Laschet lässt Lüftungssysteme an allen Schulen checken – und erwägt Luftreiniger

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DÜSSELDORF. Die Lüftungssysteme in allen rund 5500 Schulen Nordrhein-Westfalens sollen einem Corona-Check unterzogen werden. Das kündigte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag in Düsseldorf an. «Die Schulministerin und die Bauministerin sind mit großem Engagement dabei, zu identifizieren: Wo ist das Problem der Lüftungen in den Schulen?».

Erwartet an jeder 100. Schule bauliche Probleme: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Foto: Υπουργείο Εξωτερικών / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

Bei seiner voraussichtlich letzten großen Pressekonferenz vor den Kommunalwahlen am 13. September griff Laschet damit ein besonders heftig diskutiertes Ärgernis auf. Früher war es bloß unangenehm, Klassenzimmer nicht richtig durchlüften zu können, wenn die Köpfe der Schüler rauchten. In Corona-Zeiten hängt nun auch die Gefahr durch Aerosole, die das Virus übertragen können, buchstäblich im Raum. Zahlreiche Lehrergewerkschaften und auch Oppositionsparteien haben die Regierung seit Wochen aufgefordert, zu handeln.

„Passgenaue Fördermöglichkeiten“ und technische Lösungen für Schulen

Jetzt verspricht der Ministerpräsident «passgenaue Fördermöglichkeiten» und technische Lösungen – etwa für Schulen, wo aus Sicherheitsgründen bislang die Fenster nicht zu öffnen seien. Nächste Woche seien erste Ergebnisse der Analyse zu erwarten.

Nach den bisher vorliegenden Daten sei davon auszugehen, dass etwa ein Prozent aller Schulen bauliche Mängel hätten, sagte Laschet. Wenn das zutreffe, könnten neue Programme aufgelegt oder eventuell nicht ausgeschöpfte genutzt werden, um die Mängel schnell zu beheben. Dazu gehöre auch die Prüfung, ob Luftfilter die Probleme lösen könnten. Schulministerin Yvonne Gebauer hatte diese bereits als zu teuer verworfen (News4teachers berichtete darüber – hier). Laschet jetzt: «Das Land wird die Schulträger beraten, wie man möglichst schnell das Geld bekommt.»

„Nie wieder bei Schulen und Kitas beginnen“

Angesichts der seit etwa zwei Wochen stetig sinkenden Zahl der Neuinfektionen in NRW gebe es aber keinen Grund, eine neue Maskenpflicht im Unterricht zu erwägen. «Das Virus ist noch da, aber es ist kein Anlass zur Panik», beschrieb er die Lage. Bei 18 Millionen Einwohnern gebe es aktuell nur rund 200 Covid-19-Patienten in NRW. Nach Zahlen der Landesregierung vom Freitagmittag waren darunter 75 auf Intensivstationen. Damit habe NRW auch die Reiserückkehrerwelle inzwischen gut überstanden.

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Klar sei: «Wenn wir jemals wieder etwas schließen müssen, weil Infektionszahlen dramatisch steigen, dürfen wir nie wieder bei Schulen und Kitas beginnen.» Hier gehe es nicht nur um das Recht auf Bildung, sondern ganz wesentlich auch um Gerechtigkeit – gerade für Kinder, deren Eltern nicht helfen könnten.

FDP-Minister schließt flächendeckende Schulschließungen vollständig aus

Der stellvertretende Ministerpräsident und NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) erteilte einer erneuten flächendeckenden Schließung von Bildungseinrichtungen in der Corona-Krise hingegen eine vollständige Absage. Er gebe den Familien «eine Bildungs- und Betreuungsgarantie»: «Es wird keine landesweite Schließung von Kitas und Schulen mehr geben», sagte der FDP-Landeschef (der damit auch Einfluss auf das von seiner Parteifreundin Yvonne Gebauer geführte Schulministerium hat). Das gelte auch, so Stamp, wenn die Infektionszahlen im Winter wieder stiegen.

Mit seinem Corona-Krisenmanagement sei NRW gut aufgestellt für die Herbst- und Wintersaison, wenn wieder steigende Infektionszahlen zu erwarten seien, befand auch Laschet. Deshalb hält er auch Martinsumzüge in diesem Jahr trotz der Pandemie für möglich, wenn Schutzmaßnahmen eingehalten werden. «Wenn Kinder morgens in den Kitas eng zusammen sind, dann können sie auch mit Abständen an der frischen Luft einen Martinsumzug machen.» Manche planten in diesem Jahr mit anderen Veranstaltungsformen. Es werde aber keine landesgesetzlichen Verbote zu Martinsumzügen geben. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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4 Kommentare
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Jan
3 Jahre zuvor

Ich finde es interessant, mit welcher Sicherheit ein Politiker jetzt schon unabhängig von der weiteren Entwicklung des Infektionsverlaufs flächendeckende Schulschließungen ausschliesst.

Vielleicht sollte man vor solchen Sprüchen erst einmal dafür sorgen, dass wenigstens ALLE Akteure dieses Experiments die Möglichkeit bekommen, sich einfach und ohne langes Betteln/Herumfragen testen zu lassen, sobald es ein erhöhtes Risiko gibt, dass eine Infektion stattgefunden hat (Symptome, Kontakt beliebiger Art zu einem Infizierten). Aktuell ist das bekanntermaßen in NRW für SuS selbst dann schwierig, wenn über zwei Tage mehrere Symptome vorliegen, die auch bei Corona typisch sind.

Palim
3 Jahre zuvor
Antwortet  Jan

Aber selbst wenn 7/8 der SuS krank zu Hause wären, getestet oder nicht, wahren die MinisterInnen ihr Gesicht und können sagen: Die Schulen sind offen!

Zustimmung
3 Jahre zuvor

Es gibt Tage, da liebe ich die FDP; heute ist so ein Tag: Danke!
Aktuell in NRW +getestet aber nicht auf den Straßen 0,023% Personen.

NRW-Lehrerin
3 Jahre zuvor
Antwortet  Zustimmung

Und jetzt kommen wir zu der entscheidenden Frage: wie hoch ist die Anzahl der nichtgetesteten Infizierten, die „auf den Straßen“ sind? Und wie hoch ist die Anzahl an Kindern und Jugendlichen unter ihnen, die oft asymptomatisch sind oder wegen zu wenig Symptomen nicht getestet werden?
Das (!) sind die entscheidenden Fragen, vor denen die FDP (und nicht nur die) konsequent die Augen verschließt.
Immerhin scheint die Beruhigungspolitik ja bei einigen zu verfangen …