untereinander festgeschrieben, nicht aber für Schüler. Sie sollen aber so im Klassenraum sitzen, dass enge Kontakte während des Unterrichts minimiert werden.

Auch in Berlins Schulen gilt der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht mehr. Stattdessen beschloss der Senat eine Maskenpflicht für Schulgebäude, die Lehrer und Schüler einzuhalten haben. Sie kommt auf Fluren, in Aufenthalts- und Begegnungsräumen zum Tragen, nicht jedoch im Unterricht oder auf dem Schulhof.

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Zwei Schulen mussten nach dem Schulstart schon wieder schließen

In Mecklenburg-Vorpommern mussten am Freitag – in der ersten Woche des neuen Schuljahres – zwei Schulen wegen Corona-Fällen wieder geschlossen werden. In Ludwigslust, wo am Freitag das Gymnasium wegen der Corona-Infektion einer Lehrerin geschlossen worden war, gehen am Montag die Tests weiter. Nach Angaben von Landrat Stefan Sternberg (SPD) wird das 55-köpfige Schulpersonal nochmals auf den Erreger getestet. Ein erster Test hatte am Samstag zutage gefördert, dass zwei weitere Pädagogen Träger des Coronavirus sind.

Die zuerst positiv getestete Lehrerin hatte zwar seit dem Schulstart vor einer Woche noch keinen Unterricht erteilt, allerdings an einer Fortbildung teilgenommen und dabei das Virus möglicherweise weitergegeben. Auch von den 205 Schülern, die seit dem Schulstart vor einer Woche Kontakt zu den beiden neu infizierten Lehrern hatten, sollen Abstriche genommen werden. Sie wurden inzwischen von der zuständigen Behörde in Quarantäne geschickt. Die Testergebnisse werden für Dienstag erwartet.

Am Mittwoch startet auch das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen mit dem Unterricht – in weiterführenden und berufsbildenden Schulen mit Maskenpflicht im Unterricht.

Laschet: Maskenpflicht wegen Reiserückkehrern notwendig

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) verteidigte diese erneut. «Es ist nicht erträglich, wenn Kinder weiter nicht in der Schule sind», sagte er. Daher seien Vorsichtsmaßnahmen vor allem zu Schulbeginn erforderlich, weil es dann viele Reiserückkehrer gebe. Die Maskenpflicht sei zudem zunächst befristet bis Ende August.

Der Städtetag Nordrhein-Westfalen unterstützt grundsätzlich die Maskenpflicht zum Schuljahresbeginn, fordert aber praxistaugliche Erleichterungen. «An heißen Sommertagen brauchen wir dann großzügigere Hitzefrei-Entscheidungen», sagte der Vorsitzende des Städtetags, Pit Clausen.

Die stellvertretende FDP-Fraktionschefin im Bundestag, Katja Suding, forderte, Beschulung sowohl in Form von Präsenz- als auch durch digitalen Unterricht sicherzustellen. «Mit einem Digitalpakt 2.0 muss Bildungsministerin Anja Karliczek endlich einen Quantensprung für die flächendeckende Digitalisierung der Schulen wagen», sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Weiterer Unterrichtsausfall würde massive Konsequenzen für die Bildungschancen vieler junger Menschen haben. Nötig sei, dass die im Digitalpakt vereinbarten Mittel nicht erst bis 2024, sondern deutlich schneller flössen. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Schulpflicht: Darf der Staat Kinder in den Unterricht zwingen, wenn er dort den Gesundheitsschutz nicht gewährleisten kann?

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12 Kommentare
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AvL
3 Jahre zuvor

Und wiedr ist es ein Erwachsener, der das Virusm in die Schulen trägt. Die unbeschränkte Reisefreiheit, auch in Risikogebiete, macht es möglich, dass die Infektionszahlen wieder angesteigen.

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

scheiß Handy-Schreibteufel
„wieder“ und …. „angestiegen sind“, sollte da stehen

Stefan2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Und der Regelschulbetrieb trägt das Virus in die breite Masse der Gesellschaft; dabei ist es unwesentlich, wer wen zuerst angesteckt hat. Grob fahrlässig…..angesichts zu erwartender Langzeitschäden.

COVID-19: Eine globale Bedrohung für das Nervensystem
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ana.25807

Von 60 COVID19-Patienten, die sich im Jan/Feb infiziert hatten (milder Verlauf bei 47 von ihnen), litten 33 (55%) noch im Mai an neurologischen Symptomen.
MRTs zeigen erhebliche Anomalien in spezifischen Hirnregionen.
Die Menge an viraler RNA, die im oberen und unteren Respirationstrakt nachgewiesen wurde, unterschied sich nicht zwischen symptomatischen und asymptomatischen Fällen. Das deutet darauf hin, dass asymptomatische Fälle ebenso infektiös sein können.

Gerade bei Jüngeren haben Krankschreibungen wegen einer COVID19- Infektion deutlich zugenommen. Ein Plus von 31 Prozent konnten wir in der Gruppe der bis 39-Jährigen innerhalb 4 Wochen feststellen: http://barmer.de

Lisa
3 Jahre zuvor

„In Brandenburg gilt in Fluren, Treppenhäusern und Mensen eine Maskenpflicht für Schüler und Lehrer […]“ – sehr witzig: In der Mensa, wo gegessen und getrunken wird, herrscht Maskenpflicht, nicht aber im Klassenraum, wo die Kinder mehrere Stunden nebeneinander atmen, husten, niesen, …

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lisa

Wie soll man mit einer Maske essen können ?

abc
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Genau deswegen wird hier vermutlich – ironisch – darauf hingewiesen, dass diese Regelung absolut sinnlos ist.
Im Unterricht selbst, alos im Klassenraum, muss die Maskenpflicht gelten. Dies ist der wichtigste Ort, wo man alles tun muss, um mögliches Infektionsgeschehen so weit wie möglich zu unterbinden. Abstand und Masken! Und Abstand geht nur in kleineren Gruppen, weswegen die Klassen halbiert werden sollten.

Stina
3 Jahre zuvor

Ich möchte an dieser Stelle nochmal auf den offenen Brief der Hamburger Elterninitiative „Sichere Bildung für Hamburg“ hinweisen.

https://sichere-bildung-hamburg.de/

xy
3 Jahre zuvor

In 14 Tagen 97000 Kinder infiziert. Aber öffnet nur weiter alle Schulen ohne Schutzmaßnahmen!

https://ktvz.com/health/2020/08/09/more-than-97000-children-tested-positive-for-covid-19-in-the-last-two-weeks-of-july-report-says/

Marie
3 Jahre zuvor

Auch super: Damit Präsenzunterricht stattfindet, gibt es in NRW ab Klasse 5 die Maskenpflicht im Unterricht. Wegen dieser Maskenpflicht werden aber großzügigere Hitzefrei-Regelungen gefordert – ergo findet kein Präsenzunterricht statt, weil die SuS beizeiten wieder heim geschickt werden…

Jonas Kruse
3 Jahre zuvor

Und wenn es auch nur vier gemeinsame Stunden werden. Das Internet (z. B. der NDR) berichtet heute mehrfach über die große Freude der Lehrer und Schüler in Schleswig-Holstein.

Endlich ähnelnd der Vormittag auch wieder dem Nachmittag mit all seinen Sport, Freizeitaktivitäten, dem Treffen mit Freunden etc. Das trüben selbst 34 Grad kaum.

z
3 Jahre zuvor

Leider kam heute in Bayern bei der Videokonferenz von Markus Söder wieder rein gar nichts in Richtung Verbesserung des Schutzes von Schülern und Lehrern heraus. Nichts in Richtung „Wie bekommen wir die Aerosol-Problematik in den Griff?“, verbindliche Einführung einer Maskenpflicht, Bilden von Kleinen Lerngruppen, um Abstand zwischen die Schüler zu bekommen, etc. Keinerlei Bewegung in Richtung Prävention. Weiterhin nur Reaktion über Tests. Einerseits sind dann die Ersten infiziert (mit allen Folgeschäden, die Stefan2020 so gut beschreibt), außerdem lässt sich der Virus nun mal nicht wegtesten. All das passt so gar nicht zur Aussage von Markus Söder: „Der Virus wird immer gefährlicher!“ Wo bleibt die Prävention, Herr Söder und Herr Piazzolo? Wenn die nächste Entscheidung erst gegen Ende der bayerischen Sommerferien fallen soll, ist es auch hier wie in allen anderen Bundesländern zu spät für wirksame Präventionsmaßnahmen. Wieder verstreicht wertvolle Zeit, deshalb möchte ich nochmals auf die folgende Petition verweisen, wenn euch der effektive Schutz von Schülern und Lehrern wichtig ist:

https://www.openpetition.de/petition/unterzeichner/gegen-schule-im-regelbetrieb-aussetzen-der-schulpraesenzpflicht-angebot-von-digitalem-unterricht

Alla
3 Jahre zuvor

In dieser angespannten Situation ist jeder Lehrer, der ausfällt, an unseren Grundschulen eine Katastrophe ! Wir haben für jede Stunde nur EINE Person.
Deshalb hat Frau Prien, KM in SH, auch verlauten lassen, dass ein “ banaler Schnupfen“ kein Grund ist, den Präsenzunterricht nicht wahrzunehmen.