Holpriger Schulstart: Quarantäne-Fälle unter Schülern und Lehrern in Niedersachsen

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HANNOVER. Das niedersächsische Kultusministerium sieht den Schulstart nach den Sommerferien als gelungen an. Ganz ohne Corona-Folgen für die Schulen – und Schüler – geht es allerdings nicht. An weiteren Schulen wurden Quarantänen angeordnet. Und wie entwickeln sich die Infektionszahlen im Land?

Nach wie vor ist die Corona-Krise nicht bewältigt. Illustration: Shutterstock

Inmitten der Coronavirus-Pandemie verläuft Niedersachsens Start ins neue Schuljahr holprig: Schüler mehrerer Schulen im Land haben sich mit dem Virus infiziert. Beschränkungen wurden verhängt.

Am Artland-Gymnasium in Quakenbrück hätten sich vier Schülerinnen und Schüler mit dem Virus infiziert, teilte der Landkreis Osnabrück am Sonntag mit. Der Gesundheitsdienst für Landkreis und Stadt Osnabrück, die niedersächsische Landesschulbehörde und die Schulleitung hätten entschieden, den Schulbetrieb zunächst für zwei Tage – Montag und Dienstag – einzustellen. Ziel sei zu verhindern, dass sich das Virus unkontrolliert verbreite. Kontakte zwischen Schülern und Lehrern sollten ermittelt werden. Betroffen seien Schüler verschiedener Klassen und Jahrgängen, bisher seien sechs Klassen sowie 16 Lehrer als Kontaktpersonen identifiziert. Weitere Tests seien für den Wochenbeginn geplant.

Nach einer Woche: Landesweit 22 Schulen von Coronafällen betroffen

Zuvor hatte das Gesundheitsamt des Landkreises Celle an drei Schulen Beschränkungen verhängt, ein Verdachtsfall an einer Schule in Empelde in der Region Hannover bestätigte sich zudem. Schulschließungen gebe es im Raum Celle aber nicht, teilte der Landkreis mit. In einer Schule sei in Ganztagsgruppen in 39 Fällen Quarantäne verhängt worden – sowohl für Zweitklässler als auch für Viertklässler. Die anderen Kinder könnten am Montag ganz normal zum Unterricht kommen. Auch sieben Kinder einer Oberschule in Westercelle müssten in Quarantäne. Weitere sieben Quarantänefälle gab es demnach in zwei Klassen an einer Berufsschule in Altenhagen.

Die Gesamtzahl der Corona-Neuinfektionen in Niedersachsen stieg auch am Sonntag wieder, wie das Sozialministerium in Hannover mitteilte. Die Zahl der bestätigten Infektionen erhöhte sich um 48 auf 17.266 Fälle. 87,9 Prozent der Betroffenen sind demnach genesen. Seit Sonntag vor einer Woche betrug der Anstieg in Niedersachsen 543 Fälle. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen lag landesweit bei 6,4, am höchsten fiel der Wert im Landkreis Celle mit 13,4 aus.

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In Empelde bestätigte Schulleiter Kay Warneke Medienberichten zufolge, dass Schüler aus fünf bis sechs Kursen, die der erkrankte Jugendliche besucht habe, voraussichtlich bis zum 17. September eine häusliche Quarantäne einhalten müssten. Die restlichen Schülerinnen und Schüler des betroffenen Oberstufenjahrgangs würden in der Zeit ebenfalls im Homeschooling unterrichtet.

Gut eine Woche nach Schuljahresbeginn waren landesweit 22 Schulen von Corona-Einschränkungen betroffen. Wegen festgestellter Infektionen seien 43 Klassen und 3 Jahrgänge in den Heimunterricht geschickt worden, teilte das Kultusministerium mit. Ganze Schulschließungen gab es nicht. Oft müssten auch nicht alle betroffenen Schüler in Quarantäne. Das Ministerium verwies darauf, dass die Einschränkungen nicht mit Unterrichtsausfall gleichzusetzen seien. Die Schulen seien verpflichtet, von der Quarantäne betroffenen Schülerinnen und Schüler im Distanzunterricht zu betreuen. Insgesamt sei der Neustart des Unterrichts aus Sicht des Ministeriums dennoch gut verlaufen.

Im Landkreis Cuxhaven trafen Corona-Beschränkungen drei Klassen der Oberschule in Dorum, wie der Kreis kürzlich mitteilte. In Dorum sei ein Lehrer positiv auf das Coronavirus getestet worden. Im Kreis Goslar sind zwei Klassen an Schulen in Seesen beziehungsweise in Goslar in Quarantäne. Vorsorglich wurde auch eine Klasse des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Wolfenbüttel in Quarantäne geschickt. Auch in Göttingen und Seelze waren Schulen betroffen.

Lehrerverband: Großer Einsatz der Lehrer hat Schulbetrieb ermöglicht

„Der Start ins neue Schuljahr hat gezeigt, dass Niedersachsens Schulen sehr engagiert die Probleme angegangen sind. Trotz mancher Einschränkungen durch bauliche Unzulänglichkeiten und insbesondere trotz einer vielerorts viel zu knappen Personalausstattung haben es unsere Lehrkräfte mit großem Einsatz gemeistert, dass der Schulbetrieb wieder laufen kann“, meint Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR. „Die nächsten Wochen werden aber zeigen, wo wir wirklich stehen. Besonders an den Ober-, Real- und Hauptschulen wird die schlechte Versorgung mit Lehrkräften zu spürbaren Unterrichtsausfällen führen.“

Die schleppende Ausrüstung aller Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten werde schnell zum Problem werden, wenn es kurzfristig coronabedingt zu Homeschooling kommen sollte. Neumann: „Hier muss dringend Gas gegeben werden.“ News4teachers / mit Material der dpa

Schulstart in Niedersachsen, erster Tag: Corona-Probleme in vier Städten

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3 Kommentare
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Jan
3 Jahre zuvor

Spannend wäre, wie viele der in Quarantäne geschickten SuS tatsächlich getestet werden oder ob man wie in anderen Bundesländern darauf verzichtet.

Rumpel
3 Jahre zuvor
Antwortet  Jan

In NRW haben plötzlich viele Schüler „Grippe“ … natürlich wurden die Meisten davon nicht getestet…

georg
3 Jahre zuvor

Ich rate letzteres. die Lehrer versorgen die Schüler ja mit Aufgaben und ohne Symptome, was bei den mit Abstand meisten der Fall ist, sind sie nach zwei Wochen wieder da. Und all das sogar ohne Kosten für die Kommune.