Schulleiter verweist Schüler, der eine Maske verweigert, von der Schule – und wird seitdem von Corona-Leugnern bedroht

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ERFURT. An einem Gymnasium in Thüringen wird ein kommissarisch eingesetzter Schulleiter von mutmaßlichen Corona-Leugnern bedroht. Außerdem werden krude Briefe an Schulen im Land verschickt. Thüringens Bildungsminister Holter warnt davor, politische Diskussionen in die Schulen zu tragen.

Der Protest gegen Corona-Maßnahmen radikalisiert sich – das bekommen auch Schulen zu spüren. Das Foto zeigt eine Demostration von Gegnern der Schutzmaßnahmen am 1. August in Berlin. Foto: Shutterstock

Nach Drohungen von mutmaßlichen Corona-Leugnern gegen einen stellvertretenden Schulleiter in Ilmenau sieht Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) eine Grenze überschritten. «Schule ist ein geschützter Raum. Deshalb müssen solche politischen Auseinandersetzungen woanders geführt werden», sagte Holter am Donnerstag bei einem Treffen an der Goethe-Schule in Ilmenau.

Kommissarischer Schulleiter soll „zur Rechenschaft gezogen werden“

Der dort kommissarisch eingesetzte Schulleiter Robby Krämer hatte einen Schüler des Gymnasiums verwiesen, der sich weigerte, im Schulgebäude eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Seitdem erhielt Krämer mehrere E-Mails, Anrufe und Nachrichten von mutmaßlichen Corona-Leugnern – teils auch auf sein privates Handy. Krämers Angaben zufolge sei ihm angedroht worden, dass ihm Leid zugefügt werden solle. Außerdem habe er eine E-Mail erhalten, «in der mir mitgeteilt wurde, dass ich nach der „Systemwende“ zur Rechenschaft gezogen werden würde», sagte Krämer.

In Thüringen gilt im Unterricht keine Pflicht, eine Maske zu tragen – in den Schulgängen und an Orten, wo viele Menschen auf engem Raum aufeinandertreffen, aber schon.

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Holter sprach von einem Einzelfall, wies aber darauf hin, dass ein Schreiben mit «pseudowissenschaftlichen Abhandlungen» an mehrere Thüringer Schulen mit verschickt worden sei, wie er sagte. «Die Schreiben deuten darauf hin, dass es hier um eine konzertierte Aktion geht», sagte Holter. Das Thema solle auch beim nächsten Gespräch der Kultusminister am Freitag besprochen werden.

Eltern und Lehrer werden angeblich mit Schutzmaßnahmen „drangsaliert“

Das Schreiben, das an mehrere Thüringer Schulen ging, wurde von der «Bürgerinitiative Eltern stehen auf, Regionalgruppe Thüringen» verschickt. Holter sagte, es sei nicht ausgeschlossen, dass das Schreiben auch in anderen Bundesländern verschickt wurde.

Darin werden Eltern nach den Hygienekonzepten an den Schulen befragt. Unter anderem heißt es darin: «Angst sollte nicht der Motivator dafür sein, unsere Kinder in gesundheitlichen Einschränkungen und in psychisch soziale Krisen zu drängen.» Außerdem ist die Rede davon, dass Lehrer und Schulleitungen «drangsaliert» würden, indem ihnen bei Verstößen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen hohe Bußgelder auferlegt würden.

Holter sagte, es müsse an dieser Stelle ein klares «Stoppzeichen» geben. Die Debatte um die Anti-Corona-Maßnahmen sei notwendig, dürfe aber nicht in die Schulen getragen werden. Er wolle ein Signal der Solidarität und Unterstützung mit dem betroffenen stellvertretenden Schulleiter senden. dpa

Schüler verklagt Schule wegen Empfehlung, Maske zu tragen – und bekommt recht

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Lena R.
3 Jahre zuvor

Als allererstes sollten wir uns von den Worten Coronaleugner und Coronaneurotiker distanzieren, die Gruppe “ Eltern stehen auf“ kenne ich von BW. Schade, die Idee sich für die Rechte der Kinder stark zu machen war gut. Denn Kinder brauchen eine Lobby, in BW wurde dazu aufgerufen Herrn Kretschmann gebrauchte Masken zu schicken. Das ist einfach niveaulos. Ich bin gegen eine Maskenpflicht in der Schule und trage die Maßnahmen der Regierung sicher nicht mit. Doch Schulleiter bedrohen, sonstige psychische oder physische Drohungen sind der falsche Weg. Auch falsche Atteste um der Maskenpflicht zu entgehen ist nicht das was wir unseren Kindern vormachen sollten. Allerdings sehe ich die Problematik nicht in einer politischen Diskussion, sondern in einer Spaltung der Gesellschaft. Manche Kinder wurden nie richtig aus ihrem sozialen Leben rausgerissen, in manchen Familien herrscht große Angst. Das bringen die Kinder natürlich in die Schule mit.

Küstenfuchs
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lena R.

„Eltern stehen auf“ ist doch keine Gruppe, die sich für Kinderrechte stark macht. Das ist eine Gruppe von Querulanten, denen ihre Kinder am Arsch vorbei gehen und die ihre Kinder instrumentalisieren.
Nach den Beobachtungen, die ich nun nach fast 4 Wochen Schule gemacht habe: Kein Kind hat ein Problem damit, eine Maske in den Gängen zu tragen (also nicht im Klassenraum und nicht auf dem Schulhof). In diesem Fall brauchen die Kinder auch keine Lobby, zumal diese Maßnahme nur Schulschließungen verhindern und Bildung ermöglichen sollen.

Palim
3 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Leider haben aber Eltern ein Problem damit, dass Kinder auf dem Gang für 5 m eine Maske tragen sollen. Dass man dabei andere schützt, scheint nicht wichtig zu sein.

Da mag es vereinzelt Fälle geben, wo das wirlich zu viel verlangt ist, bei diesem Risiko ist aber der Schulbesuch als solcher dann fraglich.

Warum kann man per Gericht oder Beschwerde Schutzvorschriften aushebeln, aber den Arbeitsschutz nicht einklagen?

AT
3 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Ignoranten sterben einfach nicht aus!
Fakten leugnen machts auch nicht besser!
Und für Sie zur Erhellung: Gebe seit 40 Jahren Unterrichte – auch jetzt in Zeiten des „Corona-Wahns“ – und die Einzigen, die aktuell im Unterrichtsraum jemanden gefährden, sind diejenigen, die eine Maske tragen (weil sie damit einen hervorragenden Nährboden für Keime, Bakterien und Viren vor sich hertragen und beim Ausatmen diesen Misten Anderen entgegenschleudern und sich beim Einatmen selbst infizieren bzw. anstecken). Und nein, ich bin kein Corona-Leugner – Corona ist ein Erkältungsvirus (siehe FAQ-Seite des RKI) und diesen Virustyp gibt es bei uns nur im Winter (Dezember bis März / April, je nachdem viel schnell es wärmer wird – Corona-Viren vertragen keine Hitze = Quelle: RKI).
Die letzten Kurse wurde alle im Präsenzunterricht gefahren, ohne Masken – um sich selbst und andere nicht zu schaden. Maskentragen hat weder etwas mit Respekt noch mit Rücksicht zu tun, sondern mit mangelnder Information! Weiterbilden macht schlau – sollten Sie auch mal ausprobieren, verursacht auch keine Schmerzen und hat kaum Nebenwirkungen (evtl. stellt sich als Nebenwirkung mehr Wissen ein, aber das schadet nix!!) 😉

OlleSchachtel
3 Jahre zuvor

In BW können die Coronaleugner gerne ihre Kinder zu Hause belassen wenn sie keine Maskenpflicht wollen. Ich finde es schlimm, dass inzwischen der Staat durch diverse Gruppierungen (darunter nicht wenige rechtgerichtete) unterwandert wird. Manchmal stellen sich mir die Haare, weil ich mich an die Zeit vor dem 2. Weltkrieg erinnert fühle. Hetze gegen einzelne Gruppen und staatliche Organe und der Pöbel läuft halt mal bei der Demo mit. Bedrohung von Polizisten, Politikern und Lehrern, und wie geht es weiter? Ein bisschen Corona und schon gerät alles aus den Fugen. Unglaublich, dass der Mensch nichts dazu gelernt hat.

Lena R.
3 Jahre zuvor
Antwortet  OlleSchachtel

@olleschachtel, sind Sie schon einmal unterwandert worden? Also ich warte noch, so richtig die Bedeutung dieser Phrase ist mir nicht klar…..und wie wird der Staat unterwandert? Oder ist jeder Regierungskritiker ein Radikaler? So wie jeder, der die Maßnahmen anzweifelt ein Coronaleugner ist. Naja der Spahn entschuldigt sich fast für die Maßnahmen, Innenminister Herrmann Bayern findet inzwischen die soziale Isolation vom Shutdown zu extrem und der Drosten will 5 Tage Quarantäne…..aber Sie haben Recht in BW tut sich was, der Walddorfverband wird sehr massiv. Im Prinzip wurde diesen Schulen die Grundlage ihrer Ideologie entzogen. Also die Maskengeschichte von NRW und Bayern ließe sich in BW nicht durchsetzen. Im Land der Querdenker….

Defense
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lena R.

Ach Lena, …

Pälzer
3 Jahre zuvor

Vor Jahren hatte ein Schüler an unserem Gymnasium nach mehreren anderen Vorfällen einen Mitschüler ohne jeden Grund heftig angegriffen und geschlagen. Die Konferenz drohte ihn von der Schule zu verweisen, wurde aber von der Schulbehörde hart zurückgepfiffen – das sei bei weitem kein Grund für einen Schulverweis.
Wie sich die Zeiten geändert haben …

Uwe
3 Jahre zuvor

„auf den Schulgängen“ – zum Klassenraumwechsel ? Ist das zuviel verlangt? Dagegen macht man sich nur stark, wenn eine verschobene Ideologie dahinter steckt. Es ist traurig, dass die Kinder dieser Eltern dabei als Schwert vorgehalten werden.

Mary-Ellen
3 Jahre zuvor

Lena: 13. 09. 13:59
Zu allererst sollte ich mich deutlich von Ihnen und dem Inhalt ihrer Beiträge distanzieren, das erscheint mir an dieser Stelle sinnvoller!!!!
Auch hier gilt: Abstand halten!!!