Kultusministerin Eisenmann schaut sich digitalen Unterricht an: «Ich staune»

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STUTTGART. Wie steht es um die Digitalisierung an Schulen? Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann hat es sich an einer Schule angeschaut. In einer vierten Klasse staunt sie über die Fähigkeiten der Kinder. Schule und Gewerkschaft haben unterdessen klare Forderungen.

Hatte die Einladnung zum Schulbesuch in der Fernseh-Sendung „hart aber fair“ angenommen: Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann. Foto: Kultusminsterium Baden-Württemberg

So wenig Aufmerksamkeit bekommt die Kultusministerin selten. Die Viertklässler beachten Susanne Eisenmann (CDU) kaum. Eisenmann huscht um die vier Mädchen herum, doch die drehen das Tablet immer wieder anders herum – die Politikerin sieht kaum etwas. Die Schülerinnen müssen ein Gedicht als eigenes Video mit einem Videoschnittprogramm erstellen. «Ich kann da nur staunen», sagt Eisenmann, die nächstes Jahr gerne Ministerpräsidentin in Baden-Württemberg werden möchte. Ein Video habe sie noch nie geschnitten.

„Sie sehen eine ganz normale Schule, keine Vorzeigeschule“

Am Montag besucht sie die Gemeinschaftsschule Leutenbach (Rems-Murr-Kreis), um sich anzuschauen, wie es um die Digitalisierung dort bestellt ist. «Sie sehen eine Schule, die ganz normal ist, keine Vorzeigeschule», sagt Schulleiterin Sonja Frech zur Begrüßung. Frech erhofft sich von dem Besuch der Ministerin einen Anschub bei digitalen Themen.

Vor allem bei der Wartung der Endgeräte hapert es nach Ansicht der Rektorin. An der Schule gibt es 100 Endgeräte wie Laptops und Tablets für etwa 465 Schüler. «Die Wartung ist das Hauptproblem», sagt auch Lehrerin Eleni Himonidou, die Informatik im Nebenfach studiert hat. «Ich nutze Inhalte aus dem Informatikstudium heute mehr als irgendwelche Deutsch-Lektüren». Fächer wie Geschichte oder Deutsch müssten viel digitaler gedacht werden, ginge es nach ihr. Die Lehrer alleine könnten das nicht stemmen, sind sich Rektorin Frech und Himonidou einig.

Während 25 Viertklässler mit acht Tablets fleißig Videos schneiden, hängen im Flur teilweise Kabel aus der Decke. «Wir sind immer noch in Renovierung», erklärt Bürgermeister Jürgen Kiesl. Doch wie digital ist die Schule aus Sicht der Schüler? Die Viertklässler finden das Schneiden am Tablet «cool». Ein Neuntklässler aus der Klasse von Himonidou sagt, es gebe nicht so «arg viel Digitales an der Schule». «Das Höchste der Gefühle ist oft nur das Googeln, wenn es uns der Mathelehrer erlaubt.»

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Finanzierung von IT-Administratoren an Schulen soll bis Jahresende geklärt werden

Das könnte sich laut Eisenmann bald ändern. Die Verhandlungen für zusätzliche Computer-Experten an Schulen sollen zum Ende des Jahres abgeschlossen werden. «Wir sind dabei. Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende des Jahres verhandelt haben, wie die Finanzierung aussehen soll», sagt die Ministerin beim Schulbesuch. Das Thema habe hohe Aktualität.

Sonja Frech macht vor allem eine Aussage der Ministerin Hoffnung: «Sie sprach schon davon, dass tatsächlich ITler für die Schulen kommen sollen und dass Lehrer dies nicht mehr selber machen müssen.»

Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert mehr Schulpersonal und sieht großen Handlungsbedarf. «Eisenmann ist bei der Landtagswahl im März 2021 versetzungsgefährdet, wenn es ihr nicht gelingt, die 4500 Schulen in Baden-Württemberg bei der Digitalisierung besser zu unterstützen», sagt Gewerkschaftschefin Doro Moritz. Mit zusätzlichen Notebooks habe Eisenmann erste wichtige Schritte eingeleitet, denen aber weitere folgen müssten. Geräte allein brächten wenig Fortschritt, wenn es keine ausreichende Unterstützung gebe.

Der Verband Bildung und Erziehung ist da wohlwollender: Eisenmann habe in der letzten Zeit viel bewegt. «Die Bildungsplattformen sind demnach leistungsfähiger und mit mehr Kapazität ausgestattet worden», sagt der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand. Von Felix Schröder, dpa

Eisenmann besucht Schule – um sich über Digitalisierung zu informieren

 

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3 Kommentare
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M.Rossbach
3 Jahre zuvor

Sehr geehrte Frau Eisenmann.
Sie sind Mega Peinlich! Und gefährlich für die Gesundheit ihrer Schutzbefohlenen!
Philosophie verstehen sie wohl besser!
„Schuster bleib bei deinen Leisten“

Ohne Worte

Petra Schmitz
3 Jahre zuvor

Hoffendlich hat sie auch ohne Maske bei den Kids im Klassenraum gesessen

Eisquelle
3 Jahre zuvor

Die Schulen, Schüler brauchen bei der Digitalisierung jemanden der sie erstaunt – nicht umgekehrt. Wer beim Thema Digitalisierung jetzt den Sachstand nicht kennt und keine darüber hinausgehenden Ideen fertig im Kopf hat, hat sich m.E. damit bereits deklassiert.